So läuft ein Streik ab

Ein Streik ist die kollektive Niederlegung der Arbeit durch eine Vielzahl von Arbeitnehmern, welche zumeist einer Branche oder einem Betrieb angehören. Der Ablauf eines Streiks und somit einer Form des Protests läuft trotz der Vielzahl an Streikarten zumeist nach demselben Schema ab. Vom Schlichtungsversuch bis zur Beendigung - Informieren Sie sich hier über die unterschiedlichen Phasen und den typischen Ablauf eines Streiks.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Der Streik: typische Merkmale

Bei einem Streik handelt es sich um ein absichtliches Aussetzen der Arbeit durch die Arbeitnehmer; in der Regel ist der Zeitraum unbestimmt. Ziel ist meist die Durchsetzung bestimmter Forderungen, um bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen.

In manchen Fällen gibt es allerdings Ausnahmen. Dann bleiben etwa Mitarbeiter im Dienst, ohne deren Wirken beispielsweise eine Gefahr für die Umwelt entstehen würde.

Der Aufruf sowie die Organisation der Streiks erfolgtdurch Gewerkschaften. Diese müssen sich diesbezüglich jedoch an bestimmte Regeln halten. Ein Streik lässt sich nicht ohne Weiteres ausrufen; zunächst sollte man sich um eine Annäherung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bemühen.

Bleibt ein für beide Parteien zufriedenstellendes Ergebnis aus, kommt es zu einem Streik, der wiederum in unterschiedlichen Phasen abläuft, in denen es jederzeit zueinem frühzeitige Abbruch des Streiks kommen kann.

Während eines Streiks wird aber nicht nur die Arbeit niedergelegt; typisch sind auch Proteste. Hierdurch soll der Druck medienwirksam auf die Arbeitgeber erhöht werden, den Forderungen der Mitarbeiter weiter entgegen zu kommen.

Streik als medienwirksamer Druck auf den Arbeitgeber
Streik als medienwirksamer Druck auf den Arbeitgeber

Während oder nach dem Streik kommt es zu einer Wiederaufnahme der Verhandlungen, deren Endergebnis in Form einer Einigung eine zweite Urabstimmung folgt. Stimmen dem neuen Verhandlungsergebnis mindestens 25% zu, dann kommt es zu einer vollständigen Beendigung des Streiks und die Arbeit wird wieder regulär aufgenommen.

Im Folgenden gehen wir auf die unterschiedlichen Phasen eines Streiks ein.

Tarifverhandlungen

Bevor es überhaupt zum Streik kommt, vollziehen sich zunächst einmal eine Reihe von Geschehnissen. So beginnt der Ablauf eines Streiks zunächst einmal mit Tarifverhandlungen, welche von mindestens einer Seite als gescheitert erklärt werden.

Bereits während dieser Phase kann es zu ersten Warnstreiks kommen. Diese sollen dem Arbeitgeber den Ernst der Lage demonstrieren und die Entschlossenheit der Mitarbeiter signalisieren, persönlich für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten.

Ein solcher Warnstreik muss von einem normalen Streik unterschieden werden. Letzterer erfolgt erst dann, wenn der gültige Tarifvertrag ausgelaufen ist. Die Friedenspflicht erlischt, sobald die offizielle Erklärung des Scheiterns der Tarifverhandlungen erfolgt ist. Zudem muss, zumindest in den meisten Tarifbereichen, der Schlichtungsspruch, welcher von einer neutralen Schlichtungskommission stammt, abgelehnt worden sein Des Weiteren ist der Streikbeschluss durch den Hauptvorstand notwendig, damit der Streik eingeleitet werden kann.

Warnstreiks im Verlaufe der Tarifverhandlungen
Warnstreiks im Verlaufe der Tarifverhandlungen

Schlichtungsverfahren

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen und dem Beenden der Warnstreiks kommt es zum Schlichtungsverfahren. In diesem versucht ein unabhängiger und zuvor gewählter Schlichter einen Einigungsprozess zu ermöglichen, indem ein Konzept ausgearbeitet wird, in welchem die Interessen beider Seiten bestmöglich Ausdruck finden. Daraufhin werden die Tarifverhandlungen wieder aufgenommen, wobei das Konzept des Schlichtungsverfahrens als neuer Orientierungspunkt für die Verhandlungen dient.

Urabstimmung

Sollte es nun ebenfalls zu keinem Einigungsprozess kommen, wird seitens der Arbeitnehmerseite nun darüber entschieden, ob gestreikt werden soll. In diesem Zusammenhang wird eine Urabstimmung durchgeführt, deren Ziel es ist, die Streikbereitschaft der Mitarbeiter zu ermitteln. Sollte hier ein Wert erreicht werden, welcher zumeist 75% beträgt, dann kommt es zum Beginn des Streiks.

Niederlegung der Arbeit

In der nächsten Phase entscheidet man darüber, zu welchem Zeitpunkt und in welchen Bereichen man die Arbeit niederlegen wird. Es erfolgt eine dementsprechende Aufforderung der Arbeitnehmer, die Tätigkeit einzustellen.

Die Arbeit wird zeitgleich niedergelegt
Die Arbeit wird zeitgleich niedergelegt

Wiederaufnahme der Verhandlungen

Der Streik dauert meist solange an, bis sich die Arbeitgeber dazu entschließen, wieder zu einer Verhandlung zusammen zu finden. Es kommt zu neuen Vorschlägen, Versuchen, zu einem beidseitigen Einverständnis zu gelangen. Währenddessen und besonders bei keiner erkennbaren Lösung wird häufig aktiv weitergestreikt.

Beendigung

Die Einstellung des Streiks erfolgt, sobald die Gewerkschaftsmitglieder ihr Einverständnis für die von den Arbeitgebern unterbreiteten Vorschläge geben: 75 Prozent müssten sich gegen diesen Vorschlag aussprechen, damit der Streik weiter anhält. In diesem Fall gelangt man wieder an den Punkt der Arbeitsniederlegung.

Kommt es zu keiner Einigung, kann die Fortsetzung des Streiks lange andauern. Die Folgen können jedoch je nach Dauer sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer gravierend sein. Hier erhalten Sie weitere Informatioenn über die möglichen Folgen eines Streiks.