Zwischen Kampf und Koexistenz - Sprachen im Vergleich

Sprachen existieren nebeneinander? Unter bestimmten Vorraussetzungen möglich

Von Ingo Krüger
8. März 2011

Spanien ist ein mehrsprachiges Land. Neben dem vorherrschenden Spanisch, auch Kastilisch genannt, existieren mit Aranesisch, Baskisch, Galizisch und Katalanisch vier weitere Amtssprachen. Wissenschaftler von der Universität in Santiago de Compostela untersuchten nun, warum sich das Spanisch nicht im ganzen Land durchgesetzt hat und die anderen Sprachen nicht ausgestorben sind.

Sprachen existieren nebeneinander

Unter Anwendung von mathematischen Modellen versuchten die Physiker und Mathematiker nachzuweisen, dass eine Koexistenz verschiedener Sprachen in einem Land möglich ist. Bisher waren auch Experten der Ansicht, dass sich langfristig die Sprache durchsetzen werde, die von der Mehrheit der Bevölkerung beherrscht wird. Als Beispiel führten Sprachwissenschaftler das Walisische an.

Ist der Anteil von Menschen, die verschiedene Landessprachen anwenden, groß genug, so gibt es keinen Grund für das Aussterben der schwächeren Sprache. Dies meint zumindest Jorge Mira Pérez von der Hochschule in Santiago de Compostela.

Er berücksichtigte bei seiner Studie auch den Verwandtschaftsgrad der Sprachen miteinander. Betrage dieser etwa 40 Prozent, so könnten unterschiedliche Sprachen koexistieren. Falls der Stellenwert einer der Sprachen geringer sei, müsse die Übereinstimmung wenigstens 75 Prozent betragen, so Pérez. Sonst könne die schwächere Sprache nur schwer überleben.

Die Studienergebnisse sollen als Hilfe bei dem Schutz bedrohter Sprachen dienen. So glauben die Forscher, dass es sinnvoll sei, den unterschiedlichen Stellenwert von Sprachen und ihre Übereinstimmung, bei diesen Überlegungen einzubeziehen. So ließen sich genauere Vorschriften erstellen.