Die Handschrift als Ausdruck für Körpersprache, Gesundheit und Charaktereigenschaften

Die Handschrift ist so unverwechselbar wie der Fingerabdruck. Ist der persönliche Schreibstil einmal ausgebildet, bleibt er von der Kindheit bis ins Seniorenalter erhalten. Die Bedeutung der Handschrift kann sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen; so können Aussagen über den Charakter, aber auch über diverse Krankheitsbilder gemacht werden: treten Schreibstörungen und Schriftbildveränderungen auf, können Spezialisten wie Schriftpsychologen verschiedene Krankheitsbilder ableiten. Lesen Sie über die Bedeutung der Handschrift und was diese über Körpersprache, Gesundheit und Charakter aussagne kann.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Die Bedeutung der Handschrift

Jeder Mensch hat seine eigene Handschrift. Damit ist die Art des manuellen Schreibens mit einem Stift und somit mit der Hand gemeint.

Immer wieder wird darüber berichtet, die Handschrift würde den Menschen verraten, da sie einige Aussagen über ihn stellen kann. Die Schriftanalyse ist ein Bereich, mit dem sich so genannte Graphologen beschäftigen. Während sie hierzulande eher kritisiert wird, nutzt man sie beispielsweise in Italien oder Frankreich, um sich etwa unter den Bewerbern für einen Job besser entscheiden kann.

Es geht bei der Graphologe jedoch nicht darum, ob eine Schrift besonders schön oder unleserlich ausfällt. Vielmehr spielen die Größenverhältnisse eine Rolle; dabei sind vor allem die Ober- und Unterlängen, die innerhalb der einzelnen Worte ermittelt werden, von Bedeutung. Auch besondere Auschmückungen von Buchstaben spielen eine Rolle.

Die Oberlänge bezieht sich auf die Buchstaben b, d, h, k, l und t. Die Unterlänge wiederum gilt für die Buchstaben g, j, p und a. Des Weiteren gibt es noch die Mittelzone mit den Buchstaben e und m. Außerdem werden unterschiedliche Bindungstypen ermittelt; dabei handelt es sich um die Art, wie man Buchstaben miteinander verbindet.

Insgesamt kann das Schriftbild eine Menge über die persönlichen Eigenschaften eines Menschen aussagen...

Aussagen über den Charakter

Jeder Mensch schreibt anders. So gibt es Menschen, deren Schriftbild geschwungen und elegant wirkt, wohingegen andere eher unsauber und schwer leserlich schreiben. Doch lässt das Schriftbild Rückschlüsse auf den Charakter des Verfassers zu und falls ja, wie können verschiedene Schreibstile dann gedeutet werden?

Die Graphologie

Es gibt tatsächlich eine Wissenschaft, welche davon ausgeht, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem eigenen Schriftbild und dem Charakter besteht. Hierbei handelt es sich um die so genannte Graphologie.

Doch obwohl es die Graphologie bereits teilweise geschafft hat, als eigener Forschungszweig anerkannt zu werden, gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass das Schriftbild tatsächlich stark mit dem Charakter korrelieren würde. Wirklich ausgeschlossen werden kann dieser Zusammenhang allerdings auch unter den Kritikern und Skeptikern nicht. Schließlich gehen wir auch bei anderen Formen der Kommunikation, beispielsweise dem Sprechen oder der Körpersprache davon aus, dass diese stark mit dem Charakter des Menschen zusammenhängen.

Die Arbeitsweise eines Graphologen

Die praktische Arbeit eines Graphologen weicht dabei deutlich von dem ab, was sich ein Laie unter der Interpretation vorstellen dürfte. So werden hier keine laienhaft wirkenden Zusammenhänge gedeutet, wie sie vielleicht auf der Hand liegen würden.

Jemand, der beispielsweise relativ unordentlich schreibt, ist demnach noch lange kein Chaot. Stattdessen wird das Schriftbild als Ganzes erfasst, wonach erst mit der schrittweisen Interpretation begonnen wird.

