Radball - Spielregeln, Räder und Entwicklung des Sports

Ein Fahrrad hat in einer Sporthalle nichts zu suchen, möchte man denken. Doch tatsächlich gibt es eine hochoffizielle Sportart, das Radball nämlich, bei der mit Fahrrädern in der Sporthalle gefahren wird. Zwar findet Radball im Sommer auch im Freien statt, meist jedoch wettergeschützt in Sporthallen. Dabei hat der dieser Sport den Ruf eines reinen Männersports. Informieren Sie sich über die Spielregeln, die eingesetzten Räder sowie die Entwicklung des Radballs.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Radball - Generelle Merkmale

Radball ist eine Mannschaftssportart, die jedoch aus eher kleinen Mannschaften von zwei, fünf oder sechs Spielern gespielt wird. Man spricht vom

  • Zweier-
  • Fünfer- und
  • Sechser-

Radball. Jeweils zwei Mannschaften treten gegeneinander an und spielen auf das gegnerische Tor. Der Ball wiegt zwischen 500 und 600 Gramm und wird meist mit dem Rad gespielt. Natürlich sind für diese Zwecke Spezialräder im Einsatz, die nicht straßentauglich im Sinne der Verkehrssicherheit sind, sich für die Sportart aber optimal eignen.

Radball ist eine Sportart, deren Ablauf auch dem neu hinzu gekommenen Zuschauer schnell verständlich ist. Dennoch gibt es ein genaues Regelwerk. Die Sportgeräte, die Räder, sind nicht etwa Straßenräder, sondern ganz spezielle Räder für den Einsatz in der Halle und im Radball-Spiel.

Als gängigste Form gilt der indoor gespielte 2er-Radball. Der 6er-Radball wird auch als Rasenradball bezeichnet - dieser wird entsprechend auf Rasen gespielt.

Das Fahrrad

Radball-Fahrräder besitzen eine starre Übersetzung; so werden durch Rückwärtstritte das Rückwärtsfahren und das Stehen im Tor ermöglicht. Hinzu kommen ein besonderer Lenker mit großer Hebelwirkung und die waagerechte Sattelstütze, die zu einer besseren Balance und Wendigkeit führt.

Merkmale:

  • starre Übersetzung
  • große Hebelwirkung
  • Schlauchreifen
  • waagrechte Stütze

Die Felgengröße beläuft sich auf 22, 24 oder 26 Zoll; für die Räder werden Schlauchreifen verwendet. Der Sattel ist schmal und sitzt etwa 10 cm über dem Hinterrad; er wird allerdings nur kurz zum Sitzen genutzt, um sich auszuruhen. Je nach Modell und Hersteller belaufen sich die Kosten für dieses Spezialrad auf 1.500 bis 2.800 Euro.

Die Regeln

Es folgen die Regeln für das 2er-Radball- und das 5er-Radball-Spiel.

Regeln beim 2er-Radball

Hier treten zwei Mannschaften mit je zwei Spielern gegeneinander an. Die Spielzeit beträgt je nach Alter 2x5 Minuten oder 2x6 Minuten.

Der Ball hat einen Durchmesser von 17-18 Zentimeter und wiegt 500-600 Gramm. Bei offiziellen Wettbewerben misst die Spielfläche 14x11 Meter und ist von einer schrägen Bande umgeben.

Der Ball darf nur gespielt werden, wenn der Spieler beide Hände am Lenker und beide Füße auf den Pedalen hat. Wie beim Fußball darf nur der Spieler im Tor mit den Händen zugreifen. Dabei darf der Strafraum nur von einem Spieler verteidigt werden.

Verboten ist es,

  • während des Spiels den Boden zu berühren,
  • hinter das gegnerische Tor zu fahren oder
  • sich an Pfosten zu stützen.

Verstöße werden mit Freistoß oder Strafschuss geahndet. Diese werden auch nach Foul- oder Handspiel verhängt.

Regeln beim 5er-Radball

Hier spielen fünf Spieler pro Mannschaft, der Torwart muss optisch gekennzeichnet sein. Auswechselspieler können fliegend eingewechselt werden.

Die Spieldauer beträgt hier 2x15 Minuten, das Feld entspricht einem Handballfeld mit Handballtoren. Banden sind an den Seitenlinien aufgestellt.

  • Im Strafraum darf nur der Torwart den Ball mit der Hand spielen. Zudem dürfen sich nur drei Spieler einer Mannschaft im Strafraum aufhalten. Bei Verstößen werden 7-m-Strafschläge und Freistöße verhängt.

  • Foulspiele werden wie beim Fußball mit gelben und roten Karten, häufiger jedoch mit Zeitstrafen geahndet. Innerhalb des Strafraums können Freistöße indirekt ausgeführt und direkt verwandelt werden.

  • Das Berühren des Bodens ist ebenfalls untersagt und wird mit Strafen geahndet. Geschieht eine Bodenberührung versehentlich, so hat der Spieler die Möglichkeit, die eigene Torlinie zu umfahren, was gewissermaßen als Strafrunde akzeptiert wird.

Reiner Männersport?

Generell dominieren in der Radsportszene überall die Männer. So ist es auch beim Radball der Fall. Woran dies liegt, kann unterschiedliche Gründe haben, die wir hier einmal näher beleuchten.

