Reiterhöfe, Reiterhallen und Gestüte - Merkmale und anfallende Aufgaben

Auf einem Reiterhof bzw. Reithof können Pferde untergebracht und trainiert werden. Reiterhallen dienen dem wetterunabhängigen Trainings- und Turnierbetrieb. Auf Gestüten wiederum werden Pferde vor allen Dingen gezüchtet. Bei einer unkontrollierten Vermehrung innerhalb der Herde ist von einem wilden Gestüt die Rede. Informieren Sie sich über die Merkmale von Reiterhöfen, Reiterhallen und Gestüten.

Von Cornelia Gschiel

Der Reiterhof

Auf einem Reiterhof gibt es nicht nur Pferde und Reiter, sondern vor allem Zusammenhalt und Gemeinschaft. Das Arbeiten auf dem Hof schweißt zusammen und die gemeinsame Liebe für die edlen Tiere fördert innige Freundschaften zutage. Doch was versteht man eigentlich unter einem Reiterhof und welche Angebote und Arbeiten findet man dort vor?

Aufbau

Ein Reiterhof kann unterschiedlich aufgebaut sein.

Boxen

Meist gibt es einen großen Stall, in dem die Pferde untergestellt sind. Heutzutage gibt es auf den meisten Höfen Boxenhaltung.

Eine Box sollte mindestens 3,5 mal 3,5 Meter groß sein, damit die Pferde genügend Platz haben. Außerdem muss die Luftzufuhr stimmen - wenn nämlich zu wenig Luft im Stall ist, kann dies zu einem gesundheitsschädlichen Sauerstoffmangel führen. Viele Höfe haben auch so genannte Offenställe, welche direkt an Weiden angeschlossen sind.

Für die Pferde ist diese Haltung besonders artgerecht, da sie selbst entscheiden können, ob sie im wettergeschützten Unterstand oder lieber auf der Weide verweilen möchten. Offenställe werden in der Regel nicht eingestreut, dennoch muss man den Mist jeden Tag entfernen - auch von den angrenzenden Koppeln.

Reithalle

Zu einem Reiterhof gehört auch eine große Reithalle, in der die Reiter bei schlechtem Wetter trainieren können. Hier finden Reitstunden für Kinder statt und auch Erwachsene können im Einzel- oder Gruppenunterricht ihre Reiterkenntnisse verbessern.

Für Dressurzwecke sind kleinere Reithallen von Vorteil, da das Pferd mehr gebogen werden muss. Auch die Reithalle muss regelmäßig gesäubert und von Mist befreit werden. Häufig gibt es Zuschauerränge, von denen aus Zuschauer Turniere oder Dressur-Prüfungen beobachten können.

Reitplatz

Ein Reitplatz im Freien ist ebenfalls auf den meisten Reiterhöfen zu finden. Für Freizeitreiter, die gerne ausreiten, hat ein Reitplatz keine hohe Priorität.

Dressurreiter erfreuen sich jedoch am ebenen Boden eines Reitplatzes. Sie wissen genau, dass keine Unebenheiten die Übungsfolge stören und dass das Pferd nicht stolpern kann.

Schuppen und Sattelkammern

Große Reiterhöfe besitzen auch meist mehrere Schuppen und Sattelkammern, in denen

und Ähnliches untergebracht sind. Von der Organisation her gibt es meist einen Chef, einen Vertreter des Chefs und zahlreiche Mitarbeiter, die sich um die verschiedenen Aufgaben auf dem Hof kümmern. Jeder hat eine Aufgabe und verrichtet diese mit großer Sorgfalt, sodass der Reiterhof funktionieren kann.

Drei junge Pferde auf der Weide
Drei junge Pferde auf der Weide

Das Angebot auf einem Reiterhof

Reiterhöfe gehören längst nicht mehr nur Mädchenträumen an. Sie sind auch etwas für Erwachsene, die Spaß an der Fortbewegung auf dem Pferd und am Umgang mit Tieren haben. Das Angebot auf verschiedenen Reiterhöfen ist sehr vielfältig.

