Afrika nicht nur die Wiege des Menschen, sondern auch der Sprachen?

Forscher begründet Herkunft der Sprachen auf der Anzahl der Phoneme

Von Ralph Bauer
18. Mai 2011

Ähnlich wie der Mensch hat wohl auch die Sprache ihren Ursprung in Afrika. Diese These vertritt Quentin Atkinson von der University of Auckland in Neuseeland in einem Aufsatz in der Zeitschrift "Science". Demnach reduziert sich die Zahl der kleinsten sinnbildenden Einheiten einer Sprache - der sogenannten Phoneme - mit der Entfernung von Afrika.

Zusammenhang zwischen Anzahl der Phoneme und Entfernung zu Afrika

Beispielsweise stellte er bei den Sprechern des Pirahã im Amazonasgebiet elf Phoneme fest, das Kung-Ekoka in Südwestafrika bringt es dagegen auf 141 Phoneme. Insgesamt können die Phoneme einer Sprache zu rund 19 Prozent mit der Entfernung zu Südwestafrika erklärt werden. Dagegen lassen sich nach heutigem Stand der Wissenschaft bis zu 85 Prozent der genetischen Diversität einer Population mit der Entfernung von Afrika erklären.

Die Thesen Atkinsons werden in Fachkreisen diskutiert und sind nicht ganz unumstritten. Unter dem Strich zeigt sich die Wissenschaft aber begeistert von den Erkenntnissen, die freilich noch erhärtet werden müssen. Wenn der Forscher recht hat, hätten sich alle Sprachen der Welt - Schätzungen gehen von über 600 aus - vor 50.000 bis 80.000 Jahren von Afrika aus entwickelt.