Assessment Center - Definition, Ablauf, Vorbereitung und Tipps

In Assessment Centern entscheidet sich häufig, ob man für eine neue Stelle oder eine Beförderung in Frage kommt. Es handelt sich um ein komplexes Beurteilungs- und Auswahlverfahren, um Bewerber richtig einzuschätzen. Zu diesem Zweck kommen Arbeitssimulationen, diverse Übungen, aber auch Persönlichkeits- sowie Leistungstests zum Einsatz. Erfahren Sie, worauf man beim Assessment Center während der Übungen achten sollte, um nicht nur einen guten Eindruck zu hinterlassen, sondern auch möglichst gut abzuschneiden. Informieren Sie sich außerdem über die besten Tipps zur Vorbereitung.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Assessment Center: eine Definition

Bei einem Assessment Center geht es darum, einen potienziellen neuen Arbeitnehmer auf seine Eignung für die offene Stelle, für welche dieser sich beworben hat, zu prüfen. Es handelt sich um ein Auswahl- und Beurteilungsverfahren, welches das Unternehmen in Eigenregie durchführt, oder das durch externe Berater unterstützt wird.

Beurteilt werden die Kandidaten einzeln oder in Gruppen. Das Assessment Center besteht dabei aus diversen

  • Übungen
  • Tests
  • Auswahlgesprächen und
  • Rollenspielen.

Insgesamt gibt es mehrere Runden, die teils in mehreren Tagen durchgeführt werden.

Sinn und Zweck des Assessment Centers

Zunächst einmal kann ein Assessment Center dazu dienen, bei einer Stellenausschreibung die besten Bewerber ausführlich zu prüfen und hierdurch zu vergleichen. So kann dieses Testverfahren dazu beitragen, eine neue Stelle an den objektiv besten Bewerber zu vergeben.

Gleichzeitig werden aber auch häufig Mitarbeiter zum Assessment Center gebeten, die bereits lange im Unternehmen tätig sind. In diesem Zusammenhang will die Unternehmensführung dann schlicht ermitteln, ob der Mitarbeiter mit wichtigeren Aufgaben betreut werden kann und die hierfür notwendigen Kompetenzen mitbringt.

In größeren Unternehmen nennt sich das Ganze dann Potenzanalyse, wobei verschiedene Kompetenzbereiche der Mitarbeiter hinsichtlich der Stärken und Schwächen gemessen werden sollen. So kann beispielsweise ein Mitarbeiter mit hoher Sozialkompetenz eher kommunikative und vermittelnde Aufgabenfelder übernehmen, wohingegen ein Arbeitnehmer mit ausgeprägter Fachkompetenz in Entwicklungs- und Produktionsabteilungen besser aufgehoben ist.

Doch in welchen Berufsfeldern finden Assessment Center Verwendung?

Da Assessment Center eine relativ kostspielige Angelegenheit darstellen, finden diese zumeist in großen Unternehmen Verwendung, sobald es um die Besetzung von Schlüssel- und Führungspositionen geht. Der Klassiker ist demnach die Suche nach neuen Führungspersönlichkeiten, welche eine frei gewordene Stelle besetzen sollen.

Daneben werden aber auch häufig Trainees den Testreihen in Assessment Centern unterworfen. Hierdurch will die Unternehmensleitung sicherstellen, dass auch wirklich nur Personen langfristig und kostenintensiv in den Betrieb eingeführt werden, welche auch die erforderlichen Kompetenzen besitzen.

Letztlich zeichnet sich heutzutage noch der Trend ab, dass mit Assessment Centern vergleichbare Testreihen auch in anderen Berufsfeldern und kleineren Unternehmen eingesetzt werden.

Bei diesen Varianten, bei welchen zumeist Computerprogramme eine zentrale Rolle spielen, wird allerdings nur grob die Intelligenz und das Sozialverhalten überprüft. Der Tiefe klassischer Assessment Centern fehlt es diesen einfachen Tests aber in der Regel.

Der Ablauf eines Assessment Centers

Die Geschichte der Assessment Center geht bis ins Jahre 1920 zurück, als sich erstmals Offiziersanwärter einem vergleichbaren Test unterziehen mussten. Doch wie laufen heutige Tests in Assessment Centern überhaupt ab und durch was sind diese charakterisiert?

Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Methoden. Deren Einsatz und Anordnung hängt wiederum davon ab, was mit dem Test genau überprüft werden soll. Das Assessment Center wird in der Regel von dem jeweiligen Unternehmen individuell gestaltet; die Abläufe orientieren sich jedoch meist an einem bekannten Muster.

Typisch sind:

  • Selbstpräsentation: hier geht es um den bisherigen beruflichen Werdegang, die wesentlichen Erfolge und Meilensteine sowie die Stärken und die Nennung eines Bezugs zur angebotenen Stelle
  • diverse Übungen: wie zum Beispiel Intelligenztests, Einzelinterviews, Postkorbübung
  • Rollenspiele: hier muss eine Fallstudie gelöst werden, zudem folgen Gruppendiskussionen und ein Test des Durchsetzungsvermögens und der Sozialkompetenz
  • Feedback: setzt sich zusammen aus der Frage nach der Selbsteinschätzung, der Rückmeldung der Beobachter sowie einer abschließenden Beurteilung

Der folgende Methodenüberblick zeigt, welche Methoden zum Einsatz kommen können.

Selbstpräsentation

Zunächst einmal muss sich der Kandidat vorstellen, den Bezug zur ausgeschriebenen Stelle deutlich werden lassen und anschließend die persönlichen Erfolge und Stärken nennen. Hier kommt es typischerweise zu Rückfragen durch die Prüfer bezüglich der Schwächen.

Bewertet wird außerdem die Körpersprache. Beliebt sind des Weiteren offene Fragen.

Interviews und Gruppendiskussionen

In diesem Zusammenhang wird häufig zunächst mit einem Interview begonnen. Dieses hilft dabei, einen ersten Eindruck von der Testperson zu gewinnen und diese in die weiteren Abläufe einzuführen. Des Weiteren sind Gruppendiskussionen eine beliebte Methode, bei welchen sich behauptet werden muss oder gemeinsam Ergebnisse erarbeitet werden sollen.

Postkorbübungen und Rollenspiele

Beliebt sind aber auch Postkorbübungen. Bei diesen wird der Testperson ein Papierkorb gereicht, in welchem sich zahlreiche Akten mit verschiedensten Dokumenten und Hinweisen befinden.

Dieses Datenwirrwarr muss daraufhin in einer vorgegebenen Zeit strukturiert und übersichtlich dargestellt werden, wobei beispielsweise auch ein Zeitplan erschaffen werden muss, welcher sich an der Dringlichkeit der einzelnen Aufgaben orientiert.

Rollenspiele zeigen wiederum das Kommunikationsgeschick der Teilnehmer, da Situationen nachgestellt werden und sich in der jeweiligen Rolle zurechtgefunden und behauptet werden muss. Hier erhalten Sie weitere Infos.

Powerpoint und psychologische Tests

Viele Assessment Center setzen zudem auf Aufgabenstellungen, bei welchen beispielsweise eine Powerpoint-Präsentation zu einem bestimmten Thema erstellt werden muss, die daraufhin von der gesamten Gruppe vorgestellt wird. Einen weiteren zentralen Teil stellen zahlreiche psychologische Testverfahren dar, welche wohl die erste Assoziation mit einem Assessment Center sein dürften.

Bei diesen wird beispielsweise die Intelligenz oder Kreativität anhand normierter Testbögen überprüft und anschließend ausgewertet. Abgeschlossen wird ein solcher Test häufig durch ein Abschlussgespräch. Hier wird die Testperson über die persönlichen Stärken und Schwächen aufgeklärt und es können somit Hinweise gewonnen werden, an welchen Fähigkeiten noch gearbeitet werden sollte.

Hinsichtlich des Ablaufes dieser Übungen bleibt nur noch zu sagen, dass sich viele Assessment Center mehrere Tage Zeit nehmen, um die Personen ausführlich zu testen. So verbringt man in der Regel einige Tage innerhalb des Assessment Centers und wird täglich mehrstündig in verschiedenen Disziplinen geprüft.

Feedback

Zum Ende hin gibt es ein ausführliches Gespräch mit den Beobachtern des Kandidaten. Dieser wird nach seiner Selbsteinschätzung gefragt, sodass er mögliche Fehler eventuell geradebiegen kann. Schließlich wird der Bewerber mit den Eindrücken der Prüfer konfrontiert. Hier gilt es, Kritik einstecken zu können.

