FMX, KTM, Whips & Co. - Maschinen, Varianten und Meisterschaften im Motocross-Sport

Der Motocross beschreibt Geländesportarten, bei denen auf Motorrädern oder Quads ins Rennen startet. Die Fahrzeuge sind dementsprechend geländetauglich und weisen bestimmte Merkmale auf. Während Motocross-Rennen im Freien stattfinden, werden Rennen in Hallen unter der Bezeichnung "Supercross" veranstaltet. Lesen Sie alles Wissenswerte über den Motocrsos-Sport.

Von Kai Zielke

Unterschiede zwischen Motocross und Supercross

Ursprünglich wurden Motorradrennen nur im Außenbereich ausgetragen. Die Anfänge gehen auf etwa 1900 zurück. Man fuhr auf glatter Straße. Etwas später wurde in England das sogenannte Hillclimb populär. Dabei ging es darum, dass die Fahrer mit ihren Motorrädern einen Berg so weit wie möglich erklommen.

In Abwandlung wurde im Jahr 1908 auf einem Militärgelände eine Fuchsjagd durchgeführt. Bei dieser traten 13 Motorradfahrer und 16 Reiter pro Gruppe an. Zwischen 1919 und Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde eine jährliche 6-Tage-Rallye ausgetragen. Auch dieser Wettbewerb fand im Gelände statt.

Alle Geländefahrten im Freien werden als Motocross bezeichnet, während Indoor-Rennen im Supercross ausgetragen werden.

  • Drei Motorradfahrer beim Motocross

    © STEIN88 - www.fotolia.de

  • Rückansicht Motorradfahrer beim Motocross

    © José 16 - www.fotolia.de

  • Motocrossfahrer auf Gelände (Enduro)

    © Marcin Janiec - www.fotolia.de

Motocross

An den Fahrer stellen Outdoor-Strecken andere Ansprüche als Indoor-Strecken. Aufgrund des Platzangebotes ist es möglich, die Hindernisse nicht so dicht aufeinander folgen zu lassen. Sprünge lassen sich einfacher bewältigen, Geschwindigkeiten können besser ausgefahren werden.

Outdoor-Strecken müssen amtlich genehmigt sein und befinden sich aus Gründen des Lärmschutzes weitab von Wohngebieten. Die Streckenlänge unterscheidet sich und liegt in der Regel zwischen einem und vier Kilometern.

Bei einem Outdoor-Rennen gehen maximal 40 Fahrer an den Start. Zunächst findet ein Qualifying statt, das über die Rangfolge der Startplätze entscheidet. Die ersten 30 Fahrer starten in der ersten Reihe. Die Wertung erfolgt nach Punkten.

Das Wetter hat allerdings einen großen Einfluss auf die Beschaffenheit der Outdoor-Strecke. Bei Trockenheit wirbelt Staub auf, bei Regen wird der Untergrund schwammig.

Abhängig von der Art des Untergrundes variiert der Witterungseinfluss auf die Fahrverhältnisse. Während Regenwasser auf Sandboden abfließen kann, steht es auf Lehm, was zu einer erhöhten Rutschgefahr führt. Im Winter sind Outdoor-Strecken überhaupt nicht befahrbar, so dass Motocross eine Saisonsportart bleibt.

Supercross

Im Gegensatz dazu lassen sich Indoor-Strecken, die sich in Hallen oder Stadien befinden, ganzjährig befahren. Der Boden wird dafür extra präpariert. Besonders anspruchsvoll und interessant sind Supercross-Strecken durch die kurze Abfolge von Hindernissen, da weniger Platz als im Freien zur Verfügung steht.

Für die Zuschauer besteht der Vorteil, dass sie die gesamte Strecke überblicken können. In einer Veranstaltung werden etliche Läufe mit kurzen Rennen präsentiert.

FMX - der Freestyle Motocross

Freestyle Motocross ist eine inzwischen eigenständige Disziplin des Funsports, die in diversen nationalen und internationalen Wettbewerben ausgetragen wird. Die ursprüngliche Aufgabe dieser Sportart bestand darin, Zuschauer auf üblichen Motocross-Veranstaltungen zu unterhalten.

Merkmale und Ziele

Freestyle Motocross, kurz FMX, wird mit leicht umgebauten Motocross-Maschinen gefahren, die sprungtauglich sind. Es geht darum, auf der kurzen Strecke zwischen Absprung von einer Sprungschanze und Landung so viele spektakuläre Manöver wie möglich innerhalb einer vorgegebenen Zeit auszuführen.

Die Sprünge werden Whips genannt und beschreiben den Weg, den die Maschine in der Luft nimmt. Auch Bodentricks können in die Gesamtwertung eingehen, die nach Punkten erfolgt. Auf dem Boden kann der Fahrer die Maschine je nach Trick lediglich auf dem Vorder- oder auf dem Hinterrad bewegen.

