Skispringen - Merkmale, Technik und Wettkämpfe

Die olympische Wintersportart des Skispringens wird gelegentlich auch mit dem Begriff des Skifliegens bezeichnet. Im Volksmund werden die Begriffe häufig gleich gesetzt. Vom Skifliegen ist jedoch erst dann die Rede, wenn die Größe der Schanze mindestens 185 Meter beträgt. Lesen Sie über die Merkmale des Skispringens und informieren Sie sich über die Technik und unterschiedliche Wettkämpfe.

Von Kathrin Schramm

Sprung von der Schanze: die olympische Wintersportart Skispringen

Beim Skispringen fahren die Sportler auf Skiern den Anlauf einer Sprungschanze bis zu einer Rampe hinab und versuchen dann, möglichst weit zu fliegen. Inzwischen ist Skispringen eine olympische Wintersportart, bei der nicht nur die Weite des Flugs bewertet wird, sondern auch die Haltung während des Fluges und die Landung.

Ursprünglich stammt das Skispringen aus Norwegen, wo 1879 auf dem Husebybakken in Oslo der erste große Skisprungwettkampf stattfand. Seit den ersten Winterspielen 1924 gehört das Skispringen fest zu den olympischen Winterspielen.

Der Skispringer fährt auf der Sprungschanze in einer vorbereiteten Schneespur bis zum so genannten Schanzentisch. Dies ist die Rampe am Ende des Anlaufes, an der der Skispringer abspringt und dabei möglichst eine gute Körperhaltung und Landung zeigt.

Neben den olympischen Wettkämpfen gibt es auch eine Reihe anderer Wettkämpfe, wie die Vier-Schanzen Tournee. Das Skispringen wird zum einen als Einzelsportart ausgeführt und zum anderen aber auch mit dem Skilanglauf zusammen als ein Teil der Nordischen Kombination.

Teamwork

Zudem gibt es auch ein Mannschaftsspringen, bei dem für jedes Land vier Springer in einer Mannschaft starten. Das Ergebnis der Mannschaft ist die Summe der Bewertungen der einzelnen Springer.

Für die Bewertung wird die Weite über das Standbild einer Videokamera gemessen. Auf das Videobild wird eine Weitenlinie auf den Landepunkt extrapoliert, sodass die Weite bis auf 0,5 Meter genau bestimmt werden kann.

Die Bewertung der Weite errechnet sich aus dem so genannten K-Punkt der Schanze und der jeweils gemessenen Weite. Springt der Sportler direkt auf den K-Punkt, bekommt er 60 Weitenpunkte. Für jeden Meter, der über oder unterhalb des K-Punktes liegt, werden Weitenpunkte addiert oder subtrahiert und es ergibt sich die Gesamtpunktzahl für die gesprungene Weite.

Skispringen zählt zu den gefährlichsten Sportarten und ist technisch sehr anspruchsvoll. Es ist keine Breitsportart, was aber auch im hohen finanziellen Aufwand begründet ist. Weltweit gibt es nur sehr wenig tausend aktive Skispringer, die vorwiegend aus

kommen.

Skispringen ist ein typischer Männersport, zwar wurde 1998 im Rahmen der Junioren-WM der erste Damen-Wettbewerb ausgetragen, jedoch erreichten die Damen niemals WM-Status und sind auch nicht olympisch, da der IOC dies abgelehnt hat.

Der Unterschied zwischen Skispringen und Skifliegen

Viele sind der Ansicht, dass der Begriff des Skifliegens die ältere, herkömmliche Bezeichnung des Skifliegens sei. Doch stimmt das wirklich?

Die Unterschiede der Schanzen

In Wirklichkeit unterliegen die Begriffsbezeichnungen des Skispringens oder Skifliegens einzig und allein der Beschaffenheit der Schanze. Hier werden zwei Marker angeführt, nämlich die so genannte Hill Size der Schanze und ihr K-Punkt.

Bei der Hill Size handelt es sich mehr oder weniger um die Größe und Höhe der Schanze. Beträgt ihr Wert über 185 Meter, so handelt es sich um eine Skiflugschanze.

