Kunstfliegen - Merkmale, Figuren und Entwicklung

Beim Kunstfliegen werden nicht nur verschiedene Figuren und Formationen ausgeführt, es werden auch unterschiedliche Flugzeugkategorien verwendet. Neben kleinen Flugzeugen werden auch Kampfjets, Hubschrauber und seit einigen Jahren sogar Hängegleiter und Gleitschirme beim Kunstfliegen eingesetzt. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Kunstfliegen und dessen Entwicklung.

Von Cornelia Gschiel

Kunstfliegen - Generelle Merkmale

Beim Kunstfliegen bzw. Kunstflug handelt es sich um Flüge bzw. Flugbewegungen mit Luftfahrzeugen, welche man im normalen Flug nicht ausführt. Es kommt zu besonderen Fluglagen, Flugmanövern sowie anomalen Fluggeschwindigkeiten.

Unterscheiden kann man in den Motorkunstflug sowie den Segelkunstflug. Ersterer gilt als eigene Sporart, bei denen Sportflieger eingesetzt werden.

Beim Wettbewerbskunstflug gibt es ein festes System, was das Programm mit den verschiedenen Figuren anbelangt. Dabei steht jede Figur in Zusammenhang mit einem Schwierigkeitsgrad.

Auch im Segelkunstflug werden Meisterschaften ausgetragen. Hier kommt es darauf an, eine ausreichende Ausgangshöhe zu erreiche, damit das Programm, welches meist 10 Figuren enthält, abgeflogen werden kann.

Beim Segelkunstflug kommen andere Figuren zum Einsatz als beim Motorkunstfliegen. So sind aufgrund des fehlenden Propellerwindes beispielsweise keine gyroskopischen Figuren möglich; andere sind wiederum deutlich schwerer zu fliegen.

Möchte man hierzulande die Berechtigung zum Segelkunstfliegen erlangen, braucht man 120 Starts, nachdem man die Segelfluglizenz erhalten hat, oder mindestens 40 Flugstunden. Die Ausbildung zum Kunstflieger bedarf mindestens 20 Starts oder fünf Stunden. Zu den Figuren, die in der Ausbildung enthalten sein müssen, zählen.

  • Looping
  • Turn
  • gesteuerte Rolle
  • hochgezogene Rollenkehre
  • Aufschwung
  • Rückenflug
  • Trudeln

Eingesetzte Flugzeuge

Beim Kunstfliegen werden prinzipiell nur Fluggeräte verwendet, die zum Kunstflug zugelassen sind. Es gibt spezielle Kunstflugzeuge, mit denen die verschiedenen Figuren noch besser ausgeführt werden können. Besonders beliebt sind aber auch Jagd- und Kampfjets.

Die Zuschauer sind immer fasziniert von den schnellen und wendigen Flugzeugen.

  • Beim Kunstflug werden meist düsengetriebene Kampfflugzeuge verwendet.
  • Außerdem kommen leichte Trainingsflugzeuge - zum Beispiel die BAE Hawk - zum Einsatz.
  • Hin und wieder kann man auch schwere Kampfflugzeuge sehen. Die F18 zählt zu dieser Kategorie.

Bei einigen Flugshows und auch bei internationalen Wettbewerben treten die Flugzeuge einzeln auf. So kann man die Figuren besser sehen. Bei anderen Flugschauen setzt man vermehrt auch ganze Flugzeugstaffeln, die aufregende Formationen fliegen.

Flugzeugkategorien:

  • Flugzeuge
  • Hubschrauber
  • Hängegleiter
  • Gleitschirme

Die meisten Staffeln bestehen aus fünf bis acht Flugzeugen. Die Frecce Tricolori sind eine Ausnahme - sie fliegen mit zehn Flugzeugen und sind gerade deshalb besonders berühmt. Für die Piloten bedeutet das Kunstfliegen in einer Staffel höchste Anstrengung, da jede Figur genau einstudiert werden muss und es zu keinen Kollisionen in der Luft kommen darf.

Hubschrauber beim Kunstfliegen

Neben Flugzeugen kommen in letzter Zeit auch immer häufiger Hubschrauber bei Flugshows zum Einsatz. 1968 machten die Blue Eagles mit ihrer professionellen Hubschrauberkunst den Anfang.

Die verschiedenen Figuren und Manöver sind nicht mit denen von Flugzeugen zu vergleichen, da die beiden Fluggeräte-Typen völlig unterschiedlich aufgebaut sind. Hubschrauber starten und landen im Gegensatz zu Flugzeugen vertikal und besitzen Rotorblätter anstatt von starren Tragflächen. Außerdem sind Hubschrauber um ein Vielfaches wendiger als Flugzeuge.

Sie können beispielsweise rückwärts fliegen oder einen Schwebeflug ausführen. In Fachkreisen wird von Helikopterballett gesprochen.

