Die Gefahr, wenn Kinder zu früh mit dem Leistungssport beginnen

Leistungssport ist für Körper und Psyche extrem belastend. Tägliches Training und der ständige Druck, seine Leistungen zu verbessern, zehren an der Seele. Kinder, die zu früh mit Leistungssport beginnen und sich dem Druck aussetzen, zerbrechen nicht selten daran, wenn die Leistung nicht stimmt. Außerdem können Muskeln, Gelenke und Sehen durch zu intensives Training dauerhaft beschädigt werden. Informieren Sie sich über mögliche Gefahren bei einem zu frühen Einstieg in den Leistungssport.

Von Cornelia Gschiel

Die Gründe, warum Kinder mit Leistungssport beginnen, sind vielfältig. Häufig sind es übermotivierte Eltern, die selbst eine sportliche Karriere angestrebt, aber nie erreicht haben. Ihre Kinder sollen nun ihre Träume verwirklichen.

Dabei wird oft übersehen, dass Leistungssport mit täglichem Training für die meisten Kinder viel zu anstrengend ist. Es kann zu körperlichen und seelischen Problemen kommen, die nicht selten auch zu bleibenden Schäden führen.

Seelische Auswirkungen

Kinder brauchen Freizeit, Zeit zum Spielen und Toben. Kinder möchten essen, was sie wollen. Zu guter Letzt ist der psychische Druck für Kinder schlicht und einfach zu hoch. Wer also schon von klein auf täglich trainiert und sein ganzes Leben auf den Sport ausrichtet, kommt nicht selten in eine seelische Schieflage.

Wenn Erfolge auf sich warten lassen oder die Leistung absinkt, geben sich die Kleinen oft selbst die Schuld. Sie möchten ihre Eltern und Trainer nicht enttäuschen und strengen sich noch mehr an. Doch ab einem gewissen Punkt kann der Körper nicht mehr mit den Erwartungen mithalten.

Körperliche Auswirkungen

Neben den seelischen Auswirkungen gibt es natürlich auch körperliche Schäden, die durch Leistungssport hervorgerufen werden. Die Knochen und Gelenke sind im Kindesalter noch nicht vollständig ausgewachsen und halten intensivem Training daher auch nicht immer stand.

Die Folgen sind meist nicht sofort sichtbar, treten aber in den meisten Fällen spätestens im Jugendalter auf. Auch regelmäßige sportmedizinische Untersuchungen können Gelenksabnutzung und anderen Erkrankungen nicht immer Einhalt gebieten.

Wenn sich erst einmal Probleme bemerkbar machen, ist es oft schon zu spät.

  • Abgenutzte Knorpel
  • chronisch entzündete Bänder und
  • andere Krankheiten

verursachen starke Schmerzen und verlangen nach einer intensiven Behandlung. Sind Gelenke und Knochen betroffen, so hilft oft nur mehr eine Operation.

In vielen Fällen ist die Karriere im Leistungssport damit erst einmal vorüber. Eltern und auch Trainer sollten also beachten, dass Leistungssport nicht unbedingt für Kinder geeignet ist.

Besonders beliebt im Bereich des Leistungssports für Kinder ist der Mannschaftssport, wie etwa Fußball oder Handball. Hier kommt es sehr häufig zu Knieverletzungen.

Das Problem ist, dass junge Sportler oftmals nicht wieder ihr vorheriges Leistungsniveau erlangen, wie dies bei älteren Profisportlern nach einer Verletzung der Fall ist. Somit kommt es häufig zu einem Karriereaus, bevor diese überhaupt erst beginnen konnte.

Um beim Beispiel Knie zu bleiben: nicht selten bleibt es nach Verletzungen bei instabilen Kniegelenken. Dies führt zu weiteren möglichen Verletzungen an Meniskus oder Knorpel.

Es wird weiter trainiert, da Kinder oft nicht in der Lage sind, den Sport langsamer bzw. leichter anzugehen. So haben sie im Alter von 20 Jahren Knieprobleme, die im Normalfall vielleicht jemand über 60 Jahre hätte. Die Folge sind Bewegungseinschränkungen und chronische Schmerzen.

Junges Mädchen auf Schlittschuhen beim Eiskunstlauf fährt Pirouette
Junges Mädchen auf Schlittschuhen beim Eiskunstlauf fährt Pirouette

Wachstums- und Pubertätsveränderungen

Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss eines zu frühen und/oder übermäßigen Sports bei Kindern auf deren Wachstum und Pubertät. Hier kommt es vor allen Dingen auch auf die Sportart an.

So ist beispielsweise die Wachstumsgeschwindigkeit bei Turnerinnen geringer als bei Schwimmerinnen. Generell ist häufig ein verzögerter Pubertätsverlauf und Wachstumsschub zu beobachten.

Die verspätete Pubertät geht mit einem relativen Mangel an Östrogen einher, was zu einer geringeren Knochendichte und dadurch zu einem höheren Risiko für Knochenbrüche führt. Ausnahmen gibt es im Kunstturnen, da die Sportler hier durch kraftvolles Springen im Bodenturnen eine hohe Knochendichte aufweisen.

Ebenfalls typisch sind Zyklusstörungen, was besonders bei

  • Judo
  • Eiskunstlaufen
  • Ballett
  • rhythmischer Sportgymnastik und
  • Kunstlaufen
  • Langstreckenlaufen

zu beobachten ist. In manchen Fällen kommen auch Essstörungen dazu.

Gegenmaßnahmen

Natürlich sollten besonders Eltern darauf achten, ihre Kinder nicht zu früh mit Leistungssport in Kontakt treten zu lassen. Um generell das Risiko für Verletzungen und sonstige Schäden einzudämmen, müssen einige Faktoren berücksichtigt werden.

Der Haus- bzw. Kinderarzt muss Fehlentwicklungen erkennen. Dazu zählt

  • eine jährliche Untersuchung von Gewicht, Wachstum und biologischer Reifung
  • die Einschätzung eines möglichen Übertrainings
  • eine sofortige Reaktion bei Fehlentwicklungen

Trainer und Familie müssen zudem die Trainingsabläufe kontrollieren und stets im Auge behalten. Generell ist wichtig, dass sich Ärzte, Trainer und Eltern im ständigen Gespräch mit dem Sportler, aber auch untereinander befinden. Wichtig ist

  • ein altersspezifisches Training
  • das Setzen von realistischen chwerpunkten
  • ein individuell angepasster Trainingsplan
  • das Einhalten von Erholungsphasen
  • gegebenenfalls auch der Einsatz einer Schutzausrüstung