Anonyme Bewerbung auch in Deutschland - Chancengleichheit oder Entpersonalisierung?

Bei anonymisierten Bewerbungsverfahren werden weder Name, Nationalität und Geburtsdatum genannt

Von Thorsten Hoborn
6. August 2010

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind nicht für alle Menschen gleich. Auch wenn Firmen diskriminierende Entscheidungstendenzen bei der Auswahl der Stellenbewerber abstreiten, belegen doch Statistiken genau, das Ausländer und ältere Menschen nicht die gleichen Chancen haben. Einer weltweiten Studie zufolge müssen ausländische Bewerber durchschnittlich 45 Prozent mehr Stellenbewerbungen schreiben.

Prinzip der anonymen Bewerbung

Ende des Jahres soll daher ein Projekt ins Leben gerufen werden, welches sich für die Umsetzung anonymer Bewerbungen einsetzt. Weder Name, Geburtsdatum, noch die Nationalität muss im Lebenslauf angegeben werden. Auf diese Weise soll allein Ausbildung und Qualifikation eines Bewerbers entscheiden, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

In Deutschland ist dieses System noch weitgehend unbekannt, in Schweden und Frankreich werden anonymisierte Bewerbungsverfahren jedoch bereits angewandt. Die Lufthansa ist Vorreiter auf dem Gebiet, da sie die Auswahl der Bewerber von einem Computer, je nach Qualifikation, treffen lassen. Optik, Herkunft, Behinderungen oder Geschlecht spielt dabei keinerlei Rolle.

Zu bedenken sind jedoch auch die Nachteile, die sich ergeben wenn der Arbeitnehmer als Mensch vollkommen entpersonalisiert wird.