Apnoetauchen - Merkmale, Risiken und Hinweise zum Apnoetraining

Das Apnoetauchen, auch Freitauchen, bezeichnet die älteste bekannte Tauchtechnik, nämlich die mit der dem Körper zur Verfügung stehenden eigenen Luft. Jeder Mensch, der zum Beispiel im Hallenbad oder im Meer kurz spielerisch taucht, nutzt diese Technik. Doch das Apnoetauchen wurde als Sport und Leistungssport weiter entwickelt. Längst wird nicht mehr nur zum Spaß getaucht. Wie in den meisten Sportarten, rückt der Leistungssport auch hier in Bereiche vor, die sich dem "normalen" Anwender nicht mehr erschließen. Informieren Sie sich über das Apnoetauchen und holen Sie sich Tipps zum Apnoetraining.

Von Kathrin Schramm

Apnoetauchen - Merkmale und Risiken

Apnoetauchen ist die älteste Art des Tauchens, bei der man nur mit dem eigenen Sauerstoff taucht. Daher der Name "Apnoe" (Nichtatmung/Atemstillstand). Was früher einen Nutzen für die Evolution hatte, wurde heute für den besonderen Reiz des Individuellen erkannt und wird immer mehr praktiziert.

Die Entwicklung des Apnoetauchens

Früher wurde das Apnoetauchen ausschließlich ausgeübt, um Nahrung aus dem Meer zu fischen. Nach Muscheln wurde getaucht oder bewaffnet mit Speeren Fische gejagt. Aber auch Perlen oder Schwämme wurden so an die Oberfläche befördert.

Heutzutage gibt es kaum noch Perlen- oder Muscheltaucher, da dies, wie vieles andere auch, durch die Evolution immer weniger an Nutzen und Effizienz hat. Dennoch bleibt das Apnoetauchen nicht nur erhalten, dagegen gewinnt es sogar an Popularität, wenn auch mehr aus sportlicher Sicht.

Vom Freizeit- über den Leistungs- bis hin zum Extremsport ist es vertreten, wobei der Freizeitbereich eher der Konditionierung für das allgemeine Tauchen oder die Unterwassererkundung gedacht ist. Beim Leistungs- und Extremsport hingegen, zählt nur der immer besser werdende Erfolg. Dabei werden unterschiedliche Disziplinen unterschieden:

  • "Static", bei dem es gilt, in Bauchlage das Gesicht möglichst lange unter Wasser zu halten
  • "Dynamic", das Streckentauchen
  • "Variabel", "Constant" und "No Limit" gehören zum Tieftauchen.

Bei allen Arten stehen

  • die Selbstwahrnehmung
  • die Grenzerfahrung und
  • der besondere Reiz, immer größere Leistungen zu erbringen,

im Vordergrund. Klar, dass nicht nur Extremsportler von dieser Art des Tauchens begeistert sind. Bevor man sich in das Vergnügen stürzt, sollte man sich unbedingt zuerst mit den Risiken vertraut machen die ganz allgemein beim Tauchen bestehen, da diese nämlich tödlich enden könnten.

Ein risikoreicher Sport

Beim Apnoetauchen wird der natürliche Atemreiz willentlich unterdrückt. Dies kann nur einem sehr geübten Taucher gelingen und ist zudem nicht ungefährlich.

Durch ein zu langes Luftanhalten wird der benötigte Sauerstoff nicht nur aus den Vorräten in der Lunge gewonnen. Auch die Vorräte im Blut werden angegriffen.

Wird jedoch der Blutsauerstoffgehalt zu sehr abgesenkt, kann es zu einer plötzlich eintretenden Ohnmacht kommen. Deshalb ist das Apnoetauchen auch für den geübten Sportler immer noch mit Risiken verbunden.

Verantwortungsbewusste Taucher sichern sich deshalb gegenseitig durch Überwachung, die ein schnelles Eingreifen ermöglicht. Dem Laien wird dringend davon abgeraten, das Apnoetauchen über ein normales Maß hinaus zu betreiben.

Darüberhinaus gibt es noch weitere gleich- oder mindergefährliche Risiken wie zum Beispiel den Tiefenrausch, der wiederum zu irreparablen Schäden am Trommelfell oder Entstehungen von Ödemen im Rachen, Kiefer- und Stirnhöhlen oder gar in der Lunge verursachen kann. Zudem wurde in einer Studie bewiesen, dass durch die Nichtatmung größere Schäden im Hirn entstehen können, als bisher angenommen.

Aus diesen Gründen ist eine Information aus der Broschüre, bei Weitem nicht ausreichend. Es ist unerlässlich, sich professionell beraten zu lassen, den Gesundheitszustand zu bedenken und sich erst dann damit zu befassen, ob der Kick, den diese Sportart verspricht, die Risiken auch wirklich wert ist.

