Voltigierfiguren einfach erklärt - von Kür- und Pflichtübungen

Beim Voltigieren werden unterschiedliche Voltigierfiguren gezeigt; dabei kann es sich Kür- oder Pflichtübungen handeln. Typische und bekannte Figuren sind Bank, Fahne, Schere sowie die Mühle. Zudem wird die Technik unterschieden. Es gibt dynamische und statische Elemente. Werfen Sie einen Blick auf die unterschiedlichen Figuren beim Voltigieren.

Von Kai Zielke

Kraft und Flexibilität

Neben aller Übung, die solche Figuren erfordert, muss der Voltigierer über einige Grundtugenden verfügen. Zu ihnen zählt einerseits die Körperkraft, um alle Bewegungen binnen weniger Augenblicke zu auszuführen. Nicht selten bleiben einige von ihnen dem Auge des Betrachters verborgen.

Andererseits sollte der Sportler so athletisch sein, dass er alle Elemente der Präsentation in einem schnellen Ablauf bewältigt. Der Körper muss

  • biegsam sein und
  • sich rasant auf die wechselnden Anforderungen einstellen können.

Das Tier einbeziehen

Doch nicht alleine der Mensch ist für den Erfolg dieser Disziplin entscheidend. Auch das Pferd muss sich nahtlos in die Übungen einfügen. In vielen Fällen darf ein Element lediglich eine bestimmte zeitliche Länge andauern.

Gemessen wird hauptsächlich in den Galoppsprüngen des Tieres. Der Reiter und der Vierbeiner werden daher ideal aufeinander abgestimmt agieren - ein Erfordernis, das sich meist erst nach langen Übungsstunden einstellen will. Das Pferd muss dem Sportler zudem stets vertrauen.

Perfektion für den Sieg

Doch egal, ob leichte Figuren wie etwa die Bank und die Fahne ausgeführt werden oder sogar komplexe Darstellungen wie die Schere und die Mühle die Punktewertung nach oben treiben sollen. Gewinnen kann am Ende nur, wer sich keine Fehler erlaubt.

Alle Elemente

  • müssen perfekt absolviert werden
  • dürfen keine Unterbrechungen beinhalten und
  • sollten ohne nachträgliches Korrigieren einer Stellung zu ihrem Ende finden.

Gelingt das, dürfen sich der Reiter und sein Pferd erhebliche Hoffnungen auf den Triumph machen.

Statische Elemente:

  • Sitze
  • Stände
  • Knien
  • Stütze
  • Hänge
  • Lieger/Flieger
  • Waagen

Kür- und Pflichtübungen

Beim Voltigieren gibt es ein Technikprogramm und Kür- sowie Pflichtübungen.

  • Die Pflichtübungen müssen streng nach Vorgabe ausgeführt werden, auch die Reihenfolge spielt eine Rolle.
  • Bei Kürübungen kann der Reiter selbst entscheiden, welche Übungen und Techniken er zeigen möchte. Auch eigene Kreationen sind erlaubt.
  • Beim Technikprogramm werden Kür- und Pflichtübungen kombiniert. Zuerst werden vorbestimmte Bewegungsabläufe ausgeführt, nachher darf der Reiter wieder selbst entscheiden, welche Elemente er zeigt.

Die Techniken und Bewegungsabläufe werden in Strukturgruppen zusammengefasst. Es gibt statische und dynamische Elemente.

Statische Elemente

Zu den statischen Elementen gehören unter anderem

  • Sitze
  • Stände
  • Knien
  • Stütze
  • Hänge
  • Lieger oder Flieger sowie
  • Waagen.

Bei den statischen Elementen wird eine Balance zwischen äußeren und inneren Kräften hergestellt. Bei Pflichtübungen muss die Körperposition für eine Länge von vier Galoppsprüngen gehalten werden, bei der Kür lediglich drei Galoppsprünge lang.

Dynamische Elemente

Dynamische Elemente sind

  • Räder
  • Rollen
  • Schrauben
  • Überschläge
  • Salti
  • Schwünge
  • Sprünge und
  • Felgbewegungen.

Hier muss darauf geachtet werden, dass sich der Körperschwerpunkt in Relation zum sich bewegenden Pferd befindet. Dazu ist auch ein gewisses Maß an Muskelkraft notwendig.

Dynamische Elemente:

  • Räder
  • Rollen
  • Schrauben
  • Überschläge
  • Salti
  • Schwünge
  • Sprünge

Das Pflichtprogramm

Beim Gruppenvoltigieren wird das Pflichtprogramm in zwei Blöcke unterteilt. Jedes Mitglied der Voltigiergruppe führt die verschiedenen Bewegungsabläufe nacheinander durch. Je nach Leistungsklasse gibt es verschiedene Anforderungen an Pferd und Reiter.

Aufsprung

Der Aufsprung gehört zum Pflichtprogramm. Hier muss der Reiter auf das Pferd aufspringen und dabei das rechte Bein nach oben schwingen, während das linke Bein stets innen am Pferd bleibt. Ziel ist es, möglichst schwunghaft in die korrekte Sitzposition zu kommen, ohne das Pferd in seinem Galopp zu beeinträchtigen.

