Bahnradrennen - Merkmale, Disziplinen und Besonderheiten des Bahnrads

Unter Bahnradrennen bzw. dem Bahnradsport versteht man Radrennen, die nicht auf der Straße oder im Gelände, sondern auf einer speziellen Radrennbahn ausgetragen werden. Schon seit vielen Jahren gehört der Bahnradsport fest zum Programm der Olympischen Spiele, doch es finden sich auch viele andere Wettbewerbe. Für das erfolgreiche Bestreiten nutzt man spezielle Fahrräder, die mit einigen Besonderheiten punkten. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Bahnradrennen.

Von Kathrin Schramm

Beim Bahnradrennen handelt es sich um einen Radsport, der auf speziellen Radrennbahnen ausgeübt wird. Dabei befahren die Sportler diese Bahn gegen den Uhrzeigersinn.

Disziplinen und Meisterschaften

Schon seit dem Jahr 1893 werden die Bahnrad-Weltmeisterschaften durchgeführt. Die heute beim Publikum sehr beliebten Sechstagerennen gehen auf das Jahr 1899 zurück.

Diese bestanden zuerst aus Einzelwettbewerben und wurden später in Zweier-Mannschaften ausgetragen. Es gibt heutzutage viele Einzel- als auch Mannschaftsturniere.

Das Sechstagerennen wird mit einem bunten Rahmen- und Unterhaltungsprogramm veranstaltet. Die Organisation und Wertung wurde lange Zeit den Veranstaltern frei überlassen. Seit 2007 gibt es dabei auch feste Regelungen, die beispielsweise auch die Anti-Doping-Regeln mit einbeziehen.

Zu den typischen Merkmalen der heutigen Sechstagerennen zählen etwa:

  • ein Rennprogramm mit einer Mindestdauer von 24 Stunden
  • Teams aus zwei Fahrern mit Trikots in gleicher Farbe und mit gleicher Rückennummer
  • "Jagden" über 30 und 60 Minuten
  • Weitere Wettbewerbe wie Ausscheidungsfahren, Punktefahren, Dernyrennen
  • der Wettbewerb zwischen Spezialisten in Sprint- sowie Steherrennen

Eine relativ junge Veranstaltung ist der Bahnrad-Weltcup, der erstmals 2003 stattfand. Prinzipiell jedoch wird beim Bahnradsport zwischen Ausdauerdisziplinen und den Kurzzeitdisziplinen unterschieden.

Kurzzeitdisziplinen

Zu den Kurzzeitdisziplinen zählen

  • der Sprint - zwei bis vier Fahrer treten in zwei bis drei Runden gegeneinander an
  • der Teamsprint - drei Fahrer treten als eine Mannschaft an; der jeweils führende scheidet nach einer Runde aus
  • das Tandemrennen - Sprint von zwei Fahrern auf einem zweisitzigen Tandem
  • das Keirin - "Kampfsprint": langsame Beschleunigung von 30 auf 50 km/h
  • die Longest lap - "Längste Runde": Fahrer dürfen über ein oder zwei Runden die Ziellinie nicht überfahren oder den Boden berühren
  • das Zeitfahren - mit stehenden Start gefahren

Tatsächlich finden auch offzielle Wettkämpfe auf dem klassischen Tandemrad statt. Sie zählen beim Publikum zu den ganz besonderen Attraktionen. Beim Zeitfahren ist häufig nur ein einziger Radfahrer auf der Bahn. Um die Wettkämpfe interessant zu halten, werden Zeitfahren deshalb häufig über eine kürzere Distanz ausgetragen.

