Gesundheitsvorsorge: Bewegung oft besser als Medikamente

Von Dörte Rösler
7. Oktober 2013

Manche Krankheiten lassen sich durch Sport genauso gut behandeln wie durch Medikamente. Beim Schlaganfall schützt gezielte Bewegung sogar besser vor dem Tod als die gängigen Arzneimittel. Belege dafür entdeckten Wissenschaftler in einem internationalen Netzwerk-Metaanalyse.

Um die Effekte von Sport und Medikamenten vergleichen zu können, durchforsteten die Forscher medizinische Datenbanken in aller Welt. Dabei konzentrierten sie sich auf vier häufige Krankheitsbilder: Diabetes, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Herzversagen. Lediglich in den Diabetes-Studien konnte kein Vorteil der Bewegung nachgewiesen werden. Bei den Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems konnte der Sport das Sterblichkeitsrisiko senken - teilweise stärker als eine medikamentöse Therapie.

Die Wissenschaftler weisen aber darauf hin, dass die Daten zu Medikamenten wesentlich zahlreicher sind als zum Effekt von Bewegung. So wurde der Einfluss von körperlichem Training beim Schlaganfall nur an 227 Patienten gemessen. Die Studien über blutverdünnende Medikamente umfassen dagegen mehr als 70.000 Patienten. Diese zahlenmäßigen Unterschiede spiegeln auch das generelle Missverhältnis in der Medizin wider: Forscher und Ärzte setzen stärker auf Medikamente als auf nebenwirkungsfreie Therapien wie Bewegung.

Die Initiatoren der Meta-Studie fordern die Wissenschaft deshalb auf, weitere Studien zum Einfluss von Sport in der Gesundheitsvorsorge durchzuführen. Möglicherweise seien effektive Bewegungsprogramme für bestimmte Krankheiten bisher unerkannt, weil die Forschung sich zu sehr auf Pharmazeutika konzentriert. Mit gezielten Studien ließen sich konkrete Therapiepläne für die einzelnen Krankheitsbilder entwickeln.