Universität adé - warum Studenten ihr Studium abbrechen

Eine Umfrage der Universität Konstanz hat Abgänger über ihre Motive befragt

Von Dörte Rösler
4. August 2015

Hausarbeiten und Klausuren sind geschrieben, die Semesterferien warten - und viele Studenten kommen ins Zweifeln. Bin ich hier richtig? Mehr als jeder vierte Studierende verlässt die Uni. Mancher wechselt in ein anderes Fach, viele gehen für immer. Was sind die Ursachen?

Die hohe Zahl der Studienabbrecher hat mittlerweile auch die Politik aufgeschreckt. Welche Gründe es für den Abbruch gibt, wird von offizieller Seite aber kaum erhoben - aus Datenschutzgründen. Etwas Licht ins Dunkel bringt nun eine Umfrage der Universität Konstanz, die zwischen 2010 und 2014 alle Abgänger über ihre Motive befragt hat. Die Ergebnisse werfen kein gutes Licht auf Politik und Universitäten, aber auch die Gymnasien scheinen nicht optimal auf das Studium vorzubereiten.

Probleme mit Mathe und Texten

Die Abbrecherquote in den Naturwissenschaften ist kaum höher als in anderen Fächern. Knapp die Hälfte der Abgänger berichtet jedoch, dass ihnen die Vorkenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften fehlten, um im Fachstudium klarzukommen. Jeder zweite gab außerdem zu, Probleme mit dem Verfassen schriftlicher Arbeiten zu haben.

Erschreckend: auch die Hälfte der erfolgreichen Absolventen fühlte sich hier nicht gut vorbereitet.

Kritik an Lehre und Ausstattung

Deutliche Kritik äußerten die Abbrecher an der Lehre und Ausstattung der Hochschule. Zum Teil mag dies an der Überforderung durch Stoffmenge und selbständigem Lernen liegen, aber auch die Absolventen gaben ihrer Uni nicht nur gute Noten. Ein wesentliches Manko liegt nach Ansicht der Bachelor-Studierenden in der Praxisferne des Studiums.

Elternhaus entscheidet

Bereits beim Schulbesuch sind Kinder aus bildungsaffinen Familien im Vorteil. Sie machen häufiger Abitur und entscheiden sich öfter für ein Studium. Dieser Trend setzt sich an der Uni fort: je niedriger der Bildungsstand der Eltern, desto höher ist das Risiko für einen Studienabbruch. Hier spielt auch die finanzielle Ausstattung der Studenten eine Rolle: Abbrecher mussten während ihres Studiums öfter Geld in Nebenjobs verdienen.

Abiturnote zeigt Risiko an

Ein Einser-Abitur ist keine Garantie für ein Prädikatsexamen. Wie die statistische Auswertung zeigt, haben Studienabbrecher aber durchschnittlich eine schlechtere Abi-Note (2,5) als Absolventen (1,9). Zu Beginn des Studiums sind die Abbrecher zudem schlechter über ihr Fach informiert als diejenigen, die bis zum Bachelor oder Master durchhalten.

Mehr Geld für Absolventen

Die hohen Abbrecherzahlen sind nicht nur für die Hochschulen ein Problem, auch die Politik beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Im neuen "Hochschulpakt III" haben Bund und Länder deshalb finanzielle Mittel bereitgestellt, um Studienabbrüche zu reduzieren.

Nordrhein-Westfalen überlegt etwa, den Unis für jeden erfolgreichen Absolventen eine Prämie von 4000 Euro zu zahlen - als Anreiz, mehr Studenten zum Abschluss zu führen.