Geschichte, Maschinen, Austragungsarten und berühmte Rennen des Endurosports

Der Endurosport beschreibt den Motorrad-Geländesport. Es wird mit leichten und geländegängigen Maschinen angetreten, die entsprechend auch als Enduro bezeichnet werden. In diesem Bereich gibt es verschiedene Typen, wie etwa Rallyeenduros oder Sportenduros. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um den Endurosport - von der Geschichte über die typischen Maschinen bis hin zu berühmten Rennen.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Die Geschichte des Endurosports

Der Endurosport ist inzwischen ein internationaler Sport, der seine Anfänge um 1900 nahm. Damit die bei Wettkämpfen verwendeten Maschinen optimale Fahreigenschaften besitzen, müssen sie leicht und geländegängig sein.

The Scottish, Enduro-Runs und Six Days Trial

Die erste 1000-Meilen-Geländefahrt startete im Jahr 1903. Ab 1909 wurde sie jährlich ausgetragen. Sie führte durch das schottische Hochland und trug den treffenden Namen "The Scottish". Die Tour war in Etappen von etwa 270 Kilometern unterteilt, einzelne Prüfungsabschnitte enthielten unter anderem Zeit- und Bergrennen.

In Amerika begann 1907 das Zeitalter des Endurosports. Hier wurden Enduro-Runs ausgetragen, bei denen Amateure auf holprigen Waldwegen und im leichten Gelände ihre Geschicklichkeit maßen. Über 800 Kilometer führte der Wettbewerb, der ab 1924 den Namen "Jack Pine Enduro" erhielt.

1913 gab es die ersten Six Days Wettbewerbe, die damals noch den Namen International Six Days Trial trugen. Veranstalter war der damalige Weltverband FICM. Hier kam es nicht so sehr auf Geschwindigkeit, sondern eher auf Geschicklichkeit an.

Die besten Kletterer fanden sich auf sogenannten Scrambles ein. Dies waren Rundkurse, die auf einer kurzen Distanz ausgetragen wurden. Gesponsert wurden letztere Wettbewerbe allerdings nicht, so dass ihre Popularität erst einmal auf sich warten ließ.

Jack Pine Enduro

Während der beiden Weltkriege stagnierte das Interesse am Endurosport. Später gewann es schnell an Beliebtheit zurück. Die Wettkämpfe wurden international, was nicht nur die Abstammung der Fahrer betraf. Beim Jack Pine Enduro siegte Joseph Gee im Jahr 1951 auf einer Maschine, die in Europa in Serie produziert wurde.

Es handelte sich um eine Enduro, die sowohl straßen- als auch geländetauglich war. Selbst in England und in den USA wurde sie zu einem echten Verkaufshit. Die Streckenverläufe auf den Scrambles-Rundkursen wurden immer anspruchsvoller und erforderten eine immer ausgefeiltere Technik, damit die Maschinen schnell und sicher hinter den Sprunghügeln landeten. Die Brüder Don und Derek Rickmann machten sich als Konstrukteure und als Fahrer einen Namen.

Rund um Zschopau

In der Bundesrepublik sorgten Umweltauflagen dafür, dass der Endurosport etliche Einschränkungen hinnehmen musste. In der ehemaligen DDR gab es diese Auflagen nicht. Das Enduro-Rennen "Rund um Zschopau" wird auch heute noch ausgetragen, wobei die Veranstalter es inzwischen mit dem Umweltschutz sehr genau nehmen. Ölsperren und Bebäumungen nach Veranstaltungen werden von einem integrierten Umweltmanagement organisiert.

Verschiedene Maschinen und Enduro-Typen

Die Enduro ist ein Geländemotorrad, das sich durch ein grobstolliges Reifenprofil und lange Federwege auszeichnet. Ihr Aufbau lässt sich mit dem von Motocrossmaschinen vergleichen, im Gegensatz zu diesen besitzen die meisten Enduros jedoch eine Straßenzulassung. Die Maschinen lassen sich in verschiedene Typen einteilen.

Rallyeenduros

Für Langstreckenrallyes werden ausschließlich Rallyeenduros genutzt. Sie zeichnen sich durch ein großes Tankvolumen aus, wodurch die Enduro schwerer wird. Entsprechend besitzt sie ein verstärktes Fahrwerk. Außerdem verfügt sie über lange Federwege, einen Windschutz und ein GPS-Navigationssystem.

