Wracktaucher werden - Ausbildung, Ausrüstung und besondere Gefahren

Wer nicht einfach nur tauchen, sondern dabei auch besondere Abenteuer erleben möchte, ist möglicherweise im Wracktauchen gut aufgehoben. Allerdings bedarf es dabei einer speziellen Ausbildung, um einen sicheren Aufenthalt unter Wasser so gut es geht garantieren zu können. Hinzu kommt eine besondere Ausrüstung. Lesen Sie über die Ausbildung zum Wracktaucher und über mögliche Gefahren.

Von Kathrin Schramm

Schritte und Ausbildung zum Wracktaucher

Grundvoraussetzungen

Wracktauchen ist ganz besonders riskant. Viele Spezialkenntnisse sind dafür erforderlich, die sich nicht unbedingt alle auf das Tauchen, sondern vielfach auch auf die Arbeit unter Wasser beziehen. Darum erfolgt die Ausbildung zum Wracktaucher meist in mehreren Stufen und Modulen.

Wer sich zum Wracktaucher ausbilden lassen möchte, der muss prinzipiell

Einsteigerkurse

Einsteigerkurse im Wracktauchen bereiten die Taucher auf das unterhaltsame Wracktauchen im Urlaub vor. In erster Linie wird hier Wert darauf gelegt, dass der künftige Taucher weiß, worauf er bei Tauchangeboten achten muss.

Die Sicherheit steht hier im Vordergrund. Nicht in allen Urlaubsgebieten gelten ausreichende Sicherheitsvorschriften, und jeder Taucher soll diese kennen und erkennen können.

Vorbereitende Aspekte

Das Wracktauchen kann auch die Planung von Expeditionen umfassen. Der Taucher muss lernen, dass er nicht einfach zu einem Wrack abtauchen kann, sondern sich zuvor umfassend informieren und erkundigen muss. Oftmals steht auch die Recherche nach dem Wrack selbst im Vordergrund.

So ist es Bestandteil der Ausbildung zum Wracktaucher, dass der Taucher lernt, ein Wrack zu vermessen und auf Betauchbarkeit zu überprüfen. Es werden Karten gezeichnet und Dokumentationen angelegt.

All dies sind vorbereitende Arbeiten, bevor das Wrack betaucht werden kann. Auch rechtliche Aspekte werden berücksichtigt, und die Kenntnisse dazu im Lehrgang vermittelt.

Praktische Anwendung

In der nächsten Ausbildungsstufe erlernt der zukünftige Wracktauchen das sichere Eintauchen in das Wrack selbst.

  • Gefahrenquellen werden aufgezeigt, und
  • es werden kritische Situationen und Ereignisse simuliert,

damit der Taucher in der Extremsituation lernt, die richtigen Entscheidungen für sich und andere Taucher zu treffen. Auch die spezielle Ausrüstung des Wracktauchens wird hier nicht nur vorgestellt, sondern in praktischen Anwendungen genutzt. Auf diese Weise erhält der Wracktaucher Kenntnisse, die ihm bei realen Tauchgängen nützlich sein können.

Taucher mit Lampe an einem alten Wrack im Mittelmeer (Wracktauchen)
Taucher mit Lampe an einem alten Wrack im Mittelmeer (Wracktauchen)

Spezielle Ausrüstung, die ein sicheres Wracktauchen ermöglicht

Viele Hobbytaucher träumen davon, sich auch einmal am Wracktauchen zu versuchen. Es sind die Geheimnisse der Vergangenheit und des Meeres, die hier locken. Die Hoffnung, Neues zu entdecken oder gar einen alten, gesunkenen Schatz bergen zu können, existiert nicht nur in Kinderträumen.

Doch das Wracktauchen ist eine gefährliche und anspruchsvolle Unternehmen. Daher sollte der Taucher nicht nur erstklassig geschult und auf die schwierigen Aufgaben und Situationen vorbereitet sein, sondern auch über eine gute und hilfreiche Ausrüstung verfügen. Dazu gehören die unterschiedlichsten Dinge.

Standardausrüstung mit Besonderheiten

In erster Linie verfügt der Wracktaucher über die standardisierte Tauchausrüstung mit

Nähert er sich dem Wrack nur von außen, weil er zum Beispiel seinen äußeren Bewuchs untersuchen möchte, so ist diese Ausrüstung im Großen und Ganzen ausreichend.

Instrumente zur Probenentnahme und Stirnlampen

Sollen Proben entnommen werden, was häufig der Fall ist, so muss er geeignetes Werkzeug zur vorsichtigen Entnahme der Proben und entsprechende Transportbehälter mit sich führen. Um bei der Arbeit optimale Sichtverhältnisse zu generieren, kann eine Stirnlampe eingesetzt werden. Vor allem in zunehmenden Tiefen ist eine gute Ausleuchtung besonders wichtig.

Sich über heimische Tiere informieren

Die meisten Wracks werden sehr schnell von Tieren und Pflanzen als neuer Lebensraum genutzt. Deshalb kann es vorkommen, dass größere und kleinere Fische oder Meeresbewohner sich vom Wracktaucher in ihrem neuen Lebensraum gestört fühlen. Manche erschrecken den Taucher einfach nur durch ihre Anwesenheit, andere dagegen flüchten oder suchen ihren Schutz im aktiven Angriff.