Ästhetische Aspekte oder die Lesbarkeit der Leseprobe spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen werden auf Details geachtet, welche dem Laien so überhaupt nicht auffallen. Zu diesen gehören beispielsweise

  • Neigungswinkel der Buchstaben
  • die allgemeine Linienführung oder
  • der Druck, welcher zu verschiedenen Zeitpunkten auf das Papier ausgeübt wurde.

Diese Ausführungen lassen bereits erkennen, dass es keinen Sinn macht, die eigene Schrift zu interpretieren. Sollte man demnach an dieser Thematik interessiert sein und gerne die eigene oder fremde Schriftauszüge interpretiert wissen, sollte man sich an einen professionellen Graphologen wenden.

Zwar gibt es auch Internetportale, in welchen der Charakter nach einem Fragenkatalog bezüglich der Schrift gedeutet wird. Diese sind aber als dermaßen ungenau einzustufen, dass sie sich kaum von laienhaften Interpretationen unterscheiden.

Insgesamt kann es also durchaus sein, dass das Schriftbild Aussagen über den Charakter zulässt. Um aber brauchbare Ergebnisse zu erzielen, muss sich auf einen Graphologen gestützt werden, welcher eine sachgemäße und professionelle Analyse vornimmt.

Dennoch kann man einige Anhaltspunkte bezüglich der Analyse geben...

Mögliche Beispiele

Handelt es sich um betonte Oberlängen, kann dies auf intellektuelles Interesse sowie die Begeisterungsfähigkeit eines Menschen schließen. Sind sie eher verkümmert, spricht man von geistiger Faulheit.

Mit den Unterlängen werden Aussagen über das materielle und praktische Interesse sowie die Triebe des Menschen gemacht. Verkürzte Unterlängen weisen auf Antriebsarmut und ein Mangel an Durchsetzungsvermögen hin.

Die Mittelzone spricht für das Selbstwertgefühl. Je ausladender diese ausfällt, desto größer der Egoismus.

In Sachen Bindungstypen unterscheidet man:

  • die Arkade (n und m sind oben geschlossen): der Mensch ist eher zurückhaltend und verschlossen
  • die Girlande (das n sieht aus wie ein u): weite Bögen stehen für Aufgeschlossenheit und Kontaktfreude, enge Bögen für Hemmungen
  • der Winkel (Konsonanten werden in Zickzackform geschrieben): steht für Entschlossenheit und Willensstärke
  • der Faden (m und n werden als flacher Faden geschrieben): der Mensch ist verschlagen und faul

Des Weiteren können noch die Schräglage der Wörter, der Wortabstand sowie Anfangs- und Endbetonungen eine Rolle spielen. Hierzu jeweils nur ein Beispiel:

  • bei Schräglage nach links kann man von einer ausgeprägten Selbstbeherrschung sprechen
  • große Lücken zwischen den Wörtern deuten auf geistige Klarheit hin
  • Beginnt das Wort mit einem sehr großen, auslandenden Buchstaben, ist der Schreiber voller Elan, sehnt sich aber auch nach Anerkennung

Des Weiteren kann die Handschrift - bzw. eine Veränderung - ein Hinweis auf eine mögliche Erkrankung sein...

Aussagen über den Gesundheitszustand

Auch der Laie erkennt, wenn sich die Handschrift plötzlich verändert, doch im Gegensatz dazu können Schriftpsychologen, Toxikologen und Grafologen aus Schriftbildveränderungen verschiedene Krankheiten ableiten. Dazu gehören

  • Vergiftungserscheinungen
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Nervenleiden oder
  • psychische Störungen.

Lesen Sie im Folgenden wie sich bestimmte Krankheitsbilder auf die Handschrift auswirken können.

Schriftveränderungen bei Alzheimer- und Parkinson-Patienten

Die Schaltzentrale im Gehirn ist für die Steuerung des Schreibens zuständig. Veränderungen im Nervensystem können sich auch in einem leicht oder stark veränderten Schriftbild zeigen.

