Bewerbungsstrategien und Tipps für die Jobsuche über 50

Wer über 50 ist, gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Einen neuen Job zu finden, ist jedoch nicht einfach. Es gibt allerdings diverse Bewerbungsstrategien für die Jobsuche über 50, die den so genannten Best Agern realistische Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten können; schließlich können sie in vielen Fällen auf eine langjährige Berufserfahrung zurückblicken. Lesen Sie, worauf es bei der Arbeitssuche ab 50 ankommt und welche Möglichkeiten diesbezüglich zur Verfügung stehen.

Von Jens Hirseland

Arbeitssituation der Best Ager

Obwohl immer mehr Bundesbürger immer länger berufstätig sind und Politik und Wirtschaft lauthals Fachkräftemangel beklagen, hat sich die Situation für Arbeitnehmer über 50 in Deutschland nicht entscheidend verbessert. Zwar bleiben ältere Arbeitnehmer mittlerweile wieder länger in ihren Jobs, eine neue Stelle zu finden ist jedoch nach wie vor schwierig. Hilfreich für eine Bewerbung kann das Befolgen von bestimmten Strategien sein.

Arbeitnehmer über 50 haben der Arbeitswelt viel zu bieten, weswegen man sie auch als Best Ager bezeichnet. So bringen sie sowohl Flexibilität als auch Wissen und Erfahrung unter einen Hut.

Dennoch lehnen viele Firmen es ab, Menschen über 50 einzustellen. Besonders betroffen sind gering qualifizierte Ältere. Deutlich besser stehen dagegen die Chancen für hochqualifizierte Arbeitnehmer über 50 Jahren.

Hochqualifizierte Arbeitnehmer über 50 stehen auf dem Arbeitsmarkt besser da
Hochqualifizierte Arbeitnehmer über 50 stehen auf dem Arbeitsmarkt besser da

Die Stärken, die ältere Bewerber mitbringen - dazu zählen beispielsweise die bisherigen beruflichen Erfolge, Leistungskraft, Problemlösungskompetenz oder Zielstrebigkeit, halten sich die Waage mit der sinkenden Leistungsfähigkeit, die man mit steigendem Alter bemerkt. Hinzu kommen oftmals auch höhere Gehaltsvorstellungen, da man sich als Älterer häufig bereits einen bestimmten Lebensstandard erarbeitet hat - und diese natürlich auch halten möchte.

Des Weiteren können sich Personaler die Frage stellen, ob sich die Investion in eine Fortbildung bei einem Arbeitnehmer, der vermutlich höchstens noch 17 Jahre Berufsleben vor sich hat, noch lohnt, wenn man doch ebenso einen deutlich jüngeren Kandidaten wählen könnte. Alles mögliche Gründe, die es älteren Bewerbern deutlich schwerer machen können.

Doch oftmals handelt es sich auch lediglich um typische Vorurteile, mit denen die Best Ager zu kämpfen haben. Dennoch muss man sich in diesem Alter auf veränderte Bewerbungsprozesse einstellen. Zu diesen zählen:

  • Fertigkeiten: Stichwort Computer - ein sicherer Umgang mit gängigen PC-Programmen ist heutzutage Standard; je nach Kenntnisstand empfiehlt es sich, einen Kurs zu belegen
  • Bewerbungsprozess: Online-Bewerbung statt Versand, Trends in Sachen Aufbau und Design: was die Form des Bewerbungsschreibens angeht, sollte man sich vorab gründlich informieren
  • Verbreitungswege: das Internet gilt heutzutage als Standard-Medium, wenn es um die Jobsuche geht; dies sollte man entsprechend nutzen können
An die veränderten Bewerbungsprozesse sollte man sich anpassen
An die veränderten Bewerbungsprozesse sollte man sich anpassen

Im Folgenden geben wir einen Überblick über unterschiedliche Bewerbungsstrategien für die Jobsuche über 50...