Wer ein Wrack betaucht, sollte sich also vorab erkundigen, mit welchen Tieren in der Region zu rechnen sein muss, und wie man sich am besten gegen sie schützt. Fangnetze, Harpunen oder Messer sollten jedoch möglichst sparsam und nur im Notfall eingesetzt werden.

Unterwasserkamera und Extra-Atemgas

Viele Wracks werden auch zu Dokumentationszwecken betaucht. Das Mitführen einer Unterwasserkamera kann deshalb besonders sinnvoll sein, um wichtige oder besonders interessante Details im Bild fest zu halten. Häufig gelingt die wissenschaftliche Auswertung von Entdeckungen nur anhand eindeutigen Bildmaterials. Werden die Tauchgänge auf einen überdurchschnittlich langen Zeitraum ausgedehnt, so ist es wichtig, ausreichend Atemgas in der richtigen Zusammensetzung mit zu führen.

Sicherungsleine

Auch wenn Wracks im Inneren betaucht werden, müssen Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden. So ist eine Sicherungsleine notwendig, die dem Taucher die Orientierung beim Rückzug erleichtert und über die er Kontakt zu seinem Begleittaucher nach außen halten kann.

Besondere Gefahren beim Ertauchen eines Wracks

Das Wracktauchen wird vielfach als die Königsdisziplin des Tauchsports dargestellt. Nur die ganz erfahrenen und versierten Taucher wagen sich ins Innere von Wracks und in die dunkle Ungewissheit vor. Trotz aller Gefahren übt diese Technik eine ungebrochene Faszination auf viele Taucher aus.

Unerfahrene Taucher sind sich jedoch womöglich der Gefahren gar nicht bewusst, denen sie sich beim Wracktauchen aussetzen. Deshalb haben wir einige Gefahrenquellen hier für Sie zusammen gestellt, die Sie im Auge behalten sollten.

Bewegliche Wrackteile

Besonders unerforschte Wracks bergen vielerlei Gefahren. So kann ein gesunkenes Schiff zum Beispiel fest und stabil im Boden verankert sein, genauso gut kann es aber auch nur locker aufliegen. Wird es nun ertaucht, und wirkt das Gewicht eines oder mehrerer Taucher auf das Wrack, so kann es zu Bewegungen kommen. Kippt ein Wrack dabei zur Seite, können dabei Leinen oder Verbindungen gekappt werden, ebenso wie möglicherweise Ausgänge verschlossen und Rückwege abgeschnitten werden.

Durch die vor allem im Salzwasser schnell voran schreitende Korrosion ist das Trägermaterial häufig brüchig. So kann ein Wrack unter Belastung auch ganz plötzlich in sich zusammen brechen und den Taucher einschließen.

Hier gilt also höchste Vorsicht.

Verletzungsgefahr

Ein weiterer schlimmer Feind des Tauchers ist der Rost, der sich meist an gebrochenen Kanten absetzt. Hier liegt eine große Gefahr für Verletzungen. Auch gebrochene oder gesplitterte Teile, die oft scharfkantig abstehen, sollten vorsichtig und weiträumig umschwommen werden.

Mögliche Giftstoffe

Beim Ertauchen industrieller Wracks kann zudem die Ladung ein Problem darstellen. Viele Substanzen, die auf Schiffen in Fässern transportiert werden, können hoch giftig sein.

Wenn sie unter der Erkundung des Wracks austreten, so können sie Verätzungen oder andere gesundheitliche Schäden beim Taucher hervorrufen. Eine weniger dramatische Form besteht zum Beispiel in einer Wassertrübung, die aber die Orientierung erschweren kann.

Wracktauchen immer im Team

  • Das Wracktauchen sollte aus diesen Gründen niemals alleine, sondern immer in einer Gruppe und mit Sicherungssystemen durchgeführt werden.
  • Bevor ein Wrack innerlich ertaucht wird, sollte es deshalb von außen gut untersucht, vermessen und dokumentiert werden.
  • Wenn die Bauweise oder der Schiffstyp des gesunkenen Schiffes bekannt sind, dann sollten die Taucher sich vorab mit der Raumaufteilung, den Ein- und Ausgängen oder Fluchtwegen vertraut machen. So kann im Ernstfall besonnen reagiert werden.

  • Horst Dederichs und Andrej Priboschek Tauchpraxis. Wracktauchen., Müller Rüschlikon Verlag, 2002, ISBN 3275013955
  • Egidio Trainito Abenteuer Wracktauchen: Auf den Spuren versunkener Welten, WHITE STAR VERLAG, 2009, ISBN 3867261202
  • Klaus Becker Wracktauchen weltweit: Ausrüstung. Tauchgänge an Wracks. Eindringen in Wracks. Top-Wracks weltweit. Wrackzustand. Tauchsituation. Tauchbasen und Infoquellen, Reise Know-How Verlag Rump, 2002, ISBN 3831710457
  • Jack Jackson Wracktauchen: Die faszinierendsten Tauchplätze weltweit, Delius Klasing, 2008, ISBN 3768824683

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