Bachelor-Studenten wehren sich gegen Schelte aus der Wirtschaft

Experten bezeichnen die Kritik an Bachelor-Absolventen als unsachlich

Von Dörte Rösler
27. April 2015

Studenten sind besser als ihr Ruf. Nachdem der Präsident des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) den Abbau von Studienplätzen gefordert hat, stellen andere Experten den Uni-Absolventen ein gutes Zeugnis aus. Die jährlich wiederkehrende Kritik an Bachelor-Studenten sei nicht nur unsachlich - sie rücke auch die deutschen Unternehmen in ein schlechtes Licht. Ein paar Zahlen und Fakten.

Wir brauchen Studenten

Einer der Kernvorwürfe der Wirtschaft lautet: zu viele Schulabgänger studieren. Tatsächlich liegen die Zahlen mit 2,7 Millionen Studenten so hoch wie nie. Die Bundesregierung versucht deshalb bereits, mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern.

Der Ruf nach besser ausgebildetem Nachwuchs stammt jedoch ursprünglich aus der Wirtschaft selbst. Und für den einzelnen Studenten scheint die Hochschulreife auch zu lohnen. Nur 2,5 Prozent der Akademiker sind arbeitslos.

Bachelor oder Master?

Laut DIHK ist die Zufriedenheit mit Bachelor-Studenten kontinuierlich gesunken. Zu Beginn des Bologna-Systems waren noch 76 Prozent der Unternehmen mit dem Hochschulabgänger zufrieden, heute sind es nur noch jeder 47 Prozent.

Dass nicht einmal jeder zweite Chef die Bachelor- Absolventen für tauglich befindet, sagt aber wenig aus. Denn die meisten Abiturienten studieren bis zum Master - und hier beträgt die Zufriedenheit 78 Prozent.

Ein wesentlicher Grund zum vorzeitigen Abgang ist die hohe Belastung. Jeder fünfte Bachelor studiert nicht weiter, weil er die Anforderungen zu hoch findet. Die Ursache für mangelnde Qualifikation liegt in diesem Fall also nicht im Bachelor-System sondern in den persönlichen Erwartungen des Studenten.

Ein großer Teil der Absolventen verlässt außerdem die Uni, weil er bereits einen Job in der Tasche hat. Der Bachelor ist in manchen Branchen also gern gesehen.

Ausbildung besser als Studium?

Nach Ansicht des DIHK sollten weniger junge Menschen studieren, sondern stattdessen eine Ausbildung machen. Als Argument führen Wirtschaftsvertreter die hohe Zahl an freien Lehrstellen an. Im Jahr 2014 blieben etwa 37.100 Stellen unbesetzt.

Aus Sicht der Studenten geht diese Rechnung allerdings nicht auf. Denn im gleichen Zeitraum suchten 20.900 Schulabgänger vergeblich nach einem Ausbildungsplatz.

Statt Abiturienten vom Studieren abzuhalten, sollten der Arbeitsmarkt sich deshalb den Bewerbern aus anderen Schulformen öffnen. So haben Hauptschüler nach einer Studie des Gewerkschaftsbundes kaum noch Chancen auf eine Ausbildungsstelle.