Typisch bei Parkinson-Patienten ist die zittrige Handschrift mit wackligen Linien. Im fortgeschrittenen Stadium verkleinert sich die Schrift immer mehr, zum Teil bis zum völligen Zerfall.

Normalisiert sich die Handschrift nach der Einnahme von Medikamenten, weist das auf den Erfolg der Behandlung hin. Auch das Auslassen von Buchstaben und Wörtern oder Buchstabenwiederholungen sowie auffällig häufiges Verschreiben deuten auf eine Nervenschädigung hin, wie sie bei Alzheimer-Erkrankten auftritt.

Warnzeichen für Vergiftungserscheinungen

Hinter einem veränderten Schriftbild muss keine ernsthafte Erkrankung stecken. Oft sind es ganz harmlose Auslöser, die zu Wortauslassungen oder zum Verschreiben führen. Gründe für Fehler im Handgeschriebenen können Eile, Nervosität, Übermüdung, Stress, psychische Belastungen oder ein hohes Alter sein.

Doch auch bei Vergiftungserscheinungen verändert sich der Schreibstil. Vergiftungen mit

  • Blei
  • Kohlenmonoxid
  • Rauschmitteln oder
  • Quecksilber

führen zu einem veränderten Schriftbild und werden von qualifizierten Schriftpsychologen oder Toxikologen als ähnliche Warnzeichen wie

eingestuft. Der Komponist Ludwig van Beethoven litt zum Ende seines Lebens an starken Bauchschmerzen und Taubheit. Auch seine Handschrift hatte sich stark verändert.

Das Schriftbild des Komponisten war immer sehr sauber und prägnant. Mit Mitte 50 konnte Beethoven nur noch sehr unleserlich und krakelig schreiben. Heute vermuten Mediziner, dass der große Meister an einer Vergiftung litt, da er viel Wein getrunken hat, der damals noch mit Bleiacetat versetzt war.

Veränderungen im Schriftbild durch zentral wirksame Medikamente

Zentral wirksame Medikamente können viele Nebenwirkungen erzeugen. Die Inhaltsstoffe wirken im Gehirn, wo auch Motorik und Koordination gesteuert werden - somit auch die Bewegungen beim Schreiben.

Verändert sich das Schriftbild, kann das ein Anzeichen für eine Fehldosierung von zentralwirksamen Medikamenten sein. Insbesondere bei einer Überdosierung von Neuroleptika mit sedierender Wirkung können Schriftbildveränderungen auftreten. Aber auch bei dauerhafter Einnahme zu hoch dosierter Arzneimittel gegen

kommt es nicht selten zu Veränderungen der Handschrift. Ebenso verhält es sich bei übermäßigem Konsum von Schlafmitteln oder Amphetaminen.

Zu den krankhaften und häufigsten Schreibstörungen gehört die Ataxie-Schrift oder Zitterschrift. Das Geschriebene verläuft in eine andere Richtung als gewollt und kann nicht beendet werden, Buchstaben und Worte sind verzerrt und unleserlich.

Grafologen und Schriftpsychologen analysieren die Handschrift

Die Handschrift liefert Schriftpsychologen und Grafologen wichtige Informationen über den Gesundheitszustand. Die Experten analysieren das Geschriebene und erkennen Leitsymptome, die auf verschiedene Erkrankungen hinweisen können.

Das Auswerten der Handschrift erfordert ein Höchstmaß an Sensibilität in Bezug auf die Körpersprache. Die Schriftpsychologie folgt eher geisteswissenschaftlichen als naturwissenschaftlichen Erklärungen.

Dennoch ist es wichtig, die Ergebnisse in die Diagnose von Medizinern einfließen zu lassen. Durch die Zusammenarbeit von Neurologen und Psychologen ist eine genauere Analyse von Schriftveränderungen in Verbindung mit verschiedenen Krankheitsbildern möglich. Seriöse Grafologen gehören in aller Regel der Europäischen Gesellschaft für Schriftpsychologie und Schriftexpertise e.V. an, um auf dem neuesten Wissenschaftsstand der Neurobiologie zu sein.