Höhlentauchen - Merkmale, Ausbildungsinhalte und Ausrüstung

Das Tauchen in Höhlen ist nicht nur grundsätzlich mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden, sondern in vielen Fällen auch genehmigungspflichtig. Eine solche Genehmigung erhalten meist nur Taucher, die eine bestimmte Ausbildung und auch ausreichend Erfahrung im Höhlentauchen vorweisen können. Prinzipiell unterscheidet man beim Höhlentauchen zwischen dem Cavern Diving, bei dem der Höhlenausgang im Auge behalten wird, und dem Cave Diving, bei dem tiefer in die Höhle vorgedrungen wird. Daher gliedert sich die Tauchausbildung für Höhlentaucher in 3 Stufen. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Höhlentauchen.

Von Kathrin Schramm

Höhlentauchen - Generelle Merkmale

Das Höhlentauchen beschreibt eine Form des Tauchsports; es wird in Höhlen getaucht. Dabei kann es der Höhlenforschung dienen; ebenso wird es in Kavernen sowie Untertagebergwerken absolviert.

Sofern es sich um das Grottentauchen handelt, kann dieses auch von Tauchern ohne viel Erfahrung durchgeführt werden. Tiefere Tauchgänge hingegen sind mit hohen Risiken verbunden und bedürfen einer speziellen Ausrüstung sowie Know-How.

Die Kurse für Höhlentaucher im Überblick

Tauchzone 1: Cavern Diver

Hier werden Grotten im Lichtbereich ihres Eingangs betaucht, also überall dort, wo sie noch durch Tageslicht erhellt werden. Die Eindringungsdistanz liegt bei 50 bis 60 Metern, die maximale Tauchtiefe etwa bei 18 bis 20 Metern.

Die Tauchzone 1 ist für durchschnittliche Sporttaucher gut geeignet und mit relativ wenig Gefahren verbunden. Jedoch gibt es auch hier zusätzliche Einschränkungen wie Durchgangsbreiten, Sichtweiten und Wegverzweigungen.

Weitere Regeln betreffen die Ausrüstung und die Gas-Vorräte. Ein geübter Sporttaucher kann an einem solchen Kurs teilnehmen und unter Aufsicht in der Tauchzone 1 tauchen. Die Voraussetzung ist ein 2-Stern Tauchschein oder ein Advanced Open Water Tauchschein.

Tauchzone 2: (Basic) Cave Diver

Nun wird der Tageslichtbereich verlassen, stattdessen wird in der permanenten Dunkelheit getaucht. Die Tauchzone 2 wird durch eine Mindestsichtweite definiert, die jedoch je nach ausbildender Organisation variiert. Engnisse dürfen nur bei einer gewissen Mindestgröße durchtaucht werden. Die maximale Tauchtiefe beträgt 30 Meter.

In der Tauchzone 2 wird zudem eine ganz spezielle Ausrüstung benötigt. Ausbildende Verbände verlangen als Leistungsnachweis eine Grundausbildung in der Tauchzone 1, um ein grundlegendes Höhlenverständnis zu gewährleisten.

Tauchzone 3: Full Cave Diver

In der Tauchzone 3 wird die höchste und anspruchsvollste, aber auch gefährlichste Form des Höhlentauchens ausgebildet. Der Tauchbereich umfasst alle geologischen Gegebenheiten, die in Tauchzone 1 und 2 nicht abgedeckt sind. Hier wird häufig kilometerweit in verzweigte Höhlen vorgedrungen. Sehr enge Durchgänge werden passiert.

Zum Tauchen werden spezielle Gase und auch verschiedene Atem- und Abtauchtechniken benötigt. Beim Welttauchsportverband CMAS werden ein 3-Stern Tauchschein und ein Cave Diver Brevet verlangt, damit Interessenten zu der Ausbildung zugelassen werden.

In die Tauchzone 3 wagen sich nicht mehr viele Sporttaucher vor. Sie wird meist nur betaucht, um Ergebnisse für die Forschung zu erlangen.

Taucher vor dunkler Höhle unter Wasser mit Taschenlampe, Foto aus Höhle geschossen
Taucher vor dunkler Höhle unter Wasser mit Taschenlampe, Foto aus Höhle geschossen

Risiken: Probleme mit Platzangst und Co.

