Privatschulen - Arten sowie Vor- und Nachteile

Bei Privatschulen handelt es sich um Bildungseinrichtungen, die nicht in der Trägerschaft des Staates stehen und somit nicht öffentlich sind. Oft werden sie von Vereinen und Gewerkschaften finanziert, nicht selten aber müssen die Eltern der Schüler die Kosten tragen. Trotz dieser finanziellen Mehrbelastung sind Privatschulen immer gefragter. Informieren Sie sich über die Arten sowie die Vor- und Nachteile von Privatschulen.

Britta Josten
Von Britta Josten

Privatschule: eine Definition

Bei einer Privatschule handelt es sich um eine Schule in freier Trägerschaft. Zu diesen freien oder auch nichtstaatlichen Trägern können beispielsweise

  • kirchliche Organisationen
  • Vereine
  • Sozialwerke
  • Privatpersonen oder
  • Personengesellschaften

zählen. Diese Träger sind verantwortlich für das gestalterische Konzept sowie für die Lehrkräfte. Europaweit stehen Privatschulen unter staatlicher Aufsicht.

Die Gestaltung des Unterrichts erfolgt in eigener Verantwortung. Schüler und Eltern haben die freie Wahl, wenn es darum geht, für welche Schule sie sich entscheiden. In den meisten Fällen verfolgt dieses Schulkonzept gemeinnützige Ziele;

  • Pädagogik
  • Religion
  • Weltanschauung

sollen gefördert werden. Werden bestimmte Voraussetzungen erfüllt, können staatliche Finanzierungshilfen in Anspruch genommen werden. Handelt es sich um gemeinnützige Körperschaften, gilt die Befreiung von Körperschaft-, Gewerbe- und Grundsteuer.

Arten

Grundsätzlich können im allgemein bildenden wie auch im berufsbildenden Bereich Privatschulen gebildet werden. Somit zählen eine ganze Reihe von Schulformen dazu:

Des Weiteren können auch Nachhilfeeinrichtungen, Weiterbildungsinstitute oder auch Sprachschulen zu den Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft gezählt werden.

Hierzulande gibt es einen Zusammenschluss freier Bildungseinrichtungen im Verband Deutscher Privatschulen (VDP). Was Politik, Konfession und Weltanschauung angeht, besteht eine neutrale Haltung. Es handelt sich um alle wichtigen Schulen im allgemeinbildenden Bereich; ebenso sind berufsbildende und Schulen im tertiären Bereich zu finden.

Des Weiteren gibt es Schulen mit besonderer pädagogischer Prägung, zu denen die Freien Waldorfschulen oder auch die Montessori-Schulen zählen. Auf internationalen Schulen wird auf Englisch unterrichtet; es gibt Angebote von der Vorschule bis zur 12. Klasse. In den Bereich der sonstigen Privatschulen gehören solche mit bilingualem Unterricht, zusammengefasst als PHORMS-Schulen. Sie richten sich an die Altersgruppen von der Vorschule bis hin zum Gymnasium. Typische Merkmale:

  • Zweisprachigkeit
  • Ganztagsunterricht
  • kleine Lerngruppen
  • Ferienbetreuung
  • Schuluniform
  • Stipendiengewährung für talentierte Kinder

Konfessionelle Schulen, also Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft, werden von zwei Dritteln der Privatschüler besucht. Auf diese gehen wir im Folgenden noch etwas genauer ein.

Kirchliche Privatschulen - Merkmale und Unterschiede zu anderen Arten

In Deutschland herrscht die Schulpflicht. Daraus wiederum lässt sich der Grundsatz ableiten, dass jedes Kind hierzulande einen geregelten Unterricht besuchen muss - ob dieser staatlicher oder privater Natur ist, obliegt der Wahl der Eltern sowie den Neigungen des Sprösslings. Kirchliche Lehreinrichtungen, die zu den privaten Anbietern zählen, befinden sich dabei auf dem Vormarsch.

Schon jetzt keine Seltenheit mehr

Alleine auf der Grundfläche der Bundesrepublik Deutschland lassen sich gegenwärtig etwa 1.200 kirchliche Schulen finden. Die meisten davon sind in den westlichen und südlichen Bundesländern angesiedelt, aber auch im Osten der Republik ist der religiöse Träger immer häufiger anzutreffen.

Die hier angemeldeten Kinder eint grundsätzlich der christliche Glaube. Dieser wird in der Regel durch die eigene Taufe nachgewiesen - eines der wenigen vorhandenen Aufnahmekriterien solcher Schulen. Die Schulen können sich darüber hinaus nach evangelischer und katholischer Ausformung unterscheiden.

