Förderlich für Pferd und Reiter - Tipps zu Bodenarbeitsübungen mit Pferden

Durch die Bodenarbeit mit Pferden lässt sich das Vertrauen zwischen Mensch und Tier aufbauen und vertiefen, bevor man sich zum ersten Mal aufs Pferd setzt. Das Training sollte bestenfalls bereits in den ersten Lebensmonaten des Tieres erfolgen. Zu den Bestandteilen zählen Longenarbeit sowie die so genannten zirzensischen Übungen. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Bodenarbeit mit Pferden.

Von Cornelia Gschiel

Unter Bodenarbeit im ursprünglichen Sinn versteht man die Arbeit mit dem Pferd vor dem ersten Aufsitzen. Es muss eine Vertrauensbasis zwischen Ausbilder und Pferd geschaffen werden, um es weiter ausbilden zu können.

Nicht auf dem Rücken sitzend

Erfolgt die übliche Kontrolle des Pferdes von dessen Rücken aus, auf dem der Reiter sitzt, so steht der Mensch bei der Bodenarbeit zu ebener Erde und agiert gemeinsam mit dem Tier. Der Vorteil liegt also bereits darin, dass sich beide Seiten sehen und wahrnehmen können.

Meist entwickelt sich daraus im Laufe der Zeit auch das Privileg, anhand des Gesichtes und der Bewegungen des Gegenübers zu erkennen, wie sich dessen Gefühlswelt gestaltet. Das Vertrauen auf beiden Seiten wächst allerdings nur dann, wenn ein schonender Einstieg in das Training gefunden wird. Beide Partner müssen am Boden zueinanderfinden und dort die ersten Schritte gemeinsam erfolgreich absolvieren.

Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd
Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd

Bereits im jungen Alter sinnvoll

Die Bodenarbeit stellt allerdings kein Vorgehen dar, das lediglich älteren und geübten Pferden vorbehalten sein sollte. Sinnvoll ist es, die Tiere schon in ihren ersten Monaten behutsam an das Training heranzuführen. Damit werden zwei positive Aspekte berücksichtigt:

  • Einerseits entwickelt das Tier bereits sehr früh eine Bindung zu dem Menschen, der ihm wichtige Schritte beibringen soll.
  • Andererseits werden die Muskeln und Sehnen des Pferdes stets trainiert und geschmeidig erhalten.

Oftmals basieren erst auf diesen Maßnahmen die Erfolge künftiger Turniere. Die gesamte Erziehung des Tieres kann beeinflusst und bei Fehlern sofort korrigiert werden - zu einem Zeitpunkt also, da das Pferd noch lernfähig und willig zur Aufnahme der Kenntnisse ist.

Verletzungen vermeiden

Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt darin, dass beide Seiten gefahrlos die Rangordnung klären können. Wird dieses Ziel vom Rücken des Pferdes aus angegangen, so kommt es nicht selten zu Stürzen und Verletzungen. Das Tier wird sich des Reiters im Sattel erwehren, ihn vielleicht sogar abwerfen. Bei den Übungen am Boden besitzt es diese Möglichkeiten nicht.

Vorzüge der Bodenarbeit:

  • Vertrauensaufbau
  • Entspannung für das Tier
  • weniger Verletzungen
  • bessere Kommunikation
  • regelmäßige Bewegung

Das Training wird daher von beiden Partnern als angenehmer empfunden und kann damit auch effektiver wirken. Sträubt sich das Tier nicht gegen die Maßnahmen, so wird es

  • mental nicht blockieren
  • aufnahmefähiger sein und
  • besser lernen können.

Der Reiter dagegen bleibt vor Verletzungen gefeit.

Haflinger-Pferd mit grauen Haaren blickt um eine Stalltür
Haflinger-Pferd mit grauen Haaren blickt um eine Stalltür

Bodenarbeit für kranke und alte Tiere

Heutzutage dient die Bodenarbeit aber auch dazu, um alte oder kranke Pferde zu bewegen. Pferde, die gerade nicht geritten werden können, profitieren dennoch von der Arbeit mit dem Reiter. Sie

  • erkennen die Körpersprache des Reiters oder Ausbilders besser und
  • werden selbst entspannter und umgänglicher.

