Arbeitssucht - zuviel, zu perfekt, zu leistungsorientiert

Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 400.000 arbeitssüchtige Menschen

Von Jutta Baur
28. Januar 2011

Es gibt sie tatsächlich und sie ist ernst zu nehmen: die Arbeitssucht. Man schätzt, dass etwa 400.000 Deutsche darunter leiden. Der Trend ist steigend, da es eine hohe Zahl an gefährdeten Menschen gibt. Vor allem die Angestellten bilden hierbei die Spitzenposition. Professor Holger Heide von der Universität Bremen untersucht bereits seit einiger Zeit die Gefahren und Symptome der Arbeitssucht.

Arbeitsmenge und Fokus auf Erfolg und Leistung

Eine exakte Eingrenzung der Sucht ist nach seiner Meinung außerordentlich problematisch. Es kommt, seiner Aussage nach, nicht allein auf die Menge der geleisteten Arbeit an. Ein zusätzlicher Faktor ist, wie sehr diese Menschen auf Leistung und Erfolg fokussiert sind.

Häufig leiden sie an Entzugserscheinungen. Sie können nicht abschalten und nehmen die Arbeit mit in die Nacht. Schlaflosigkeit und damit fehlende Entspannung sind die Folge.

Veranlagung liegt bereits in der Kindheit

Holger Heide fürchtet, dass die Wurzeln der Arbeitssucht schon in der Kindheit liegen. "Oft lernen Kinder früh, fehlende Liebe durch Leistung auszugleichen", erklärt er. Sie bekommen Aufmerksamkeit, wenn sie gute Noten erbringen oder in der Freizeitgestaltung herausragen.

Möglicherweise hängen auch Arbeitssucht und körperliche Erkrankungen zusammen. Laut Professor Heide dürften einige der Allgemeinkrankheiten auf eine Arbeitssucht zurückzuführen zu sein.