Weitere Figuren

Zu den weiteren Pflichtübungen gehören

  • Fahne
  • Flanke
  • freier Grundsitz
  • Knien
  • Liegestütz
  • Mühle
  • Quersitz
  • Schere
  • Stehen
  • Wende und
  • verschiedene Stützschwünge.

Bei der Kür werden alle Bewegungsabläufe auf eine frei gewählte Musik abgestimmt. Schwierigkeit, Ausführung und Gestaltung der Kür werden anschließend bewertet. Auch hier gibt es verschiedene Leistungsklassen.

Es folgt eine Beschreibung der Ausführung verschiedener Voltigierfiguren.

Bank

Bei dieser Disziplin handelt es sich um eine Übung, die Pferd und Reiter regelmäßig in der Kür vorzuzeigen haben. Entsprechend gut sollten sie darauf vorbereitet sein und diese Grundlage sicher beherrschen. Zudem eignet sich die Bank auch sehr gut, um aus dieser Position weitere Manöver und Bewegungen abzuleiten.

Wichtig ist es, die Haltung möglichst locker vorzuführen, also weder selbst zu verkrampfen, noch dem Pferd durch in den Rücken gestemmte Kniegelenke oder Füße Schmerzen zu bereiten. Dieses Kriterium befindet letztlich über die Punktvergabe und entscheidet somit über Siege und Niederlagen. Wer dagegen flexibel agiert, besitzt gute Chancen auf den Triumph.

Grundstellung

Die Bank beginnt damit, dass sich der Voltigierer parallel zur Wirbelsäule des Pferdes auf dessen Rücken kniet. Die Unterschenkel liegen auf der Haut des Vierbeiners. Auch der Rumpf des Sportlers verläuft parallel und möglichst gerade zum Pferd.

Die Arme neigen leicht nach vorne, die Hände finden ihren Platz auf den Griffen. Der Blick wird zudem nach vorne gerichtet.

Wichtig ist es, in dieser Grundstellung bestimmte Richtwerte einzuhalten.

  • So zeigen die Ellenbogen nach hinten und
  • die Schultern sollten optimal über den Griffen platziert werden.
  • Der Körper wird locker gehalten, die einzige Spannung erfolgt aus dem Bauch.

Damit wäre die Grundposition der Bank bezogen. Sie bildet nun die Ausgangsbasis für weitere Übungen, die der Sportler alleine oder mit einem Partner vornehmen kann. Je sicherer die Bank vollführt wird, desto eher ist es auch möglich, einen zweiten Sportler auf dieser stehen zu lassen.

Selbst das Knien auf der Bank gehört zu jenen Präsentationen, die in der Kür gerne gesehen und bei richtiger Ausführung sogar ohne Punktabzüge bewertet werden.

Bedeutsam ist es dabei stets, die Hände an den Griffen zu belassen, sofern die Übung nicht etwas Anderes vorsieht. Derartige Manöver sollten jedoch nur den trainierten Athleten überlassen bleiben.

Fahne

Etwas einfacher gelingt dagegen die Fahne. Im Gegensatz zur Bank, die erst in der Kür gezeigt wird, gehört die Fahne bereits zu jenen Disziplinen, die einen festen Bestandteil der Pflicht einnehmen. Wichtig ist es hierfür, über eine gute Balance des Körpers zu verfügen, die Schwerpunkte also je nach Anforderung verlagern zu können und die Muskeln nach Bedarf anzuspannen.

Gelingt das, so ist die Fahne eine der beliebtesten und am schönsten anzusehenden Figuren, die das Voltigieren hervorgebracht hat. Eleganz und Stärke vereinen sich, das Vertrauen zwischen dem Reiter und seinem Pferd erreicht ein sehr hohes Maß und die Bewegung kann fließend verlaufen.

  • Die Grundposition der Fahne stellt abermals die Bank dar, die folglich sicher beherrscht werden muss.
  • Aus dieser Stellung wird nun eines der knienden Beine nach hinten gestreckt.
  • Der ihm gegenüberliegende Arm erfährt eine Verlagerung nach vorne. Diese Position wird kurzzeitig gehalten.

Entscheidend dabei ist es, dass der Arm und das Bein möglichst in einer geraden Linie verlaufen, mithin also keine Höhenunterschiede auffallen oder ein Absinken eines der Gliedmaßen erkennbar ist. Zudem sollte der parallele Verlauf zum Pferderücken eingehalten werden.

Positiv auf die Punktewertung wirkt es sich zudem aus, wenn die Zehen und Finger jeweils in die entsprechende Richtung zeigen und nicht verkrampft werden.

Unterschiedliche Anforderungen

Allerdings kommt es je nach Leistungsklasse zu unterschiedlichen Anforderungen an die Übung. Insbesondere Anfänger dürfen zunächst beide Hände an den Griffen belassen und lediglich eines der Beine ausstrecken.