Anfängerkurse

Die meisten Reiterhöfe bieten spezielle Kurse an, in denen Kinder das Reiten erlernen. Für kleine Kinder gibt es Anfängerkurse, in denen sie sich an die Tiere gewöhnen und den richtigen Umgang mit ihnen lernen können.

So werden nicht nur Motorik und Gleichgewicht geschult, sondern auch noch wichtige soziale Kompetenzen erlernt. Die Kinder müssen Verantwortung für ein Tier übernehmen und dürfen auch vor "unangenehmen" Aufgaben wie dem Ausmisten nicht zurückschrecken. Kinder sollten erst ab einem Alter von etwa acht Jahren regelmäßig reiten.

Kurse für Erwachsene

Viele Erwachsene, die Reiten lernen wollen, haben gewisse Hemmungen, wenn sie sehen, dass selbst kleine Kinder schon gut mit einem Pferd umgehen können. Doch niemand muss sich schämen - heutzutage ist es kein Problem mehr, Erwachsenen das Reiten beizubringen. Man bucht einfach Einzelstunden und bekommt - ebenso wie die Kinder - die Grundkenntnisse vermittelt.

Je öfter und regelmäßiger man reitet, desto schneller kommt man mit dem Pferd zurecht. Wer erst einmal den Balancesitz beherrscht, der Voraussetzung für das richtige Reiten ist, kann sich auf verschiedene Arten des Reitens spezialisieren.

Wichtig für Erwachsene ist, dass sie ebenso unvoreingenommen wie Kinder auf die Tiere zugehen. Nur so ist ein angstfreies Reiten möglich.

Dressurkurse und Springreiten

Für etwas erfahrenere Reiter gibt es spezielle Dressurkurse, in denen sie die verschiedenen Figuren im Dressur-Viereck sowie Zügel-, Schenkel- und andere Reiterhilfen kennenlernen, um den Tieren zu signalisieren, welche Aktion sie ausführen sollen. Auch Springreiten wird auf vielen Reiterhöfen angeboten. Die Pferde müssen über unterschiedlich hohe Hindernisse springen und dem Reiter dabei aufs Wort gehorchen.

Weitere Reitweisen

Besonders beliebt sind auch das

Reitabzeichen machen

Auf den meisten Reiterhöfen hat man die Möglichkeit, verschiedene Reitabzeichen wie kleines oder großes Hufeisen, den Basispass und andere Abzeichen zu machen. In einer Prüfung werden die Kenntnisse geprüft. Wer erst einmal einige Abzeichen gesammelt hat, wird sich bestätigt und sicherer auf dem Pferd fühlen.

Einzel- und Gruppenunterricht

Einzel- und Gruppenunterricht werden auf jedem Reiterhof angeboten. Beim Einzelunterricht geht der Lehrer auf die jeweilige Person und ihre Reiterkenntnisse ein, sodass der Erfolg nicht lange auf sich warten lässt.

Doch auch der Gruppenunterricht hat Vorteile: Man lernt Rücksicht und kann die gemeinsame Beschäftigung mit den Pferden genießen. Besonders schön sind Ausritte in der Gruppe.

Reiterferien

Einige Reiterhöfe bieten spezielle Reiterferien für Kinder an. Inkludiert sind neben Übernachtung und Verpflegung auch

  • lange Ausritte
  • Reitlektionen, in denen viel dazugelernt werden kann und
  • unterhaltsame Abendbeschäftigungen.

Reiterferien sind für Kinder meist etwas ganz Besonderes, da sie sich mehrere Tage lang intensiv mit einem Pferd beschäftigen können und ihre Reiterkenntnisse spielend verbessern.

Schnupperstunde buchen

Wer sich noch nicht sicher ist, ob Reiten die richtige Beschäftigung ist, kann erst einmal eine Schnupperstunde buchen. Meist geht das Pferd an der Longe - einer langen Leine, die vom Reitlehrer gehalten wird - und man lernt einige Grundkenntnisse des Reitens.

Jeder Reiterhof hat sowohl eine Reithalle als auch Freiland-Reitplätze, sodass man bei jedem Wetter trainieren kann. Das Angebot variiert jedoch von Hof zu Hof.

Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd
Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd

Aufgaben, die auf einem Reiterhof anfallen

Ein Reiterhof ist ein großes Unternehmen, auf dem es nicht nur darum geht, Pferde zu versorgen und Reitstunden zu geben. Viele wissen gar nicht, welche Aufgaben täglich auf einem Reiterhof anfallen. Wir verraten es Ihnen.

Pferde versorgen und pflegen

In erster Linie geht es natürlich darum, die Pferde zu füttern, zu pflegen und zu reiten. Ein Pferdehof lebt von den Pferden, deshalb ist es besonders wichtig, die Tiere gut zu behandeln.

Hin und wieder nimmt ein Reiterhof auch fremde Pferde auf. Wenn die Besitzer beispielsweise keinen eigenen Stall zur Verfügung haben oder das Tier nicht regelmäßig reiten können, sorgen die Mitarbeiter des Reiterhofes dafür, dass es dem Pferd gut geht.

Reitunterricht

Auch Reitstunden sind auf einem Reiterhof an der Tagesordnung. Unterrichtet werden keineswegs nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene. Für die Kleinsten gibt es spezielle Anfängerkurse, während erfahrene Reiter in Einzelstunden ihre Technik verbessern und viel dazulernen können.

Gruppenunterricht fördert speziell bei Kindern den Zusammenhalt und den Spaß am Reiten. Die Reitstunden müssen natürlich gut organisiert sein, damit alles klappt. Ausgebildete Reitlehrer sorgen dafür, dass die Reitwilligen jede Menge lernen und sich dabei nicht verletzen.

Buchhaltung und Organisation

Der Reiterhof muss sich natürlich auch um finanzielle Dinge kümmern. Buchhaltung ist kein Fremdwort für die Betreiber von Pferdehöfen.

Alles muss geregelt sein. Natürlich wollen auch die Mitarbeiter bezahlt werden. Man muss Mitarbeiter für verschiedene Bereiche einstellen.

So genannte Stalljungen und -mädchen kümmern sich um die Verpflegung der Tiere und misten die Ställe täglich aus. Auch die Weiden müssen gereinigt werden. Die Pferde werden regelmäßig gestriegelt und mit Wasser gewaschen.

Tierärzte und Veranstaltungen

Sehr große Reiterhöfe beschäftigen häufig einen eigenen Tierarzt. Dieser wohnt entweder auf dem Hof oder ganz in der Nähe und ist in Notfällen immer rasch zur Stelle. Viele Reiterhöfe organisieren im Sommer auch Hoffeste. So kann man

  • den Stammreitern etwas bieten
  • den Zusammenhalt fördern und
  • gleichzeitig neue Reiter anlocken.

Wer also denkt, dass es auf einem Reiterhof nur darum geht, Pferde zu reiten, zu füttern und zu striegeln, der irrt sich. Es sind viele Aufgaben zu erledigen, die allerdings Spaß machen, wenn man sie gerne macht.

Weißes Shetlandpony schmust mit einem kleinen braunen Katzenbaby
Weißes Shetlandpony schmust mit einem kleinen braunen Katzenbaby

Die Reithalle

Reithallen gibt es heutzutage auf jedem Pferdehof. Sie gehören zum Standard und erfüllen verschiedene Zwecke. Der größte Vorteil einer Reithalle ist, dass sie jederzeit die gleichen Verhältnisse bietet - unabhängig vom Wetter.

Die Vorzüge:

  • Wetterunabhängigkeit
  • trockener Boden
  • Sicherheit für Anfänger
  • mehr Ruhe

Bei der Konstruktion einer Reithalle kommt es auf folgende Kriterien an

  • eine bestimmte Größe (Hallen für das Dressurreiten sind kleiner)
  • das Vermeiden von Säulen, abgesehen von Pilaren
  • Tore, die hoch, breit und leicht zu öffnen sind
  • ausreichend Tageslicht

Es können mehrere Errichtungsformen unterschieden werden:

  • mit Trapezblech verkleidet
  • ausgemauert
  • Fachwerkbinder
  • Stahlbinder
  • Holzleimbinder

Ältere Reithallen weisen meist Dächer aus Faserzement-Wellplatten auf. Auch Sandwichelemente sind möglich.

Immer häufiger finden sich Reitzelte. Bei diesen textilen Modellen verwendet man Aluminium und PVC.

