BMX - Merkmale, Disziplinen und Besonderheiten des BMX-Rads

Auch die BMX-Radbewegung - Bicycle Motocross - ist aus dem Radsport längst nicht mehr weg zu denken. Dienten die kurzen, flachen Räder früher hauptsächlich als Gefährte für Kinder und Jugendliche, so haben sie ihren Platz in der Renn- und Freestyle-Szene inzwischen fest im Griff. Denn das BMX-Fahren verbindet verschiedene Elemente: Die Geschwindigkeit und das Trickfahren. Somit ist es für eine sportlich ambitionierte Zielgruppe sehr reizvoll. Informieren Sie sich über die Merkmale, Disziplinen und Räder des BMX.

Von Kathrin Schramm

BMX - Merkmale und Entwicklung

Die Abkürzung BMX steht für Bicycle MotoCross. Mit "cross", also kreuzen, ist einerseits das zackige Hin- und Herfahren gemeint, wenn Parcours durchquert und gekreuzt werden.

Andererseits bezeichnet es auch die Sportart selbst, die als eine Kreuzung aus Straßenrennen und Trickfahren gesehen werden kann. Diese wird auf 20-Zoll-Rädern absolviert.

Ein Blick auf die Geschichte

Die aus Amerika stammende, in den 60er Jahren entwickelte Sportart erfreute sich in Europa zunächst in den 80er Jahren großer Beliebtheit. Nachdem es lange Jahre ein wenig stiller um die kleinen Räder war, so drängen sie sich nun erneut verstärkt auf den Markt.

Doch BMX wird nicht nur in der Freizeit auf den Straßen gefahren; auch in öffentlichen Wettbewerben werden die Beherrschung von Rad und Tricks gemessen und bewertet. Zwei unterschiedliche Disziplinen haben sich aus der ursprünglichen BMX-Bewegung herausgebildet: Race und Freestyle.

  • Die erste offizielle Meisterschaft im Race, dem Geländerennen, fand 1976 in den Vereinigten Staaten statt. Die Teilnehmer mussten eine bestimmte Strecke in einem mit Sprunghügel und Steilkurven versehenem Gelände zurücklegen.
  • Die Disziplin des Freestyle dagegen entstand ein wenig später und wurde vor allem durch die Extremsportveranstaltung "X Games" bekannt, die erstmals 1994 stattfand.

BMX-Sport als Jugendkultur

Inzwischen ist die BMX-Kultur vor allem aus vielen Stadtbildern nicht mehr weg zu denken. In beinahe jeder größeren Stadt treffen sich die Fahrer an einschlägig bekannten Plätzen, um ihre Kunststücke einzuüben und zu präsentieren. Häufig ziehen sie damit viele Zuschauer in ihren Bann.

Sport und Trend zugleich

Für die Jugendlichen selbst stellt das BMX-Fahren damit eine sinnvolle Alternative dar, um ihren Tag sportlich und doch trendorientiert zu gestalten, und die freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Doch auch in vielen Vereinen wird der BMX-Sport angeboten und umfangreich trainiert. Unter der Anleitung fachkundiger Trainer, die meist selbst sehr gute Fahrer mit jahrelanger Praxis sind, können Kinder bereits in jungen Jahren das richtige BMX-Fahren erlernen.

So werden sie später zu sicheren Radfahrern. Statistiken beweisen, dass geübte BMX-Fahrer wesentlich seltener in Radunfälle verwickelt sind als durchschnittlich radfahrende Jugendliche.

Rosa BMX-Fahrrad mit Gegenlicht, Jugendlicher mit grüner Hose fährt
Rosa BMX-Fahrrad mit Gegenlicht, Jugendlicher mit grüner Hose fährt

Im Team bei Wettbewerben teilnehmen

Wer den BMX-Sport im Verein betreibt, der kann gemeinsam mit Freunden und seinem Team an Wettbewerben teilnehmen. Dies fördert die Gemeinschaft und die soziale Kompetenz der Heranwachsenden.

Zudem gibt die sportliche Organisation dem häufig skeptisch beurteilten Trend- und Funsport eine gute Plattform, um sich im sportlichen Geschehen des Radsports zu profilieren. Inzwischen ist der BMX-Sport als ernsthafte Sportart organisiert und akzeptiert.

Beliebt bei der Jugend

Doch warum sind es vorwiegend Jugendliche oder junge Erwachsene, die diesen Sport intensiv betreiben? Dies lässt sich vermutlich damit erklären, dass beim BMX-Sport eine gewisse Schnelligkeit und ein sehr gutes Reaktionsvermögen gefragt sind. Diese Fähigkeiten, sowie der benötigte Mut zum Risiko, lassen in der Regel mit zunehmendem Alter nach, so dass viele erwachsene Fahrer aus Angst vor Stürzen und Verletzungen auf das BMX-Fahren verzichten und sich lieber dem Tourenradfahren zuwenden.