Bei dieser Enduroart sind Straßenzulassungen nur selten.

Sportenduros

Eine ähnliche Enduro ist die Sportenduro, die auch unter dem Namen Hardenduro bekannt ist. Letztere Bezeichnung beschreibt das Fahrgefühl, das den Fahrer auf ihr erwartet. Dieser Typ wurde erstmals im Jahr 1988 vorgestellt, das Modell trug den Namen Husaberg FE501.

Die Sportenduro zeichnet sich durch Alltagstauglichkeit aus. Sie besitzt unter anderem eine Lichtanlage und einen Elektrostarter, eigentlich alles, was für eine Straßenzulassung notwendig ist.

Für längere Reisen eignet sich die Sportenduro allerdings nicht, es sei denn, man möchte häufig den kleinen Tank befüllen. Auch ließe das harte Fahrwerk auf Langstrecken den Fahrer leiden. Die Sportenduro ist eine Klasse für sich, nämlich eine für kurze, sportliche Einsätze.

Enduros haben im Vergleich zu Motocrossmaschinen meistens eine Straßenzulassung
Enduros haben im Vergleich zu Motocrossmaschinen meistens eine Straßenzulassung

Reiseenduros

Reiseenduros hingegen könnte als Softenduros bezeichnet werden. Sie bieten Komfort und Bequemlichkeit, sind sie doch für längere Streckenfahrten konzipiert. Und was benötigt man auf längeren Strecken? Einen großen Tank und eine Menge Stauraum für Gepäck.

Beides bietet diese Enduro, obendrein einen Windschutz, der bei schlechtem Wetter schützt, geringe Federwege und autobahntaugliche Getriebeübersetzungen. Natürlich sind Reiseenduros im Vergleich zu anderen Typen recht schwer, viele wiegen über 250 Kilogramm.

Für das Gelände eignen sie sich nur bedingt, kleine Schlaglöcher bereiten bereits Probleme. Dafür besitzen sie ein optimales Straßenverhalten und jede Menge Annehmlichkeiten, auf die andere Enduros verzichten. 1980 kam die erste Reiseenduro auf den Markt. Es war eine BMW R 80 G/S.

Bekannte Enduro-Marken

Zu den bekanntesten Enduro-Marken gehören:

  • Husqvarna,
  • Husaberg,
  • Beta,
  • GasGas und
  • Sherco.

Ihre Hersteller produzieren Maschinen für den Offroad- und den Supermotobereich. Eigenschaften, mit denen sie werben, sind Wendigkeit, Leichtigkeit und Dynamik, wobei auf ein sportliches Design nicht verzichtet werden soll. Besonderer Wert wird auf Eleganz und Ästhetik gelegt.

Austragungsarten des Endurosports

Der Rundkurs im Endurosport erinnert streckenweise an Moto-Cross-Veranstaltungen. Doch nicht nur die ausbleibenden Massenstarts unterscheiden beide Sportarten voneinander. In beiden Austragungsarten des Endurosports geht es um Zeit.

Im Endurosport sind zwei Austragungsarten bekannt. Im klassischen Sinne muss die Rundstrecke in einer vorgegebenen Zeit durchfahren werden, wobei der Fahrer auf einzelnen Abschnitten seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen muss. Hierbei kann es sich um Motocross- oder um Extremtests handeln.

  • Waldwege,
  • Schlammlöcher,
  • Pisten und
  • steile Abhänge

dürfen dem Fahrer ebenso wenig anhaben wie seinem Fahrzeug. Wer zu langsam fährt, riskiert Strafzeiten. Am Ende wird eine Gesamtzeit errechnet, die über die Platzierung entscheidet.

Enduro-Weltmeisterschaft

In dieser klassischen Form wird auch die Enduro-Weltmeisterschaft ausgetragen. Neben den Six Days gehört sie seit 1990 zur wichtigsten Veranstaltung im Endurosport. Gefahren wurde zunächst in Zweitakt- und Viertakt-Klassen. Innerhalb dieser gab es im Laufe der Jahre einige Anpassungen.

