Stile und Formenvielfalt beim Wing Chun

Bei Wing Chun handelt es sich um einen chinesischen Kung Fu Stil. Je nachdem, auf welche Art und Weise man die Unterteilung der Stile angeht, bestehen unterschiedliche Namensgebungen. Des Weiteren unterscheidet man zwischen dem klassischen und dem nicht-klassischen Stil. Für ein effizientes und gezieltes Training wird häufig eine Holzpuppe eingesetzt. Informieren Sie sich über die Stile und Formenvielfalt beim Wing Chun.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Entstehung

Einer Legende zufolge könnte Wing Chun einst als Selbstverteidigungsmöglichkeit für körperlich schwächere Personen entwickelt worden sein. Wie er sich entwickelt hat, kann nicht eindeutig belegt werden. In einer Legende wird davon ausgegangen, dass der Ursprung in einem Shaolin-Kloster zu finden ist, das heute nicht mehr existiert.

Ziel einer Nonne soll es gewesen sein, einen Kampfstil für körperlich Schwache zu finden, mit dem sie sich erfolgreich gegen Bedrängungen jeder Art verteidigen können. Erste Aufzeichnungen datieren aus dem Jahr 1854. Sie belegen, dass die Kampfkunst Wing Chun schon immer eng mit der Schauspielerei und dem Theater verbunden war.

Auch heute bekannte Schauspieler haben ihr Wissen von berühmten Wing-Chun-Lehrern vermittelt bekommen. Fakt ist, dass die Kampfkunst Wing Chun sich ständig weiter entwickelt hat.

Verschiedene Namensgebungen

  • Viele Techniken erhielten die Namen von Tieren, da deren Bewegungsabläufe und Formen denen der Wing-Chun-Kämpfer glichen. In diesem Sinne werden auch Kampfstile unterschieden.

  • Eine andere Möglichkeit der Unterscheidung ist die Einteilung des Wing Chun in Nord- und Südstile, wobei die Nordstile bevorzugt Fuß- und Beintechniken verwenden, die Südstile hingegen Arm- und Handbewegungen. Beide Gruppen lassen sich weiter unterteilen.

  • Die dritte Möglichkeit der Unterscheidung ist die Bezeichnung der Stile nach deren Entwicklern, die als Großmeister bezeichnet werden. Insbesondere sind hier der Ip Man Stil, der Yuen Kay Shan Stil, der Yiu Choi/Yiu Kay Stil und der Pan Nam Stil bekannt.

Der klassische Stil

Nicht zuletzt wird in klassische und nicht-klassische Kampfstile im Wing Chun unterschieden. Der klassische Stil basiert auf wissenschaftlichen Konzepten. Er hat nichts mit Akrobatik oder animalischen Nachahmungen gemein. Die Bewegungsabläufe werden in unterschiedliche Phasen eingeteilt, die in einander eingreifen. So ist es möglich, eine Wing-Chun-Technik mit einer anderen abzuwehren und mit einer dritten zu kontern.

Der klassische Stil im Wing Chun kennt lediglich

  • drei Handtechniken und
  • eine Fußtechnik,
  • eine Dummy-Technik und
  • zwei Waffentechniken.

Letztere sind der Langstock und das Doppelmesser. Im Training greift man meist auf Kurzstöcke und auf Messerimitate zurück. All diese Techniken lassen sich leicht erlernen. Dennoch dauert es sehr lange, bis man sie tatsächlich beherrscht.

Der nicht-klassische Stil

Im nicht-klassischen Wing Chun greift man auf Variationen und Abwandlungen der klassischen Elemente und auf individuelle Freiheiten zurück. Teils sind sie anderen Kampfkünsten entnommen, teils handelt es sich um instinktive Reaktionen als Antworten auf empfangene Reize. Außerdem geht es um eigenwillige Interpretationen.

Mit der Zeit entwickelt der Kämpfer seinen persönlichen Kampfstil, obwohl er im eigentlichen Sinne die bereits vorhandenen Techniken nur neu ordnet. Und immer wieder geht es um die perfekte Ausführung von Formen, ohne die Wing Chun nicht auskommen kann.

Blonde Frau in Boxhaltung, streckt die Faust entgegen, blauer Hintergrund
Blonde Frau in Boxhaltung, streckt die Faust entgegen, blauer Hintergrund

Formen-Vielfalt beim Wing Chun

Wing Chun ist ein chinesischer Kampfkunststil, der mit oder ohne Waffen ausgeführt wird. Besonders wichtig ist das Erlernen von komplexen Bewegungsabläufen und Techniken, die auch körperlich schwächeren Personen eine effektive Verteidigung ermöglichen sollen.

Wie bei vielen anderen Kampfkünsten ist auch beim Wing Chun das Erlernen von Formen sehr wichtig. Sie bezeichnen Bewegungsabläufe und Techniken, die zunächst vom Schüler allein geübt werden. Die Formen des Wing Chun werden als eine Art Notizbuch bezeichnet, das innerhalb der Familie über Generationen weitergegeben wird.

  • Zu den bekanntesten Formen gehört Siu Nim Tao, die aus 8 Sätzen besteht. Die Beine verbleiben im stabilen Stand, während die Arme unterschiedliche Techniken üben. Besondere Beachtung findet dabei das Maß an Spannung und Entspannung.

  • Zu den Basisformen, bei denen erste Fußtechniken angewandt werden, zählt Chum Kiu, was übersetzt "Suchende Arme" heißt. Die Technik besteht aus Kombinationen von Arm- und Beinbewegungen sowie aus Schritttechniken.

  • Zu den Formen, die sich besonders in Notsituationen als sehr wirksam erweisen, gehört Bju Tse, deren Ausführung der übersetzten Bezeichnung "Stoßende Finger" zu entnehmen ist.

Verwendete Hilfsmittel

In Ermangelung eines Trainingspartners greifen die Kämpfer des Wing Chun häufig auf eine Holzpuppe zurück, die den Namen Mok Jan Chong trägt. An ihr lassen sich gezielt Bewegungsabläufe einstudieren. Der Langstock trägt den Namen Luk Dim Bun Guan. Er wird für verschiedene Stoßkampftechniken eingesetzt, die ihren Ursprung in philippinischen Kampftechniken haben.

Als Pa Cham Dao werden Doppelkurzschwerter oder Schmetterlingsmesser bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Kampfkunststilen ist es üblich, erst das Kämpfen mit Waffen und dann den unbewaffneten Kampf zu trainieren.