Kaum zu lesen: Immer mehr Kinder lernen keine saubere Handschrift

Ein großer Teil der deutschen Schülerinnen und Schüler soll einer Umfrage zufolge keine annehmbare Handschrift haben

Von Cornelia Scherpe
15. Juni 2015

Eine Umfrage in allen deutschen Bundesländern brachte ein erschreckendes Ergebnis: Den Lehrerinnen und Lehrern zufolge können immer weniger Kinder und Jugendliche in einer annehmbaren Handschrift schreiben.

79 Prozent der Kinder sollen eine schlechte Handschrift haben

Die Studie war vom DL, dem Deutschen Lehrerverband, ins Leben gerufen wurden. Ziel war es, gemeinsam mit dem "Schreibmotorik Institut" herauszufinden, wie es um die Handschrift der deutschen Jugend bestellt ist.

Das Ergebnis spricht eine eindeutige Sprache: 79 Prozent der Kinder haben eine schlechte Handschrift. Die Lehrer sagten über diese 79 Prozent außerdem, dass sich die Schrift mit den Jahren in der Schule verschlechtert hatte. Die Kinder hatten auf den weiterführenden Schulen ihre Schrift im Vergleich zur Grundschule sichtbar verschlechtert.

Jungen haben eher eine schlechte Handschrift als Mädchen

Dies bedeutet allerdings nicht, dass es bei den Grundschülern viel besser aussah. Das Gegenteil war vielmehr der Fall. Gleich 83 Prozent der Jungen und Mädchen hatten bereits im Grundschulalter deutliche Probleme, eine gute Handschrift überhaupt zu entwickeln.

Die Lehrer waren in der Umfrage auch gebeten worden, zwischen Schülerinnen und Schülern zu unterscheiden. Allgemein gilt die Ansicht, dass Jungen eher eine schlechte Handschrift entwickeln.

Dieses Bild bestätigte sich auch in der Erhebung. Laut den Lehrern hatten 51 Prozent der Jungen, aber nur 31 Prozent der Mädchen eine bedenkliche Handschrift.

Grob- und Feinmotorik der Kinder soll mehr gefördert werden

Nach der Umfrage sind sowohl die Eltern als auch die Kultusminister aller Bundesländer für das Problem sensibilisiert. Es ist die Forderung laut geworden, die Schulpolitik zu überdenken. Vor allen Dingen im Grundschulalter, aber auch bereits im Kindergarten, soll mehr auf die Grob- und Feinmotorik der Kinder geachtet werden.

Nur wenn sie diese Kompetenzen besitzen, kann sich eine gute Handschrift entwickeln. Daneben soll es weniger Multiple-Choice-Tests geben, damit die Kinder bei Klassenarbeiten und Klausuren wieder mehr schreiben müssen und so die Übung nicht verlieren.