Ebenso sind Klassenzimmer alleine für Mädchen oder Jungs bei den kirchlichen Anbietern keine Seltenheit, wenngleich doch stark umstritten. Auch intern steht diese jahrhundertealte Tradition auf dem Prüfstand.

Religiöse Privatschule für die religiöse Erziehung
Religiöse Privatschule für die religiöse Erziehung
Die Werte der Religion

Im Unterschied zu den staatlichen Trägern wird bei den kirchlichen Schulen die Religion natürlich großgeschrieben. Der entsprechende Unterricht ist hier verpflichtend - Schüler einer öffentlichen Einrichtung können dagegen wählen, ob sie daran teilnehmen wollen.

Die Fragen des Glaubens werden aber in das Zentrum der kirchlichen Lehren gestellt. Somit beschränkt sich die Bildung nicht alleine auf eine oder zwei Wochenstunden, sondern wird beinahe täglich vorgenommen.

Das vor allem auch deshalb, weil das gemeinsame Gebet oft bereits durch die Lehrer und Schüler gleichermaßen vorgenommen wird. Daneben ist der andauernde Diskurs über Gott und die Welt stärker in den jeweiligen Unterricht eingebunden, als das an staatlichen Schulen möglich wäre.

Die persönliche Haltung

Doch der Schüler erwirbt in solchen Unterrichtsstunden mehr, als lediglich den Blick auf Gott oder den Glauben zu schärfen. Auch seine individuelle Entwicklung als Teil der Gesellschaft wird thematisiert.

Im Gegensatz zu vielen öffentlichen Einrichtungen wird der Umgang mit Erfolgen und Niederlagen vermittelt. Auch

  • der wahre Wert des Geldes
  • das Streben nach Gewinnen und
  • ähnlich zweifelhafte Ausformungen der Gesellschaft

werden sich häufiger auf den Lehrplänen wiederfinden. Die Kinder lernen eine gewisse Form der Moral.

  • Das gegenseitige Aufeinanderzugehen
  • das Helfen und
  • das Schaffen eigener Werte

soll die Persönlichkeit der Kleinen formen, statt ihnen lediglich ein theoretisches Wissen an die Hand zu geben, dessen Nutzen im weiteren Leben ohnehin variiert.

Normaler Unterricht - mit Abweichungen

Davon abgesehen wird in den kirchlichen Schulen ein weitgehend normaler Lehrplan verfolgt, der sich im Groben auch mit jenem der öffentlichen Einrichtungen deckt. Sicherlich mag es dabei zu kleinen Unterschieden kommen. Gerade im Fach der Biologie wird der Ursprung allen Lebens nicht im Urknall mitsamt der Evolution vermittelt, sondern eher auf die göttliche Schöpfung abgestellt.

In den übrigen Fächern ist bis auf diese Besonderheiten aber keine Differenz im Vergleich zu den sonstigen Lehrhäusern erkennbar. Auch nichtkirchliche Privatschulen behandeln im Unterricht keine anderen Grundlagen.

Wäre der latente Einfluss des Glaubens nicht vorhanden, ließe sich kein Unterschied ausmachen. Auch die hier erworbenen Abschlüsse sind somit staatlich anerkannt.

Die Bildung hat ihren Preis

Im Vergleich zu den öffentlichen Trägern gibt es dann aber doch noch eine gravierende Abweichung: Wer sein Kind auf eine kirchliche Privatschule schicken. Hierbei ist zunächst einmal entscheidend, ob sich die Einrichtung alleine finanziert oder ob sie staatliche Förderungen erhält.

Ist Letzteres der Fall, darf noch immer mit monatlichen Kosten im Bereich von 50 bis 100 Euro aufwärts gerechnet werden. Ohne Unterstützung aus dem Fiskus können dagegen schnell einmal Summen entstehen, die mehrere eintausend Euro für ein Schuljahr erreichen. Dafür kann aber auch eine ganztägige Betreuung in kleinen Klassen erwartet werden - neben der Vermittlung des Glaubens, die hier als unbezahlbar gilt.

Vor- und Nachteile einer Privatschule

Was spricht für und was spricht gegen diese Schulen? Wir haben die Vor- und Nachteile einmal gegenüberstellt.

Die Vorteile

Viele Eltern erhoffen sich für ihre Kinder primär bessere Bildungschancen als an staatlichen Schulen. Studien belegen, dass Privatschüler in der Tat bessere Leistungen bringen, als ihre Altersgenossen an anderen Schulen. Allerdings beziehen diese Studien sich auf den Durchschnitt und sagen nichts über Einzelerfolge der Schüler aus.

Auf Privatschulen werden die Kinder oft in kleineren Schulklassen unterrichtet, was zu einem besseren Lernklima führt. Die Lehrer können auf individuelle Probleme eingehen und die Schüler können sich besser konzentrieren. Zudem ist die Schülerschaft an Privatschulen meist sehr homogen, es kommt seltener zu Konflikten oder Gewalt.