Liegt die Hill Size unter 185 Metern, so wird die Schanze als Skisprungschanze bezeichnet. Skiflugschanzen verfügen zudem über einen Konstruktionspunkt von 145-185 Metern.

Tatsächlich ist es also ganz einfach so, dass das Skifliegen von sehr großen Schanzen betrieben wird, das Skispringen dagegen von etwas kleineren Schanzen, die aber immer noch riesig anmuten und den Betrachter schwindelig machen, wenn man direkt vor ihnen steht. Von der Technik und den Wertungen her unterscheiden sich das Skispringen und das Skifliegen nicht, sowohl Regularien als auch Bewertungsgrundlagen sind absolut identisch. Auch die Namen, die regelmäßig in den Bestenlisten auftauchen, sind dieselben.

Den Weltrekord im Skifliegen hat der Norweger Bjørn Einar Romøren mit einer Weite von 239 Metern inne. Gregor Schlierenzauer aus Österreich ist der amtierende Skiflugweltmeister. Mit ihm wurde das österreichische Nationalteam Weltmeister im Skifliegen.

Finnland, Skischanze in Lahti unter blauem Himmel, Skispringen
Finnland, Skischanze in Lahti unter blauem Himmel, Skispringen

Die richtige Technik beim Skispringen

Skispringen ist eine sehr gefährliche Sportart, die die perfekte Beherrschung der Technik verlangt. Diese muss in jahrelangem Training erlernt und automatisiert werden. Dabei beginnen Skispringer auf kleinen Übungsschanzen mit nur wenigen Metern Höhe und Anlauf.

Das Skispringen von einer richtig hohen Schanze aus zu betreiben, ist nur den tatsächlichen Sportlern und Leistungssportlern erlaubt. Ein mutiger Laie würde sich dabei zu Tode stürzen. Denn was im Fernsehen häufig mühelos und selbstverständlich aussieht, erfordert Präzision durch jahrelange Übung und eine sehr hohe Körperbeherrschung.

Der Start

Die Technik des Skispringens beginnt schon mit dem richtigen Start. Dieser erfolgt ganz oben auf der Schanze, am Ende des Anlaufs. Auf den meisten Schanzen gibt es unterschiedliche Bereiche, von denen je nach Wettkampf und Wetterlage aus gestartet werden kann.

Im Startbereich liegt ein dicker Balken aus, an dem sich der Springer in die Mitte der Bahn hangeln kann. Dann nimmt er auf dem Balken Platz, um sich beim Start mit beiden Armen davon abzustoßen.

Die Abfahrt

Nun beginnt die Fahrt die Schanze hinunter. Hier geht es darum, eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen, die sich beim Flug wesentlich auf die Weite des Sprunges auswirkt. Die Fahrspur besteht aus einer vorbereiteten Spur im Schnee, so dass die Ski wie auf Schienen geführt werden.

In der Anlaufphase ist eine ideale Körperhaltung sehr wichtig, um die größtmögliche Geschwindigkeit zu erzielen. Der Oberkörper muss ganz auf die Oberschenkel gelegt werden, wodurch eine hockende Haltung entsteht.

Der Absprung

Mit etwa 90 km/h erreicht der Springer dann den Schanzentisch, auf dem der Absprung erfolgt. Beim Absprung richtet sich der Springer ruckartig auf. Durch diesen Impuls wird die Flughöhe noch optimiert. In der Luft werden die Skispitzen in Richtung des Körpers angezogen, während die Ski gleichzeitig ein V bilden müssen.

Im Laufe der Jahre hat sich die Technik des Skispringers sehr verändert. In den Anfängen hielt der Sportler die Ski in paralleler Haltung und ruderte mit den Armen, während man später die Arme ausstreckte oder sie eng am Körper hielt. Seit Anfang der 1990er Jahren springen die Sportler mit V-förmig gespreizten Skiern.

Je idealer diese Flugposition gelingt, desto weitere Entfernungen können erzielt werden. Die V-Haltung wird so lange beibehalten, bis die Landephase eingeleitet werden muss.

