Selbstverteidigung - Möglichkeiten, Vorzüge und Effektivität

Als Selbstverteidigung werden unterschiedliche Abwehrmaßnahmen gegen Angriffe auf die eigene Person bezeichnet. Zur Selbstverteidigung zählen aber auch Strategien, solche Angriffe von Vornherein zu vermeiden. Die wichtigste Voraussetzung ist die Überwindung der Angst. Lesen Sie über Möglichkeiten, Vorzüge und Effektivität der Selbstverteidigung.

Von Kai Zielke

Selbstverteidung: Mögliche Maßnahmen

Unter Selbstverteidigung versteht man die Abwehr sowie die Vermeidung von Angriffen, die auf die körperliche oder seelische Unversehrtheit einer Person abzielen. Solche Angriffe können ein ganz unterschiedliches Ausmaß erreichen; darunter fallen beispielsweise

  • Nichtbeachten
  • eine unbedachte Äußerung
  • die Einnahme von gemeinschaftlichem Raum
  • Beleidigung und Mobbing
  • Körperverletzung
  • schwere Gewalt

Handelt es sich um nicht-körperliche Angriffe bzw. deren Abwehr, spricht man auch von Selbstbehauptung. Selbstverteidigung ist vor allem die Abwehr von Angriffen auf die eigene Person. Heutzutage genießt Selbstverteidigung einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und kann in zahlreichen Kursen erlernt werden.

Die persönliche Sicherheit durch Selbstverteidigung zu stärken, ist in unterschiedlichen Formen möglich. Lesen Sie, wie Sie durch Selbstverteidigung selbstbewusster und sicherer werden können.

Viele Menschen glauben, unter Selbstverteidigung würden nur Maßnahmen fallen, welche etwas mit der körperlichen Abwehr eines Angreifers zu tun haben. Diese Annahme ist jedoch falsch, da Selbstverteidung schon viel früher beginnt.

Selbstverteidigungstraining in der modernen Zeit

Selbstverteidigung ist nach heutiger Auffassung nicht nur die direkte Abwehr eines Kampfes. Stattdessen werden dieser auch Maßnahmen und Vorgehensweisen zugeordnet, welche der Vermeidung eines Angriffs dienen.

Ein modernes Selbstverteidigungstraining setzt deshalb schon an der Körpersprache und dem Auftreten an. Sollte sich dann ein Konflikt abzeichnen, kann der Täter eventuell abgeschreckt werden, sobald das Opfer Stärke und Verteidigungsbereitschaft signalisiert.

Man denke in diesem Zusammenhang beispielsweise an eine junge Frau, welche in der Fußgängerzone verbal belästigt wird. Tritt sie diesen Anfeindungen nun offensiv und selbstsicher entgegen, ist es unwahrscheinlich, dass der Angreifer weitere offensive Schritte unternimmt. Schließlich ist das Risiko des Misserfolgs nun viel zu groß.

Neben diesen Verhaltensregeln, welche der erfolgreichen Vermeidung einer Attacke dienen, gibt es noch die natürlichen Maßnahmen der Selbstverteidigung. Hierunter fallen vor allem körperliche Angriffsmöglichkeiten, welche dem Schutz der eigenen Person dienen.

Dabei ist es wichtig, diese von den Techniken der Kampfsportarten abzugrenzen. Schließlich steht das Opfer bei der Selbstverteidigung zumeist einem stärkeren Angreifer gegenüber und es gibt keinen Anlass, auf dessen Gesundheit zu achten. Tritte in den Intimbereich des Mannes kommen deshalb ebenso in Frage wie ein Stechen in die Augen.

Darüber hinaus arbeiten einige Selbstverteidigungskonzepte noch mit weiteren Hilfsmitteln, welche die eigenen Abwehrchancen verbessern. Der Klassiker ist dabei das Pfefferspray, welches den Angreifer zwar nicht ernsthaft verletzt und dennoch minutenlang außer Gefecht setzt.

Rückenansicht Frau beim Krafttraining, im Hintergrund Meer
Rückenansicht Frau beim Krafttraining, im Hintergrund Meer

Kampfkunst und Lebensphilosophie

Wer eine Kampfkunst praktiziert, ist in der Lage, sich bei einem Angriff zur Wehr zu setzen. Doch nicht jede Art der Selbstverteidigung muss eine solche sein.

Kampfkünste stehen häufig in Verbindung mit Lebensphilosophien und müssen lange erlernt werden, um sie korrekt auszuüben. Selbstverteidigungstechniken begreift man schnell.

bieten entsprechende Lehrgänge an. Zur Anwendung kommen Elemente aus verschiedenen Kampfsportarten, wobei mental und körperlich trainiert wird. Dem Angegriffenen muss klar sein, dass es im Gegensatz zum sportlichen Training nicht darum geht, gegen einen gleichstarken Gegner anzutreten und diesen mit fairen Mitteln zu besiegen.

Angreifer befinden sich oft in der Überzahl und sind dem Angegriffenen auch körperlich überlegen. Bei der Selbstverteidigung geht es allein um den eigenen Schutz.

Die Hilfe anderer Menschen

Wer angegriffen wird, sollte sich nicht scheuen, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Bei akuten Überfällen bietet es sich an, die Öffentlichkeit zu aktivieren. Um die Anonymität der Masse und deren Untätigkeit zu brechen, sollten gezielt Personen angesprochen werden.