Ausdauerdisziplinen

Zu den Ausdauerdisziplinen zählen

  • die Einerverfolgung - zwei Fahrer treten gegeneinander an; Sieger ist, wer den Gegner einholt oder die beste Zeit absolviert
  • die Mannschaftsverfolgung - es treten zwei Mannschaften à vier Fahrer gegeneinander an
  • der Scratch - es treten eine Vielzahl an Fahrern gegeneinander an; Sieger ist, wer zuerst die Distanz beendet
  • das Punktefahren - Massenstart; in festgelegten Abständen erfolgt eine Punktevergabe
  • das Ausscheidungsfahren - gemeinsamer Start; in bestimmten Intervallen scheidet jeweils der letzte Fahrer aus
  • das Madison bzw. Américaine (Zweier-Mannschaftsfahren) - zwei Fahrer bilden eine Mannschaft; nach beliebiger Distanz ist eine Ablösung möglich
  • das Derny- und Steherrennen - Fahren im dauerhaft hochgehaltenem Tempo über längere Distanz
  • das Temporennen - Massenstart, fünf Runden; nach jeder Runde erhält der Führende einen Punkt
  • der Stundenweltrekord

Als besonders spannend gelten hier die Verfolgungsrennen. Besonders bei der Mannschaftsverfolgung entscheidet sich der Ausgang oft erst ganz am Schluss eines Rennens, dafür aber binnen weniger Sekunden.

Das Omnium

Eine Sonderstellung genießt das Omnium. Dabei handelt es sich um einen Vielseitigkeitswettbewerb. Hier werden Ausdauerdisziplinen und Kurzzeitdisziplinen kombiniert.

Der Stundenweltrekord

Beim Stundenweltrekord geht es darum, möglichst viele Kilometer innerhalb einer Stunde zurück zu legen. Dabei darf nicht im Windschatten gefahren werden. Eddy Merckx zählt zu den berühmtesten Fahrern des Stundenwettbewerbs. Viele nach seinem Weltrekord erzielte Ergebnisse wurden inzwischen wieder annuliert.

Die Besonderheiten von Bahnrädern

Für die Bahnrennen werden ganz spezielle Fahrräder benutzt; mit normalen Rädern können sie nicht gefahren werden. Woran Sie ein Bahnrad erkennen, das erklären wir Ihnen hier.

Fehlende Bremsen

Ein Bahnrad, das vielfach auch als Bahnmaschine bezeichnet wird, können Sie ganz leicht daran erkennen, dass die kompletten Bremsen fehlen. Auf der Bahn im Wettkampf sind die Fahrspuren eindeutig zugewiesen, so dass keine Bremsmanöver notwendig sind.

Nach Beendigung des Rennens lässt der Fahrer das Rad einfach auslaufen, bis es von selbst zum Stand kommt. Auch wegen der fehlenden Bremsen kann das Bahnrad niemals auf der Straße gefahren werden.

Fehlende Schaltung

Ein weiteres auffälliges Merkmal des Bahnrads ist die komplett fehlende Schaltung. Das Rad kann nur in einem einzigen Gang betrieben werden; auch der Freilauf ist nicht vorhanden. Auf diese Weise wird wertvolles Gewicht eingespart.

Mehr noch, die Chancengleichheit aller konkurrierenden Fahrer wird erhöht, da es leichter fällt, mit einheitlichem Material an den Start zu gehen. Ein taktisches Schalten, wie es auf der Straße im Gelände betrieben wird, entfällt natürlich beim Bahnradfahren. Hier gibt es keine Steigungen, und abgesehen von den wirkenden Fliehkräften unterliegt die Fahrt keinen Veränderungen.

Größere Wendigkeit

In ihren Grundzügen sind Bahnräder nach den gleichen Gesetzen entwickelt wie Straßenräder, jedoch steht die Wendigkeit bei Bahnrädern sehr viel mehr im Fokus des Interesses. Das Rad reagiert sehr schnell, auch auf feinste Lenkmanöver. Der Radstand bei Bahnrädern ist stark verkürzt und liegt meist noch unterhalb von 95 Zentimetern.

Die Steuerrohre bei Bahnrädern sind ebenfalls deutlich steiler. Hier werden Winkel von über 74 Grad konstruiert, wodurch die Bahnräder sich zusätzlich von den Straßenrädern unterscheiden. Umso geringer ist auch der Nachlauf des Bahnrads, was die Wendigkeit zusätzlich dramatisch erhöht. Jedoch wird das Bahnrad dabei auch im Geradeauslauf deutlich unsicherer, was in der Fachsprache als "nervös" bezeichnet wird.