Steinstoßen - Merkmale, Geschichte und Hinweise zum Wurfgerät

Das Steinstoßen ist ein Kraftsport mit langer Tradition. Dabei handelte es sich ursprünglich nicht um einen Sport, sondern um eine Kampftechnik. Heute zählt es zum Bereich des Rasenkraftsports. Es gilt, ein quaderförmiges Gerät aus Gusseisen oder Kunststein möglichst weit hinaus zu stoßen. Informieren Sie sich über das Steinstoßen samt Geschichte und Merkmale des Wurfgeräts.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Steinstoßen - Generelle Merkmale und Entstehung

Das Steinstoßen zählt zum Rasenkraftsport. Hierzulande untersteht es der Aufsicht des DRTV, des des Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verbands.

Es handelt sich um eine Schnellkraftdisziplin mit dem Ziel, ein Gerät aus Gusseisen oder Kunststein, welches die Form eines Quaders aufweist, mit gewissem Anlauf mit einem Arm so weit wie möglich hinaus zu stoßen. Die Gewichte können dabei zwischen drei und 15 Kilogramm betragen.

Die Anlauflänge liegt bei 10 bis 15 Meter. Es erfolgt eine Einteilung der Athleten in unterschiedliche Gewichtsklassen.

Seinen Ursprung dürfte das Steinstoßen in der Schweiz und im Appenzellerland haben. Ausgeübt wurde es von Hirten und Sennen.

Urkundlich nachweisen lassen sich Einzel- und Zweikämpfe bereits im 13. Jahrhundert. Nachdem der Petersplatz in Basel 1286 als öffentlicher Platz anerkannt wurde, diente er nicht nur als Park, sondern auch als Sportplatz. Hier trug man unter anderem auch Steinstoßwettbewerbe aus.

Der Stein als Waffe

Gleichzeitig lässt sich belegen, dass der Stein nicht nur dem sportlichen Vergnügen, sondern auch als Kampfwaffe diente. In Morgarten, einer Ortschaft am Ägerisee, wurden im Deutschen Thronstreit im 14. Jahrhundert neben einer neuartigen Hellebarde große Steine eingesetzt, um die Pferde der Armee scheuen zu lassen und um Menschen zu erschlagen.

Ähnliche Fälle sind aus Laupen, Näfels und Gionornico bis ins 15. Jahrhundert bekannt. Für besonderes Aufsehen sorgte der Tod des Schweizers Arnold Schick in der Schlacht bei St. Jakob an der Birs.

Damals entnahm man die entsprechenden Wurfgeräte aus der näheren Umgebung, vorrangig aus dem Gebirge. Inzwischen handelt es sich bei den verwendeten Steinen um solche, die im eigentlichen Sinne gar keine sind.

Der Eisenquader als Wurfgerät

Mit der Entwicklung des Steinstoßsports änderten sich auch die Anforderungen an das zu verwendende Wurfgerät. Nicht immer standen Gebirge mit entsprechenden Steinen zur Verfügung. Erstmals wurde das Steinstoßen im Jahre 1860 in Coburg ausgetragen. Hier fand das Deutsche Turnfest statt.

Der damalige Stein war ein Eisenquader mit einem Gewicht um 15 Kilogramm. Dieses Gewicht wird auch heute noch bei Wettkämpfen von den männlichen Teilnehmern verwendet. Eine kleinere Ausführung von 6,4 Kilogramm gelangte bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 ins Programm.

Seit 1983 kämpfen auch Frauen bei den Deutschen Meisterschaften. Weitere Wettbewerbe finden auf nationaler und internationaler Ebene statt.

Vorgeschriebene Eigenschaften

Entsprechend der Art des Wettkampfes legt das jeweilige Wettkampfkomitee die Besonderheiten des zu verwendenden Steines fest. Grundsätzlich besteht dieser aus Kunststein oder Gusseisen.

Immer muss er die Form eines Quaders besitzen, in einigen Regelungen ist explizit auf einen achteckigen Quader hingewiesen. Das Gewicht des Steines kann variieren.

  • Während bei den meisten Wettkämpfen Männer einen Stein von 15 Kilogramm und Frauen ein Wurfgerät von 5 Kilogramm verwenden,
  • schreibt das Niedersächsische Jahn-Bergturnfest im Ernst-Stahlhut-Werfervierkampf für Männer bis zu einem Lebensalter von 50 Jahren einen Stein von 15 Kilogramm vor,
  • für Frauen und Männer über 50 Jahren einen Stein von 10 Kilogramm.

Die Anzahl der Versuche ist im Normalfall mit 3 festgelegt, beim Ernst-Stahlhut-Werfervierkampf sind es 4 Versuche, wobei zweimal mit der linken Hand und zweimal mit der rechten Hand zu stoßen ist. Hinzu kommen besondere Regelungen für weitere Altersklassen.

Weitere Entwicklung

Das Steinstoßen entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Sport, der fast überall ausgetragen wurde. Auf Marktplätzen, auf zugefrorenen Seen und sogar in Klosterhöfen. Im Jahr 1315 konnte dieses Treiben in Luzern erstmals von den Behörden unterbunden werden. Sie verbaten einen Wettkampf, der im Kirchhof zur Kapelle stattfinden sollte.

Im 15. und 16. Jahrhundert kam es zur Gründung diverser Schützenverbände, die ihre eigenen Schützenfeste veranstalteten. Zur Sportart Schießen kam die Sportart Steinstoßen hinzu. Benutzt wurden Steine mit einem Gewicht von 15 Pfund, 30 Pfund und 50 Pfund. Gestoßen wurde in 3 Durchgängen.

Ein besonderes Trainingsgerät sorgte im 19. Jahrhundert für Schlagzeilen. Es handelte sich um einen Stein von 225 Pfund aus der Region Entlebuch. Mit ihm übten die Hirten und Sennen regelmäßig, wenn sie vom Gottesdienst kamen. Trainiert wurde unter einer großen Linde, weshalb dieser Stein den Namen Lindenstein zu Escholzmatt bekam.

Ein ähnlich bekannter Stein ist der Unspunnenstein, der auf einem Alphirtenfest 10 Fuß weit gestoßen worden sein soll. Dieser bereits 1805 verwendete Stein genießt ein hohes Ansehen und wird noch heute auf ausgewählten Festen ausgestellt. Seit 1853 wird das Steinstoßen als nationaler und internationaler Wettkampf ausgetragen.