Unterschiedliche Bewerbungsstrategien nutzen

Manchmal kann die Anwendung von speziellen Bewerbungsstrategien dabei helfen, leichter eine neue Stelle zu finden. Dazu gehören zum Beispiel das Bilden von Netzwerken, gute Kontakte sowie der Besuch von Firmen oder Messen.

Netzwerke suchen und über Kontakte bewerben

Gerade ältere Arbeitnehmer sind darauf angewiesen, bei der Jobsuche andere Wege zu gehen. So gilt es, persönliche Kontakte für sich zu nutzen.

Arbeitnehmer über 50 haben das Problem, dass sie in vielen Firmen auf Vorurteile wegen ihres Alters stoßen. Daher gilt das Antworten auf Stellenzeigen eher als wenig erfolgversprechend.

Das liegt daran, dass die Bewerbung dann nur eine unter vielen ist und man sich gegen jüngere Mitbewerber durchsetzen muss. Diese werden jedoch meist bevorzugt.

So genügt dem Personalchef oft schon ein Blick auf das Geburtsdatum, um eine Entscheidung zu fällen, die auf Vorurteilen beruht. Doch erst durch ein persönliches Gespräch können Vorurteile ausgeräumt werden.

Kontakte knüpfen und nutzen

Manchmal besteht auch die Möglichkeit, durch das Knüpfen von Kontakten an eine neue Stelle zu kommen. So kann jeder Mensch, den man kennt, eventuell dabei helfen.

Dazu ist jedoch reger Kontakt mit der Umwelt erforderlich. Dieser muss sich nicht nur auf Freunde und Verwandte beschränken.

So kommen viele hilfreiche Tipps vor allem von Bekannten, die nicht zum engen Freundeskreis zählen. Daher ist es wichtig, ein eigenes Netzwerk zu bilden und dieses für sich zu nutzen. Das Netzwerk kann sich zum Beispiel aus

zusammensetzen. Wichtig ist, gut darüber nachzudenken, wer aus dem persönlichen Umfeld einem bei der Jobsuche behilflich sein könnte. Natürlich spielt auch die richtige Ansprache eine Rolle.

Anstatt direkt danach zu fragen, ob jemand eine Jobmöglichkeit kennt, ist es besser, von sich zu erzählen und dabei mitzuteilen, was man in Zukunft gerne tun möchte und über welche Fähigkeiten man verfügt. Sollte jemand aus dem Umfeld über eine infrage kommende Stelle Bescheid wissen, teilt er dies sicherlich mit.

Grundsätzlich geben Menschen gerne interessante Informationen weiter, sofern sie wissen, dass sie für den Fragenden wichtig sind. Hilfreich ist auch das Erstellen und Kopieren eines persönlichen Profils, das man an seine Kontaktpersonen weitergibt. Diese können dann wiederum das Profil bei Bedarf einem Interessenten zukommen lassen, der dadurch die Möglichkeit hat, sich ein Bild zu machen.

Mit einem Unternehmen Kontakt aufnehmen

Erfährt ein Arbeitssuchender tatsächlich durch das Netzwerk von einer passenden Stelle, gilt es, Kontakt zu der infrage kommenden Firma aufzunehmen, was allerdings ein gewisses Feingefühl erfordert. Natürlich sollte man die Gelegenheit nutzen und rasch einen Gesprächstermin vereinbaren, um über die Stelle zu verhandeln. Dabei bringt man dann seine ausführlichen Bewerbungsunterlagen mit.

Im Voraus sollte der Arbeitssuchende die Unterlagen der Firma nur dann zusenden, wenn er dazu ausdrücklich aufgefordert wird. Ist dies der Fall, empfiehlt es sich, die Unterlagen so schnell wie möglich zu verschicken.

Danach heißt es, ein paar Tage Geduld aufzubringen und abzuwarten. Erfolgt nach spätestens zwei Wochen keine Reaktion, kann man sich telefonisch erkundigen.

Das Aufbauen eines eigenen Netzwerkes zur Jobsuche hat sowohl Vorteile als auch Nachteile.