Nicht alle klassischen Figuren dürfen mit Hubschraubern ausgeführt werden, da Rotorkopf und Rotorblätter nicht unbedingt für solche extreme Belastungen gemacht sind und auf keinen Fall mit dem Heckausleger kollidieren dürfen.

Auch Hubschrauber werden beim Kunstfliegen eingesetzt
Auch Hubschrauber werden beim Kunstfliegen eingesetzt

Hängegleiter und Gleitschirme beim Kunstfliegen

Der Kunstflug mit Hängegleitern und Gleitschirmen ist noch sehr jung. Seit dem Jahr 2006 werden in dieser Disziplin auch Weltmeisterschaften veranstaltet.

Beliebte Figuren beim Kunstfliegen

Beim Kunstfliegen gibt es viele spannende Figuren, die die Zuschauer begeistern. Für die Piloten bedeutet das Kunstfliegen jedoch enorme Anstrengung.

Sie müssen sich konzentrieren und in außerordentlich guter Verfassung sein. Zu den beliebtesten Figuren zählen unter anderem

  • der Looping
  • der Immelmann
  • das Trudeln und
  • die Rolle.

Beim Kunstfliegen können sowohl militärische als auch zivile Piloten antreten. Zivilpiloten müssen allerdings einen Kunstflugschein machen. Kunstfliegen zählt zu den spektakulärsten Sportarten. Meisterschaften finden nach den Regeln der CIVA und FAI statt.

Beim Kunstflug kommt es darauf an, besonders spannende Figuren und Formationen einzeln oder in Gruppen zu fliegen. Verschiedene Figuren sind verschieden schwer, der Schwierigkeitsgrad fließt auch in die Bewertung mit ein.

Je nach Wettbewerb gibt es verschiedene Figuren. Einige davon sind inoffiziell und dürften bei gewissen Wettbewerben nicht gezeigt, beziehungsweise nicht gewertet werden.

Kunstfliegen - Flugzeuge fliegen Figur unter blauem Himmel
Kunstfliegen - Flugzeuge fliegen Figur unter blauem Himmel

Angewandte Figuren:

  • Looping
  • Immelmann
  • Trudeln
  • Rolle
  • Turn
  • Torquen
  • Kubanische Acht

Looping

Die beliebteste Figur beim Kunstfliegen ist der Looping. Hierbei wird ein vertikaler Kreis aufwärts geflogen, der oben in die Rückenlage führt. Der Looping gehört zum Standardrepertoire von Kunstfliegern und ist nicht besonders schwer auszuführen, dennoch ist er sehr beliebt bei den Zuschauern. Wichtig ist, dass man den Looping wirklich kreisrund fliegt.

Immelmann

Etwas schwerer ist der Immelmann oder Aufschwung. Hierbei macht der Pilot einen halben Überschlag und gleich danach eine halbe Rolle. Mit dem Immelmann kann man die Flugrichtung unglaublich schnell ändern oder auf engem Raum umkehren. Außerdem gewinnt man bei der Ausführung des Aufschwungs an Flughöhe.

Trudeln

Auch das Trudeln gehört zu den beliebtesten Figuren beim Kunstfliegen. Beim Trudeln bewegt sich das Flugzeug nach einem Strömungsabriss in einer sehr steilen Spirale Richtung Boden. Das Trudeln sieht äußerst spektakulär aus, weil es beinahe an einen Absturz erinnert.

Rolle, Kubanische Acht und Co.

Wenn sich ein Flugzeug beim Kunstfliegen um 360 Grad dreht, spricht man von einer Rolle. Man unterscheidet die gesteuerte, die gerissene und die Fassrolle. Letztere ist eine Kombination aus Looping und gesteuerter Rolle.

Neben den beschriebenen Figuren gibt es noch

  • den Turn
  • Torquen
  • die Kubanische Acht oder
  • Loopingacht.

Beim Kunstfliegen wird niemals nur eine Figur ausgeführt. Die besten Figuren werden zu einem möglichst spektakulären Programm zusammengefasst, das die Zuschauer begeistern und in seinen Bann ziehen soll.

Die Geschichte

In den Anfangszeiten des Fliegens war man sich einig: Das Flugzeug sollte auf keinen Fall absichtlich in Schräglage gebracht werden. Einige Piloten waren jedoch mutiger als andere und begannen zu forschen.

Sie wollten ihre Maschine in jeder Situation beherrschen, was schließlich zur Entwicklung des Kunstfluges und der typischen Figuren führte. 1913 wurde der erste Looping von Igor Nestorow geflogen. Im selben Jahr schaffte es Alfred Friedrich ein Flugzeug ins Trudeln zu bringen und danach sicher wieder abzufangen.

