Hauptschulen - Fächer, Ziele und Inhalte im Lehrplan

Die Hauptschule beschreibt eine allgemeinbildende Schulform im Bereich der mittleren Bildung, also dem so genannten Level 2 nach ISCED-Klassifikation der UNESCO. Diese steht für International Standard Classification of Education. Schüler bekommen auf dieser weiterführende Schule eine grundlegende allgemeine Bildung vermittelt. Nach Beenden der 9. Klasse erhält man den Hauptschulabschluss als Voraussetzung für eine Berufsausbildung. Informieren Sie sich über die Struktur und Ziele der Hauptschule.

Maria Perez
Von Maria Perez

Die Hauptschule: Definition und Struktur

Die Hauptschule gehört zu denjenigen weiterführenden Schulen, die auf dem Besuch der Grundschule als einer Primärausbildung mit der Sekundarausbildung aufbauen. Im deutschen gegliederten Schulsystem ist die Hauptschule ein Bildungsgang im Rahmen der schulischen Laufbahn.

Als gegliedert gelten Schulsysteme, in denen die Sekundarstufe I eine Schulstufe unter mehreren ist. Zur deutschen Sekundarstufe I gehören die Haupt-, die Real- und die Gesamtschule sowie das Gymnasium.

Die Hauptschule ist in diesem Schulsystem die unterste Stufe. Sie umfasst die Klassen fünf bis neun beziehungsweise zehn innerhalb der Sekundarstufe I. Abgeschlossen wird die Hauptschule mit dem Hauptschulabschluss.

Er ist die Voraussetzung für eine Berufsausbildung und wird deswegen umgangssprachlich auch als Berufsreife oder Berufsschulreife bezeichnet. Der Berufsschulbesuch ist ohne einen Hauptschulabschluss nicht möglich, und daraus folgernd auch keine Berufsausbildung.

ISCED97

Die UNESCO, United Nations Educational, Scientific and Cultual Organization, ist eine Organisation der United Nations UN. Der UNESCO-Sitz ist in Paris.

Im Jahre 1997 hat die UNESCO als selbstständige und unabhängige UN-Organisation eine Grundlage für den internationalen Bildungsvergleich, den sprachgebräuchlichen ISCED97, beschlossen. Die erste Stufe der Sekundarbildung, der ISCED97-Level 2, ist im neuen ISCED-2011-Level ebenfalls der zweite Level.

Einteilung nach Leistung

Einigen Bildungsforschern zufolge lassen sich Hauptschulen nach Differenzierung der Leistung in drei unterschiedliche Formen einteilen:

  • Die Modalform der Hauptschule: hierbei handelt es sich um Einrichtungen mit mittlerem Leistungsniveau; knapp die Hälfte der Hauptschulen hierzulande zählen dazu.
  • Die Problemschule: Einrichtungen mit niedrigem Leistungsniveau; hierzu zählen etwa 16 Prozent. Typische Merkmale sind wiederholte Klassen, Migrantenfamilien, fehlende Berufsausbildung sowie Arbeitslosigkeit der Eltern.
  • Leistungsstarke Hauptschule: Das Leistungsniveau kann mit dem einer Realschule verglichen werden.
Das Leistungsniveau von Hauptschulen ist unterschiedlich
Das Leistungsniveau von Hauptschulen ist unterschiedlich

Schulpädagogische Konzepte

An vielen Hauptschulen ist es aber auch so, dass Schüler mit unterschiedlichem Leistungsniveau zusammensitzen. Auf solche Herausforderungen haben einige Einrichtungen mit besonderen schulpädagogischen Konzepten reagiert. Zu diesen zählen:

  • Jahrgangsübergreifender Unterricht
  • Teamteaching: Unterricht durch zwei oder mehr Lehrer, um Lerninhalte mit verschiedenen fachlichen Aspekten zu vermitteln
  • Deutschkurse für ausländische Schüler
  • Soziale Gruppenarbeit
  • Klassenlehrerprinzip: Unterricht durch einen Lehrer, um besser auf individuelle Schwächen und Stärken eingehen zu können
  • berufsqualifizierende Sonderpraktika
  • Sozialarbeit
  • Streitschlichtung
  • Unterrichtsmodule mit Projektbezug
  • Suchtberatung

Kernfächer

Wenngleich das Bildungssystem eine Kompetenz der Bundesländer ist, so gibt es doch so genannte Kernfächer, die bundesweit in jeder Hauptschule gelehrt werden. Sie sind auch Grundlage für die ISCED-Bewertung Level 2. Die wichtigen unter ihnen sind in alphabetischer Reihenfolge

  • Arbeitslehre
  • Deutsch
  • Englisch
  • Gesellschaftslehre
  • Hauswirtschaft
  • Informatik
  • Kunst
  • Mathematik
  • Musik
  • Naturwissenschaften
  • Religionslehre
  • Sport
  • Technik

Der Religionsunterricht ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich strukturiert. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise werden neben den beiden christlichen Religionen auch verschiedene orthodoxe Religionen gelehrt.

Die Sprachen werden länderspezifisch ergänzt, so wie um die Sprachen türkisch, russisch oder syrisch. In den Hauptschulen wird vielfach auf die spezifischen Bedürfnisse am Ort beziehungsweise im Schulbezirk reagiert.

Ziele

Ziel eines Hauptschulbesuches ist die Berufsvorbereitung. Bei Hauptschülern wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass sie im Anschluss an diese spezifische Schulausbildung einen praktischen Beruf erlernen. Sie wechseln von der Schul- hin zur Berufsausbildung.

Darin liegt der Unterschied zu den weiterführenden Schulen wie Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium. Die haben innerhalb des gegliederten Schulsystems der Sekundarstufe I einen ganz anderen Lehr- und Bildungsauftrag. Dementsprechend praxis- und berufsbezogen wird in den letzten Klassen der Hauptschule gelehrt.

Für die älteren Hauptschüler wird das Schulfach Arbeitslehre zunehmend wichtiger und interessanter. Zu den Lehrbestandteilen gehören jetzt vor allem

  • Haushaltswirtschaft
  • Technik und
  • Wissenschaft.

Ein Ziel der Hauptschule ist die anschließende duale Ausbildung, die zeitgleich in der Berufsschule sowie im Ausbildungs- beziehungsweise Lehrbetrieb verläuft.

Praktika

Hauptschüler absolvieren in den letzten beiden Klassenjahren häufig und gerne einige Berufspraktika. Im Anschluss an eine erste Berufsberatung sind Neigungs- sowie Eignungsberufe erkennbar.

Die Schulleitung vermittelt, in enger Kooperation mit örtlichen Handels- sowie Dienstleistungsunternehmen, mehrwöchige Praktika. Hier können sich Arbeitgeber und Hauptschüler kennenlernen. Im günstigsten Falle ist ein solches Praktikum der Einstieg in die Berufsausbildung - den noch ausstehenden Hauptschulabschluss vorausgesetzt.

Berufsvorbereitung vor dem Hauptschulabschluss
Berufsvorbereitung vor dem Hauptschulabschluss

Bestandteil der Sekundarstufe I

Die Hauptschule ist Bestandteil der Sekundarstufe I. Eine alternative Möglichkeit ist die Mittelstufe der weiterführenden Schulen, und zwar dort die Schulklassen sieben bis neun oder zehn.

Die Sekundarstufe I endet mit dem Abschluss der Hauptschule, mit der Mittleren Reife beziehungsweise mit dem Sekundarbereich I von Gesamtschule und Gymnasium. Insofern kann beim Besuch von Schulsystemen außerhalb der Hauptschule dann ein Hauptschulzeugnis ausgestellt werden, wenn der dementsprechende Schulbesuch auf Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium erfolgreich verlaufen ist.

