Intelligenz eines Kindes: Bis zum zehnten Geburtstag prägt das Umfeld den IQ ganz entscheidend

Von Cornelia Scherpe
10. Dezember 2013

Bereits seit einiger Zeit diskutiert man in der Medizinwelt, wie stark der Einfluss der Gene und wie stark der Einfluss der Umwelt auf die Intelligenz eines Kindes wirkt. Viele sehen ganz klar eine Dominanz der Gene und manche Ärzte betonen, dass die Erziehung eine noch entscheidendere Rolle spielt.

Eine aktuelle Studie führt nun beide Lager mehr oder weniger zusammen. Sie führte als Meta-Analyse mehrere Zwillingsstudien zusammen und kommt zu einem interessanten Schluss. Demnach bestimmen die Gene zu rund 70 Prozent den IQ eines Menschen. Der Einfluss der Gene ist aber keinesfalls von Geburt an gleich hoch. Vielmehr ist der genetische Faktor zunächst deutlich kleiner als der Einfluss der sozialen Umwelt.

In den ersten zehn Jahren eines Menschenlebens bestimmen Verwandte, Lehrer und Freunde wie sich die Intelligenz eines Kindes entwickelt. Erst mit zunehmenden Alter kommt die Rolle der Gene vermehrt zum Tragen. Die Forscher erklären diese Veränderung mit einer Aktivierung und Inaktivierung bestimmter Gene. Die Förderung in der Kindheit oder das Ausbleiben einer Förderung führt dazu, dass bestimmte IQ-Gene stimuliert werden oder aber weniger aktiv sind. So bestimmt also das soziale Umfeld im wesentlichen darüber, ob ein Kind seine in den Genen vorprogrammierte IQ-Obergrenze erreicht oder nicht.

Bei Kindern aus sozial eher benachteiligten Familien liegen oft genauso gute genetische Veranlagungen zur Intelligenz vor, doch die Förderung fehlt. Daher wird in den ersten Jahren viel Potenzial verschenkt, das später nicht mehr ausgeschöpft werden kann.

Die Studie belegt damit, was viele Lehrer immer wieder betonen. Es ist sehr wichtig, bereits den Jüngsten einen optimalen Zugang zur Bildung zu gewähren.