Stockschießen - Regeln, Techniken und Ausrüstung

Das Stockschießen oder auch Eisstockschießen ist eine Sportart, die aus einer sehr lange und traditionell gepflegten Freizeitbeschäftigung auf dem Eis entstand. So dauerte es auch entsprechend lange, bis sich aus den sehr unterschiedlichen Spielvarianten einige allgemein gültige Regeln heraus arbeiteten. Zu einem besseren Verständnis des Stockschießens und seiner Regularien möchten wir Ihnen einige wichtige Spielregeln hier ganz kurz vorstellen.

Von Kathrin Schramm

Stockschießen - Merkmale und Regeln

Beim Stockschießen, auch Eisstockschießen, Stocksport oder Eisstocksport genannt, handelt es sich um einen Präzisionssport, der besonders im Alpenraum zur Anwendung kommt und Ähnlichkeiten mit Curling aufweist. Wurde ursprünglich nur im Winter auf zugefrorenen Gewässern gespielt, werden mittlerweile ganzjährig Partien ausgetragen.

Disziplinen

Das Stockschießen oder Eisstockschießen wird wie viele Sportarten in unterschiedlichen Disziplinen ausgetragen. Die drei Formen des Wettkampfs sind

  • der Mannschafts-
  • der Ziel- und
  • der Weitenwettbewerb.

Der Mannschaftswettbewerb

Am häufigsten wird das Stockschießen als Mannschaftswettbewerb betrieben, daher konzentrieren wir uns auf die hierfür geltenden Regeln.

Nähe zur Daube

Beim Mannschaftswettbewerb treten zwei Mannschaften mit je vier Spielern gegeneinander an. Ziel beim Mannschaftsspiel ist es, alle Stöcke von der Abspielstelle aus so nah als irgend möglich an die "Daube" zu spielen. Sie liegt auf dem Mittelkreuz.

Wird die Daube durch den Aufprall der Stöcke innerhalb des Zielfelds verschoben, so bleibt sie in der neuen Lage liegen. Nur wenn sie aus dem Zielfeld hinaus geschossen wird, wird sie zurück auf das Mittelkreuz gelegt.

Pro Kehre (Durchgang) kann jeder Spieler einer Mannschaft einen Stock abschießen, wobei die Mannschaften abwechselnd starten, und immer eine Mannschaft komplett abschießt, bevor die andere Mannschaft an die Reihe kommt. Verlässt ein Stock den Zielbereich, so wird er nicht mehr gewertet.

Durchgänge und Punktwertung

Es beginnt eine Mannschaft mit dem Spiel. Es wird versucht, einen der Stöcke ins Zielfeld zu spielen. Anschließend ist die gegnerische Mannschaft am Zug; ihr Ziel ist es, einen der Stöcke in Bestlage zu befördern.

Eine Änderung darf dabei die Stöcke betreffen, die sich bereits im Zielfeld befinden. Ein Stock, der außerhalb des Feldes zum Stehen kommt, wird entfernt. Befinden sich gegnerische Stöcke in besserer Lage, dürfen diese aus dem Feld geschossen werden.

Sind alle Stöcke im Feld, so gilt die Kehre als beendet. Die Mannschaft mit dem am besten platzierten Stock erhält die begehrten Stockpunkte. Dabei sind die Regularien für die Punktwertung genau fixiert.

Ein Spiel besteht aus sechs Kehren. Bei jeder Kehre wechselt das Anspiel. Diese Reihenfolge ist unabhängig vom erzielten Ergebnis.

Geht eine Kehre unentschieden aus, so erhalten beide Mannschaften einen Punkt. Am Ende siegt die Mannschaft mit der höchsten Punktzahl.

Der Zielwettbewerb

Beim Zielwettbewerb finden vier Durchgänge mit jeweils sechs Versuchen statt. Dabei kann der Zielwettbewerb als Einzelwettkampf oder auch als Mannschaftswettkampf ausgetragen werden. Pro Durchgang können bis zu 60 Punkte erreicht werden.

Die Regularien und Wertungen des Zielwettbewerbs sind recht komplex und variieren je nach Durchgang. Auch hier gilt jedoch, dass der Stock so nah als möglich an der Daube platziert werden muss.

  • 1. Durchgang: 6 Versuche auf die mittleren Zielringe; der Stock soll so nah wie möglich an das Mittelkreuz gelangen - Punktevergabe: 2, 4, 6, 8, 10 (von außen nach innen)
  • 2. Durchgang: 6 Versuche auf einen Zielstock; die Aufstellung erfolgt wechselweise in den Kreisen A bis F, der Stock soll im Zielfeld bleiben, der Zielstock aus dem Feld befördert werden - Punktevergabe: 0, 2, 5, 10 (in Abhängigkeit von der Stock-Endlage)
  • 3. Durchgang: je 3 Versuche ins linke und rechte hintere Ziel; der Stock soll so nah wie möglich an die Ringzentren gebracht werden - Punktevergabe: 2, 4, 6, 8, 10 (von außen nach innen)
  • 4. Durchgang: 6 Versuche auf einen Zielstock; die Aufstellung erfolgt der Reihe nach in den Kreisen A, B, G, H, E und F; der Zielstock muss zunächst möglichst nah am Mittelkreuz stehen bleiben, dann in die hinteren Ringe befördert werden - Punktevergabe: 2, 4, 6, 8, 10 (von außen nach innen)

Der Weitenwettbewerb

Im Unterschied zu den voran beschriebenen Wettbewerben geht es beim Weitenwettbewerb nicht darum, in die Nähe der Daube zu gelangen. Vielmehr wird Sieger, wer seinen Stock möglichst weit und über große Strecken schießen kann. Dazu ist eine andere Schuss- oder Wurftechnik nötig, bei der es nicht so sehr auf Zielgenauigkeit ankommt, sondern vielmehr auf die möglichst starke und kraftvolle Beschleunigung des Stocks.

