Krankheit oder Marotte? Immer mehr Menschen leiden unter Aufschieberitis

Von Nicole Freialdenhoven
30. September 2014

Die Prokrastination scheint sich zu einem wahren Volksleiden zu entwickeln: Statt dringende Arbeiten zu erledigen, widmen sich die Menschen lieber zahllosen "sinnlosen" Tätigkeiten wie dem ziellosen Herumsurfen im Internet, dem Checken von Facebook, Twitter und E-Mails oder auch Haushaltstätigkeiten, die eigentlich gerade nicht notwendig wären.

Besonders unter Studenten ist die Prokrastination weit verbreitet: Es gibt immer noch etwas anderes zu tun, statt für die Prüfung zu lernen oder an der Hausarbeit zu sitzen. Inwiefern die Aufschieberitis eine Krankheit ist, lässt sich jedoch nicht sagen.

Professionelle Hilfe für Aufschieber

Die Uni Münster richtete 2004 die erste Ambulanz für Prokrastinierer ein, in der betroffene Studenten Tipps und Strategien gegen ihre eigene Aufschieberitis erhielten. Das Angebot wurde bereits von über 700 Betroffenen genutzt. Zu den Tipps gehört beispielsweise, feste Zeitpunkte zu wählen, an denen nun aber wirklich mit der Arbeit begonnen wird. Ein kleines Ritual kann dabei helfen.

Das Karlsruher Institut für Technologie stellte nun einen Onlinekurs für Jedermann vor, in dem sich Prokrastinierer mit Tipps, Videos und Foren in elf Wochen von ihrem Leiden befreien können. Dabei muss es gar kein Leiden sein, merken Psychologen an.

So mancher läuft erst zur Hochform auf, wenn die Deadline kurz bevor steht und sie echten Druck verspüren. Wo die Grenze verläuft, ist dabei von Person zu Person unterschiedlich und hängt auch vom individuellen Leidensdruck ab.