Ein Assessment-Center dauert meistens mehrere Stunden oder Tage
Ein Assessment-Center dauert meistens mehrere Stunden oder Tage und enthält mehrere Gespräche und Übungen

Tipps zur Vorbereitung auf ein Assessment Center

Bei den meisten Arbeitnehmern dürfte der bevorstehende Gang in ein Assessment Center Angst und Unsicherheit auslösen. So wird man bei einem solchen Personalauswahlverfahren in starken Stresssituationen hinsichtlich der eigenen Leistungsfähigkeit geprüft, was vor allem eine große psychische Belastung darstellt. Doch wie kann man sich adäquat für ein solches Testverfahren vorbereiten, um die eigene Aufregung zu mildern und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen?

Organisation: Anreise und Unterkunft

Zunächst einmal sollte man sich bereits im Vorfeld um die Anreise und die Unterkunft kümmern. So stellt man sicher, dass man später keine Gedanken auf solch banale Dinge verschwendet und sich ausschließlich auf das Wesentliche konzentriert werden kann.

Vorbereitung auf die Tests

Nachdem derartige organisatorische Dinge abgeklärt wurden, sollte nun damit begonnen werden, sich mit dem eigentlichen Testverfahren auseinanderzusetzen. So findet man nicht nur heraus, wie die einzelnen Tests ablaufen, so dass man sich leichter auf die Aufgabeninhalte und nicht auf die eigentliche Aufgabenstellung konzentrieren muss. Vielmehr kann so auch auf einige Testverfahren gezielt hintrainiert werden.

Intelligenztests

Dies betrifft beispielsweise klassische Intelligenztests. In diesem Zusammenhang konnten unabhängige Studien nachweisen, dass selbst bei Intelligenztests eine Verbesserung durch ein regelmäßiges Training erreicht werden kann.

Es lohnt sich deshalb, sich in die verschiedenen Aufgaben einzuarbeiten und deren Bewältigung zu üben. Hierfür steht nicht nur eine Vielzahl von Fachliteratur zur Verfügung, sondern auch teils kostenlose Angebote im Internet, bei welchen der Ernstfall simuliert werden kann.

Sollte man sich dennoch unsicher fühlen oder wirklich an das eigene Leistungslimit gehen wollen, dann kann auch professionelle Hilfe genutzt werden. So bieten unter anderem viele Volkshochschulen und Privatinstitute Testschulungen an, bei welchen vergleichbare Probleme unter testähnlichen Bedingungen trainiert und deren Bewältigung verbessert werden kann.

Allgemeinbildung

Darüber hinaus lohnt es sich oftmals aber auch, sich nicht nur speziell für einzelne Testverfahren vorzubereiten, sondern auch die Allgemeinbildung aufzufrischen und aktuelle Ereignisse aufmerksamer zu verfolgen. Solch ein Wissen kann daraufhin leicht in Gruppenaufgaben oder Präsentationen eingesetzt werden, was wiederum die eigene Kompetenz und Fremdeinschätzung steigert.

Entspannungsmethoden

Letztlich kann sich für nervöse Naturen noch das Erlernen von Entspannungstechniken lohnen. Bei derartigen Verfahren kann die innere Nervosität vor einem Test in wenigen Minuten reduziert werden, wodurch sich besser konzentriert und damit in der Regel auch besser abgeschnitten werden kann.

In Gruppenübungen ist Teamwork gefragt
In Gruppenübungen ist Teamwork gefragt

Wichtige Hinweise, die man währenddessen beachten sollte

Doch auch, wenn man sich gut vorbereitet hat, sollte man beim Assessmentcenter ansich weiter Punkte beachten.

Tipps für die Körpersprache

Zunächst einmal sollte man sich der eigenen Körpersprache bewusst werden und gegebenenfalls gezielt auf diese Einfluss nehmen. Diese Vorgabe ist natürlich nur bei Gruppenarbeiten, Interviews und Präsentationen relevant - also in Situationen, in welchen auf den Gegenüber kompetent und sicher gewirkt werden soll.

Dabei spielen Bewegungen und Gesten des gesamten Körpers eine wichtige Rolle, weshalb es beispielsweise vermieden werden sollte, den Blickkontakt dauerhaft zu meiden oder die Arme vor der Brust zu verschränken. Sollte man sich nicht über die Deutungs- und Einsatzmöglichkeiten der Körpersprache im Klaren sein, dann hilft der Besuch eines entsprechenden Seminars im Vorfeld dabei, während der Übungen die eigenen Aktionen überwachen zu können. Hier haben wir aber auch noch weitere Informationen zu diesem Thema.

