Tango - Merkmale, Technik und Wirkung

Leidenschaft wird beim Tanzen von Tango versprüht. Die Nähe zum Partner unabdingbar für eine richtige Ausführung dieses emotionsgeladenen Tanzes, der nun auch zum Weltkulturerbe erkoren wurde. Das alte "Spiel" zwischen männlich und weiblich, das sich mit einem Führen und Führen lassen aufzeigt, lässt selbst eine endfremdete Beziehung wieder mit neuen Schwung erfüllen. Kaum verwunderlich, dass viele Therapeuten Paaren dazu raten, gemeinsam einen Tango-Tanzkurs zu besuchen. Lesen Sie über die Merkmale und Wirkung des Tango.

Von Viola Reinhardt

Tango - Merkmale und Technik

Der Tango stellt einen Gesellschafts- und Turniertanz der. Man tanzt ihn paarweise. Es handelt sich um einen der fünf Standardtänze; er wird auch als

  • Internationaler Tango
  • Europäischer Tango
  • Standard-Tango
  • Englischer Tango oder
  • Ballroom Tango

bezeichnet, und ist weltweit verbreitet. Im deutschsprachigen Raum setzt man den Tango mit dem europäisierten Tango gleich; mehr und mehr gewinnt jedoch die ursprüngliche Form aus Argentinien und Uruguay an Bedeutung.

Körper an Körper bewegen sich die Pärchen anmutig über das Tanzparkett. Der Rhythmus der leidenschaftlichen Musik vermischt sich mit einer neuen Sinnlichkeit, die eine Hingabe der Frau ebenso beinhaltet als auch die Führung des Mannes. Sich fallen lassen als Frau ist ein wichtiger Bestandteil beim Tango tanzen, der durch den männlichen Part des Führens und Auffangens zu einer wunderschönen Einheit verschmilzt.

Während man den Internationalen Tango mit Attributen wie "leidenschaftlich" und "feurig" in Verbindung bringt, gilt der Tango Argentino eher als zärtlich. Beim Inernationalen Tango wechseln sich Bewegungsformen und Tempo abrupt ab, sodass es zu abgehackten Bewegungen sowie einem ruhigen Dahingleiten kommt. Typisch ist die Gleichmäßigkeit der Schrittstruktur.

Während des Tanzens bleibt der Oberkörper stets ruhig. Sämtliche Effekte sollen aus der Haltung des Tanzpaares zueinander erzielt werden.

Tango ist ein Schreittanz. Dies bedeutet, dass der Herr die Dame vor allen Dingen mit seinem Körper führt, genauer gesagt mit der rechten Brustseite, dem Becken bis hin zum Knie. Mit den Armen gibt er seiner Tanzpartnerin einen Bewegungsrahmen.

Anders wie in anderen Standardtänzen steht die Dame etwas weiter links im Arm ihres Tanzpartners. Er hat seine Hand auf ihrer Wirbelsäule liegen. Die Dame hingegen legt ihren Arm um den rechten Arm des Tanzpartners.

Frauen- und Männerbeine beim Tangotanzen
Frauen- und Männerbeine beim Tangotanzen

Den Tango zu tanzen, gleicht einer Liebeserklärung

Der Tango gilt als der sinnlichste und erotischste Paartanz überhaupt. Vielfach ist der Tanz selbst die Darstellung von Gefühlen oder von Szenen des Werbens und des Umworbenwerdens, sei es tatsächlich oder nur als Vorführung oder Spiel. So leicht der Tango sich vielfach präsentiert, so tiefgründig und schwer wirkt er auf der anderen Seite.

Anhänger des Tango sagen, dass der Tango einer getanzten Liebeserklärung gleich kommt. Dies mag auf den ersten Blick für den unbedarften Zuschauer etwas zu pathetisch wirken. Analysiert man die einzelnen Stufen und Schrittfolgen des Tango jedoch einmal näher, so wird man bald seine tiefere Bedeutung verstehen.

Werbung, Ablehnung, Annäherung, Entfremdung

Der Tango ist ein sehr eng getanzter Tanz, bei dem der Mann um die Frau wirbt. Diese sucht seine Nähe, entzieht sich ihm jedoch immer wieder. Auch die unergründliche Mimik der Tänzer und Tänzerinnen trägt dazu bei, den Tango zu einem geheimnisvollen erotischen Spiel zu machen.

Doch der Stolz der Tänzer ist bei beiden Geschlechtern zu finden. Wird der Mann zu sehr abgewiesen, zieht er sich seinerseits zurück. Nun ist es an der Frau, durch geschickte Schrittführung die Hoffnung neu zu schüren und das Interesse des Tanzpartners zu entfachen.

Nähe und Distanz

Bei all dem Werben und Antworten bleibt der Tango trotz der großen körperlichen Nähe ein sehr distanzierter Tanz, bei dem die Tänzer

  • sich häufig umkreisen
  • einander erkunden und
  • voreinander zurück weichen.

Es gibt klare Regeln, wann dem Partner gefolgt wird und wann der gewünschte Abstand einzuhalten ist. Jedoch gibt es auch vielerlei Stilmittel, mit denen die Tänzer ihre Gefühle füreinander zum Ausdruck bringen können. So kann der Tango, wenn gewünscht, tatsächlich zu einer getanzten Liebeserklärung werden.

