Mangel an Studienplätzen in Österreich: Deutschland soll für seine Studenten im Nachbarland zahlen

Von Nicole Freialdenhoven
27. Mai 2013

In Österreich erhitzt ein Urteil des Obersten Gerichtshofes, wonach einem Studenten Schadenersatz zusteht, weil er aufgrund eines fehlenden Studienplatzes nicht in der Normalzeit fertig studieren konnte, weiterhin die Gemüter.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle will den Zugang zu den Universitäten mit schärferen Zulassungsbedingungen einschränken um so zu garantieren, dass genügend Studienplätze für einen Jahrgang zur Verfügung stehen. Die oppositionelle SPÖ dagegen will lieber das Studienplatzangebot erweitern. Eine Sprecherin der österreichischen Sozialdemokraten will dazu die Nachbarländer, allen voran Deutschland, in die Pflicht nehmen.

Zahlreiche deutsche Studenten, die in der Heimat an den Numerus Clausus-Bedingungen im gewünschten Studienfach scheitern, kämen zum Studieren nach Österreich, wo sie den einheimischen Studenten kostenlose Studienplätze wegnähmen. Um dies zu ändern, sollen Deutschland und andere Länder Ausgleichszahlungen leisten. Dies lehnte das deutsche Bildungsministerium jedoch schon ab und verwies darauf, dass die europaweite Bologna-Reform das Studieren im Ausland ausdrücklich förderte.

Etwa jeder fünfte Student an den österreichischen Universitäten stammt derzeit aus dem Ausland - mit 38 Prozent liegt Deutschland bei den Herkunftsländern mit Abstand an der Spitze vor den Ländern Ex-Jugoslawiens mit 11 Prozent und Südtirol mit 9 Prozent. Insgesamt haben sich die Zahlen der ausländischen Studierenden in Österreich in den letzten zehn Jahren von 31.000 auf 65.000 mehr als verdoppelt. Lediglich Zypern zählt im internationalen Vergleich noch mehr ausländische Studenten.