Die Tücken des Arbeitszeugnisses

Schon seit mehreren Jahrhunderten gibt es das Arbeitszeugnis, doch was steckt eigentlich dahinter?

Von Melanie Ruch
26. Mai 2011

Das Arbeitszeugnis wurde bereits im Jahr 1503 eingeführt. Zu dieser Zeit diente es noch dazu, einem Lehrling zu bescheinigen, dass er seinem Dienstherrn während der Anstellung treu geblieben war.

Heutzutage gibt es das Arbeitszeugnis zwar noch immer, jedoch ist es mittlerweile mehr zu einer Art Leistungsbewertung geworden. Auf dem Zeugnis können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter kurz vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses bewerten, um ihnen so den Weg für ihren weiteren beruflichen Werdegang zu ebnen. Daher gilt für Arbeitszeugnisse die Regel: keine schlechten Bewertungen, jedenfalls keine expliziten.

Hilfreiches Dokument oder falsches Schönreden?

Obwohl ein solches Arbeitszeugnis nach allgemeinen Bestimmungen eigentlich vollständig, klar, wahrheitsgemäß und dennoch wohlwollend verfasst werden sollte, wird die eigentliche Wahrheit oft nur hinter schleierhaften Floskeln versteckt, was zu Lasten der Klarheit geht. Dann bedeutet ein nett formulierter Satz wie: "Er bemühte sich stets" im übertragenen Sinne soviel wie "Er hat sich zwar Mühe gegeben, aber letztlich versagt". Aber schließlich sollen die Arbeitgeber ja die Wahrheit schreiben, dürfen aber gleichzeitig nichts Negatives berichten, ein wahrer Teufelskreis.

Kein Wunder, dass immer mehr Arbeitszeugnisse mit Hilfe von Computerprogrammen fast willkürlich zusammengestellt werden, die schließlich nur noch mit der Unterschrift versehen werden müssen oder dass so mancher Arbeitgeber seinen baldigen Ex-Mitarbeiter selbst das Zeugnis verfassen lässt. Was bringt es denn auch oder besser gesagt wem bringt es etwas die schlechte Wahrheit so zu verpacken, dass sie sich für andere dann doch positiv liest?!