Diese Homogenität ergibt sich daraus, dass an privaten Schulen vornehmlich Kinder aus der guten Mittelschicht bzw. der Oberschicht angemeldet werden, die eine ähnliche Erziehung genießen und ähnliche Wertvorstellungen besitzen.

Ein weiterer Vorteil von Privatschulen ist die oft bessere Ausstattung der Räume. An den Schulen, die von den Eltern der Schüler finanziert werden, fehlt es weder an modernsten Medien noch an einer Mensa oder guten Sport- und Freizeitmöglichkeiten.

Die Nachteile

Ein großer Nachteil von Privatschulen ist das Schulgeld, das viele Eltern einfach nicht aufbringen können. Zwar gibt es auch Schulen, die gar kein oder nur einen sehr geringen Beitrag fordern, die meisten sind aber für den Großteil der Eltern schulpflichtiger Kinder unbezahlbar. Privatschulen haben daher oft den Ruf, sich nur an Kinder der oberen sozialen Schichten zu richten, die aus einem wohlhabenden Elternhaus stammen.

Und genau hier wird ein weiterer Nachteil ersichtlich: In ihrem Umfeld und Freundeskreis außerhalb der Schule gelten Privatschüler schnell als arrogant, versnobt und eingebildet.

Von Nachteil ist auch der meist längere Anfahrtsweg zur Schule. Da Privatschulen nicht in jeder Stadt zu finden sind, müssen Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden oder sind auf Züge angewiesen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen nur die wenigsten ihre Schule.

Worauf kommt es bei der Wahl der richtigen Privatschule an?

Tipps zur Wahl der richtigen Privatschule

Die Wahl der richtigen Schule ist für viele Eltern eine schwierige und zeitintensive Aufgabe. Schließlich sollen die Kinder nicht nur eine gute Schulausbildung genießen können, sondern auch gut betreut werden, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten haben sowie Freunde finden. All das erhoffen viele Eltern sich von Privatschulen. Doch wie findet man die richtige?

Der Finanzcheck

Zunächst sollte man überlegen, wie viel Geld man in die Schulausbildung seines Kindes investieren möchte und kann. Das Schulgeld an Privatschulen ist unterschiedlich hoch und muss meist unabhängig vom Einkommen der Eltern bezahlt werden.

Ort und Anfahrtsweg

Ein weiterer Aspekt, der für die Wahl der Schule von Bedeutung ist, ist der Ort der Bildungsstätte. Man sollte sich die Frage stellen, wie weit der Schulweg für seine Kinder höchstens sein sollte und ob man die Zeit hat, es täglich zur Schule zu fahren. Andernfalls müssen Schulbusse oder öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen.

Bei dieser Entscheidung spielt natürlich immer auch das Alter des Kindes eine Rolle. Grundschulkinder sollten möglichst auf wohnortnahe Privatschulen geschickt werden, ältere Kinder können durchaus auch mit dem Zug in eine andere Stadt fahren.

Die Schulform

Entscheidend ist natürlich auch die Schulform. Privatschulen gibt es sowohl für Gymnasiasten, Real- und Hauptschüler als auch für Grund- und Förderschüler. Im Interesse des Kindes sollten die Empfehlungen für weiterführende Schulen auch dann berücksichtigt werden, wenn das Kind auf eine private Schule geschickt wird.

Betreuungs- und Freizeitangebote

Da Schule heute längst nicht mehr ausschließlich Unterricht bedeutet, sollten bei der Wahl der richtigen Privatschule auch die Betreuungs- und Freizeitangebote beachtet werden. Gerade Privatschulen bieten oft ein breites Spektrum an Arbeitsgemeinschaften an, in denen die Kinder aktiv werden können. Hinsichtlich der Betreuung sollte man sich die Frage stellen, ob

  • eine Halbtagsschule
  • eine Ganztagsschule oder sogar
  • ein Internatsplatz

sinnvoll ist.

Der persönliche Eindruck

Zuletzt entscheidet meist der persönliche Eindruck. Es macht wenig Sinn, ein Kind an einer Privatschule anzumelden, die zwar über ihren Internetauftritt einen guten Eindruck vermittelt, aber ansonsten unbekannt ist. Eltern sollten den Tag der offenen Tür nutzen oder einen persönlichen Termin mit dem Schulleiter vereinbaren, um sich ein genaueres Bild von der Schule verschaffen zu können.

Zu diesem Termin sollte auch das Kind mitgenommen werden. Denn nur wenn sich das Kind an der Schule wohlfühlt, kann es hier später sein ganzes Potential entfalten.