Prinzip und Ablauf eines Poetry-Slams

Worte sind wie der passende Schlüssel zu einem Schloss: Sie können Emotionen freilegen, Sehnsüchte hervorrufen, Träume auslösen, aber auch Ängste entfachen. Die Wahl einer richtigen Begrifflichkeit beschäftigt die Dichter seit vielen Jahrhunderten. Doch dass diese Kunstform nicht immer auf Geduld bedacht ist, zeigt der Poetry-Slam: Einfallsreichtum und Schnelligkeit führen zum Erfolg. Informieren Sie sich über das Prinzip und den Ablauf eines Poetry-Slams.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Was ist der Poetry Slam?

Der Wettbewerb lässt Künstler der literarischen Gattungen gegeneinander antreten. Der gesamte kreative Prozess des Schreibens und Vortragens eines Textes wird innerhalb einer vorgegebenen Zeit absolviert.

Die Teilnehmer bekommen dazu ein Thema als Ausgangspunkt gestellt, zu dem sie

entwerfen. Die Schwierigkeit liegt darüber hinaus in der Anforderung, das Werk nicht nur selbst vorzutragen, sondern dieses auch bestmöglich zu inszenieren. Geistige und körperliche Fitness und Flexibilität stehen hierbei folglich im Vordergrund.

Wer besonders schnell in der Lage ist, gute und vor allem anspruchsvolle Texte zu entwerfen und diese anschließend kunstvoll darzubieten, darf sich berechtigte Hoffnungen auf den Sieg machen. Weltweit finden derartige Veranstaltungen statt, die zudem auch für die Zuschauer stets interessant verlaufen.

Woher stammt das Event?

Dichter standen bereits zu Zeiten des Mittelalters in dem Ruf, das eigene Talent gerne mit jenem der Widerstreiter auszuloten. Eine besondere Form davon war der Minnesang, bei dem der Gewinner das Herz einer Dame erringen konnte.

Heutzutage steht dergleichen aber nicht mehr im Vordergrund. Im Juli des Jahres 1986 wurde der Poetry Slam in Chicago erstmals öffentlich ausgetragen. Initiiert hatte ihn der Performance-Künstler Marc Kelly Smith, der davon abweichen wollte, Bücher und sonstige Texte lediglich einem zuhörenden Publikum vorzulesen.

Vielmehr sollten unterschiedliche Texter um die Gunst der Gäste buhlen und innerhalb einer festgelegten Zeit ihr Werk vortragen dürfen. Das Konzept breitete sich schnell aus, hatte in den 90er Jahren schon weite Teile der Vereinigten Staaten erreicht und ist gegenwärtig auf allen fünf Kontinenten bekannt.

Prinzip des Poetry-Slams

Im Übrigen geht es tatsächlich darum, den anwesenden Zuhörern zu schmeicheln, statt eine Jury zu überzeugen. So ist jeder Anwesende berechtigt, eine Punktezahl für den gehörten Beitrag und die dazugehörige Performance einzureichen - der Künstler mit der höchsten Bewertung gewinnt. Nicht selten wird er Sach- oder Geldpreise erwerben.

In vielen Fällen ist mit dem Triumph aber gleichermaßen die Qualifikation für einen weiteren Wettbewerb verbunden. Oft handelt es sich dabei um nationale oder sogar internationale Ausscheidungen, auf denen die Dichter ihre Stadt oder ihr Land vertreten. Zudem ist es einigen Literaten bereits gelungen, auf dieser öffentlichen Plattform Verlage für sich zu gewinnen und eigene Texte anschließend in Buchform oder als wöchentliche Beiträge in einem Magazin kommerziell zu vermarkten.

Regeln

Die Regeln des Poetry-Slams besagen:

  • die vorgetragenen Texte müssen selbstgeschrieben sein
  • es dürfen keine Musikinstrumente, Kostüme oder Requisiten verwendet werden
  • bei Überschreitung des Zeitlimits werden Punkte abgezogen

Was die literarischen Genres und Formen angeht, ist alles möglich.

Der Ablauf

Allgemein werden zwei Veranstaltungen unterschieden.

  • Einerseits finden Slams statt, auf denen jeder Gast teilnehmen darf, der sich zuvor gemäß den Regeln angemeldet hat.
  • Andererseits gibt es aber auch solche Events, für die ausschließlich bestimmte Künstler eingeladen werden.

Gleich ist dagegen der weitere Verlauf:

Die Dichter treten anhand einer zuvor ausgelosten Reihenfolge auf. Für zehn bis 30 Minuten gehört ihnen der Zugang zu einer kleinen Bühne sowie zu einem Mikrofon.

Hier können sie nun ihre Werke vortragen, die sie entweder bereits geschrieben haben oder kurz vor Beginn des Wettkampfes zu Papier bringen.Kreativität und Spontaneität sind somit die Grundtugenden, über die ein Literat verfügen sollte, wenn er hier erfolgreich sein möchte.

Außenwirkung des Wettbewerbs

Natürlich wird mit dem Vortragen der Texte stets ein gewisses Feedback für die eigenen Leistungen erwünscht. Der Künstler agiert sehr nahe am Publikum und bekommt auf diesem Wege ein direktes Ergebnis seiner Arbeit. Doch darüber hinaus wird stets auch eine unsichtbare und nicht anwesende Klientel angesprochen.

Viele Werke greifen sozialtypische Themen auf, behandeln die Armut der Bevölkerung, den Krieg oder weitere relevante Aspekte des Zusammenlebens und versuchen auf diese Weise, ihren Beitrag zu einer Verbesserung zu leisten. Poetry Slams werden daher insbesondere in den Vereinigten Staaten von einer nicht unerheblichen medialen Aufmerksamkeit begleitet.

Wer etwas zu sagen hat, dem wird zugehört. Es geht folglich nicht alleine um den individuellen Sieg des Dichters, sondern immer auch um den Erfolg des Gemeinwesens.

Lernen im Rahmen von Poetry-Slam-Workshops

Wer eigene Texte schreibt und Interesse daran hat, an einem Poetry-Slam teilzunehmen, sollte die Möglichkeit in Betracht ziehen, an einem entsprechenden Workshop teilzunehmen. Hier werden

  • Lese-
  • Schreib- und
  • Sprachkompetenzen

geschult. Zudem lernen die Teilnehmer über die Bedeutung des sozialen Miteinanders; sie stärken ihre Persönlichkeit und lernen kulturelle Akzeptanz. In der Regel werden solche Workshops für alle Altersgruppen angeboten.

Die Angebote sind meist so aufgestellt, dass es möglich ist, in das Programm hineinzuschnuppern - ohne die Verpflichtung einer Anmeldung. Nicht unbedingt jedem liegt diese Form des Vortrags, sodass häufig erst einmal der Wunsch besteht, sich die Sache ansich anzuschauen.

Der Aufbau des Workshops ist je nach Ziel und Altersgruppe unterschiedlich. Er kann eine Dauer von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen haben, beispielsweise auch, um sich auf ein besvorstehendes Event vorzubereiten.

Inhaltlich geht es dabei zunächt um eine Einführung in das Thema samt Geschichte. Des Weiteren wird über die Texterstellung ansich informiert; anhand diverser Beispiele kommen die Teilnehmer dem Thema näher. Steht die Theorie, kommt es zur Praxis, die sich in Form von Textpräsentationen zeigt.