Auch deutsche Studenten lassen ihre Seminararbeiten von Indern schreiben

Schummelbörsen für Hausarbeiten & Co. boomen auch in Deutschland

Von Frank Hertel
9. Februar 2011

In Billiglohnländern wie Indien und Pakistan gibt es eine gut ausgebildete Bevölkerung, die den Computer beherrscht und weiß, wie man Geld verdienen kann. Der neueste Boommarkt ist das Erledigen von Hausaufgaben und Seminararbeiten australischer, aber auch deutscher Studenten und Schüler durch kluge Inder und Pakistani.

Das Prinzip der Schummelbörsen

Craig Ellis, Vizedekan der University of Western Sydney sieht darin heute schon ein gewaltiges Problem. Der australischen Tageszeitung "Daily Telegraph" sagte er kürzlich, dass die Plagiate kaum erkannt werden können. Anders als bei herkömmlichen Hausaufgabenbörsen und dem Abkupfern von Wikipedia-Artikeln, seien die individuellen Lösungen, die aus Indien kommen, nicht so leicht als Plagiate zu erkennen.

Auf Webseiten wie "Dissertation India" kann man Aufsätze, Thesenpapiere und Seminare zu Festpreisen bestellen. Eine komplizierte Matheaufgabe bekommt man für 2 Dollar. Alles geht per Internet sehr zügig. Und die Inder sprechen und schreiben perfektes Englisch, daher ist der zweifelhafte Service besonders bei Schummelstudenten in englischsprachigen Ländern beliebt.

Das Problem der Enthüllung

Aber auch deutsche Studenten bedienen sich bei indischen Köpfen. Debora Weber-Wulff ist Professorin für Medieninformatik an der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft. Sie sagt, dass für Deutsche diese Seiten im mathematisch-technischen Bereich interessant sind. Denn da käme es nicht auf die Sprache an.

Chemische Ableitungen, Programmcodes, Matheaufgaben werden gerne in Indien erledigt, perfekt und schnell. Dies sei auch bei uns mittlerweile ein Problem, das man sehr ernst nehmen muss. Weber-Wulff ist Plagiatsexpertin, aber sie sagt, die in Indien erledigten Arbeiten seien kaum als Plagiat zu erkennen.

Dazu müsste man die verdächtigen Seminararbeiten in Anwesenheit der Studenten korrigieren. Man müsste die Studenten dann mündlich zeigen lassen, dass sie den Stoff auch wirklich beherrschen und die Arbeit auch selber geschrieben haben.

Aber das sei bei den derzeit völlig überfüllten Seminaren nicht zu machen. Für Indien und Pakistan bedeutet das: Das Geschäft mit deutschen Schummelstudenten wird weiter anziehen.