Im Jahr 2004 hat die Rechteinhaberin, bei der es sich um eine Vermarktungsagentur handelt, die Zweitakt- und Viertaktmaschinen in gemeinsame Klassen zusammengelegt. Außerdem wurde die Mannschaftswertung eingeführt, die auch unter den Junioren ausgetragen wird.

Durch die Neuerungen konnten ganz neue Märkte erschlossen werden. Insbesondere sorgten Fernsehübertragungen dafür, dass der Endurosport an Popularität gewann. In den Jahren 1990 und 2004 gab es in Deutschland Weltmeisterschaftsläufe bei der Veranstaltung "Rund um Zschopau".

"Rund um Zschopau"

"Rund um Zschopau" ist ein Wettbewerb, der seit 1955 ausgetragen wird. Veranstaltungsort ist die Region rund um Zschopau. Dieser Kurs wird weltweit als besonders anspruchsvoll bewertet, so dass das Interesse an der Veranstaltung besonders hoch ist. Außerdem sorgen häufig extreme Wetterbedingungen für zusätzliche Erschwernisse.

Schon in den Jahren vor Einführung dieser Veranstaltung wurden in der Region diverse Wettbewerbe ausgetragen. Als Sponsor unterstützten die Motorradwerke Zschopau die erste Geländefahrt. 1956 galt sie als Lauf zur DDR-Meisterschaft, zwölf Jahre später gar als erster Lauf zur Europameisterschaft.

Aufgrund politischer und wirtschaftlicher Umbrüche pausierte die Veranstaltung über einige Jahre, bis 1990 der Lauf zur Enduro-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde.

Stunden-Enduro

Im Gegensatz zur klassischen Austragungsart gibt es das Stunden-Enduro, welches über zwei, sechs oder zwölf Stunden stattfindet. Hierzu nutzt der Veranstalter dem Wettbewerb angepasste Moto-Cross-Strecken.

Beim Stunden-Enduro muss der Fahrer so viele Runden wie möglich innerhalb der vorgegebenen Zeit absolvieren.

Widrige Witterungs- und Terrainbedingungen dürfen weder dem Fahrer noch der Machine etwas anhaben können
Widrige Witterungs- und Terrainbedingungen dürfen weder dem Fahrer noch der Machine etwas anhaben können

Die berühmtesten Endurorennen

Dem Endurosport sind seit Jahren viele Begeisterte treu. Die anspruchsvollen Rundkurse stellen ebenso Zuschauermagneten wie Herausforderungen für die jeweiligen Fahrer dar.

Rund um Zschopau

Hohe Priorität besitzt das Rennen Rund um Zschopau, das seit 1955 ausgetragen wird. Der Kurs gilt als technisch sehr anspruchsvoll. Und auch die oftmals schlechten Wetterverhältnisse tragen dazu bei, dass die Fahrer ihr gesamtes Können unter Beweis stellen müssen.

Die Strecke beträgt etwa 85 Kilometer, wobei sie einen Geländeanteil von 80 Prozent beinhaltet. Viele Auf- und Abfahrten sind also Programm. Eingeschlossen sind außerdem Motocross- als auch Endurotests. Das Wettkampfreglement können Interessierte lange vor dem Wettkampf einsehen. Es umfasst:

  1. Wettkampf- und Austragungsbestimmungen,
  2. technische Bestimmungen und
  3. die Schutzhelmbestimmungen.

Die Sicherheit der Fahrer ist den Veranstaltern oberstes Gebot. Rund um Zschopau ist die zweitbestbesuchte Motorradveranstaltung überhaupt.

Enduro-Weltmeisterschaft

Seit 1990 wird die Enduro-Weltmeisterschaft ausgetragen. Der Sieger wird nach mehreren Läufen ermittelt. Die Titelläufe finden weltweit statt und werden von Fahrern aus aller Welt gefahren.

Vor dieser Zeit galt die Europameisterschaft als wichtigster Wettkampf im Endurosport. Diese wurde 1968 durch die FIM eingeführt, später durch die Weltmeisterschaft abgelöst und dann noch einmal neu ins Leben gerufen. Inzwischen gibt es die Europameisterschaft nicht mehr. Deren geltende Klasseneinteilung unter den teilnehmenden Fahrzeugen wurde zunächst für die Weltmeisterschaft übernommen, im Laufe der Zeit allerdings abgeändert, um den Wettkampf noch populärer zu machen.

