Kitesurfen - Hinweise zum Lernen und Wissenswertes zum Kiteaufbau

Das inzwischen an vielen Stränden populäre Kitesurfen, auch Kiteboarden oder Lenkdrachensegeln genannt, gehört zu den Trendsportarten des Wassersports und ist dort im Extrembereich zu suchen. Dabei steht man auf einem Board und lässt sich von einem Lenkdrachen ziehen. Kitesurfen erfordert nicht nur Kraft und Geschicklichkeit, sondern auch höchste Beweglichkeit und Konzentrationsfähigkeit. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Kitesurfen.

Von Kathrin Schramm

Kitesurfen - Generelle Merkmale

Das Kitesurfen wird auch als Kiteboarden oder Lenkdrachensegeln bezeichnet. Es handelt sich um einen Wassersport, dessen Ursprung im Kitesailing liegt.

Man steht dabei auf einem Board und lässt sich von einem Lenkdrachen ziehen. Gerne werden auch Tricks und Sprünge absolviert.

Indem Schirm und Brett gesteuert werden, können Kurs und Geschwindigkeit geregelt werden. Je nach Länge der Leine kann die Flughöhe maximal 30 Meter betragen.

Der Kitesurfer bestimmt seinen Kurs zum Wind mithilfe der Bar. Möchte er nach links, zieht er die Bar an dieser Seite langsam in Richtung seines Körpers. Gewendet wird mit einem so genannten Basic Jibe oder Carved Jibe.

Entscheidend ist, das Höhelaufen zu beherrschen: der Kitesurfer fährt auf einer gedachten Linie, indem er gezielt lenkt; nach dem Wenden landet er wieder beim Ausgangspunkt. Die Steuerung des Boards durch Verlagerung des Gewichts spielt dabei eine wichtige Rolle.

Je nach System wird zum Start auf einen Helfer gesetzt, der den Schirm am Windfensterrand hält. Um zu starten, wird man die Sandsäcke an den Leinen ab, sodass der Schirm aufsteigen kann.

Sprünge sind bei Kitesurfern sehr beliebt. Man bewegt den Drachen über den Zenit in den anderen Windfensterrand. Die Körperspannung sollte hoch, die Haltung möglichst kompakt ausfallen.

Ein einfacher Sprung wird dabei als Basic Jump oder Air bezeichnet, während man bei einem sehr hohen bzw. weiten Sprung von eeinem Big Air spricht.

Fachausdrücke

Beim Kitesurfen kommen einige Fachausdrücke zur Anwendung:

  • Air time: die Dauer eines Sprungs
  • Aspect-ratio: das Verhältnis zwischen Höhe und Breite des Kites
  • Bladder: der Kunststoffschlauch, der vor dem Start aufgeblasen wird
  • C-Kite-Feeling: die Vorteile der niedrigen Haltekräfte und des direkten Steuerverhaltens des C-Kites
  • High-End: das Verhalten des Kites bei starkem Wind
  • Low-End: das Verhalten des Kites bei wenig Wind
  • New School: die "Neue Schule" mit besonderen Tricks
  • Old School: die "Alte Schule"
  • Projected-Area: die vom Wind angeströmte Kite-Tuch-Fläche mit aerodynamischer Wirkung
  • Stall: der Abriss der Strömung bei zu wenig Wind
  • Wave: die Kombination von Kitesurfen und Wellenreiten
  • Wakestyle: die Anwendung von Tricks beim Kitesurfen, die aus dem Wakeboarden stammen

Tipps zum Lernen

Das Kitesurfen ist nur mit einem hohen Kraftaufwand zu bewältigen, weshalb der Sport meist nur von Männern jüngeren Alters betrieben wird. Kitesurfen ist

  • gefährlich
  • schnell und
  • sturzintensiv.

Zum Kitesurfen ist ein etwas schwächerer Wind als zum extrem sportlichen Windsurfen notwendig. Dies entdeckten viele Surfer, die ihre Wartezeiten auf Wind überbrücken wollten.

Die großflächigen Segel der Kites sorgen für eine Beschleunigung der sehr schnellen und dynamischen Boards. So sind Kitesurfer vor allem an solchen Stränden zu finden, die auch von Surfern und Windsurfern frequentiert werden.

Das Kitesurfen auf eigene Faust erlernen zu wollen, ist ein meist hoffnungsloses Unterfangen. Wer dies versuchen möchte, der sollte zumindest auf fundierte Kenntnisse aus dem Windsurfen oder dem Segeln zurück greifen können. Doch selbst erfahrene Windsurfer profitieren von den Tipps und Hilfestellungen professioneller Kitesurf-Trainer.

