Fehlende Tarifbindung vergrößert Lohnkluft - Arme werden ärmer, Reiche werden reicher

Experten sehen in der Tarifflucht die Ursache für die weiterhin vorherrschende Lohnungleicheit

Von Dörte Rösler
19. März 2015

Die Lohnschere in Deutschland klafft immer weiter auseinander. Während Besserverdiener ihr Einkommen seit 1992 um 2,5 Prozent steigern konnten, bekommen Geringverdiener heute 2 Prozent weniger.

Tarifflucht als Ursache für Lohnungleicheit

Eine wesentliche Ursache liegt laut einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung in der Tarifflucht. Die fehlende Tarifbindung macht Reiche stetig reicher. Wer ohnehin wenig verdient, wird dagegen immer ärmer.

Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich der Anteil der Firmen mit Betriebsbindung fast halbiert. Galt ehemals in 60 Prozent der Betriebe und für 82 Prozent der Beschäftigten ein Tarifvertrag, waren es 2010 nur noch 35 Prozent der Betriebe und 62 Prozent der Beschäftigten. Tendenz weiter fallend.

Ausstieg aus der Tarifbindung

Dieser Ausstieg aus der Tarifbindung führt nach Ansicht der Studienautoren zu gravierender Lohnungleicheit - auch innerhalb von Branchen. 80 Prozent der unterschiedlichen Löhne entfallen auf Arbeitnehmer mit vergleichbarer Qualifikation.

Die meisten neu geschaffenen Stellen finden sich demnach im Niedriglohnsektor.

Mindestlohn schafft Verbesserung

Mittlerweile arbeitet jeder fünfte Beschäftigte in einem gering bezahlten Arbeitsverhältnis. Viele können trotz voller Stelle ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren.

Der neu eingeführte Mindestlohn schaffe hier zwar Verbesserungen, das Einkommen müsse jedoch gerechter verteilt werden.