  • Zu den Vorzügen dieser Strategie gehört, dass die Erfolgsaussichten relativ gut sind. Außerdem wird die Bindung zu den bekannten Personen enger.
  • Ein kleiner Nachteil ist allerdings, dass es etwas Mut erfordert, um Freunde oder Bekannte für eigene Zwecke zu nutzen. Zudem ist es bei seltenen Berufen schwierig, auf diese Weise einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Grundsätzlich sollte man diese Strategie jedoch intensiv verfolgen.

Vor- und Nachteile eines Besuchs der potentiellen Firma

Zu den unterschiedlichen Bewerbungsstrategien zählt auch der Besuch einer potentiellen Firma.

Den richtigen Ansprechpartner finden und Firmeninfos sammeln

Am besten ist es natürlich, wenn man von einem Bekannten erfährt, an wen man sich für ein Bewerbungsgespräch wenden muss. Doch auch ohne eine spezielle Empfehlung besteht die Möglichkeit, den richtigen Ansprechpartner zu finden.

Die meisten Bewerber versuchen auf telefonische Weise einen Gesprächstermin zu vereinbaren, denn ein unangemeldetes Erscheinen erfordert viel Mut. Außerdem besteht dabei die Gefahr, dass man für unhöflich und aufdringlich gehalten wird. Schickt man eine E-Mail, kann es dagegen passieren, dass diese übersehen wird.

Bevor man also zum Telefonhörer greift, sollte man daran denken, dass man nicht mit der Firma, sondern mit einem bestimmten Menschen spricht. Aus diesem Grund wird empfohlen, sich erst einmal darüber zu informieren, wer der Ansprechpartner ist.

Hilfreich ist auch das Sammeln von Informationen über die Firma sowie die offene Stelle. Auf diese Weise kann der Arbeitssuchende herausfinden, welche Fähigkeiten für das Unternehmen von Interesse sind.

Im Telefonat weist er dann gezielt auf diese Fähigkeiten hin. Außerdem demonstriert man durch sein Wissen professionelles Verhalten und Engagement.

Am besten lassen sich Informationen über einen Betrieb auf der Internetpräsenz des Unternehmens erhalten. Um sich umfassend zu informieren, ist es sinnvoll, sich sämtliche relevanten Bereiche der Webseite anzusehen. Möchte man auch Informationen aus anderen Quellen erlangen, lassen sich zu diesem Zweck Internetsuchmaschinen nutzen.

Der Besuch der Firma

Entscheidet man sich doch lieber für den direkten Besuch der Firma, besteht die Möglichkeit, dabei dem Unternehmen seine Bewerbungsunterlagen zu hinterlassen. Wer Glück hat, lernt womöglich das zuständige Personal oder den Personalchef kennen. Manchmal ist auch der Kontakt zur Sekretärin eine Hilfe.

Der direkte Besuch einer infrage kommenden Firma birgt sowohl Vorteile als auch Nachteile in sich.

  • Das größte Plus ist, dass man seine eigene Persönlichkeit in die Waagschale werfen und eventuelle Vorurteile bezüglich seines Alters entkräften kann.
  • Der Nachteil besteht darin, dass diese Strategie nur bei Firmen, die sich im direkten Umkreis befinden, sinnvoll ist. Außerdem muss der Bewerber sehr viel Mut aufbringen.
Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bewerbungsstrategien abwägen
Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bewerbungsstrategien abwägen

Vor- und Nachteile von Messebesuchen

Eine weitere Strategie, zu einer neuen Stelle zu kommen, ist der Besuch von Messen. Auch diese Methode hat ihre Vor- und Nachteile.

Gut, um Kontakte knüpfen

Der Besuch von Veranstaltungen wie Messen, Seminaren oder Tagungen ist eine gute Möglichkeit zur Erweiterung des eigenen Netzwerks. Ausführliche Gespräche lassen sich bei Messen allerdings nur selten führen. Dafür kann man Namen und Informationen von potentiellen Gesprächspartnern erfahren und aufbauende Kontakte knüpfen.

Nicht für ausführliche Gespräche geeignet

Besser geeignet für Gespräche sind Vorträge, Tagungen oder Seminare. Mitunter trifft man dabei sogar auf alte Bekanntschaften aus früheren Zeiten, die einem weiterhelfen können.