Kitesurfer in Action auf dem Meer, wird von der Sonne angestrahlt
Kitesurfer in Action auf dem Meer, wird von der Sonne angestrahlt

Der Unterricht in einer Surfschule

Am meisten Spaß macht es mit Sicherheit, das Kitesurfen in einer Gruppe zu erlernen. Hier bietet es sich an, einen Einsteigerkurs in einer Surfschule zu buchen.

Diese Surfschulen finden sich in den einschlägigen Urlaubsgebieten. Meist sind sie mit einer eigenen Station direkt am Strand vertreten.

Häufig sind die Schulen auch an einen Verleih von Kiteboards und Segeln gekoppelt. Wer einen solchen Kurs bucht, der bekommt meist auch das Material gestellt. Klären Sie aber im Vorfeld ab, ob Neoprenanzüge ebenfalls vorhanden sind und ausgeliehen werden können - dies ist nicht überall der Fall.

Der Kurs für Einsteiger ins Kitesurfen ist in die Unterrichtsblöcke Theorie und Praxis aufgesplittet. Im Theorieteil werden zuerst Techniken und Manöver besprochen und ausführlich erklärt.

Zuvor werden die Schüler in die Materialkunde eingeführt. So lernen sie die Fachbegriffe für die einzelnen Zubehörteile kennen.

Auch die Lehre von Wind und Gewässer zählt zum theoretischen Wissen. In einer guten Schule werden auch Rettungs- und Notsignaltechniken vermittelt. Im praktischen Teil der Ausbildung werden die in der Theorie vermittelten Kenntnisse im und am Wasser wiederholt und die Bewegungsabläufe unter Aufsicht eines Trainers eingeübt.

Das Sportgerät

Das Sportgerät, das zum Kitesurfen verwendet wird, wird allgemein als "Kite" bezeichnet. Diese Benennung ist leicht irreführend, denn das englische Wort "Kite" bezeichnet in erster Linie den Schirm selbst.

In der Fachsprache der Kiter ist jedoch damit das gesamte Sportgerät gemeint. Die wesentlichen funktionalen Bestandteile dabei sind das Board, der Schirm und die Schnüre, die Board und Schirm verbinden. Hinzu kommt noch das "Handle", eine griffartige Vorrichtung, über die das Kite gelenkt wird.

Aufbau und Funktion des Boards

Das Kite-Board verfügt über einen vergleichbaren Aufbau wie ein Wakeboard oder auch ein Snowboard. Die meisten Modelle sind 120 bis 165 Zentimeter lang und zwischen 26 und 45 Zentimeter breit.

Das Kite-Board verfügt - im Unterschied zum Surfbrett - über keinen nennenswerten Auftrieb, sondern besteht aus einer einfachen Planke. Die Form ist bidirektional, das bedeutet, das Board lässt sich in beide Richtungen gleichermaßen fahren. Auch darin unterscheidet es sich grundlegend vom Surfboard.

Bei der Fahrt über das Wasser entsteht der Auftrieb des Boards durch die Hydrodynamik. Deshalb entscheiden im Wesentlichen das Gewicht des Fahrers und die Windstärke über die Größe des Boards.

Die Füße des Boarders werden mit Fußschlaufen oder auch Bindungen auf dem Board fixiert. Über den Trapezgurt wird das Board mit einer abrollbaren Leine gesichert, damit es nach einem Sturz nicht davon treiben kann. Viele Boarder verzichten jedoch auf diese Leine, und retten ihr Material lieber durch schnelles Schwimmen.

Im Unterschied zum Windsurfen sieht man beim Kitesurfen die Sportler meist barfuß auf dem Brett stehen. Einige jedoch tragen auch dünne Schutzschuhe aus Neopren. Da das Kitesurfen meist in Strandnähe stattfindet, muss bei felsigem Untergrund besonders auf den Schutz der Füße geachtet werden.

Aufbau und Funktion des Schirms

Die Geschwindigkeit beim Kitesurfen wird über den Schirm aufgenommen. Diese Schirme, die ebenfalls Kites genannt werden, gibt es in den unterschiedlichsten Aufbauten. Sie werden ebenfalls entsprechend der Windverhältnisse und dem Können des Fahrers gewählt.