Auch ist die BMX-Kultur sehr stark an die Jugendkultur angegrenzt, was sich auch in der Kleidung und der zwingend begleitenden Musik wieder findet. Personen fortgeschrittenen Alters identifizieren sich damit nur schwer und entsprechend seltener.

Fahrweise der Räder: unterschiedliche Disziplinen

BMX-Räder messen in der Regel 20 Zoll und sind an ihren hohen Aufbauten zu erkennen. Im Rennen werden sie meist im Stehen gefahren, damit die Fahrer die Stöße und Wellen mit den Beinen abfangen können. Besonders im Gelände ist das Stehendfahren notwendig.

Geschwindigkeitsrennen

Doch nicht nur um die Beherrschung des Rads geht es bei den BMX Rennen, sondern auch um Geschwindigkeit. Der klassische Rennkurs ist 400 Meter lang und verläuft auf Sand, allerdings nicht flach, sondern in Form einer Buckelpiste. Die Rennen werden Kopf an Kopf und im Massenstart ausgetragen.

Trickfahren: Freestyle BMX

Neben den Geschwindigkeitsrennen werden jedoch auch Trick-Contests durchgeführt. Hier geht es darum, die besten Tricks mit dem Rad und die beste Radbeherrschung zu zeigen.

Diese Wettkämpfe werden als Freestyle BMX bezeichnet. Geschicklichkeit und Wagemut zeichnen hier die erfolgreichen Fahrer aus.

Freestyle-Disziplinen:

  • Vert
  • Miniramp
  • Flatland
  • Street
  • Dirtjumps
  • Trails

Die verschiedenen Disziplinen - vom Vert bis zu den Dirtjumps

Freestyle Wettbewerbe werden in unterschiedlichen Disziplinen ausgetragen. Beim Vert wird eine Halfpipe genutzt, die auch von Skateboardern genutzt werden kann. Eine ähnliche, jedoch kleinere Halfpipe kommt beim Miniramp zum Einsatz. Beide Disziplinen sind sturzintensiv und benötigen eine gute Schutzausrüstung.

Beim Flatland handelt es sich um ein Kunstradfahren, bei dem eine Art Kür mit verschiedenen Trickelementen vorgeführt wird. Das Flatland findet immer in der Ebene statt.

Beim Street wird die Straße mit den sich natürlich bietenden Hindernissen wie Geländern und Treppen genutzt. Auch Hauswände und Kunstobjekte werden ins Programm eingebunden. Bei den Dirtjumps und Trails finden die Wettbewerbe im natürlichen Gelände statt.

Beliebte Tricks im Überblick

Zu den zahlreichen Tricks im BMX-Sport zählen beispielsweise:

  • X-up: der Lenker wird im Flug um 180 Grad gedreht; die Arme bilden dadurch ein X
  • Barspin: der Lenker wird losgelassen und dabei um 360 Grad gedreht
  • Truck Driver: Barspin kombiniert mit 360 Grad Drehung
  • Turndown: der Leker wird im Steilflug um 270 Grad gedreht und nicht losgelassen; der Blick ist auf das hintere Pedal gerichtet
  • Nofoot/-hand: man nimmt im Sprung beide Füße/Hände von den Pedalen/vom Lenker
  • Backflip/Frontflip: Rückwärts-/Vorwärtssalto
  • Footjam: Stopp des BMX durch einen Fuß auf dem Vorderrad, anschließendes Balancieren
  • Crankflip: die Kurbel wird unter den Füßen des BMX-Fahrers gedreht; dieser landet dann wieder auf den Pedalen

Bekannte BMX-Veranstaltungen und Turniere

Das BMX-Fahren hat längst auch im internationalen Radsport einen festen Platz. So haben sich über die Jahre Meisterschaften, Events, Turniere und Veranstaltungen entwickelt, die nicht nur für Fachpublikum, sondern auch für interessierte Zuschauer eine große Anziehungskraft haben. Einige der regelmäßig wiederkehrenden Termine gelten in der Szene als wahre Kultveranstaltungen.

Olympische Disziplin: Seit 2008 wird der BMX-Sport bei den Olympischen Spielen ausgetragen.

Olympische Spiele

Seit dem Jahr 2008 ist das BMX-Racing olympisch. Zum ersten Mal wurden Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking ausgetragen.

BMX Freestyle-Weltmeisterschaft

Die WM wird jährlich ausgetragen und von den einzelnen Verbänden in Eigenregie in unterschiedlichen Ländern ausgerichtet. Aufgrund diverser Schwierigkeiten und mangelnder Sponsorengelder kann die WM dennoch nicht jedes Jahr zuverlässig ausgerichtet werden.

BMX Masters in Köln

Ein jährlich wiederkehrendes und wichtiges Event der deutschen BMX-Szene ist das BMX Masters in Köln. An mehreren Tagen im Juli werden dort unterschiedliche Disziplinen ausgetragen.