Das Höhlentauchen gilt als die Königsdisziplin des Tauchens. Es bleibt jedoch nur einer kleinen Gruppe von Tauchern vorbehalten, da es ebenso anspruchsvoll wie gefährlich ist.

Die meisten Sporttaucher dringen daher lediglich bis in den Tauchbereich 1 vor. Platzangst tritt meist erst im Tauchbereich 2 oder im Tauchbereich 3 auf. Was Sie dabei beachten sollten, haben wir hier für Sie zusammen gestellt.

Für Menschen mit Platzangst nicht zu empfehlen

Grundsätzlich sollten Sie - auch wenn Sie ein geübter Sporttaucher sind - vom Gedanken ans Höhlentauchen Abstand nehmen, wenn Ihnen bereits bekannt ist, dass Sie unter Platzangst leiden oder diese schnell entwickeln können.

Platzangst kann in ihren zwei Formen auftreten:

  • Am bekanntesten ist die Platzangst, die in engen Räumen entwickelt wird, zum Beispiel in Aufzügen. Hier fühlt sich der Betroffene eingeengt und erdrückt, häufig fühlt er auch eine aufsteigende Atemnot.

  • Doch auch die Angst auf freien Plätzen und im freien Gelände ist eine Form der Platzangst. Hier fühlt sich der Betroffene zwar nicht eingeengt, jedoch umso mehr verloren.

    Da ihm die räumlichen Grenzen optisch fehlen, macht sich eine Orientierungslosigkeit bemerkbar. Gerade beim Höhlentauchen in der Tiefe des Wassers, bei einem optisch gleichförmigen Untergrund und bei schlechten Sichtverhältnissen, kann auch diese Form der Platzangst auftreten, die durch Orientierungslosigkeit noch verstärkt wird.

Große Felsen unter Wasser, in der Ferne ist ein Taucher zu sehen
Große Felsen unter Wasser, in der Ferne ist ein Taucher zu sehen

Was tun bei plötzlicher Platzangst während des Tauchens?

Doch auch Taucher, die in ihrem täglichen Leben keineswegs unter Platzangst leiden und denen psychische Angstzustände völlig unbekannt sind, können beim Höhlentauchen von der Platzangst befallen werden. Nun ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.

Tritt die Platzangst auf, so sollte der Taucher versuchen, sie durch vernünftige Argumentation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Gelingt dies nicht, sollte er sich langsam und besonnen in Richtung des Ausstiegs begeben und den Tauchgang abbrechen.

Schlimme Folgen kann es haben, wenn der Taucher durch die Platzangst in Panik gerät und sich hektisch und unvernünftig verhält. Geschulte Tauchlehrer und Tauchgruppenleiter kennen die Problematik der plötzlichen Platzangst und wissen, wie sie dem Betroffenen helfen können. Manchmal hilft bereits die beruhigende Anwesenheit einer erfahrenen Person, um die schlimmsten Angstzustände wieder abzumildern.

Als Taucher sollten Sie sich also im Höhlentauchen nur langsam vorwagen. Testen Sie erst allgemein, wie Sie mit dem Höhlentauchen auch psychisch zurecht kommen, bevor Sie sich in zu kleine Höhlen und durch zu enge Durchgänge wagen.

Weitere Risiken

Doch Platzangst stellt nicht das einzige Risiko für gefährliche Situationen dar. Zu den weiteren Problemen zählt teils auch der Druckausgleich: ein präziser Verlauf der Höhle ist eher untypisch. So gilt es, den Druck ständig auszugleichen, um ein Barotrauma zu vermeiden.

Des Weiteren kann es zu einem Orientierungsverlust kommen. Dies ist zum einen auf aufgewirbeltes Sediment am Boden zurück zu führen, kann andererseits durch gelöste Partikel von der Höhlendecke auftreten, welche die Sicht erschweren.

Typisch für Höhlen sind zahlreiche Engstellen. Diese können dazu führen, dass ein Taucher mit seiner Ausrüstung hängen bleibt.

Zu den weiteren möglichen Risiken beim Höhlentauchen zählen

  • ein Mangel an Atemgas
  • psychische Instabilität
  • Verletzungen
  • das Einatmen des Gases in den Glocken
  • das Tauchen gegen die Strömung

Ausrüstung für Höhlentaucher

Das Höhlentauchen unterscheidet sich in vielen Aspekten vom herkömmlichen Sporttauchen und gilt als sehr anspruchsvoll und gefährlich. Gerade weil sich der Taucher beim Höhlentauchen in häufig nicht vorhersehbare Extremsituationen begibt, ist es besonders wichtig, dass er sich auf seine Ausrüstung verlassen kann.