Einige Kites eignen sich mehr für Anfänger, andere dagegen werden von fortgeschrittenen Fahrern bevorzugt, da sie größere Manövrierfähigkeit bieten. Die Biegungen und Randaufbauten der Schirme unterscheiden sich, ebenso wie ihre Fixierungen am Brett.

Größere Segel eignen sich bei schwächerem Wind oder auch bei Starkwind für sehr geübte Fahrer, kleinere Segel werden dagegen bei sehr starkem Wind eingesetzt. Ein erfahrener Kitesurfer ist in der Lage, das passende Segel selbst auszuwählen. Als Einsteiger sollte man sich von ortskundigen Kitesurfern beraten lassen oder sich zumindest an deren Segelauswahl orientieren.

Kitesurfer am Strand
Kitesurfer am Strand

Softkites, Ram-Air-Kites und Matten

Ähnlich wie herkömmliche Gleitschirme sehen die Softkites, Ram-Air-Kites oder auch Matten aus. Sie können auch zum Boarden an Land eingesetzt werden. Sobald sie im Wasser benutzt werden, verfügen sie über geschlossene Luftzellen.

Bei diesen Modellen wird die Flugstabilität sehr stark über die Waageleinen beeinflusst. So haben sie in der Regel 3-4 Leinen.

Tubekites

Die so genannten Tubekites dagegen besitzen Luftschläuche. Hier gibt es verschiedene Untervarianten: Die C-Kites verfügen über einen Frontschlauch in C-Form und einige Querschläuche. Diese geben der Segelfläche Stabilität.

In den Luftkammern herrscht ein Druck von 6-8 psi. So kann der Schirm beim Absturz nicht sinken. C-Kites sind durch ihre aufwändige Steuerung nicht unbedingt für Anfänger geeignet.

Bow Kites

Bow Kites dagegen, die auch zu den Tubekites zählen, eignen sich sehr gut für den Anfänger. Ihr C-Bogen ist sehr viel flacher, die Waageschnüre haben mehrere Anknüpfungspunkte am Schirm selbst.

So entsteht ein direktes Gefühl in der Lenkung, und der Anfänger erlernt schnell, welche Steuerung welche Auswirkung nach sich zieht. Im Freestyle Bereich dagegen erweisen sich die Bow Kites häufig als zu behäbig und zu schwerfällig.

Hybrid Kites

Eine Mischung aus C-Kites und Bow Kites stellen die so geannten Hybrid Kites darf. Sie werden durch Waagleinen an mehreren Verknüpfungen stabilisiert und zeichnen sich durch ein hohes Depower Potential aus. Hybrid Kites verzeihen keine Fahrfehler und sind daher nur für fortgeschrittene Fahrer geeignet.

Delta Kites

Eine Weiterentwicklung der Bow Kites sind die Delta Kites, die erst seit 2007 auf dem Markt sind. Delta Kites werden mit 4 bis 5 Leinen gesteuert.

Sie bieten eine 100%-Depower und machen den Sport dadurch wesentlich sicherer. Mehr und mehr setzen sie sich deshalb am Markt durch.

Aufbau und Funktion der Leinen

Wichtig beim Aufbau des Kites ist auch noch die Verbindung von Schirm, Steuerung und der Steuereinheit, dem Bar. Hier wird unterschieden zwischen

  • 4-Leinern
  • 5-Leinern und
  • 2-Leinern.

Beim 4-Leiner regeln 2 Leinen die Übertragung der Steuer- und Zugkräfte. Die verbleibenden 2 Leinen dienen als Lenk- und Bremsleinen.

Der 5-Leiner wird eingesetzt, wenn mehr Sicherheit benötigt wird, also meist bei Anfängern oder Einsteigern. Der 2-Leiner ermöglicht eine schnelle Reaktion auf kritische Situationen, denn durch Loslassen der Bar kann der Schirm schnell und einfach auswehen.

Kitesurfen: mehrere Kitboards bei Wettbewerb
Kitesurfen: mehrere Kitboards bei Wettbewerb

Sonstige Ausrüstung

Wichtiges Equipment:

  • Neoprenanzug
  • Füßlinge
  • Handschuhe
  • Schutzhelm
  • Prallschutzweste

Neoprenanzug

Doch auch der Körper selbst benötigt Schutz: Zum Kitesurfen wird meist ein sehr dünner Neoprenanzug getragen. In wärmeren Gewässern sind Shorties mit kurzen Armen und Beinen im Einsatz. Ein modischer Trend beim Kitesurfen ist es, über dem Neoprenanzug noch eine lässig weite und übergroße Badeshort und ein extrem großes T-Shirt zu tragen.