Typisch ist der Verzicht auf eine Heizung, da dies gesünder für Pferde ist. Die Maße orientieren sich meist an der Turniergröße und betragen 20 m x 60 m, 20 m x 40 m oder 25 x 65 m.

Die gute Bodenqualität in einer Reithalle ist sehr wichtig. Entscheidender Faktor ist eine gleichmäßige Feuchtigkeit, die den Staub bindet, den Boden pflegt und die Reitbarkeit erhält. Die Befeuchtung kann beispielsweise in Form einer automatischen Reitbodenberegnung von oben oder eine Flutung von unten erzielt werden.

Schließlich sollte noch auf eine gleichmäßige Beleuchtung geachtet werden. Je nach Reitdisziplin ist eine regulierbare Lichtstärke zu empfehlen.

Reitunterricht in der Reithalle

Die meisten Reithallen werden dazu verwendet, um Übungen mit den Pferden durchzuführen. Dies kann zum Beispiel gewöhnlicher Reitunterricht sein.

  • Vor allem für Anfänger ist das Reiten in der Reithalle ein Vorteil, weil sie sich sicherer fühlen als unter freiem Himmel. Sollte das Pferd durchgehen, so kann es zumindest nicht weglaufen, sondern bleibt in der Reithalle.

  • Außerdem kann der Reitunterricht bei jedem Wetter gewährleistet werden, was ebenfalls ein großer Vorteil für Pferd und Reiter ist. Wenn der Unterricht jedes Mal vom Wetter abhängig wäre, würden viele Reithöfe zugrunde gehen.

    Wenn es draußen schön ist, kann auch am Paddock, im Viereck oder auf einem Reitplatz trainiert werden, ist es aber kalt, windig oder regnerisch, bietet die Reithalle klare Vorteile.

  • Auch der Boden der Reithalle ist jederzeit trocken, das Pferd kann nicht ausrutschen.

  • Auch der Geräuschpegel wird gedämmt. Störende Außengeräusche wie vorbeifahrende Autos und Motorräder und andere Geräusche werden abgeschirmt, sodass die Konzentration der Reiter nicht gestört wird.

Reithallen für Tunierveranstaltungen

Reithallen werden auch dazu verwendet, um verschiedene Übungsgeräte darin zu verstauen. So sind diese vor Dieben und Vandalismus geschützt.

In Reithallen können natürlich auch Turniere ausgetragen werden, wenn sie groß genug ist. Springreiten in der Halle sind keine Seltenheit.

Die Hindernisse werden aufgebaut, jedes Pferd hat die gleichen Chancen und Bedingungen, sodass ein fairer Wettkampf entstehen kann. Auch Dressur-Prüfungen werden häufig in der Reithalle abgehalten. Der Boden ist eben und weist keinerlei Hindernisse auf, deshalb eignet sich eine Reithalle besonders gut für das Dressurreiten.

Reitsport: Reiter auf Pferderücken, Parcoursreiten
Reitsport: Reiter auf Pferderücken, Parcoursreiten

Longierhallen

Longierhallen sind meist rund gebaut. Diese Architektur erschwert den Pferden allerdings die räumliche Orientierung, deshalb sind viereckige Longierhallen auch sehr beliebt. Außerdem sind sie wesentlich günstiger.

International bekannte Reithallen

Eine der berühmtesten Reithallen der Welt ist die Reithalle der Spanischen Hofreitschule in Wien. Hier kann man den Reitern und Pferden beim täglichen Training zusehen. Auch

  • die Königliche Reithalle in Hannover
  • die Reithalle in München und
  • der Marstall in München

sind weithin bekannt.

Bau oder Kauf einer eigenen Reithalle

Eine eigene Reithalle zu besitzen, ist für viele Reiter ein großes Glück. Man muss nicht kilometerweit fahren, um wetterunabhängig Reitstunden nehmen oder trainieren zu können. Es gibt einige Situationen und Fälle, in denen sich der Bau der eigenen Reithalle als lohnenswert erweist.

Regenreiche Gegend

Wenn man in einer sehr regenreichen Gegend wohnt, lohnt sich der Bau einer Reithalle auf jeden Fall. Wer beim Training ständig von der Witterung abhängig ist, wird nicht glücklich werden.