Führt der Besuch einer solchen Veranstaltung tatsächlich dazu, dass eine offene Stelle in Aussicht ist, muss der nächste Schritt vorbereitet werden. Das heißt, dass der Arbeitssuchende so viele Informationen wie möglich über die Stelle und die betreffende Firma sammelt, bevor er sich an eine Kontaktperson oder einen Ansprechpartner wendet.

Weitere Vor- und Nachteile

Zu den Vorteilen von Messebesuchen gehört das Knüpfen von wichtigen Kontakten außerhalb des gewohnten Umfeldes. Dadurch können sich neue Möglichkeiten ergeben.

Ein Nachteil ist jedoch, dass für die Besuche Reise- und Teilnahmekosten entstehen. Auch Zeit und Aufwand müssen reichlich investiert werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, Kosten und Nutzen sorgfältig zu bedenken.

Was die Bewerbung ansich angeht, sollten einige Tipps beherzigt werden...

Tipps für die Bewerbung mit 50+

Natürlich sollte jeder Bewerber - egal, welchen Alters - auf eine aussagekräftige Bewerbung achten. Im höheren Alter kommt es dabei aber besonders auch darauf an, das Alter in den Hintergrund zu stellen und stattdessen mit Erfolgen und Kompetenz zu punkten.

Ein guter Tipp ist es, auf den tabellarischen Lebenslauf (amerikanischer Aufbau) zurück zu greifen. Bei diesen Lebensläufen steht die letzte Arbeitsstelle an oberster Position. Der chronologische Aufbau hingegen lässt den Blick zunächst auf die beruflichen Anfänge gleiten - so wird das Alter deutlich spürbar.

Weiterbildungen, die länger als zehn Jahre zurückliegen, sollte man weglassen, außer, es handelt sich um maßgebliche Inhalte für die Eignung. Fortbildungen, die nicht länger als fünf Jahre zurückliegen, sollten nur dann aufgeführt werde, wenn sie einen beruflichen Bezug aufweisen können.

Es sollten vor allem folgende Vorzüge und Kompetenzen genannt werden:

  • Loyalität
  • Soziale Kompetenz
  • Disziplin
  • Menschenkenntnis
  • Pünktlichkeit
  • Zuverlässigkeit
  • Gelassenheit
  • Empathie

Dennoch gilt es, sowohl beim Anschreiben, als auch beim Lebenslauf, nicht zu übertreiben; mehr als zwei Seiten lang sollte letzterer nicht ausfallen. Es gilt, sich auf's Wesentliche zu konzentrieren. Mit dieser Fähigkeit - die Herausarbeitung der wichtigsten Informationen - ist man Jüngeren in der Regel häufig um einiges voraus.

Ein modernes Bewerbungsfoto komplettiert den guten ersten Eindruck. Hier sollte man sich von einem Profi beraten lassen, um locker mit den Fotos jüngerer Bewerber mithalten zu können.

Des Weiteren ist die Betonung der gefestigten Verhältnisse sehr vorteilhaft. Denn ein gefestigtes privates Umfeld wird auch darauf schließen lassen, dass man im Job entsprechend auftritt.

Eine hohe Menschenkenntnis ist ebenso als erwähnenswert anzusehen. Mit den ausgeprägten Soft Skills können Arbeitnehmer höheren Alters mit den unterschiedlichsten Bürotypen klarkommen, was sich besonders positiv auf das Betriebsklima auswirkt.

Und schließlich sollte man flexibel in der Gehaltsvorstellung sein. Junge Bewerber sind in diesem Zusammenhang in der Regel deutlich günstiger unterwegs - und schon verspielt man die Chancen als älterer Interessent.

Natürlich sollte man bei der Frage nach dem Gehalt mit wichtigen Vorzügen wie etwa gesparter Einarbeitungszeit glänzen, allerdings ist es auch angebracht, die bisherigen Vorstellungen zu hinterfragen. Die Höhe des Gehalts muss zum Betrieb passen.