Was auf den ersten Blick rein modisch anmutet, hat jedoch einen Sinn: Der empfindliche Anzug wird durch die Überkleidung gut geschützt. Denn häufig hat man beim Kitesurfen Brett- oder Bodenkontakt, und so kommt es schnell zu Scheuerstellen am Anzug.

Schutzhelm

In den letzten Jahren sind beim Kitesurfen vermehrt Schutzhelme zu sehen. Das Tragen eines solchen Helms, das sich auch beim Windsurfen immer mehr durchsetzt, ist eine höchst sinnvolle Investition in die eigene Sicherheit.

Schleuderstürze gehen auf diese Weise glimpflicher aus, auch wenn ein Helm keine Garantie bieten kann. Zudem schützt der Helm vor der direkten Sonneneinstrahlung und vor Sonnenstich.

Weitere Schutzausrüstung

Ebenso tragen viele Kitesurfer eine Prallschutzweste. Füßlinge und Handschuhe schützen die Extremitäten vor Verletzungen und Blasenbildung.

Sicherheitsvorkehrungen beim Kitesurfen

Das Kitesurfen ist eine sehr dynamische und schnelle Sportart. Vor allem bei starkem Wind findet eine hohe Beschleunigung statt, während das Kiteboard selbst eine nur wenig kippstabile Konstruktion ist.

Stürze gehören zum Sport dazu und sind an der Tagesordnung. Jedoch gibt es einige Sicherheitsvorkehrungen, mit denen man Verletzungen vermeiden oder verringern kann.

Kontaktperson

Auch geübte Kitesurfer sollten niemals alleine ins Wasser gehen. In jedem Fall sollte eine Kontakperson an Land bleiben und die Surfer beobachten, um im Notfall schnell Hilfe holen zu können. Bei Materialschäden oder aufkommendem Starkwind kann es zum Beispiel notwendig sein, die Surfer mit einem Motorboot wieder sicher an Land zu bringen.

Überprüfung der Wind- und Wetterlage

Bevor mit dem Surfen begonnen wird, sollten

  • die Windverhältnisse
  • die Großwetterlage und
  • eventuelle Strömungen, Riffe und sonstige Gefahrenquellen

erkundet werden. In unbekannten Revieren ist es ratsam, sich bei Einheimischen oder der Strandaufsicht zu erkundigen. Bei ablandigem Wind zum Beispiel besteht die Gefahr, aufs offene Gewässer hinaus gezogen zu werden.

Deshalb sollte ablandiger Wind grundsätzlich gemieden werden. Aufwinde dagegen können besonders an Deichen und Böschungen zur Gefahrenquelle werden.

Überprüfung der Ausrüstung

Bei jedem Start, auch wenn nur eine Pause eingelegt wurde, sollten das Board, der Schirm und die Seile gut überprüft werden. Wichtig ist, ob alle Verbindungen noch fest sitzen.

Ebenfalls getestet werden sollte die Funktion des Auslösesystems. Weisen einzelne Teile Abnutzungserscheinungen oder Materialschäden auf, so sollten sie vor dem nächsten Start ausgetauscht werden.

Sicherheitsabstand

Sehr wichtig ist auch der Sicherheitsabstand. Empfohlen wird hier eine doppelte Seillänge Abstand zu

  • Schwimmern
  • anderen Wassersportlern und Surfern sowie
  • Strandgästen.

Das Surfen in Badebereichen ist mit Recht verboten. Ist im Startbereich viel Betrieb, so ist es empfehlenswert, den Start etwas zu verschieben. Start- und Landehelfer sind in manchen Revieren vorhanden.

Erkundung des Hinterlandes

Bei der Erkundung des Geländes richtet der erfahrene Surfer sein Augenmerk nicht nur aufs Wasser, sondern auch aufs Hinterland. Straßen zum Beispiel, die in einem Abstand kürzer der Leinenlänge verlaufen, können schnell zur Gefahr werden.

Wenn der Schirm auf die Straße geweht wird, sind schlimme Unfälle vorprogrammiert. Ein Fahrzeug kann sich in den Leinen verfangen und Material und Surfer mit sich schleifen.

  • Thomas Streubel Kiteboarding: Work- und Stylebook, Delius Klasing, 2008, ISBN 3768824233
  • Christian Spreckels Kitesurfen mit Kristin Boese: Das Trainingsprogramm der Weltmeisterin, Pietsch Verlag, 2007, ISBN 3613505339

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.