Der Bau einer eigenen Reithalle hat in diesem Fall viele Vorteile. Professionelle Turnierreiter müssen täglich trainieren und können es sich nicht leisten, vom Wetter abhängig zu sein.

Bedarf für den Reiterhof

Der Bau einer Reithalle lohnt sich natürlich auch für Besitzer eines Pferdehofes oder Besitzer einer Reiterpension. In beiden Fällen ist es wichtig, genügend Platz für die Reitstunden zur Verfügung zu stellen. Reithallen können sich auch lohnen, wenn man in einer sehr unebenen Landschaft wohnt und nirgends Platz findet, um Dressur zu reiten.

Mehrere Interessenten

Wenn mehrere Reiter in der gleichen Gegend wohnen, kann es ebenfalls sinnvoll sein, das Geld zusammenzulegen und sich zusammen eine Reithalle zu bauen oder zu kaufen. So profitieren alle davon und die Halle ist finanziell erschwinglich.

Hier empfiehlt sich, auszumachen, wer die Halle wann benutzen darf, damit es zu keinen Engpässen kommt. Ist die Halle groß genug, entfällt diese Vorgehensweise, da mehrere Pferde gleichzeitig trainiert werden können.

Kriterien, die beim Bau einer Reithalle beachtet werden müssen

Wichtige Faktoren:

  • Größe
  • Bauweise
  • Bodenbelag
  • Beleuchtung

Beim Bau einer Reithalle müssen allerdings einige Dinge beachtet werden.

Bauplanung

Wer sich eine Reithalle selbst baut oder bauen lässt, kann seine eigenen Vorstellungen einfließen lassen. Man kann bestimmen,

  • wie groß die Halle werden soll
  • ob es Zuschauerränge geben soll und
  • aus welchem Material die Halle sein soll.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich an die Leichtbauweise hält und keine Pfeiler baut. Außerdem sollte man sich gut überlegen, wie groß die Reithalle werden soll.

  • Größere Hallen eignen sich auch für mehrere Reiter, die gleichzeitig trainieren möchten.
  • Kleinere Hallen sind für Dressurreiter besser, da die Pferde die Figuren gründlicher ausführen müssen.

Viereckige Hallen haben ebenfalls Vorteile für das Pferd: Es kann sich besser orientieren als in runden Hallen. Runde Hallen werden gerne zum Longieren benutzt. Man kann also nicht aus jedem überdachten Grundstück oder Gebäude eine Reithalle machen. Auch die Traufenhöhe muss stimmen.

Des Weiteren kommt der Tragekonstruktion eine große Bedeutung zu. Sie muss stabil und hoch genug sein, sodass barrierefreies Reiten möglich ist. Das Material des Dachs und der Seitenwände darf nicht schwer sein, da die Konstruktion sonst einstürzen könnte.

Man unterscheidet bei der freitragenden Bauart zwischen

  • Einfeldträger- und Mehrfeldträgersystem mit mehreren eingespannten Stützen und
  • Zwei- und Dreigelenkrahmensystemen.

Am besten bespricht man das Bauvorhaben mit einem Bauunternehmer. Dieser wird Ihnen verschiedene Vorschläge für die Bauweise einer Reithalle machen.

Bodenbelag

Auch der Bodenbelag muss pferdegerecht sein. Wichtig ist, dass der Boden

  • elastisch
  • hufschonend und
  • gelenkfreundlich

ist. Wenn die Pferde ständig auf hartem Fliesenboden traben und galoppieren müssten, würden ihre Knie und Hufe das nicht lange mitmachen. Wer einen guten Bodenbelag für die Reithalle wählt, spart sich auch die Einstreu weitgehend.

Der Boden muss natürlich auch rutschfest und wasserfest sein. Wenn ein Pferd ausrutscht, können schlimme Unfälle passieren.

Beleuchtung

Natürlich spielt auch die Beleuchtung der Reithalle eine große Rolle. Das Licht sollte nicht zu grell sein, aber dennoch genügend Helligkeit bieten, sodass auch in der Dämmerung oder am Abend trainiert werden kann. Dies ist besonders im Winter wichtig, wenn das Sonnenlicht bereits zwischen 16 und 17 Uhr verschwindet.