Die verschiedenen Disziplinen des Apnoetauchens im Überblick

Das Apnoetauchen, das Tauchen mit der körpereigenen Luft und ohne Zusatzgeräte und Hilfsmittel, ist eine breit gefächerte Sportart. Aus dem einfachen Tauchen heraus, das beinahe jedes Kind beherrscht, hat sich eine komplexe Leistungs- und Wettkampfszene mit verschiedenen Disziplinen und einem umfassenden Regelwerk gebildet.

Dennoch bleibt das Apnoetauchen eine der am wenigsten beachteten Wassersportarten. Im Wesentlichen wird beim Apnoetauchen zwischen Pool- und Tieftauchdisziplinen unterschieden.

Taucher mit nacktem Oberkörper, Schnorchel und Taucherbrille
Taucher mit nacktem Oberkörper, Schnorchel und Taucherbrille

Pooldisziplinen

Bei den Pooldisziplinen ist der Absprung vom Beckenrand verboten.

Zeittauchen (Statik/Static/STA)

Hier wird die Zeitdauer der Apnoe, des Atemstillstands, gewertet. Während der zu messenden Zeit liegt der Taucher bäuchlings mit dem Gesicht nach unten im Becken, unterhalb der Wasseroberfläche, ohne sich nennenswert zu bewegen. Das Tragen eines Neoprenanzugs ist erlaubt.

Streckentauchen mit Flossen (Dynamic with fins/DYN)

Die zurück gelegte Strecke mit Flossen wird gemessen, die der Taucher ohne Atmung bewältigen kann. Es wird dabei eine Monoflosse benutzt, und der Start erfolgt aus dem Wasser.

Steckentauchen ohne Flossen (Dynamic without fins/DNF)

Auf der zurück gelegten Strecke darf ein einziger Atemzug ausgeführt werden.

Streckentauchen 16 x 50 m

Ein einzelner Taucher muss die Strecke von 50 Metern 16 mal in Folge tauchend bewältigen. Atempausen sind nur in den Intervallen zwischen den einzelnen 50-Meter-Strecken zulässig, die Zeitmessung läuft in dieser Zeit weiter.

Tieftauchdisziplinen

Hier kann mit konstantem oder wechselndem Gewicht getaucht werden.

Tieftauchen mit konstantem Gewicht (Constant weight/CWT)

Mit einem einzigen Atemzug muss der Taucher so tief als möglich und wieder an die Oberfläche zurück gelangen. Der körpereigene Auftrieb wird mit zusätzlichen Sinkgewichten unterdrückt.

Jedoch muss der Taucher das Gewicht, das er zum Sinken benutzt, auch beim Aufstieg wieder mit sich führen. Die Wertung erfolgt in Metern der überwundenen Tiefe.

Das Tieftauchen mit konstantem Gewicht kann mit oder ohne Flossen ausgeführt werden, unterliegt dann aber einer separaten Wertung. Ein Tiefseil dient der Orientierung, darf aber nur vor dem Abtauchen und direkt bei der Wende berührt werden. Das Tieftauchen mit Flossen gilt als die Königsdisziplin des Apnoetauchens.

Free Immersion / Immersion Libre (FIM)

Der Taucher benutzt weder Gewichte noch Flossen, darf sich jedoch an dem vorhandenen Seil festhalten und in die Tiefe sowie zurück an die Oberfläche ziehen.

Tieftauchen mit variablem Gewicht (Variable weight/VWT)

Bei diesem Tauchvorgang nutzt der Taucher ein Gewicht, um in die Tiefe zu gelangen. Dort angekommen, darf er es zurück lassen.

No Limit (NLT)

Es gibt keine technischen Beschränkungen. Der Taucher wird mithilfe eines speziellen Tauchschlittens in die Tiefe gezogen und gelangt dann mit maximaler Geschwindigkeit dank einer besonderen mechanischen Konstruktion wieder an die Oberfläche. Diese Disziplin steht stark in der Kritik, da sie sehr häufig zu - manchmal auch tödlichen - Unfällen führt.

Ausrüstung

Die Ausrüstung des Apnoetauchers kann ganz unterschiedlich ausfallen. Anfänger nutzen in der Regel eine einfache ABC-Tauchausrüstung und tragen einen Tauchanzug. Fortgeschrittene greifen auf ein spezielleres Equipment zurück:

So nutzen sie meist einen Tauchanzug aus offenzelligem Neopren, welches mit besonders guter Wärmeisolation punkten kann.

Bei den Taucherflossen handelt es sich um Modelle mit langen Blättern. Während man beim Training im Pool oder in der Halle eine normale Schwimmbrille - und häufig eine Nasenklammer - nutzt, weist die Tauchmaske für das Tieftauchen ein besonders kleines Innenvolumen auf. Zu den weiteren Ausrüstungsgegenständen zählen

Apnoetraining: Aspekte der kontrollierten Atmung beim Apnoetauchen

Beim Apnoetauchen wird - wie bei allen Sportarten - systematisch trainiert. Die Technik zielt darauf ab, den Atemreflex zu unterdrücken, so lange es möglich ist.