Notwendigkeit eines Hauptschulabschlusses

Für jeden Schüler ist es wichtig, auf jeden Fall einen Hauptschulabschluss nachweisen zu können. Er hat ansonsten keine abgeschlossene, in der Regel eine abgebrochene Schulausbildung. Das hat zur Folge, dass er keinen Lehrberuf erlernen kann.

Selbst wenn es der Lehrherr wollte, könnte und dürfte er nicht ausbilden. Es fehlt der Nachweis einer erfolgreich abgeschlossenen Schulausbildung - in diesem Falle ist es der Hauptschulabschluss.

Berufsmöglichkeiten mit einem Hauptschulabschluss

Hauptschulen sind in einigen Bundesländern nach wie vor fester Bestandteil des dreigliedrigen Schulsystems, in anderen sind sie dagegen bereits abgeschafft oder es hat sie nie gegeben. Befürworter und Kritiker sind sich schon seit längere Zeit uneinig über die Zukunft dieser Schulform. Während die einen beharrlich den Sinn und Zweck von Hauptschulen verteidigen, kämpfen die anderen für Gesamt- und Gemeinschaftsschulen - und damit für die Abschaffung der Hauptschulen.

Kritiker bemängeln vor allem die mangelnden Berufsmöglichkeiten, die den Schülern an Hauptschulen geboten werden. In der Tat ist es so, dass ein Hauptschulabschluss in Deutschland der niedrigste Bildungsabschluss ist, womit die Aussichten auf einen Ausbildungsplatz und die Auswahl an Berufsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Aber auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt macht es den Hauptschulabsolventen nicht leichter.

Die Karrierechancen sind individuell verschieden

Trotz aller Statistiken und Prognosen sollte man aber nicht generell davon ausgehen, dass Hauptschüler schlechte Aussichten haben. Im Gegenteil - es kommt immer auf die Schule und am meisten natürlich auch auf den Schüler selbst an.

Wer

  • fleißig ist
  • gute Noten schreibt
  • Zusatzqualifikationen erwirbt und
  • Praktika absolviert,

hat gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz im direkten Anschluss an die Schule. Viele Ausbildungsbetriebe ziehen sogar Lehrlinge mit einem guten Hauptschulabschluss denjenigen mit einem höheren Bildungsabschluss vor.

Insbesondere in Handwerksberufen und im kaufmännischen Bereich sind Hauptschüler gerne gesehen. Im Gegensatz zu Realschülern oder Gymnasiasten können diese nämlich oft mehr Praxiserfahrung vorweisen und werden in der Schule intensiv auf eine Ausbildung vorbereitet.

Einfacher oder qualifizierter Hauptschulabschluss

Den einfachen Hauptschulabschluss erhält man nach der 9. Klasse. Dieser berechtigt dazu, eine Berufsausbildung zu beginnen. Knapp die Hälfte aller Hauptschüler findet so eine Lehrstelle. Andere haben die Möglichkeit - in Abhängigkeit von ihren schulischen Leistungen - den qualifizierten Hauptschulabschluss bzw. die Fachoberschulreife zu erwerben oder aber ins Berufsvorbereitungsjahr zu gehen.

Tipps für bessere Berufschancen

Um gute Aussichten auf einen interessanten und sicheren Job zu haben, sollten Hauptschüler ein paar Tipps beherzigen. Vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik erwarten Arbeitgeber gute Leistungen. Auch solide Englischkenntnisse werten das Zeugnis und damit die gesamte Bewerbung auf.

Zudem ist es von Vorteil, wenn man möglichst früh und möglichst oft in verschiedenen Betrieben Praktika absolviert. Es zeugt von Eigeninitiative und Zielstrebigkeit, wenn man zusätzlich zu den von der Schule vorgeschriebenen Praktika noch freiwillige Praxiserfahrungen in den Ferien sammelt. Auf diesem Wege können auch wertvolle Kontakte mit potentiellen Ausbildern geknüpft werden.