Erstmals im Jahr 2010 wurde jedoch die Disziplin "Vert" durch die neue Disziplin "Super Ramp" ersetzt. Super Ramp wird auf einer eigens etablierten Pipe ausgetragen. Die Super Ramp, ähnlich der beliebten Spine Ramp, ermöglicht es, dass spektakuläre Kunststücke und Sprünge gezeigt werden.

Red Bull Stomping Ground Dirt Competition in Chicago

Sehr bekannt in der BMX-Szene ist auch die Stomping Ground Dirt Competition in Chicago, die von Red Bull gesponsert wird. Als zusätzliches Element im Wettbewerb steht das Überspringen von Dirt Ground, also schmutzigen und schwierigen Passagen auf dem Programm.

Für die Zuschauer hat die Schlammschlacht einen hohen Unterhaltungswert. Das Rennen besitzt mittlerweile einen hohen Kultfaktor.

Skate- und BMX-Event in Berlin

Ebenfalls regelmäßig im Juni oder Juli findet das große Skate- und BMX-Event im Berliner Velodrom statt. Hier versammeln sich mit steigender Tendenz immer mehr hochkarätige BMX-Fahrer. Galt das Festival früher noch als Geheimtipp und war von den Skatern dominiert, so hat es sich in den letzten Jahren zu einem Treffpunkt der BMX-Szene entwickelt.

X-Games

Nennenswert sind zudem die X-Games. Diese stehen für die wichtigste Extremsportveranstaltung; zu den Disziplinen der Summer-X-Games, die im Juli und August stattfinden zählt auch BMX.

Legenden im BMX-Sport

In jeder Sportart gibt es eine oder mehrere bekannte Leitfiguren, die oft auch noch Jahrzehnte nach ihrer aktiven Laufbahn einem größeren Publikum bekannt und deren Namen eng mit der Sportart verbunden sind. Legenden wie Michael Schumacher, Michael Groß, Eddy Merck, Luis Trencker oder Muhammed Ali benötigen meist keiner weiteren Erklärung, sondern stehen als Sinnbilder und Symbole für ihre Sportart.

Auch im noch vergleichsweise jungen BMX-Sport hat die Legendenbildung bereits eingesetzt, auch wenn die Leitfiguren in der Öffentlichkeit größtenteils nicht allzu bekannt sind. Für ihre Anhänger jedoch prägen sie die BMX-Sportart durch ihre Leistungen, aber auch durch ihre Charaktere. Somit nehmen Legenden wie überall eine wichtige Vorbildfunktion ein.

BMX-Legenden aus den USA

Der US-Amerikaner Mat Hoffmann gilt als die zentrale Figur des BMX-Sports. Von den Anfängen an dabei, prägte er die Bewegung in sportlicher Hinsicht durch zahlreiche neue Trickvarianten und Trends. Doch auch an der Weiterentwicklung der Räder und des Materials hatte er großen Anteil.

Bekannte BMX-Fahrer:

  • Mat Hoffmann
  • Dave Mirra
  • Björn Mager Bommel
  • Frank Lukas
  • Benno Hankowitz
  • Michael Sommer

Während seiner aktiven Laufbahn gab es kaum einen Wettbewerb, den der Amerikaner aus Oklahoma City nicht gewonnen hat. Noch heute sind Figuren nach ihm benannt.

Inzwischen leitet Mat Hoffman die Firma Hoffman Bikes, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von BMX-Rädern spezialisiert hat.

Weitere bekannte BMX-Sportler sind

  • Dave Mirra
  • Ryan Nyquist
  • Dennis McCoy
  • Bob Haro
  • Eddie Fiola
  • Woody Itson
  • Rick Moliterno
  • Chase Hawk
  • Mike Miller
  • Mike Aitken
  • Eddie Cleveland
  • Edwin Delarosa
  • Mike Spinner
  • Garrett Reynolds
  • Scotty Cranmer
  • Mark Webb
  • Dan Lacey
  • Aaron Ross
  • Sergio Layos und
  • Ruben Alcantara.

BMX-Legenden aus Deutschland und Österreich

Sehr bekannte deutsche Fahrer sind

  • Björn (Bommel) Mager
  • Perry Petermueller
  • Sven (Sprosse) Lehmann
  • Tobias Wicke
  • Bruno Hoffmann
  • Frank Lukas und
  • Michael Steingräber.

Aus Österreich stammt Benno Hankowitz, ehemals Weltmeister in der Kategorie Miniramp und Teilnehmer bei den X-Games. Weitere bekannte Österreicher sind

  • Michael Sommer, der Flatland Weltmeister des Jahres 2005 und
  • Thomas Zronek, ein bekannter Street Fahrer.
  • Markus Humer (Disziplin Dirt) und
  • Gregor Waldner (Disziplin Street, Vert, Dirt, Flatland)

stammen ebenfalls aus Österreich. Doch nicht nur Fahrer aus dem Wettkampfbereich sind weithin bekannt: Durch die immer mehr im Internet verbreiteten Trick-Videos sind auch etliche Fahrer namentlich in der Szene bekannt, die vor allem in Internet-Videos zu sehen sind.