Durch die Bewegung wird überflüssige Energie abgebaut.

Besonderheiten in den USA

Eine besondere Form der Bodenarbeit wird in den USA ausgeübt. Es werden Berührungen mit gewöhnlicher Bodenarbeit kombiniert. Dadurch dass das Pferd keinen Reiter trägt, kann man Verspannungen des Pferdes erkennen und lösen. Diese Methode hat sich besonders bei Problempferden bewährt.

Ziele der Bodenarbeit

Bei der Bodenarbeit geht es vor allem auch um Anerkennung und Respekt zwischen Pferd und Reiter. Wer das Pferd ständig mit Leckerli oder Streicheleinheiten besticht und es nie zurechtweist, wenn es etwas falsch gemacht hat, wird vom Pferd sicher nicht als Leittier anerkannt werden. In der Natur werden nur starke Tiere, die im richtigen Moment das Richtige tun, als Leitpferde anerkannt.

Sich vorher über die Ziele bewusst werden

Vor der Bodenarbeit sollte man sich Ziele überlegen, die das Pferd auch erreichen kann. Wenn das Pferd angebunden kaum still stehen möchte, wird es unangebunden erst recht nicht stehen bleiben. Die Ziele sollten also klar abgesteckt und realistisch sein.

Außerdem muss man sich im Klaren darüber sein, dass sich nichts erzwingen lässt. Ein Pferd lernt nicht vom einen Augenblick auf den anderen. Man muss ihm auch Zeit geben, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Unterschiedliche Übungen

Die Bodenarbeit sollte ein breites Spektrum umfassen. Leichte Bewegungen stehen dabei im Vordergrund.

Zirzensische Übungen

Bei den so genannten zirzensischen Übungen bringt der Mensch dem Pferd unterschiedliche Verhaltensmuster bei: Das

  • Hinknien
  • Aufstehen und
  • Sitzen

wird vermittelt. Über die Maßnahmen und die nachfolgenden Belobigungen erlernt das Tier eine Vielzahl an Kunststücken, vertieft dabei aber ebenso die Vertrauensbasis zu seinem Reiter und wird auch in seinen körperlichen Fähigkeiten Verbesserungen feststellen.

Selbst dominante Pferde erfahren in diesem spielerischen Umgang das Prinzip der Hierarchien - sie können sich leichter unterordnen und den Anweisungen des Menschen folgen. Darin liegt der Grundstein des künftigen gemeinsamen Weges.

Longenarbeit

Die Longenarbeit spielt eine große Rolle bei der Bodenarbeit. Im Prinzip geht es darum, in der Mitte eines Kreises zu stehen und das Pferd zu longieren.

Den Parcours nutzen

Da das Training aber mit der Zeit langweilig wird, sollte man den Kurs immer abwechselnd gestalten und das Pferd auch einmal über Cavalettis oder Stangen gehen lassen. Wobei wir beim nächsten Thema wären: Die Arbeit mit Stangen und Cavalettis ist bei der Bodenarbeit ebenfalls sehr beliebt. Gleichgewicht und Koordination des Pferdes werden dabei geschult.

Sinnvoll erweist es sich, wenn der Reiter nicht alleine den Boden an sich in die Arbeit einbezieht, sondern stets auch kleine Barrieren und Hindernisse aufstellt. Diese

  • ermöglichen ein vielschichtiges Training,
  • sorgen aber gleichfalls für ein hohes Maß an Abwechslung.

Das Pferd muss sich immer wieder auf die neuen Gegebenheiten einstellen und sich auf das Training konzentrieren. Im Regelfall sind damit Fortschritte der Arbeit verbunden.

Allerdings darf diese nicht allzu kritisch angegangen werden. Wichtig ist es, auch den Faktor Zeit einzurechnen und die Übungen eher langfristig anzulegen. Das meist scheue Pferd wird damit langsam, aber stetig eine Basis des Vertrauens zu dem Menschen finden und alsbald gerne und erfolgreich trainieren.