In den höheren Stufen sind diese Privilegien natürlich nicht mehr vorgesehen. Bei ihnen gibt es jedoch Abgrenzungen in der Frage, ob das Bein und der Arm gleichzeitig zu bewegen sind.

Je mehr Gliedmaßen im selben Moment ausgestreckt werden, desto mehr Balance muss der Sportler über seinen Körper besitzen. Gerade in diesen Augenblicken kommt es nicht selten zu Fehlern oder Stürzen, die für eine perfekte Ausübung natürlich unbedingt zu vermeiden sind.

Schere

Eine anspruchsvolle, da in ihrem Verlauf sehr komplexe Übung bildet die Schere. Im Vergleich zu vielen anderen Disziplinen besteht sie aus zwei Figuren, die ineinander verlaufen und ohne Unterbrechung zu absolvieren sind. Für die Prüfer ergeben sich bei diesem Bestandteil der Pflicht insofern viele Ansatzpunkte, die Bewertung nach oben oder unten zu korrigieren.

Für den Voltigierer liegt der Maßstab daher sehr hoch: Er

  • muss grundsätzlich über eine gute körperliche Konstitution verfügen,
  • sollte seine Kraft und das Gleichgewicht sicher einzusetzen imstande sein und
  • sollte daneben alle Gliedmaßen in einer schnellen zeitlichen Abfolge koordinieren können.

Erst dann gelingt die Übung.

Erste Phase

In der ersten Phase sitzt der Reiter auf dem Rücken des Pferdes und hat die Hände auf den Griffen abgelegt. Aus dieser Position werden die gestreckten Beine zunächst nach vorne und anschließend nach hinten geführt, woraus der Athlet den benötigten Schwung für die Übung bezieht.

Er folgt der Bewegung, erhebt sich aus seinem Sitz und geht idealerweise direkt in den Handstand. Diesen hält er kurz, führt beide Beine aneinander vorbei, lässt sich nun auf den Rücken des Pferdes sinken und nimmt dort die Position des Rückwertssitzes ein. Die gesamte Abfolge dauert zumeist nicht mehr als zwei Sekunden.

Zweite Phase

Aus dieser rückwärtigen Position nimmt die zweite Phase ihren Beginn. Wieder werden die gestreckten Beine nach hinten und nach vorne geführt. Die entstehende Energie verwendet der Sportler, um sich mit den Händen auf den Griffen abzustützen, sich vom Rücken des Pferdes zu erheben und an der höchsten Stelle der Bewegung beide Beine zu kreuzen.

Damit landet er im Absinken wieder in seiner ursprünglichen und nach vorne blickenden Haltung. Einzig das Scheren der Beine bewirkt in beiden Phasen die veränderte Position.

Die Übung sollte bis zur vollständigen Beherrschung erlernt werden, da sie in vielen Wertungen bei guter Ausführung einen wesentlichen Bestandteil des Ergebnisses ausmachen wird.

Mühle

Mit deutlich weniger körperlicher Kraft kommt dagegen die Mühle aus. Bei ihr sitzt der Reiter in Ausgangsstellung auf dem Pferd und wird sich in vier Phasen einmal um seine Achse drehen. Jedes Element umschreibt somit einen Viertelkreis.

Das mag zunächst nicht allzu anspruchsvoll erscheinen, erfordert aber ebenso sehr viel Geschick und ein hohes Maß an Koordination. Zudem sind alle vier Abläufe binnen etwa drei bis vier Sekunden zu absolvieren - Unterbrechungen darf es dabei natürlich nicht geben.

Entscheidend ist es darüber hinaus, dass sich auch das Pferd in die Bewegung eingliedert. Jeder Viertelkreis sollte vier Galoppsprünge des Tieres andauern.

Ablauf

Im ersten Takt streckt der Voltigierer das rechte Bein, führt es nach oben über den Hals des Pferdes hinweg und lässt auch seinen Oberkörper diese Bewegung vollführen. Beide Beine werden sich am Rumpf des Tieres treffen. Der Reiter sitzt nun folglich seitlich auf dem Pferd.

Aus dieser Position heraus wird jetzt das linke Bein gestreckt und über den hinteren Bereich der Wirbelsäule des Vierbeiners geführt. Der Oberkörper des Reiters bewegt sich mit. Die Hände auf dem Griff greifen erstmalig um. Nach Abschluss dieses zweiten Taktes sitzt der Athlet folglich rücklings auf dem Pferd.

Erneut ist es nun das rechte Bein, das seine Stellung verlässt. Aus der gestreckten Haltung bewegt es sich über die Kruppe des Pferdes hinweg und wird somit über dessen Wirbelsäule gehoben. Damit hat der Reiter einen Dreiviertelkreis beschrieben und sitzt abermals seitlich auf dem Tier.

Vor dem letzten Takt greifen jetzt bereits die Hände auf den Griffen um. Das linke Bein wird gestreckt und über den Hals des Pferdes geleitet. Der Oberkörper und der Kopf des Voltigierers gehen diese Bewegungen mit. Nach dem vierten und somit letzten Element befindet sich der Sportler wieder in der Ausgangsstellung und richtet den Blick nach vorne.