Von der ersten Flugschau zur Luftwerbung

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden erste Flugschauen veranstaltet, meist auf Wander- und Jahrmärkten. Anfangs wurden nur einfache Formationen und Figuren geflogen, später nahm man sich ein Vorbild an den Formationen, die im ersten Weltkrieg zu Kriegszwecken eingesetzt worden waren. Mit der Zeit gab es immer mehr so genannte Wanderflieger, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zogen und ihre Flugschauen darboten.

Auch die Luftwerbung ist indirekt mit dem Kunstfliegen verbunden. 1922 führte der britische Major Jack Savage eine Luftwerbung vor. Das so genannte Himmelsschreiben wurde schnell immer beliebter in der Werbebranche.

Auch heutzutage sieht man noch häufig kleine Flugzeuge, die Werbebanner hinter sich herziehen und so auf

  • eine bestimmte Marke
  • einen bestimmten Shop oder
  • ein Ereignis

aufmerksam machen. Einige Menschen verwendeten das Himmelsschreiben auch dazu, ihren Partnern oder Partnerinnen Heiratsanträge zu machen.

Exakte Formationen und freie Interpretationen

Nach dem Ersten Weltkrieg spaltete sich das Lager der Kunstflieger.

  • Die einen legten mehr Wert auf die exakte Ausführung der einzelnen Figuren und Flugmanöver.
  • Die anderen flogen atemberaubende Formationen und liebten den Adrenalinkick dabei.

Prinzipiell werden Zuschauer bei Flugshows durch die Manöver der Piloten verzückt, während es bei heutigen Wettbewerben um die exakte Ausführung der Figuren geht.

Kunstflugveranstaltungen

Seit 1934 gibt es regelmäßig verschiedene Kunstflüge. Damals war das erste Programm für alle Piloten dasselbe. Ein weiteres Programm konnten sie sich selbst aussuchen. Heutzutage dauert die Finalkür nur noch vier Minuten und ist besonders spannend für Zuschauer und für die Piloten selbst.

Kunstflugstaffel, bestehend aus 13 Flugzeugen, zieht am Himmel farbige Rauchstreifen hinter sich her
Kunstflugstaffel, bestehend aus 13 Flugzeugen, zieht am Himmel grüne, weiße und rote Rauchstreifen hinter sich her

Die berühmtesten Flugshows der Welt

Zivile Piloten müssen erst einmal einen Kunstflugschein erwerben, damit sie an Flugschauen teilnehmen dürfen. Für Militärpiloten gehören gewisse Elemente, die auf Flugshows vorgeführt werden, zum normalen Trainingsprogramm. Bei einer Show werden die einzelnen Figuren und Elemente in besonders schneller Abfolge geflogen, damit es noch spektakulärer aussieht.

Flugshows sind leider auch durch die zahlreichen Unfälle immer bekannter geworden. Teilweise werden sehr riskante Manöver gezeigt, die die Piloten an ihre Grenzen bringen. Niedrige Flughöhe sowie der geringe Abstand zwischen den einzelnen Maschinen tragen ebenfalls dazu bei, dass es immer wieder zu Unfällen kommt.

Die Piloten haben unglaublich kurze Reaktionszeiten und müssen zu jeder Zeit auf alles gefasst sein. Am schwierigsten sind Vorführungen, bei denen eine ganze Gruppe von Flugzeugen gemeinsam auftritt. Macht ein Pilot einen Fehler, kann es zu einem gefährlichen Zwischenfall kommen.

Flugshows in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es einige Flugshows, die besonders bekannt sind. Dazu zählt beispielsweise die Hamburg Airport Classics, die bisher dreimal stattgefunden und viele Hunderttausende Besucher begeistert hat.

Das Besondere an dieser Flugshow waren die teilnehmenden Airbusse. Während der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin wird ebenfalls immer eine Flugshow der Superlative geboten. Im Rahmen dieser Flugschau kamen beispielsweise Eurofighter und die Patrouille de France zum Einsatz.

AirPower in Österreich

In Österreich findet regelmäßig die AirPower statt. Hierbei handelt es sich um eine Flugshow des Österreichischen Bundesheeres. Auch Red Bull und das Land Steiermark sind Mitveranstalter.

Diese Flugshow existiert seit 2003 und ist die größte Flugschau in Europa. Vorgeführt werden diverse Militärflugzeuge und -hubschrauber und Kunstflüge. Auch internationale Gruppen wie die Frecce Tricolore nehmen regelmäßig an der AirPower teil und zeigen ihr Können.

Royal International Air Tattoo in Großbritannien

In Großbritannien findet jährlich die Royal International Air Tattoo - die größte militärische Flugschau der Welt statt. Zu sehen sind militärische Hubschrauber und Flugzeuge.

Weitere berühmte Flugshows finden in

statt. Kritisiert werden die hohen Belastungen für die Umwelt und das große Unfallrisiko.