Bauchtanz früher und heute - Im Ursprung ein Geburts- und Fruchtbarkeitstanz

Der Bauchtanz, eigentlich Orientalischer Tanz, beschreibt einen Tanz, der meist von Frauen in besonderen Kostümen zu orientalischen Musik aufgeführt wird. Ihm wird die Bezeichnung eines Fruchtbarkeitstanzes zugeteilt. Mittlerweile dient diese Tanzform jedoch mehr der Unterhaltung. Informieren Sie sich über die Ursprünge und heutige Bedeutung des Bauchtanzes.

Von Viola Reinhardt

Ein sehr alter Brauch

Wiegende Hüften und ein rollendes Becken stehen synonym für den Bauchtanz, der zu einem der erotischsten Tänze überhaupt zählt.

Vor etwa 7.000 Jahren wurde dieser urweibliche Tanz in Ägypten regelrecht kreiert und galt schon damals als Fruchtbarkeitstanz. Richtig und nachweislich ist, dass es in den meisten Naturvölkern - ganz egal wo auf unserer Erde diese angesiedelt waren - eine hohe Tradition und Kultur an Fruchtbarkeitstänzen gab.

Diese wurden mit nur sehr wenigen Ausnahmen von Frauen aufgeführt. Mit den Tänzen sollte der Körper entspannt werden. Gleichzeitig waren die Tänze eine Darbietung an die Götter, die um Fruchtbarkeit gebeten wurden.

Typisch für diese Tänze waren kreisende Bewegungen des Beckens und andere erotische Bewegungen. Zum Teil hatten die Tänze auch die ganz pragmatische Ausrichtung, das sexuelle Interesse der Männer zu stimulieren

Der Tanz als Geburtsvorbereitung

Bestimmte Elemente aus diesen Fruchtbarkeitstänzen wurden auch für die Geburtsvorbereitung übernommen. Teilweise wurden sie sogar während der Geburtswehen praktiziert, um die Muskulatur zu lockern und Anspannungen sowohl körperlicher als auch seelischer Natur zu vermeiden.

Einst wurde der Bauchtanz von den Frauen deshalb ausgeführt, um

  • Menstruationsbeschwerden zu lindern und
  • eine Geburt zu erleichtern.
  • Daneben zelebrierten allerdings Frauen damit auch eine Stärkung ihrer Sexualität.

Auch heute noch werden in vielen Völkern diese Tänze zur Erleichterung der Geburt eingesetzt. In Europa gibt es eine breite alternative Geburtshelferszene, in der diese Tänze oder Elemente daraus zum Teil auch gelehrt werden.

Heutiger Wert

Heute dient der Bauchtanz in unseren Breiten vorwiegend der Unterhaltung von Zuschauern. Er wird in prächtigen Kostümen vorgeführt und enthält immer auch eine erotische Komponente, die sparsam dosiert werden sollte, um die Seriosität des Tanzes zu wahren.

Vielerorts wird der Bauchtanz auch als sportliche Betätigung während der Schwangerschaft angeboten. Mit den kreisenden Bewegungen von Hüfte, Bauch und Becken werden die Muskeln gleichzeitig gestärkt und gelockert. Das Körperempfinden der Schwangeren wird verbessert.

Viele Komponenten aus den ursprünglichen Fruchtbarkeits- und Geburtstänzen konnten bis heute erhalten werden und fließen hier mit ein. Betrachtet man sich die einzelnen Elemente des klassischen Bauchtanzes einmal näher und vergleicht sie mit diesen Fruchtbarkeits- und Geburtstänzen, so lassen sich Gemeinsamkeiten unschwer feststellen.

Dennoch ist es nicht richtig deshalb zu behaupten, dass es sich beim Bauchtanz um eine reine Weiterentwicklung des Fruchtbarkeits- und Geburtstanzes handelt. Vielmehr ist der Bauchtanz eine Mischung vieler Elemente, in den eben auch die ursprünglichen Fruchtbarkeitstänze mit einfließen. Sie bilden eine bunte Mischung zusammen mit anderen rituellen Tänzen.

Für intensiveres sexuelles Empfinden

Dank der kreisenden Bewegungen und dem An- und Entspannen unterschiedlicher Muskeln wird mit dem Bauchtanz

  • der Beckenbodenmuskel gestärkt
  • der Kreislauf und die Durchblutung angeregt und
  • die Muskulatur deutlich aktiviert.

