Mamas Stimme: Welchen Einfluss hat der Klang auf Kinder?

Studie macht deutlich, dass Mamas Stimme mehr als nur Trost und Sicherheit spendet

Von Cornelia Scherpe
14. Juni 2016

Es ist eine klassische Mutter-Kind-Situation: Wenn Kinder weinen, schenkt die Stimme der Mutter Trost, sind sie verängstigt, gibt die Stimme Geborgenheit. Aus der Erforschung der menschlichen Beziehungen kennt man diese wichtige Funktion der Mutter. Doch bisher fehlten Studien dazu, wie genau der Klang der mütterlichen Stimme auf das Gehirn ihres Kindes wirkt. US-Forscher wagten sich an diese Frage und gewannen erstaunliche Erkenntnisse.

An dem Experiment nahmen 24 Jungen und Mädchen mit ihrer biologischen Mutter teil. Alle Kinder waren sieben bis zwölf Jahre alt und in der gesamten Lebensspanne bei der Mutter aufgewachsen. Vorherige Tests zeigten, dass keines der Kinder an einer Entwicklungsstörung litt und mindestens einen (alterstypischen) IQ von 80 hatte.

Das geschieht im Gehirn

Die Forscher fertigten von allen 24 Müttern eine Stimmaufnahme an. Da die Kinder in einem Alter waren, in dem Wörter bereits logisch verstanden werden, bat man die Frauen, zusammenhangslose Begriffe zu verwenden. Spielte man nun den Kindern eine Aufnahme vor, erkannten die jungen Probanden in 97% Prozent der Fälle sofort, ob es die Stimme der eigenen Mutter oder die einer Fremden war. Dafür benötigten die Kinder weniger als eine Sekunde.

Eine gleichzeitige Messung der Hirnaktivität zeigte außerdem, wie viele Areale beim Klang der mütterliche Stimme aktiv wurden. Neben dem Hören wurden sofort auch die Emotionen und das Belohnungszentrum angesprochen. Darüber hinaus aktivierten sich Bereiche, die für das Reflektieren über sich selbst und das Wahrnehmen von Gesichtern wichtig sind. Erklang dagegen die Stimme einer Fremden, wurde nur der Bereich für das Hören aktiv.

Einfluss auf das geistige Heranreifen

Interviews mit den Eltern zu sozialen Kompetenzen und der Kommunikationsfähigkeit der Kinder zeigten einen klaren Zusammenhang. Bei wem die Hirnregionen von der Mutterstimme am stärksten aktiviert wurden, der zeigte auch im Alltag die stärkeren Fähigkeiten.

Damit wird deutlich, dass Mamas Stimme mehr als nur Trost und Sicherheit gibt, sondern das kindliche Gehirn aktiv in verschiedenen Bereichen anspricht. Reden Mütter oft mit dem Kind, beschleunigen sie vermutlich unbewusst das geistige Heranreifen.