Die Atmung des Menschen ist ein Vorgang, der nicht bewusst ausgeführt wird, sondern der ganz automatisch stattfindet. Jedoch ist es möglich, die Atmung auch mit dem Bewusstsein und dem Willen zu steuern.

So gibt es zum Beispiel für die unterschiedlichsten Arten von Beschwerden auch Atemtherapien zu deren Linderung. Einschlafstörungen oder nervöse Angstzustände können so zum Beispiel mit Hilfe der Atmung kontrolliert und behandelt werden.

Auch beim Apnoetauchen wird vorwiegend die kontrollierte Atmung trainiert. Hierbei ist es besonders wichtig, behutsam vorzugehen. Zwar kann die Atmung durch einen starken Willen angehalten werden, der Grenzbereich hin zur Gefährdung für Gesundheit und Leben ist jedoch sehr schmal.

Aus diesem Grund wird das Apnoetauchen immer nur unter Aufsicht trainiert. Meist finden sich zwei Trainingspartner zusammen, die dann wechselseitig tauchen und beaufsichtigen.

Ebenso wichtig ist es, sich dem Anhalten der Atmung vorsichtig und in kleinen Schritten zu nähern. Nur so erhält der Körper genügend Gelegenheit, sich den veränderten Bedingungen anzupassen und mit ihnen zurecht zu kommen. Wird zu schnell zu viel trainiert und die Luft zu lange angehalten, kann der Körper auch einen Schock davon tragen.

Das Apnoetauchen lässt sich im Übrigen auch außerhalb des Wassers trainieren, wenn es in den ersten Schritten darum geht, die Atmung bewusst zu kontrollieren. Im Wasser selbst finden sich dann veränderte Anforderungen, denn die Schwimmbewegungen selbst benötigen neue Energie und damit neuen Sauerstoff. Auch ein möglichst effizientes Schwimmen sollte beim Apnoetraining geübt werden.

Generelle Hinweise

Man muss die Zwerchfellatmung aktivieren und somit mehr in en Bauch hinein atmen. Beim Ausatmen sollte er Bauch in Richtung Wirbelsäule bewegt werden; beim Einatmen sollte er sich wölben. Durch die Zwerchfellatmung wird mehr Sauerstoff aufgenommen.

Als nächstes gilt es, den Atemreiz hinaus zu zögern. Nach jedem Einatmen muss somit länger ausgeatmet werden.

Training an Land

Das sportliche Apnoetauchen erfordert ein konsequentes Training. Die Atmung erfolgt im Normalfall ohne bewusstes Zutun des Menschen, meistens sogar wird ihr überhaupt keine Beachtung geschenkt.

Umso schwieriger ist es, den Atemreiz des Körpers bewusst zu unterdrücken. Viele Übungen für das Apnoetauchen können deshalb in einem ersten Schritt an Land stattfinden.

Sehr wichtig ist es, mit den Übungen langsam und schrittweise zu beginnen, um den Körper an die neuen Belastungen zu gewöhnen. Denn es ist nicht nur eine Sache des starken Willens, den Atemreiz zu unterdrücken, sondern erfordert auch eine große körperliche Fitness.

Atemübungen und Übungen zum Anhalten des Atmens sollten deshalb nur unter Aufsicht durchgeführt werden. Dazu kann man sich in bequemer Position auch an Land befinden, denn die Bewegung im Wasser erfordert einen zusätzlichen Aufwand an Sauerstoff.

Richtig ist es, zuerst in einer Bestandsaufnahme zu ermitteln, wie lange man problemlos die Luft anhalten kann. Dann wird dieser Zeitraum in Intervallen gesteigert. Jedoch sollte man sich hier nicht unter Druck setzen, und zwischen den Trainingseinheiten und Intervallen größere Pausen zur Regeneration einlegen.

Training im Wasser

Hat man einmal ein Gefühl dafür entwickelt, wie lange man selbst die Luft anhalten kann, so kann mit Übungen im Wasser begonnen werden. Hier stehen zuerst statische Übungen des "Treibens" ("Floating") auf dem Programm. Kommt Fortbewegung hinzu, so führt diese zuerst in die Länge (Streckentauchen) und erst dann in die Tiefe (Tiefentauchen).

  • Robert Margaillan Apnoe: Mit einem Atemzug in blaue Tiefen, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2005, ISBN 3440104575
  • Dagmar Andres-Brümmer Apnoetauchen: Grundlagen, Trainingstipps, Praxis, Delius Klasing Verlag, 2008, ISBN 3768824314

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.