Positive Wirkung des Tangos

Tango ist Gefühl pur und gerade die Tatsache kann dabei helfen, sich als Paar wieder sehr nahe zu kommen. Viele Pärchen schwärmen bereits von der Wirkung, wenn sie gemeinsam zur Tanzschule fahren, dort ihre Tanzschuhe anziehen und auf die ersten Klänge der feurig-erotischen Musik warten. Die beim Tanzen entstehende Nähe gibt

  • Sicherheit
  • Geborgenheit und
  • Lust

gleichermaßen, die natürlicherweise mit einem vertrauten Partner am besten erzielt werden können.

Wirkung des Tango:

  • mehr Nähe
  • mehr Leidenschaft
  • mehr Lust
  • Geborgenheit
  • mehr Selbstbewusstsein

Auch für Singles eine gute Therapiemöglichkeit

Doch auch für Singles bieten Tanzschulen das Erlernen des argentinischen Tanzes an, die wiederum mit einem alleinstehenden Partner gemeinsam das Tanzparkett erobern können. Gerade für Menschen, die nicht besonders gut Nähe zu Fremden zulassen können, stellt der Tango eine Möglichkeit dar, sich emotional zu öffnen.

Allerdings beinhaltet dieser Tanz noch viel mehr, denn aufgrund der erforderlichen geraden Körperhaltung verbessert sich die Optik ebenso als auch dass das Selbstbewusstsein eine sanfte Steigerung erfährt. Beides wiederum Faktoren, die die eigene Ausstrahlung deutlich charismatisch werden lassen können.

Unschwer lässt sich erkennen, welche Potenziale im Tanzen von Tango verborgen sind. Diese nach und nach mit jeder Tanzstunde komplett herauszufinden, macht nicht nur viel Spaß, sondern wird gerade auch eine bestehende angeknackste Partnerschaft in einem gänzlich neuen Blickwinkel erscheinen lassen.

Eine Vielfalt an Liebeserklärungen

Doch der inzwischen gängige Begriff lässt noch weitere Deutungen zu: Die Liebeserklärung richtet sich nicht nur an den Tanzpartner oder die Tanzpartnerin, sondern an den Tango als Tanz und als Musik selbst. Mit ihm verbindet sich das ganz einzigartige Lebensgefühl, das im Sport und im Hobby seinen visuellen Niederschlag findet.

Tangotänzer drücken mit der Pflege des Kulturguts ihres Landes die Identifikation mit ihrer Herkunft aus. Sie tanzen den Tango als Liebeserklärung an ihre Ursprünge, an ihr Land und ihre Lebensweise. Probieren Sie es doch gleich einmal aus und lassen Sie sich entführen in die Welt der Leidenschaft und Sinnlichkeit des Tanzes.

Der Tanz wird auch als Turnier bei den Weltmeisterschaften ausgetragen...

Wissenswertes zur Tango-WM

Seit 2003 wird die Tango-WM jährlich in Buenos Aires ausgetragen. Amateure und Profis aus der ganzen Welt können daran teilnehmen; seit 2013 sind auch gleichgeschlechtliche Paare zugelassen. Bei der WM - auf spanisch Campeonato Mundial de Baile de Tango wird ein inoffizieller WM-Titel vergeben; dabei gibt es zwei Kategorien:

  • den Tango de Pista und
  • den Escenario.

Die erste Kategorie hieß bis 2012 Tango de salón und bezieht sich auf die gesellschaftlichen, improvisierte Variante, während die zweite Kategorie den choreographierten Show- und Bühnentanz beschreibt.

Tango-Hochburgen:

  • Argentinien
  • Deutschland
  • Finnland
  • Japan

Außerhalb von Argentinien gibt es nur wenige Hochburgen des Tangos, zu denen neben Deutschland und Finnland auch Japan zählen. Dort findet der Tango begeisterte Aufnahme, da er sich von den traditionellen japanischen Tänzen so grundlegend unterscheidet.

Der Tango erscheint dem Zuschauer als ein leichter, spielerischer Tanz, in Wirklichkeit erfordert er jedoch eine hohe tänzerische Perfektion und verlangt seinen Tänzern auch im Ausdruck sehr viel ab. Dies kommt den traditionellen Werten der Japaner gelegen, denn sie sind bereit, sehr diszipliniert und konzentriert zu arbeiten. Und so verwundert es nicht, dass sich im Verlauf der Jahre auch ein Paar aus Japan Sieger nennen durfte.

Neben den WM-Teilnehmern zieht die Tango-Weltmeisterschaft zudem ein weit gestreutes Publikum an, das an Workshops teilnimmt oder einfach nur zuschaut. Über alle Nationen hinweg ist die Faszination des Tango ungebrochen.

Obwohl der Tango bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist, hat er sich bis heute nicht nur etabliert, sondern immer wieder weiter entwickelt. Längst wird er nicht mehr nur in Argentinien und Uruguay getanzt, sondern hat sich über die ganze Welt verbreitet.

  • Astrid Haase-Türk Tango Argentino - eine Liebeserklärung: Tanzkurs, Kult und Sinnlichkeit, Blv Buchverlag, 2003, ISBN 3405163064
  • Maike Christen Tango tanzen in Buenos Aires: Praxis-Handbuch, Reise Know-How Verlag Rump, 2005, ISBN 3831712905
  • Mauricio Castro Tango. Die Struktur des Tanzes 1: Der Schlüssel zur Enthüllung seiner Geheimnisse, Schmetterling Verlag, 2007, ISBN 3896576054

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