Ohnehin ist das Thema Werbung der Veranstalterin wichtig. Sie ist gleichzeitige Rechteinhaberin und obendrein Vermarktungsagentur. In dieser Position gelang es ihr auch, für die Übertragung der Veranstaltung im Fernsehen zu sorgen. Hierdurch erregte die Weltmeisterschaft noch mehr öffentliches Interesse.

Mit einer Änderung in der Klasseneinteilung kam es zu einer Neuregelung im Wertungssystem.

  • Seit 2004 gibt es die Mannschaftswertung und
  • seit 2005 eine Junioren-Wertung.
  • Als weltweites Aushängeschild gilt das neue Logo der Enduro-Weltmeisterschaft.

In den Jahren 1990 und 2004 wurde das Rennen Rund um Zschopau als Weltmeisterschaftslauf ausgetragen.

Six Days

Die Six Days können als wichtigste Veranstaltung im Endurosport bezeichnet werden. Erstmals wurde sie 1913 in Carlisle ausgetragen.

An diesem internationalen Mannschaftswettbewerb nehmen Nationalmannschaften sowie Clubmannschaften oder Werksmannschaften teil. Die Bewertungen erfolgen separat. Die Six Days sind nicht nur Besuchermagnet, sondern auch Wegweiser in der Entwicklung des Endurosports.

International Six Days Enduro (ISDE): 2012 in Deutschland

Die ISDE, die ehemals unter der Bezeichnung ISDT ausgetragen wurde, ist die Internationale Sechstagefahrt im Endurosport, bei der um einen Wanderpokal gefahren wird. Die International Six Days kann als wichtigste Motorsportveranstaltung im Endurosport bezeichnet werden. 2012 fand sie in Deutschland statt.

Erstmals veranstaltete man die ISDT im Jahr 1913. Sie nannte sich damals noch International Six Days Trial. Austragungsort war Carlisle in England. Veranstalter erklärten zum Ziel, die Zuverlässigkeit der Motorräder und das Können der Mannschaftsfahrer unter Beweis zu stellen. Den Siegern winkte die FIM-World-Trophy. Diese Trophäe wurde später durch einen Silberpokal ersetzt.

Austragungsorte

Wo der Wettbewerb stattfindet, entscheidet der internationale Motorradfachverband FIM. Für 2012 fiel die Entscheidung auf Deutschland. Ausrichter sollte der ADAC Sachsen sein. Dies erscheint logisch, da dieser Wirtschaftsförderer ist. Erwartet wurden zu diesem Ereignis über 500 internationale Fahrer, die an 6 Veranstaltungstagen einen Kurs absolvierten. Gleichzeitig rechnete man mit etwa 300.000 Zuschauern aus mehr als 30 Ländern.

Endurosport in Sachsen

Sachsen und der Endurosport sind seit langem eng miteinander verbunden. Bereits in den 60er Jahren, als in der Bundesrepublik ökologische Regelungen solcherlei Wettbewerbe verbaten, sorgten die Six Days in Sachsen für weltweites Aufsehen. Im Jahr 1964 nahm gar ein US-amerikanisches Fahrerteam an den Six Days in Erfurt teil. Als Mannschaft traten der Schauspieler Steve McQueen, der Stuntman Bud Ekins und sein Bruder Dave an.

Später wurden alljährlich internationale Meisterschaftsläufe "Rund um Zschopau und Dahlen" ausgetragen.

Schon frühzeitig bereiteten sich die Sachsen auf dieses große Ereignis vor. Angeschlossene Ortsclubs hatten Unterstützung zugesagt. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hatte der sächsische Ministerpräsident übernommen, so dass mit der Hilfe von Politik und Wirtschaft gerechnet werden konnte.

  • Harry Niemann und Eddy Hau Die Enduro-Fahrschule. Aus der Praxis der Profis, Motorbuch Verlag, 1989, ISBN 3613012944
  • Ralf Heinsohn Enduros. Typen - Technik - Tourenplanung, Moby Dick, 2001, ISBN 3895951099
  • Donnie Bales und Gary Semics Offroad. Fahrtechnik für Enduro-Sport und Motocross, Delius Klasing Verlag, 2004, ISBN 3768852016

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