Die oben erwähnten Faktoren können auch als Orientierung bei der Wahl der richtigen Halle zur Miete dienen.

Das Gestüt

Rechte Hand einer Frau an Rumpf oder Körper eines braunen Pferdes mit Halfter und Mähne
Rechte Hand einer Frau an Rumpf oder Körper eines braunen Pferdes mit Halfter und Mähne

Gestüte sind landwirtschaftliche Betriebe, die sich der Pferdezucht verschrieben haben. Es gibt verschiedene Arten von Gestüten, die sich mit verschiedenen Pferderassen beschäftigen. Das älteste Gestüt in Europa ist der Marstall in der Schweiz.

Das Landgestüt

Die Pferdezucht gibt es bereits seit vielen Jahrhunderten. Früher wurde sie bevorzugt dazu eingesetzt, starke und leistungsfähige Pferde für die Landwirtschaft oder auch Kavalleriepferde bereitzustellen. Heutzutage werden vor allem Rennpferde gezüchtet.

Funktion von Landgestüten

Auf Landgestüten wird im Prinzip keine eigene Zucht betrieben. Die Hauptaufgabe von Landgestüten ist es, hochwertige Deckhengste - auch Landbeschäler genannt - zur Verfügung zu stellen.

Interessant ist, dass die Hengste nicht das ganze Jahr auf Landgestüten verbringen, sondern während der Decksaison auf verschiedene Deckstationen aufgeteilt werden. So können die Wege der Züchter möglichst kurz gehalten werden.

Auch Privatzüchter haben Zugang zu den Landbeschälern. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert gab es Privatzüchter, die hochwertige Hengste mit Stuten kreuzten. Ursprünglich sollte die Qualität der Zuchthengste gesteigert werden, indem auch Privatzüchter Zugang zu den hochwertigen Deckhengsten hatten.

Früher war aber auch die Landwirtschaft ein starkes Zuchtmotiv. Außerdem wurden viele Pferde für die Kavallerie gebraucht.

Auf Landgestüten stehen meist Kaltblut- und Warmbluthengste; es gibt aber auch schon Landgestüte, die

  • Vollblutpferde
  • Kleinpferde
  • Haflinger und
  • Ango-Araber-Hengste

aufnehmen.

Katze auf einem Holzzaun umgeben von drei braunen Pferden
Katze auf einem Holzzaun umgeben von drei braunen Pferden
Heutiger Nutzen

Heutzutage stellt man sich bereits die Frage über den Nutzen von Landgestüten. Der Besamungsvorgang wird zunehmend mechanisiert und es werden grundsätzlich nicht mehr so viele hochwertige Pferde gebraucht. Aus diesem Grund wurden in den 50ern und 60ern bereits einige Landgestüte zusammengelegt oder aufgelöst.

Auch wenn heutzutage nicht mehr viele Pferde für die Landwirtschaft gebraucht werden, so gibt es immer noch den Rennsport, der nach wie vor sehr beliebt ist. Außerdem ist der Rennsport ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, was wiederum gegen die Auflösung von Landgestüten spricht.

Landgestüte mit Tradition

In Deutschland gibt es einige Landgestüte, die bereits sehr lange Tradition haben. Dazu zählen das Landgestüt Zweibrücken in Rheinland-Pfalz, welches 1755 gegründet wurde und das Niedersächsische Landgestüt Celle aus dem Jahr 1735. das Landgestüt Redefin in Mecklenburg-Vorpommern, gegründet 1812 und das Landgestüt Moritzburg, das 1815 gegründet wurde, gehören zu den ältesten Betrieben in Deutschland.

Das Hauptgestüt

Ein Hauptgestüt nennt man einen staatlich geführten Betrieb, auf dem

  • Hengste
  • Stuten und
  • Fohlen

gehalten werden. Auch dort werden Hauptbeschäler - Deckhengste - gezüchtet. Das Hauptgestüt Graditz ist ein reines Hauptgestüt, welches 1630 gegründet wurde.

