Heimunterricht - Vor- und Nachteile und gesetzliche Lage

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland schreibt vor, dass alle Kinder das gleiche Recht auf Bildung haben. Aus diesem Grundsatz heraus ergibt sich auch die allgemeine Schulpflicht, von der höchstens schwer kranke Kinder ausgenommen werden können. Nichtsdestotrotz mehrt sich die Zahl der Eltern, die ihren Nachwuchs lieber zuhause unterrichten möchten. Tatsächlich ist das so genannte Homeschooling zum Beispiel in den USA und vielen europäischen Ländern ganz selbstverständlich - nur Deutschland hinkt in diesem Punkt noch hinterher. Informieren Sie sich über das Prinzip und die Regelungen des Heimunterrichts.

Maria Perez
Von Maria Perez

Heimunterricht - Merkmale und gesetzliche Lage

Spricht man von Heimunterricht - auch Hausunterricht, Domizilunterricht oder homeschooling genannt, so ist damit eine Bildungsform gemeint, bei der die Kinder zuhause unterrichtet werden, entweder von ihren Eltern, oder einem Privatlehrer. Hierzulande ist diese Unterrichtsform jedoch generell nicht erlaubt.

In Deutschland besteht Schulpflicht, und diese ist, anders als etwa in Österreich, bei der lediglich Unterrichtspflicht besteht, mit dem Besuch einer Schule verbunden. Lediglich in Sonderfällen darf man ein Kind zuhause unterrichten, nämlich dann, wenn der Schüler aufgrund einer Krankheit oder Behinderung nicht transportfähig ist; dann ist jedoch die Rede von Krankenunterricht. Auch bei Schülern, deren Eltern im Ausland tätig sind, kommt Hausunterricht vor - die Basis des Unterrichts bilden staatliche Lehrpläne.

Unterschiedliche Ansichten

Gewalt und Kriminalität sind nur zwei Punkte, die Fürsprecher des Heimunterrichts gerne anführen. Darüber hinaus bemängeln sie die pädagogische Betreuung der Kinder und sind der Meinung, dass das persönliche Unterrichten zuhause eine gesündere soziale Entwicklung nach sich ziehen würde.

Tatsächlich gehen viele Schüler ungern in die Schule. Einige werden gemobbt, andere langweilen sich schlichtweg und ein großer Teil ist auch einfach mit dem Stoff überfordert, obwohl das Potential eigentlich vorhanden wäre.

Natürlich ist es für eine Lehrkraft unmöglich, bei Klassengrößen von bis zu 30 Kindern jeden individuell zu fördern. In den eigenen vier Wänden, so die Vertreter des Homeschoolings, könnte man versteckte Talente viel besser fördern und jedem Schüler die Ausbildung zukommen lassen, die er benötigt.

Mögliche Motive

Die Gründe, warum der Wunsch besteht, ein Kind zuhause zu unterrichten, sind vielfältiger Natur. Laut Umfragen werden folgende Aspekte am häufigsten genannt:

  • Die pädagogischen Vorstellungen von Eltern und Schule stimmen nicht überein
  • Heimunterricht stellt für die Eltern die bessere Bildungsmöglichkeit dar
  • Eltern wollen ihre Kinder selbstbestimmt lernen lassen
  • Eltern wollen ihr Kind nicht zwingen, in die Schule zu gehen
  • Eltern wollen ihr Kind schützen (Mobbing, Gewalt, Drogen etc.)
  • Das staatliche Schulsystem stößt bei den Eltern auf Ablehnung
Bei der Entscheidung für Heimunterricht müssen Eltern sich auch im klaren sein dass Schulkameraden fehlen werden
Bei der Entscheidung für Heimunterricht müssen Eltern sich auch im klaren sein dass Schulkameraden fehlen werden

Vor- und Nachteile

In einigen Ländern - darunter beispielsweise Österreich, Dänemark oder die USA - ist das Unterrichten der Kinder zuhause legitim. Dabei lassen sich einige Vor- und Nachteile erkennen. Zu den Vorteilen zählt:

  • eine individuelle Förderung ist möglich, da man gezielt auf die Fähigkeiten, das Lerntempo und den Lerntyp jedes Kindes eingehen kann
  • man kann die Unterrichtsschwerpunkte selbst bestimmen
  • es gibt kein negatives Gruppenklima, geschweige denn Mobbing
  • es gibt keine überfüllten Klassen
  • Unterrichtsablauf und Freizeit können selbst bestimmt werden
  • es herrscht eine ungezwungene Lernatmosphäre

Mögliche Nachteile:

  • häufig sind Rechtfertigungen nötig, da die gesellschaftliche Akzeptanz fehlt
  • man muss die Unterrichtsschwerpunkte selbst bestimmen
  • es fehlt die Gruppendynamik, keine sozialen Kontakte
  • der finanzielle Aufwand ist hoch
  • der Zeitaufwand ist hoch
  • Mangel an sozialem Lernen
  • mangelnde Vorbereitung auf das Leben "draußen", außerhalb des häuslichen Umfelds

Verbreitung und Aussicht

Wer einmal hinter die Kulissen schaut, wird feststellen, dass Heimunterricht in der Bundesrepublik gar nicht so selten ist, wie man eigentlich meinen sollte. Tatsächlich gibt es spezielle Personengruppen, bei denen das Homeschooling von den Behörden toleriert wird.

In diesen Bereich fallen zum Beispiel schwerst kranke Kinder, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Beschwerden nicht in der Lage sind, eine Schule aufzusuchen. Aber auch Schausteller und Prominente lassen ihre Kinder häufig zuhause unterrichten, weil es durch das ständige Reisen einfach nicht möglich ist, einen regelmäßigen Schulbesuch zu gewährleisten.

Es ist wohl nur verständlich, warum Befürworter des Homeschoolings solche Ausnahmen anprangern. Schließlich gelten sie, bis auf die Schwerkranken, nur für berühmte Persönlichkeiten. Ein Umstand, der dem Gleichheitsgrundsatz ja offensichtlich drastisch widerspricht.

Trotzdem weigern sich die Behörden, den Heimunterricht offiziell anzuerkennen beziehungsweise zu erlauben. Schule diene eben nicht nur dem bloßen Unterrichten, sondern auch der Ausbildung sozialer Fähigkeiten. Kinder, die isoliert von Gleichaltrigen aufwachsen und niemals die Möglichkeit haben, sich in eine Gemeinschaft außerhalb des häuslichen Umfelds zu integrieren, würden im späteren Leben gravierende soziale Defizite aufweisen.