Möglich ist es auch, dass die Maschine bei still stehendem Motorrad mit dem Hinterrad durchdreht. Die Kampfrichter, welche die Bewertung vornehmen, werden als Judges bezeichnet.

Ziel eines jeden Fahrers ist es, als Erster einen neuen Trick sturzfrei zu präsentieren. Wie dieser später genannt wird, darf der Fahrer mitentscheiden. Im Allgemeinen kennt man viele Bezeichnungen der Tricks aus dem BMX-Bereich.

Die Tricks und berühmte Fahrer in der Übersicht

Es wird in Basis-Tricks und deren Abwandlungen unterschieden, die sich durch verschiedene Griffpositionen oder kurzzeitiges Loslassen des Lenkers auszeichnen können. Außerdem können unterschiedliche Tricks miteinander kombiniert werden. Diese Manöverabfolgen werden als Kombos bezeichnet und erhalten spezielle Namen.

Vorwärts- beziehungsweise Rückwärtssaltos werden Frontflips und Backflips genannt. Einen solchen zeigte Mike Metzger als erster Fahrer fehlerfrei. Travis Pastrana, der den TP7 im Jahr 2009 vorführte, schaffte auch als erster Fahrer den doppelten Rückwärtssalto, den sogenannten Double Backflip.

  • Andere bekannte internationale Fahrer sind Nate Adams, Ronnie Renner oder Jeremy Twitch.
  • Zu den erfolgreichsten deutschen Fahrern gehören unter anderem Hannes Ackermann, Sebastian Wolter und Fabian Bauersachs.

Letztgenanntem wurde im Jahr 2010 eine besondere Ehre zuteil, mit der er nach eigenen Worten nicht gerechnet hatte. Bei den Night of the Jumps, die zu den wichtigsten Wettkämpfen gehören, belegte er mehrere Top-5-Plätze und holte sich zudem den ersten deutschen FMX Meisterschaftstitel.

Im Rahmen der Action Sports Award wurde er zum Freestyle Motocrosser des Jahres gewählt. Entscheidend war das Voting des Publikums, das unter den besten fünf Fahrern ihren Favoriten wählte.

Die Tricks im Motocross und Freestyle sind vielfältig
Die Tricks im Motocross und Freestyle sind vielfältig

Typische Maschinen für den Motocross

Im Motocrossbereich geht darum, bei Wettkämpfen sowohl die Fahrer, die Zuschauer als auch die Umwelt zu schonen.

Vom Viertakter zum Zweitakter...

Anfangs besaßen Crosser ausschließlich Viertakt-Einzylinder-Motoren, die hauptsächlich aus englischer Produktion stammten. Japanische Zweitakter verdrängten diese jedoch in den 70er Jahren, wodurch die Maschinen deutlich an Gewicht verloren. Außerdem kamen italienische, schwedische, tschechische, österreichische und deutsche Fabrikate hinzu.

In der weiteren Entwicklung des Motocross-Sports erhöhten sich die Leistungen der Motoren deutlich. Einige besonders experimentierfreudige Hersteller boten Einzylinder mit einem Hubraum von 750 Kubikzentimetern an. Die Maschinen wurden in der Theorie konzipiert, waren für die Praxis aber kaum tauglich, da die Fahrer nicht in der Lage waren, den Kräften solcher Maschinen Stand zu halten.

...zurück zum Viertakter

Die FIM erkannte dieses Problem und führte Änderungen im Reglement ein, so dass die Viertakter ein Comeback im Motocross erlebten. Zugleich profitierte die Umwelt vom verminderten Schadstoffausstoß. Zweitakter werden aktuell fast ausschließlich im Supercross und im FMX eingesetzt.

Im Motocross werden Viertakter gefahren - Zweitakter ausschliesslich im Supercross und FMX
Im Motocross werden Viertakter gefahren - Zweitakter ausschliesslich im Supercross und FMX

Merkmale von FMX-Maschinen

FMX-Maschinen sind zweitaktige Motocross-Maschinen, die dem Handling dieser Sportart durch leichte Umbauten angepasst wurden. Meist handelt es sich um Motoren mit 250 Kubikzentimeter Hubraum.

Noch besser bewähren sich Maschinen mit 125 Kubikzentimetern Hubraum, jedoch mangelt es denen deutlich an Beschleunigung. Diese wird benötigt, um auf den kurzen Anlaufstrecken auf Geschwindigkeit zu kommen, die zum Absprung erforderlich ist. Die bekanntesten Hersteller in diesem Bereich sind:

  • KTM,
  • Yamaha und
  • Kawasaki.

Und selbst die schwere Harley Davidson ist schon bei einem Wettkampf zum Einsatz gekommen.