In seiner Entstehungszeit stand der Radballsport nur den Männern zur Verfügung; nur reine Männermannschaften waren in den Nationalligen zugelassen und vertreten. Dieses Regelwerk wurde inzwischen überarbeitet, und auch Frauen und Frauenmannschaften sind in den offiziellen Wettbewerben des Radball zugelassen. Doch bedingt durch die ohnehin dünne Verbreitung des Radball, kommen reine Frauenmannschaften vielerorts gar nicht erst zustande.

Ein Sport mit häufigen Zusammenstößen

Vergleichbar wie beim Fußball, so dominiert auch beim Radball eine recht harte Spielweise. Der Sport ist zwar in der Theorie weitgehend körperlos, doch in der Praxis finden viele Zusammenstöße und auch Rangeleien statt.

Diese körperbetonte und teils aggressiv anmutende Spielweise wirkt auf viele Frauen nur wenig anziehend. So kommt es, dass sich nur wenige Damen dem Radball zuwenden, diese aber regional so verstreut sind, dass sich keine Mannschaften bilden können. Auch die Liga ist deshalb stark unterbesetzt.

In vielen örtlichen Vereinen spielen die Frauen deshalb einfach bei den Herren mit. Mitunter werden in Freundschaftsturnieren oder bei Wettbewerben untergeordneter Wichtigkeit auch gemischte Mannschaften toleriert.

Desinteresse auch bei den Zuschauern

Ganz ähnlich wie beim Fußball, so gilt jedoch der Radballsport weithin allgemein als Domäne der Männer. Frauenturniere haben auch bei den Zuschauern keinerlei attraktive Wirkung, wie dies im Unterschied zum Beispiel beim Boxsport der Fall ist.

Frauen beim Radballspiel scheinen per se nicht interessant zu sein, weder für die Zuschauer noch für die Medien. Dieses tatsächliche Desinteresse führt natürlich weiterhin dazu, dass sich die Damen vom Radball abwenden.

Entstehung des Radballs

Der Radball Sport blickt auf eine lange Tradition zurück. Seine Entstehung wird mit einer kleinen Anekdote überliefert:

Ende des 19. Jahrhunderts war in der Szene der Kunstradfahrer Nick Kaufmann berühmt. Ihm soll ein kleiner Hund vor sein Rad gelaufen sein. Mit einem sanften Schwung des Vorderrads konnte Nick Kaufmann den Hund vorsichtig aus der Gefahrenzone befördern, und sich und ihn so vor dem Sturz und Verletzungen schützen.

Als er über die Begebenheit nachdachte, kam ihm die Idee zu einer neuen Sportart. Natürlich wurde Radball von Beginn an mit dem Ball gespielt.

Gemeinsam mit John Featherly stellte Nick Kaufmann seine Idee in einer Demonstration im Jahre 1883 einem interessierten Publikum vor. Als Spielgerät diente dabei ein Polo-Ball, und es wurde auf einem American Star Bike gespielt, das ähnlich wie ein Hochrad gebaut ist.

Weitere Entwicklung

Viele Kunstradfahrer adaptierten die neue Sportart. So wurde sie schnell bekannt und erste Mannschaften formierten sich auch bereits in Europa. Offiziell wurde Radball in Deutschland jedoch erst im Jahre 1901 vorgestellt, und zwar von den Berliner Kunstradfahrern Paul und Otto Lüders.

Inzwischen hat sich weltweit eine breite Radball-Szene etabliert.

  • Der Sport ist organisiert,
  • das Regelwerk ist festgeschrieben und
  • es finden offizielle Wettbewerbe regelmäßig statt.

Die Räder sind inzwischen so konstruiert, dass die bespielten Hallenböden sehr stark geschont werden.

Ähnlich aufgebaut ist Radpolo...

Wissenswertes zu Radpolo

Beim Radball kommt es auch häufig zum Vergleich mit dem Radpolo. Und tatsächlich sind in dieser Sportart - neben dem Polo - die Elemente des Radballs vertreten.

Es treten Teams von je zwei oder drei Radfahrern gegeneinander an. Ziel ist, den Ball mit einem langen Schläger in das gegnerische Tor zu führen. Mit den Rädern darf der Ball dabei abgefangen werden.

Radpolo war im Gegensatz zum Radball über einen langen Zeitraum eine beinahe ausschließliche Frauensportart; seit 2012 ist der Sport auch Männern gestattet. Mittlerweile hat er sich stark verbreitet und findet besonders unter Fahrradkurieren großen Anklang.

Beim 2er-Radpolo spielt man wie beim Radball auf einem Feld mit den Maßen 11 Meter x 14 Meter; das Tor misst 2 Meter x 2 Meter. Auf den speziellen Rädern lässt sich auch rückwärts fahren.

Das Berühren des Bodens mit dem Fuß oder einem anderen Körperteil ist verboten. Die Spieler können sowohl als Torhüter als auch als Feldspieler auftreten.

Die Regeln beim 3er-Radpolo können variieren; allgemein gilt jedoch dass bei Berühren des Bodens an den Spielfeldrand gefahren und eine Hupe betätigt werden muss. Ein Tor darf man lediglich mit der runden schmalen Schlägerseite schießen.