Theorie und Praxis des Qualitätsmanagements

Unter Qualitätsmanagement versteht man sämtliche Organisationsmaßnahmen, mit denen sich Produkte und Dienstleistungen verbessern lassen. Auf diese Weise sollen einheitliche Qualitätsstandards geschaffen werden. Das Qualitätsmanagement wird als Teilgebiet des funktionalen Managements betrachtet. Um Qualität vorleben zu können, bedarf es der nötigen Qualifikation und Motivation der Beteiligten. Lesen Sie hier über die Säulen des Qualitätsmanagements und worauf es bei der Umsetzung ankommt.

Von Jens Hirseland

Zum Qualitätsmanagement (QM) gehören prinzipiell alle Maßnahmen zur Verbesserung und Erhaltung von

  • Dienstleistungen
  • Arbeitsabläufen und
  • Produkten.

Gemeint sind damit in erster Linie die innerbetrieblichen Leistungen. So zählt das Qualitätsmanagement zu den Kernbereichen des Managements.

In bestimmten Branchen ist ein Qualitätsmanagementsystem sogar Pflicht. Dazu gehören zum Beispiel

Einsatzgebiete des Qualitätsmanagements

Qualitätsmanagement wird von den Wirtschaftswissenschaften als Teilgebiet des funktionalen Managements betrachtet. Ziel ist es, Arbeits- und Geschäftsprozesse effektiver zu gestalten.

Zu berücksichtigen sind dabei sowohl zeitliche als auch materielle Vorgaben. Darüber hinaus soll die Qualität von Dienstleistungen oder Produkten erhalten bleiben oder verbessert werden.

Qualitätsmanagement beinhaltet zum Beispiel

  • professionelle Lösungsstrategien
  • das Optimieren der Kommunikation
  • das Standardisieren spezieller Arbeitsabläufe
  • berufliche Weiterbildung
  • die Motivation der Mitarbeiter
  • die Gestaltung von Arbeitsräumen sowie
  • das Festsetzen von Normen für Leistungen und Produkte.

Durch das Gestalten von Arbeitsprozessen innerhalb von Organisationen sorgt das Qualitätsmanagement dafür, dass Qualitätsbelange genügend Berücksichtigung finden. So sollen das jeweilige Produkt oder die Dienstleistung den Qualitätsansprüchen genügen.

Die Säulen des Qualitätsmanagements

Qualitätsmanagement fußt auf vier Säulen:

  • die Planung der Qualität
  • die Steuerung der Qualität
  • die Sicherung der Qualität sowie
  • die Verbesserung der Qualität.

Im Rahmen der Qualitätsplanung stellt man zuerst den eigentlichen Zustand eines Unternehmens fest. Anschließend erfolgt die Ausarbeitung von Konzepten, um die Qualität zu sichern oder zu steigern.

Während der Qualitätssteuerung werden die Konzepte, die während der Qualitätsplanung ausgearbeitet wurden, überprüft und in die Praxis umgesetzt, um die Arbeits- oder Produktionsabläufe zu optimieren. Die gemachten Erfahrungen lassen sich bei der nächsten Qualitätsplanung berücksichtigen, wodurch ein geschlossener Kreislauf entsteht.

Gutes Qualitätsmanagement erfordert gründlicher Planung und Überprüfung
Gutes Qualitätsmanagement erfordert gründlicher Planung und Überprüfung

Theorie und Praxis

Natürlich müssen die theoretischen Qualitätsplanungen auch in der Praxis funktionieren. Allerdings lässt sich Qualität nicht einfach so anordnen.

Daher ist es wichtig, dass sie auch vorgelebt wird. Dabei sind Qualifikation und Motivation der Beteiligten von höchster Bedeutung.

Zu erreichen ist dies nur, wenn man die Mitarbeiter in die Arbeitsabläufe ständig einbindet und sie sich mit den Vorgängen identifizieren können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Schaffen von strukturellen Rahmenbedingungen, denn nur so lässt sich das Qualitätsmanagement auch in der Praxis umsetzen.

Modelle und Standards

Man unterscheidet diverse Qualitätsmanagementnormen; diese nutzt man als Rahmen oder auch als Pflichtvorgabe, um ein gutes Qualitätsmanagementsystem zu etablieren. Branchen- und regionalspezifisch gibt es große Unterschiede; besonders angelsächsische und asiatische Hersteller haben Methoden des Qualitätsmanagements eingeführt. Die Industrie stellt eine typische Branche dar.

EFQM-Modell

Die European Foundation for Quality Management (EFQM) hat im Jahr 1988 das EFQM-Modell (Enterprise Quality Feedback Management) entwickelt. Ziel ist, Organisationen die Möglichkeit zu bieten, umfassende Managementsysteme auzubauen und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Das EFQM-Modell dient Unternehmen als Werkzeug, mit dem sie vorhandene Stärken und Verbesserungspotenziale ermitteln und anregen können. Auf diese Weise lässt sich der Erfolg eines Unternehmens verbessern.

In diesen Verbesserungsprozess werden alle Mitarbeiter der Firma mit eingebunden; nur so lassen sich auf Dauer gewinnbringende Ergebnisse erzielen. Dabei umfasst das Modell die Drei Säulen Menschen, Prozesse und Ergebnisse. Alle Prozesse werden permanen beachtet, somit kann man sich stets über den akutellen Stand informieren, Arbeitsvorgänge verbessern und zukünftige Trends erarbeiten.

EN ISO 9001

Die EN ISO 9001 beschreibt Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem. Diesen muss eine Organisation genügen, damit sie Dienstleistungen und Produkte bereitstellen kann, die alle behördliche Anforderungen sowie die Erwartung der Kundschaft erfüllt. Gleichzeitig wird angestrebt, das Managementsystem stetig zu verbessern. Die letzte Überarbeitung der EN ISO 9001 erfolgte im Jahr 2015.

Spezielle Modelle

Neben den beiden erwähnten Standardmodellen gibt es noch einige spezielle Formen:

  • neuere Qualitätsstandards: stärkere Orientierung an bereits fundierten Methoden der Begründer des industriellen Qualitätsgedankens
  • das CAF (Common Assessment Framework)-Modell für den öffentlichen Sektor
  • das das Capability Maturity Model Integration (CMMI) für Organisationen mit Entwicklungsaufgaben
  • statistische Mittel für die Produktion zur Herstellungsüberwachung
  • das "QualitätsZertifikat Planer am Bau" für Ingenieur- und Architekturbüros
  • strenge Zertifizierungen in der Automobilindustrie
  • verschiedene medizinische und medizintechnische Qualitätsstandards

Grenzen des Qualitätsmanagements

Nicht immer kommt es durch Qualitätsmanagement automatisch zu besseren Resultaten. So wird oftmals lediglich das Erreichen der vorgegebenen Qualität gesteuert.

Ein Qualitätsmanagement lässt sich sogar bei Billigprodukten anwenden. Über die Qualität eines Produkts sagt das jedoch nicht unbedingt etwas aus, auch wenn dies durch Werbung mitunter suggeriert wird.