Die Landung

Dabei müssen die Ski wieder in eine parallele Stellung gebracht werden, damit am Boden weiter gefahren werden kann. Da auch die Haltungsnoten bei der Bewertung eine Rolle spielen, werden die Füße dann in eine Schrittposition gebracht und die Arme ausgebreitet. Diese Landetechnik ist als Telemarkstil bekannt.

Berühmte Schanzen

Weltweit sind aktuell nur fünf Skiflugschanzen in Betrieb. Dazu zählen

  • die Heini-Klopfer-Skiflugschanze (Oberstdorf, Deutschland)
  • die Letalnica (Planica, Slowenien)
  • die Čerťák-Skiflugschanze (Harrachov, Tschechien)
  • die Vikersundbakken (Vikersund, Norwegen) und
  • der Kulm (Bad Mitterndorf/Tauplitz, Österreich).

Die einst sehr berühmte Copper-Peak-Schanze in Ironwood, (Michigan, USA) wurde in den 1990er Jahren stillgelegt.

Einzel- und Mannschaftswettkämpfe und Bewertung beim Skispringen

Beim Skispringen gibt es Einzel- und Mannschaftswettkämpfe; die Bewertung erfolgt in einem komplexen System, das für den Laien nicht auf den ersten Blick einsehbar und verständlich ist. Die Regularien sind jedoch genau vorgeschrieben und lassen kaum subjektiven Bewertungsspielraum zu. Diese Bewertungsgrundlagen gelten für jede Art von Wettkampf und werden international angewendet.

Die Wettkämpfe im Skispringen

Das Skispringen ist eine klassische Einzelsportart, kann in der Wertung jedoch auch eine Mannschaftswertung enthalten. Die Ergebnisse der Mannschaftswertung jedoch werden immer in Einzelsprüngen ermittelt.

Aufgrund der Beschaffenheit einer Skisprungschanze ist es technisch nicht möglich, dass zwei Athleten gemeinsam oder gleichzeitig springen. Ein Synchron- oder Mannschaftsspringen mit gemeinsamen Starts oder auch Massenstarts, wie sie aus anderen Wintersport Wettkämpfen bekannt sind, ist beim Skispringen nicht durchführbar. Auch im Training können die Athleten die Schanze immer nur einzeln nutzen.

In der Form der Einzelsportart wird das Skispringen häufig auch mit dem Skilanglauf kombiniert und ist dann eine Teilsportart der so genannten Nordischen Kombination. Diese wird ebenfalls sowohl in Einzelwertungen als auch als Mannschaftssportart ausgetragen.

Unterschiede und Merkmale

Einige Wettkämpfe des Skispringens werden ausschließlich als Einzelspringen gewertet. Bei anderen gibt es zusätzlich zur individuellen Einzelwertung auch noch eine Mannschaftswertung. Eine solche Mannschaft besteht üblicherweise aus vier Skispringern.

Wertung und Durchgänge

Die meisten Mannschaftswettbewerbe sind von den Richtlinien und der Wertung her so ausgelegt, dass die vier Springer einer Mannschaft derselben Nationalität angehören müssen. Als Ergebnis der Mannschaft werden die Punktzahlen der Einzelspringer addiert.

Bei Einzel- sowie bei Mannschaftswettbewerben besteht der Skisprungwettkampf überlicherweise aus einem Qualifikationsdurchgang und zwei Wertungsdurchläufen. In den ersten Wertungslauf gelangen die 50 besten Teilnehmer der Qualifikation.

Handelt es sich bei dem Wettkampf um ein Weltcupspringen, so sind die führenden zehn Athleten des Weltcups automatisch für die Wertungsrunden qualifiziert. Im zweiten Durchgang des Wertungsspringen dürfen nur noch die besten 30 Athleten aus dem ersten Durchgang starten.