Das Bayerische und das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt sowie das Haupt- und Landgestüt Marbach wurden ebenfalls bereits im 17. beziehungsweise 18. Jahrhundert gegründet. Sie vermitteln Deckhengste auch an Privatzüchter.

Funktion und Nutzen

Das Ziel eines Gestüts ist es, möglichst hochwertige Pferde zu erhalten. Dafür werden Zuchthengste nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Von Rasse zu Rasse sind die Merkmale unterschiedlich; Züchter sind meist darauf aus, eine bestimmte oder mehrere bestimmte Eigenschaften eines Pferdes mit denen eines anderen Pferdes zu kombinieren.

Bei der Reinzucht werden Kreuzungen nur innerhalb einer Pferderasse vorgenommen; deshalb ähneln sich die Nachkommen häufig sehr. Ausnahmen gibt es nur wenige.

Früher wurden Pferde

  • als Transportmittel
  • zu Kriegszwecken - als Kavalleriepferde und
  • für die Landwirtschaft

eingesetzt. Heutzutage spielt auch der Rennsport eine große Rolle, da Galopprennen und andere Wettbewerbe ein großer Wirtschaftsfaktor sind.

Wer bei Rennen brilliert und viele Siege einfährt, ist gleichzeitig ein gutes Zuchtpferd. Bei Vollblut-Rassen spielen vor allem Schnelligkeit, Ausdauer und Wendigkeit eine große Rolle. Diese Merkmale werden bei der Zucht an die folgenden Generationen weitergegeben.

Das wilde Gestüt

Eine besondere Form des Gestüts sind so genannte wilde Gestüte oder auch Wildbahngestüt. Hier greift der Züchter nicht direkt in den Zuchtvorgang ein, bestimmt also nicht punktgenau, welcher Hengst sich mit welcher Stute paaren soll. Wilde Gestüte sind naturbelassene Freigehege, in denen eine bestimmte Anzahl von Pferden lebt.

Bis in das 18. Jahrhundert stellten wilde Gestüte die Grundlage für die Deckung des Bedarfs an Pferden dar. Früher wurden Pferde noch häufig in der Landwirtschaft eingesetzt oder auch für Militärzwecke und als Transportmittel verwendet. Mit wilden Gestüten konnte die Deckung des Bedarfs an Pferden gewährleistet werden.

Die Zuchtpferde aus wilden Gestüten sind meist nicht so hochwertig wie die Pferde von Reinzuchten, da der Züchter keinen Einfluss darauf hat, welches Pferd sich mit welchem Pferd kreuzt. Trotzdem kann man die Zuchtergebnisse beeinflussen, indem man möglichst nur Pferde einer Rasse im Freigehege hält, sodass es zumindest zu keiner Aufspaltung der Zuchtlinie kommt.

Senner Pferde

Die älteste Pferderasse Deutschlands sind die Senner Pferde, deren Haltung in Wildbahn seit Anfang des 12. Jahrhunderts belegt ist. Bis in das 19. Jahrhundert wurde das wilde Gestüt aufrecht erhalten. Ab 1999 wurden wieder Senner Wildpferde angesiedelt.

Dülmener Wildpferde

Auf einem der bekanntesten Gestüte werden Dülmener Wildpferde gezüchtet. Die Pferde leben auf einem Gelände von 350 Hektar.

Das Besondere an den Dülmener Wildpferden ist, dass sie eher klein sind. Sie erreichen eine Größe von 1,20 bis 1,35 m.

Es handelt sich zwar nicht um echte Wildpferde, dennoch besitzen die Pferde viele Gene der Urwildpferde. Außerdem wurden früher regelmäßig echte Wildpferde, zum Beispiel Przewalski-Pferde und Koniks zugeführt.

Panje-Stuten

1923 wurde in er Nordkirchener Wildbahn ein wildes Gestüt eröffnet, in dem Panje-Stuten gezüchtet wurden.

Emscherbrücher Pferde

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in einem Landstreifen zwischen Waltrop und Bottrop Emscherbrücher Pferde gezüchtet. Die letzten Exemplare wurden in den 1840ern verkauft.

Auch in

gab und gibt es wilde Gestüte, in denen Pferde sich selbst aussuchen dürfen, mit welchem der Artgenossen sie sich paaren.