Wege zur mittleren Reife und anschließende Möglichkeiten

Als mittlere Reife oder auch mittlerer Schulabschluss wird umgangssprachlich der Realschulabschluss bezeichnet, der in der Regel mit dem erfolgreichen Verlassen der Schule nach dem 10. Schuljahr erworben wird. Wer diesen mittleren Bildungsabschluss in der Tasche hat, dem stehen viele Möglichkeiten offen. Es gibt mehrere Wege, die man gehen kann, um den mittleren Schulabschluss zu erhalten. Lesen Sie alles Wissenswerte zur mittleren Reife.

Maria Perez
Von Maria Perez

Mittlere Reife: eine Definition

Bei der mittleren Reife - auch mittlerer Schulabschluss genannt - handelt es sich um einen Bildungsabschluss im deutschen Schulsystem. Je nach Bundesland unterscheiden sich die Bezeichnungen:

  • Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein: Mittlerer Schulabschluss
  • Nordrhein-Westfalen_ Mittlerer Schulabschluss/Sekundarabschluss I - Fachoberschulreife
  • Mecklenburg-Vorpommern: Mittlere Reife
  • Baden-Württemberg: Mittlere Reife bzw. Mittlerer Bildungsabschluss/Werkrealschulabschluss bzw. Realschulabschluss
  • Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen: Realschulabschluss
  • Niedersachsen: Sekundarabschluss I - Realschulabschluss
  • Brandenburg: Fachoberschulreife/Realschulabschluss
  • Hessen: Mittlerer Abschluss
  • Rheinland-Pfalz: Qualifizierter Sekundarabschluss I
  • Saarland: Mittlerer Bildungsabschluss
Die Bezeichnung für die mittlere Reife ist je nach Bundesland unterschiedlich
Die Bezeichnung für die mittlere Reife ist je nach Bundesland unterschiedlich

Der mittlere Schulabschluss berechtigt zum Besuch von Schulformen der Sekundarstufe II; zu diesen zählen:

  • Fachoberschulen (FOS)
  • Berufsoberschulen (BOS)
  • Berufskollegs (BK)
  • Gymnasien

Voraussetzungen: Der Weg zur mittleren Reife

Ein mittlerer Bildungsabschluss eröffnet Schulabgängern die Möglichkeiten, eine Lehre in einem anerkannten Ausbildungsberuf zu beginnen, einen höheren Schulabschluss ins Auge zu fassen oder sich auf anderem Wege weiterzubilden. Dabei spielt es keine Rolle, wo und auf welchem Weg man die mittlere Reife erworben hat.

Grundsätzlich lässt sich der mittlere Schulabschluss an folgenden Schulen erreichen:

  • an einer Realschule
  • an einer Oberschule
  • an einer Berufsfachschule
  • an einer Wirtschaftsschule in Bayern
  • an einer Gesamtschule
  • an einem Gymnasium nach der 10. Klasse

Je nach Bundesland gibt es in diesem Fall Unterschiede. Abgesehen von Rheinland-Pfalz bedarf zentralen Prüfungen.

Realschule und Gesamtschule

Der am häufigsten gewählte Weg zur mittleren Reife führt über die Realschule. Wer diese Schulform nach der 10. Klasse erfolgreich abschließt, bekommt - abhängig vom jeweiligen Bundesland - ein Zeugnis über den Realschulabschluss, die Fachoberschulreife oder die mittlere Reife ausgehändigt.

Ein qualifizierter Realschulabschluss berechtigt den Schüler im Anschluss zum Besuch der gymnasialen Oberstufe. Wurden die Prüfungen für den mittleren Schulabschluss nicht bestanden, und hat man aber das Klassenziel trotzdem erreicht, kann man in einigen Bundesländern die Realschule mit dem erweiterten Hauptschulabschluss verlassen.

Gesamtschulen sind dafür bekannt, dass sie alle Schulabschlüsse ermöglichen. Schüler erwerben hier mit Verlassen der Schule nach der 10. Klasse die mittlere Reife mit oder ohen die Zugangsberechtigung zur gymnasialen Oberstufe.

Hauptschule (Mittelschule) und Gymnasium

Auch Hauptschüler bzw. Mittelschüler haben unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, einen mittleren Bildungsabschluss zu erlangen. Hierfür ist in der Regel kein Wechsel von der Haupt- auf die Realschule nötig.

Schüler mit entsprechend guten Noten werden in spezielle, anspruchsvollere Kurse und Zweige eingestuft. Diese in Bayern als "Mittlere-Reife-Zug" und in Nordrhein-Westfalen als "Hauptschule Klasse 10 Typ B" bezeichneten Zweige schließen mit dem Erwerb der mittleren Reife ab.