Je kräftiger die Muskeln rund um die Gebärmutter und damit im Becken sind, desto intensiver kann eine Frau ihren Orgasmus erleben und auch dem Partner ein besonderes Erlebnis bereiten.

Für ein stärkeres Selbstbewusstsein

Besonders auch hinsichtlich einem neuen Körpergefühl und dem gestärkten Selbstbewusstsein bietet der Bauchtanz für eine Frau eine Menge an wertvollen Inhalten. Hat man als Frau ein Bäuchlein, dann ist das geradezu perfekt für einen ansprechenden Bauchtanz, denn damit werden die Bewegungen noch

  • sanfter
  • anmutiger
  • stimulierender und
  • selbstbewusster.

Die Haltung verändert sich mit der Zeit zu einer aufrechten Optik, die allerdings durch die wiegenden Bewegungen sehr weich und weiblich wird. Die rollende Mitte, wie der Bauch bei diesem erotischen Tanz genannt wird, strahlt mit der Zeit ein besonderes Flair aus, was eine Frau dazu bringt, sich selber so anzunehmen wie sie ist.

Professionell lernen oder selbst beibringen

Wie man den Bauchtanz ausübt, also ob für sich alleine zuhause oder doch lieber in einem orientalischen Tanzstudio, bleibt natürlich der Entscheidung der einzelnen Frau überlassen. Beide Varianten haben ihr Vor- und Nachteile, doch rein grundsätzlich geht es um die Bewegung, die Freude an den musikalischen Tönen und darum, das eigene Körpergefühl zu festigen und sich endlich so anzunehmen wie man ist - auch und gerade mit etwas weiblichen Formen. Der Partner oder ein neuer potenzieller Partner werden sich dieser neuen und selbstbewussten Ausstrahlung der geheimen Bauchtänzerin kaum mehr entziehen können.

In Deutschland im Trend

Selten hat der Bauchtanz in Deutschland so viel Zulauf erfahren wie in den letzten Jahren, und die steigende Tendenz ist ungebrochen. Kaum wird ein Kurs angeboten und die Information veröffentlicht, so ist er auch schon innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.

Die meisten Teilnehmer in Bauchtanz-Kursen sind nach wie vor Frauen. Doch ständig steigt auch die Anzahl interessierter Männer. Diese werden jedoch nicht in allen Kursen gerne gesehen, und so gibt es zum Teil Kursangebote, die sich ausschließlich an das weibliche Geschlecht richten.

Viele Frauen möchten Sport machen und etwas für ihren Körper tun, dabei aber unter sich bleiben. Sie suchen gezielt nach Angeboten, die nur auf Frauen zugeschnitten sind. Häufig stoßen sie dabei auf Angebote zum Bauchtanz.

Der Einblick in fremde Kulturen

Alles Orientalische liegt zudem stark im Trend. Indem wir am Bauchtanz teilnehmen und ihn erlernen, demonstrieren wir nach außen eine Offenheit und ein Interesse für fremde Kulturen, die möglicherweise die unserer direkten Nachbarn sind. Somit ist es auch ein Zeichen von Toleranz und Integrationsbereitschaft, an einem Bauchtanz-Kurs teilzunehmen.

Orientalische und fernöstliche Kulturen wirken auf uns faszinierend, und hier haben wir die Chance, durch eigenes Erleben einen Einblick in diese Kulturen zu erlangen. Gleichzeitig werden wir beim Tanz unterhalten und tun etwas Gutes für unseren Körper, unsere Seele und unsere Gesundheit.

  • Dolphina Bauchtanz: Der sanfte Weg zu einem besseren Körpergefühl, Dorling Kindersley, 2005, ISBN 3831007802
  • Renate Hirschberger Bauchtanz: Mit sinnlicher Bewegung zu körperlicher Harmonie, Südwest-Verlag, 2007, ISBN 3517082961
  • Dietlinde Karkutli Das Bauchtanz-Buch, Rowohlt Tb., 2004, ISBN 349961328X
  • Eluan Ghazal Der heilige Tanz: Orientalischer Tanz und sakrale Erotik, Simon & Leutner, 2005, ISBN 3922389953

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