Vorgenommene Umbauten

  • Zu den Umbauten zählt unter anderem das Anbringen von seitlichen Haltegriffen an die Maschine, damit der Fahrer sie für bestimmte Tricks nutzen kann. In Abwandlung werden Öffnungen in die seitlichen Plastikteile geschnitten.

  • Erlaubt ist auch das Anbringen von Griptapes.

  • Üblich ist es außerdem, Änderungen am Fahrwerk vorzunehmen. Schließlich muss die Maschine harte Landungen abfangen können. Die Stoßdämpfer benötigen spezielle Einstellungen. Durch das Kürzen des hinteren Kotflügels und das Montieren einer flachen Sitzbank erhält der Fahrer ein größeres Platzangebot auf der Maschine.

  • Außerdem lassen sich die Fußrasten verbreitern. Diese Veränderung sorgt zudem für mehr Standfestigkeit des Fahrers und dient damit seiner Sicherheit.

  • Ebenfalls der Sicherheit geschuldet ist das Anbringen besonders hoher Lenker.

Berühmte Motocross-Meisterschaften

In der Geschichte des Motocross-Sports werden spektakuläre Meisterschaften ausgetragen, die auf eine hohe Resonanz bei den Zuschauern stoßen. Die ersten dieser Wettbewerbe fanden bereits in den 50er Jahren statt. Nach dem 2. Weltkrieg konzentrierte man sich erneut auf die technische Weiterentwicklung der Motocross-Maschinen. Zu dieser Zeit wurden die ersten Rennen auf Rundstrecken ausgetragen.

  • Erste Motocross of Nations: Der erste Motocross of Nations fand im Jahr 1947 statt. Es handelte sich dabei um einen Wettbewerb, bei dem jedes Team aus drei bis zwölf Fahrern bestand. Am Ende gab es eine Gesamtwertung je Mannschaft. Der Motocross of Nations brachte weitere Veränderungen an den Fahrzeugen mit sich.

  • Erste Motocross-Europameisterschaft: Im Jahr 1955 wurde die erste Motocross-Europameisterschaft in der 500-Kubikzentimeter-Hubraumklasse ausgetragen. Bereits im ersten Jahr lagen die Strecken in 6 verschiedenen Ländern.

    1960 war die ehemalige DDR Gastgeberland, wobei die Maschinen ihres Teams zwar nicht besonders leistungsstark, dafür aber am leichtesten waren. Dies lag an den aus der ehemaligen CSSR gelieferten Zweitaktmotoren.

  • Erste Motocross-Weltmeisterschaft: Die erste Motocross-Weltmeisterschaft fand 1957 statt. Diese unterteilte sich in verschiedene Austragungsklassen und Rennen. Am meisten Interesse genoss die 500-Kubikzentimeter-Klasse, die aus neun Einzelrennen bestand. Während dieser Saison legte die FIM erste Voraussetzungen zur Beschaffenheit der Strecken fest.

    Geregelt war außerdem, dass am Vortag des Rennens ein Qualifying stattfinden musste, das aus 2 mal 30 Minuten bestand. Beim Rennen gab es 2 Läufe, bei denen Zeitvorgaben von 35 Minuten plus 2 Runden herrschten. Die Wertung erfolgte nach Punkten.

  • Die erste Amerikanische Meisterschaft: In den 70er Jahren lockte die AMA viele Profis mit hohen Preisgeldern. Hierbei handelte es sich um die Amerikanische Meisterschaft. Durch den Wechsel des Teilnehmerfeldes kam es zu einer echten Motocross-Konkurrenz zwischen AMA und Weltmeisterschaft. Und dennoch behielt Letztere einen so hohen Stellenwert, dass auch weiterhin viele Hersteller in sie einstiegen.

  • Die erste Supercross-Meisterschaft: Aufgrund des hohen Zuschauerinteresses beschloss man, die AMA auch im Winter auszutragen, was selbstverständlich nur im Indoor-Bereich möglich war. So kam es in der Wintersaison 1972/1973 zur ersten Supercross-Meisterschaft. Diese bot vielen Fahrern die Möglichkeit zum ganzjährigen Fahren.

    Das öffentliche Interesse nahm weiterhin zu, so dass immer mehr Sponsoren in den Sport einstiegen, wodurch die Preisgelder für die Fahrer stiegen. Der Boom in diesem Sport hält bis heute an.

  • Garth Milan Freestyle Motocross. Die Sprungtechniken der Profis, Delius Klasing Verlag, 2005, ISBN 3768852237
  • Gary Semics Offroad Fahrtechniken. Trainingshandbuch zum Erlernen von Motocross und Enduro Fahrtechniken, FarLessig, 2000, ISBN 3935359004

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