Sie muss komplett und funktional sein, und vom Taucher auch sicher und schnell bedient werden können. Hier die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände.

Wichtiges Equipment:

  • Lungenautomaten
  • Atemregler
  • Sicherungsleinen
  • Tauchlampen
  • Tauchanzug
  • Helm

Luft

Beim Höhlentauchen muss ein sehr großer Luftvorrat mitgeführt werden. Die Sicherheitsregeln beim Höhlentauchen erfordern einen hohen Luftvorrat, um eine ausreichende Tauchzeit zu gewährleisten. So ist es auch Vorschrift, nicht nur einen, sondern mehrere Lungenautomaten mitzuführen, um bei Defekten auf Ausweichgeräte zurück greifen zu können.

Auch Atemregler sollten mehrfach vorhanden sein, da es zu Ausfällen kommen kann. Wichtig ist, dass diese auch für kaltes Wasser geeignet sind.

Tauchanzug

Taucher in schwarz-blauem Neoprenanzug trägt Handschuhe und eine große Taucheruhr am linken Arm
Taucher in schwarz-blauem Neoprenanzug trägt Handschuhe und eine große Taucheruhr am linken Arm

In vielen Höhlen strömt Grundwasser, das eine sehr niedrige Temperatur hat. Daher ist eine gute Isolierung notwendig.

Ein Trockenanzug muss verwendet werden, um das Auskühlen des Tauchers zu verhindern. Der Anzug muss mit dem notwendigen Auftriebssystem ausgestattet sein.

Wichtig ist auch, dass der Anzug stabil und strapazierfähig ist - nicht selten kommt es zum Streifen von Felsvorsprüngen; der Tauchanzug sollte daher einiges aushalten können.

Kunstlicht

In den Höhlen entfällt das Tageslicht. Nur der Eingangsbereich wird manchmal noch vom Tageslicht erhellt. Darum muss der Taucher Kunstlicht mitführen, ebenfalls in Form mehrerer unabhängiger Leuchtquellen.

Fällt beim Höhlentauchen das Licht aus, so ist der Taucher binnen Sekunden völlig orientierungslos. Je nach Bereich müssen 2 bis 3 Lampen mitgeführt werden, deren Leuchtstärke und Brenndauer genau vorgeschrieben ist. Um die Hände frei zu haben, wird die Lampe in der Regel am Helm befestigt.

Hauptleine und Leinenrolle

Alle Taucher einer Gruppe werden über eine Hauptleine gesichert, die den Weg zurück zum Einstiegsloch weist. Diese Leine ist 80 bis 100 m lang und wird als Primary Reel bezeichnet.

Zusätzlich muss jeder Taucher noch über eine eigene Leinenrolle von mindestens 50 Metern Länge verfügen, die er an der Hauptleine befestigt. Diese Leine wird als Safety Reel bezeichnet.

Des Weiteren gibt es eine Leine, die die Taucher miteinander verbindet. Diese Jumps oder Jump Reels sind 20 bis 30 m lang.

Auf der Haupt-Führungsleine muss die Schwimmrichtung zum Ausgang markiert sein, dazu werden spezielle Markierungspfeile, so genannte Directional Markers, in das Seilsystem eingebunden. Weitere Markierungen dienen der Anwesenheitskontrolle unter Wasser. Solche Markierungspunkte werden als Non-directional Markers bezeichnet.

Helm

Je nach Beschaffenheit der zu erkundenden Höhle kann eine Helmpflicht vorgeschrieben werden. Der Helm wird über dem Trockenanzug getragen und dient als Aufsatz für die Stirnlampen. Im Wesentlichen ist der Helm den Schutzhelmen der Bergsteiger nachempfunden und mit einer aquadynamischen Form versehen.

Gerade in noch unerforschten Höhlen schützt er auch vor herab fallenden Gesteinsbrocken, die durch andere Taucher losgetreten werden können. Zusätzlich schützt er den Kopf beim Passieren von Spalten und anderen Engpässen.

  • Thilo Künneth und Paul W. Munzinger Tauchpraxis. Höhlentauchen, Müller Rüschlikon, 2003, ISBN 3275014609

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