Sonstige Tipps und Fehler, die vermieden werden sollten

Des Weiteren existieren zahlreiche Fehler, welche regelmäßig durch die Teilnehmer in Assessement Centern begangen werden. Es sollte während der Übungen deshalb versucht werden, die folgenden Fehler zu vermeiden, um der Konkurrenz den vielleicht entscheidenden Schritt voraus zu sein.

  • Zunächst einmal sollte man nicht versuchen, dauerhaft mit übermäßiger Energie und überladenem künstlichen Elan an die Aufgaben heranzugehen. Stattdessen empfiehlt sich eine pragmatische und zielorientierte Verhaltensweise, wie sie im Idealfall auch am Arbeitsplatz erwünscht ist.

  • Des Weiteren sollte man bei vielen Aufgaben nicht zu lange zögern, sondern bereit sein, schnell Entscheidungen zu treffen. Viele Übungen sind ohnehin darauf ausgelegt, dass nicht primär das Ergebnis selbst, sondern die Schnelligkeit der Aufnahme und Reaktion des Probanden bewertet wird.

  • Ein weiterer Fehler ist es, zu sehr an seiner Strategie festzuhalten, die man bei der Vorbereitung genutzt hat. Denn dadurch ist man nicht dazu in der Lage, spontan auf die Situation vor Ort zu reagieren.

  • Falsche Erwartungen zählen ebenso zu den typischen Fehlern. Diese sollten weder zu hoch, noch zu niedrig ausfallen - generell gilt, sich nicht darauf zu verlassen, dass das Assessment Center den eigenen Vorstellungen entspricht, es kann immer anders kommen.

  • Verzichten sollte man auf eine zu starke Konkurrenzhaltung. Sich ständig mit den anderen Kandidaten zu vergleichen, wird in Stress ausarten, was die eigenen Leistungen negativ beeinflussen kann.

  • Krampfhaft zu versuchen, seine Schwächen zu kaschieren, kann einen auch ins Aus bringen. Stattdessen gilt es, sich auf die Stärken zu konzentrieren.

Auch sollte man nicht

  • über andere Bewerber lästern
  • sich zu stark auf eine einzelne Aufgabe konzentrieren
  • eine zu egozentrische Haltung an den Tag legen

Außerdem sollte man sich auch kritikfähig zwischen den Übungsreihen zeigen. Nur so sehen die Tester schließlich, dass man bereit ist an sich zu arbeiten und zudem teamfähig ist.

Zuletzt sollte sich während der Übungsausführung voll auf die momentane Aufgabe konzentriert werden. Oftmals kann es hierbei hilfreich sein, sich die vorgegeben Aufgaben als reale Herausforderungen in der Arbeitswelt vorzustellen.

Dann gleichen beispielsweise Rollenspiele nicht mehr einem Anfängerkurs in der Schauspielschule, sondern tatsächlichen Auseinandersetzungen im Unternehmen. Aber auch bei der Bewältigung von Fragebögen hilft es in sich zu gehen, um daraufhin voll fokussiert an die Aufgaben heranzugehen.

  • Michael Paschen Assessment Center professionell. Worauf es ankommt und wie Sie vorgehen, Hogrefe-Verlag, 2005, ISBN 3801719375
  • Christian Püttjer Assessment-Center, Campus Verlag, 2005, ISBN 3593375486
  • Ernst Fay Das Assessment-Center in der Praxis. Konzepte - Erfahrungen - Innovationen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, ISBN 3525461690
  • Hermann-Josef Fisseni Das Assessment-Center. Eine Einführung für Praktiker, Verlag für Angewandte Psychologie, 1995, ISBN 3801708292
  • Jürgen Hesse Die 100 wichtigsten Tipps zum Assessment Center. Für eine optimale Vorbereitung in kürzester Zeit, Eichborn, 2006, ISBN 3821859164
  • Claus Coelius Fit fürs Assessment-Center. Mit Aufgaben, Checklisten und Beurteilungsschlüssel, Cc-Verlag, 2006, ISBN 3923930321
  • Anja Boettger Praxisleitfaden Assessment Center. Arbeisthandbuch, Expert-Verlag, 2004, ISBN 3816922872

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