Weitere Voraussetzungen:

  • Baden-Württemberg: Werkrealschule bzw. Mittelschule mit Werkrealschule
  • Berlin und Niedersachsen: Freiwilliges 10. Schuljahr mit E-Kursen in Mathematik, Deutsch und Englisch
  • Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz: Regionale Schule
  • Saarland: Erweiterte Realschule

Ein weiterer Weg zum mittleren Bildungsabschluss führt über das Gymnasium. Wer hier kein Abitur anstrebt und die Schule nach der 10. Klasse verlässt, hält mit dem Versetzungszeugnis in die nächste Stufe zugleich sein Zeugnis über die mittlere Reife in der Hand.

In einigen Bundesländern müssen allerdings noch ergänzend Prüfungen abgelegt werden. Ausreichend kann je nach Region auch das Versetzungszeugnis in die 11. Jahrgangsstufe ausreichen.

Es gibt unterschiedliche Wege die mittlere Reife zu erlangen - die Realschule ist der häufigste
Es gibt unterschiedliche Wege die mittlere Reife zu erlangen - die Realschule ist der häufigste

Möglichkeiten für Auszubildende und Spätentschlossene

Lehrlinge haben die Möglichkeit, ausbildungsbegleitend die mittlere Reife zu erwerben. Voraussetzungen hierfür sind

  • ein qualifizierter Hauptschulabschluss
  • zusätzlicher Unterricht sowie
  • ein bestimmter Notendurchschnitt.

Wer diese Bedingungen erfüllt, bekommt am Ende seiner Lehre nicht nur seinen Gesellenbrief, sondern auch sein Zeugnis über die mittlere Reife ausgehändigt.

An Erwachsene und Spätentschlossene richtet sich der zweite Bildungsweg. Ob

- auch auf diesen Wegen ist ein Erwerb der mittleren Reife möglich.

Anschließende Möglichkeiten

Welche Möglichkeiten hat man, wenn man die mittlere Reife in der Tasche hat?

Fachabitur

Ein qualifizierter Realschulabschluss berechtigt den Schüler, das Fachabitur oder die allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Interessierte und motivierte Schüler können von der Haupt- oder Realschule direkt auf die Oberstufe eines Gymnasiums oder einer Gesamtschule wechseln und dort weitere zwei bis drei Jahre die Schulbank drücken. Wer sich für einen anderen Weg entscheidet, behält diese Zugangsberechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe natürlich und kann das Abitur noch Jahre später nachholen.

Berufsausbildung

Die meisten Schulabgänger mit mittlerer Reife entscheiden sich aber für eine Ausbildung. Die Aussicht, endlich das eigene Geld zu verdienen und in einem interessanten Beruf arbeiten zu können, ist für viele reizvoller, als weitere Jahre auf der Schule zu verbringen.

Mit dem Realschulabschluss hat man gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz, der den eigenen Interessen entspricht. Ob im Handwerk, im kaufmännischen oder im pflegerischen Bereich - Arbeitgeber freuen sich über aussagekräftige Bewerbungen von motivierten und bestenfalls bereits praxiserfahrenen Absolventen des mittleren Bildungsabschlusses.

Freiwilliges soziales Jahr

Wer

  • eine Auszeit braucht
  • sich orientieren möchte oder
  • einfach nur Fernweh hat bzw. das Abenteuer sucht,

kann sich für ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr bewerben. Auch minderjährige Interessierte können nach ihrer mittleren Reife für ein Jahr ins Ausland gehen und sich dort mit anderen Freiwilligen in den verschiedensten Projekten engagieren. Für ihre Arbeit erhalten sie freie Unterkunft, Verpflegung und meist ein kleines Taschengeld.

Au Pair

Auch die Arbeit als Au-Pair bietet sich nach dem Realschulabschluss an und macht sich in jedem Lebenslauf gut. Als Au-Pair erhält man nicht nur Eindrücke von einem fremden Land und einer anderen Kultur - man kann auch Erfahrungen mit kleinen Kindern sammeln und lernen, eigenständig und verantwortungsvoll einen Haushalt zu führen.

Praktika

Wer noch unentschlossen ist, in welcher beruflichen Richtung er einmal arbeiten möchte und kein Interesse an einem Auslandsaufenthalt hat, kann nach der Schule verschiedene Praktika absolvieren. Vor allem Schulabgänger von Gymnasien oder Realschulen, die noch keine oder nur wenig Praxiserfahrung während der Schulzeit gesammelt haben, profitieren von diesen Erfahrungen. Viele Betriebe bieten bezahlte mehrmonatige Praktika an, die die Möglichkeit zum intensiven Hineinschnuppern in einen Beruf und bestenfalls die Aussicht auf eine feste Lehrstelle bieten.