Jeder Spieler hat fünf Versuche, von denen der beste in die Wertung gelangt. Eine weitere Herausforderung beim Weitenwettbewerb ist die Bahn selbst.

Sie ist trichterförmig markiert, und der Stock muss innerhalb der Markierung bleiben, sonst wird der Schuss ungültig. Der Weltrekord im Weitenwettbewerb liegt bei 566 Metern und wurde auf einem See erzielt.

Beim Weitenwettbewerb müssen alle Spieler den gleichen Stockkörper und gleiche Laufsohlen benutzen, lediglich die Verwendung der Stiele ist individuell variierbar. Für die Zuschauer ist der Weitenwettbewerb sehr interessant, da auch der Laie dem Spielverlauf sehr gut folgen kann.

Unterschiedliche Untergründe

Doch die Spieltechniken hängen auch von der jeweiligen Spielfläche ab. Ein anderer Untergrund erfordert

  • anderes Material
  • anderes Schuhwerk und
  • meist auch eine speziell eigene Technik.

Traditionell wird im Winter auf Eis gespielt. Viele Wettbewerbe werden auf natürlich zugefrorenen Gewässern ausgetragen, da es zum Beispiel bei den Weitenwettbewerben gar keine künstlichen Eisbahnen gibt, die ausreichen würden.

Im Sommer dagegen findet das Spiel meist auf Asphalt und zunehmend auch auf Betonpflaster statt. Häufig werden auch spezielle Teppiche als Unterlagen genutzt.

Es versteht sich von selbst, dass die Abwurftechniken auf einem Untergrund mit einer höheren Reibung entsprechend angepasst werden müssen. Hier weichen die Techniken stark voneinander ab, werden aber immer noch weiter entwickelt.

Die Ausrüstung beim Stockschießen oder Eisstockschießen

Die Ausrüstung: Zum Eisstockschießen benötigt man Schuhe mit gutem Grip, Handschuhe sowie den Stock.

Das Stockschießen oder auch Eisstockschießen ist eine sehr traditionelle und von Alters her überlieferte Sportart. Im Wesentlichen ist sie dem Curling verwandt, verfügt aber über weitaus weniger komplexe Spielregeln.

So wurde das Stockschießen früher vorwiegend in Süddeutschland betrieben. Hier gabe es viele zugefrorene Flüsse und Seen, die die Freizeitbeschäftigung ermöglichten.

Fünf alte Eisstöcke liegen rund um die Daube beim Eisstockschießen, im Hintergrund holt ein Spieler zum Schuss aus
Fünf alte Eisstöcke liegen rund um die Daube beim Eisstockschießen, im Hintergrund holt ein Spieler zum Schuss aus

Sportbekleidung

Die Ausrüstung ist vergleichsweise einfach. Der Spieler benötigt ein Paar Schuhe, die einen guten Grip auf dem Eis geben, so dass er den Stock gut abschießen kann. Um die Hände vor Kälte zu schützen, wird ein Paar dünnere Handschuhe verwendet, mit denen der Stock noch gut und zielsicher geführt werden kann.

Untergrund

Das professionelle Eisstockschießen findet inzwischen auf künstlich angelegten Bahnen statt. Hier ist es wichtig, eine topfebene Eisfläche zu erhalten, die durch keinerlei Hindernisse, Verunreinigungen oder gar Einschlüsse gestört wird. Als Freizeitsportart findet das Eisstockschießen meist im Freien und auf natürlichen Gewässern statt, bei denen die Unebenheit des Untergrunds eine ganze eigene Rolle spielt.

Stock

Wichtigstes Utensil beim Stockschießen ist jedoch der Stock selbst. Er besteht aus drei Teilen.

Sichtbarer Griff ist ein Stil, der "Stock" genannt wird und dem Sportgerät seinen Namen gab. Unterhalb des Stils befindet sich der Stockkörper. Seine Aufgabe ist die Verleihung der Stabilität.

Laufsohle

Auf der unteren Auflagefläche des Stockkörpers befindet sich die Laufsohle, auf der der Stock über das Eis gleitet. Der Stockkörper hat ein Gewicht von 2,7 bis 3,8 Kilo und ist in vier Ausführungen erhältlich:

  • Schülerstock Typ E: 2,73 kg bis 2,78 kg
  • Stockkörper Typ P: 3,50 kg bis 3,53 kg
  • Stockkörper Typ L: 3,70 kg bis 3,73 kg
  • Stockkörper Typ M: 3,80 kg bis 3,83 kg

Die Laufsohlen variieren vom Sommer- zum Wintersport. Bestehen die Sommerlaufsohlen aus Kunststoff, so wird im Winter mit Gummisohlen gespielt.

Beide Sohlenvarianten sind in verschiedenen Härtegraden verfügbar, den so genannten Shores. Damit erzielen sie unterschiedliche Reibungswert und verhalten sich jeweils anders. Je weicher die Laufsohle ist, desto mehr Kraft muss der Spieler beim Abwurf aufbringen.