In der Einzelwertung ist Sieger, wer in den beiden Wertungsdurchgängen die höchste Punktzahl erzielt. Dabei setzen sich die Punktzahlen aus Werten für die Weite und die Haltung zusammen. Bei der Mannschaftswertung gilt die Gesamtpunktzahl aller Mannschaftsmitglieder.

Wettbewerbe

Mannschafts- und Einzelwettbewerbe im Skispringen werden auf verschiedenen Wettbewerben ausgetragen:

  • bei den Olympischen Spielen
  • bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften
  • bei den Skiflug-Weltmeisterschaften
  • im Weltcup
  • bei der Vierschanzentournett
  • beim Nordic Tournament
  • bei der FIS Team Tour, beim Grand Prix und
  • beim Continentalcup.

Bewertung

Jeder einzelne im Wettkampf ausgeführte Sprung wird mit einer Punktzahl bewertet. Je höher die Punktzahl ausfällt, desto besser wurde der Sprung ausgeführt.

Die Gesamtpunktzahl eines Sprungs setzt sich anteilig aus den Punkten für die Weite und für die Haltung zusammen. Die Punkte für die Haltung setzen sich zusammen aus der Bewertung von Flug, von Landung und von Ausfahrt.

Weitenmessung

Die Weitenmessung erfolgt über Videotechnik und Standbilder. Eine imaginäre Weitenlinie wird dabei projiziert und aus eingegebenen Messpunkten extrapoliert.

So kann die Weite auf 0,5 Meter exakt bestimmt werden. Für den Fall des Systemausfalls stehen Weitenrichter an der Strecke.

Die Weitenmessung unterliegt einer komplexen Formel.

  • Der Messpunkt ist die Fußmitte des Springer, beim Telemark-Sprung der Mittelpunkt zwischen beiden Füßen.
  • Als Grundlage für die Weite gilt der so genannte K-Punkt, der bei jeder Schanze variiert.
  • Die Punktzahl für den Sprung orientiert sich an der Entfernung des Aufsetzens vom K-Punkt. Bei höheren Weiten wird addiert, bei niedrigeren subtrahiert.

Flug, Landung und Ausfahrt

Die Noten für die Kategorien Flug, Landung und Ausfahrt, die unter dem Haltungswert zusammengefasst werden, werden von drei oder fünf Punktrichtern vergeben. Die Idealnote für einen gelungenen Sprung liegt bei 20 Punkten pro Kategorie. Fehler werden in Schritten von je einem halben Punkt abgezogen.

Sind fünf Punktrichter im Einsatz, so wird jeweils die höchste und die niedrigste Bewertung gestrichen. So kann der Springer maximal 20 Punkte in der Haltungsnote erzielen.

Gesamtergebnis

Weitennote und Haltungsnote werden zusammen gezählt und fließen in das Gesamtergebnis ein, das die Bewertungen aus den beiden Wertungssprüngen enthält.

Wissenswertes zur Wind- und Gateregel

2009/10 kam es zur Einführung der Wind- und Gateregel. Durch den Windfaktor wird es möglich, Änderungen der Verhältnisse des Windes zwischen den einzelnen Sprüngen zu kompensieren. An fünf unterschiedlichen Punkten werden Windrichtung und -geschwindigkeit gemessen; schließlich ermittelt man den Windwert.

Die Anlauflänge kann geändert werden durch den Tor- oder Weitenfaktor. Dafür muss der Durchgang nicht neu gestartet werden. Es erfolgt je eine eigene Berechnung pro Sprungschanze; angegeben wird die Veränderung der Sprungweite bei einer Anlaufverlängerung von einem Meter.

  • Robert Kauer und Raymund Stolze und Klaus Taglauer 50 Jahre Internationale Vierschanzen-Tournee Fliegen & Siegen, Wero Press, 2002, ISBN 3980804909
  • Egon Theiner Enzyklopädie des Skispringens, Agon, 2004, ISBN 3897840995
  • Dirk Thiele Skispringen Kompakt: Skispringen von A-Z, A-Z Sport Media, 2007, ISBN 3939978019
  • Tina Schlosser Skispringen verständlich gemacht, Copress, 2001, ISBN 3767905469

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