Auch bei längerfristigen Übergriffen innerhalb der Familie oder im Bekanntenkreis ist es sinnvoll, sich jemandem anzuvertrauen, um den Leidensweg zu beenden. Als Möglichkeit kommen beispielsweise

in Betracht.

Maßnahmen gegen psychische Gewalt

Viel häufiger als körperliche Übergriffe finden seelische Misshandlungen statt. Opfer von psychischer Gewalt in privaten und beruflichen Leben sind einem großen Leidensdruck ausgesetzt, in dessen Folge körperliche Störungen und sogar schwere Krankheiten auftreten können.

Eine Art Abwehrmaßnahme hiergegen ist die psychische Schulung der Betroffenen. Wer selbstbewusst und offen auftritt, hat es leichter, mit seinen Mitmenschen auszukommen und in der Gruppe anerkannt zu werden.

Auch gelingt es ihm besser, durch richtige Argumentation zu überzeugen und die eigene Meinung durchzusetzen. Beim so genannten Selbstbehauptungstraining geht es darum, soziale Ängste, Unsicherheiten und Kontaktstörungen abzubauen und Kompetenzen zu erlernen.

Meidung von Gefahrensituationen

Selbstverteidigung bedeutet auch, Gefahrensituationen aus dem Weg zu gehen. Wer nachts allein durch menschenleere Straßen geht, wer sich zu alkoholisierten oder gewaltbereiten Gruppen gesellt, geht ein unnötiges Risiko ein.

Allerdings darf diese Art Selbstverteidigung nicht so weit reichen, dass allen alltäglichen Situationen aus dem Weg gegangen wird. Dann wäre ein Zustand der Angst erreicht, der erst recht zur Gefahr werden könnte.

Gerade ängstliche Personen profitieren vom Erlernen diverser Selbstverteidigungstechniken, die sie zur Abwehr von Angriffen nutzen können. Dies sind diverse Techniken aus dem Kampfsport, die sich relativ schnell erlernen lassen.

Wer überfallen wird, kann in eine Art "Schockstarre" verfallen und sich nicht zu verteidigen wissen. Wer in diesen Situationen auf Verteidigungstechniken zurückgreifen kann, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen sind, ist klar im Vorteil. Und wer sich sicher ist, solche Verteidigungstechniken zu beherrschen, tritt selbstbewusster auf.

Grundsätzlich lassen sich bei vielen Überfällen Parallelen zur Tierwelt ziehen. Einzelgänger und schwache Tiere werden ebenso schnell Ziel eines Angriffs durch Artgenossen, wie es der Fall bei isolierten und hilflos wirkenden Menschen ist. Den größten Teil der Selbstverteidigung macht somit die Selbstbehauptung in der Gruppe aus.

Blonde Frau in Boxhaltung, streckt die Faust entgegen, blauer Hintergrund
Blonde Frau in Boxhaltung, streckt die Faust entgegen, blauer Hintergrund

Selbstverteidigung beginnt im Kopf

Wer tätlichen Angriffen vorbeugen will, muss in der Lage sein, Situationen frühzeitig einzuschätzen. Provokationen und Beleidigungen sollten stets vermieden werden, souveränes Auftreten hingegen wirkt entschärfend.

Eskaliert die Lage dennoch, muss das richtige Mittel zur Abwehr gewählt werden. Dabei sollte die mildeste Technik zum Einsatz kommen, wobei dennoch der eigene Schutz im Vordergrund steht.

Egal, mit welchen Mitteln sich der Angegriffene verteidigt, es geht um sein Leben. Das Risiko der Verletzung des Angreifers darf eingegangen werden.

Vorzüge und Effektivität

Über die Effektivität vieler Selbstverteidigungsmaßnahmen lässt sich streiten. So bringen diese häufig nur dann etwas, wenn diese zuvor auch ausgiebig trainiert und verinnerlicht wurden.

Trotzdem sorgt das Erlernen und Beherrschen von Selbstverteidigung dafür, dass das Selbstbewusstsein in kritischen Situationen steigt. Und dies allein reicht häufig schon aus, damit es überhaupt nicht erst zum Übergriff kommt.

Für mehr Selbstbewusstsein

Diverse Statistiken besagen, dass ängstliche Menschen häufiger Opfer tätlicher Gewalt werden als solche, die selbstbewusst auftreten. Weshalb das so ist, liegt klar auf der Hand: Jeder Angreifer hat das Ziel, über andere Personen oder Gegenstände Macht ausüben.

Wer den Anschein erweckt, sich nicht wehren zu können, ist leichter zu überwältigen. Allein die Körperhaltung sagt viel über das Selbstwertgefühl und die vermeintliche Verteidigungsbereitschaft der betreffenden Person aus. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Wer sich zu wehren weiß, tritt sicherer auf und trägt so dazu bei, Angriffe zu vermeiden.

Vorzüge für Kinder

Doch nicht nur für Erwachsene kann Selbstverteidigung von Vorteil sein. Schon bereits in Form von Kindertraining finden sich zahlreiche Kurse, bei denen unterschiedliche Kampfstile mit einbezogen werden. Mögliche Bestandteile sind dabei

  • Grifftraining
  • Laufübungen
  • Fallübungen oder
  • die Imitation eines Schwertkampfs
Kleiner Junge in weißem Karate- oder Judoanzug bei Übung
Kleiner Junge in weißem Karate- oder Judoanzug bei Übung

Geübt wird auch der Angriff durch einen Fremden; dabei sollen die Kinder laut um Hilfe rufen und strampeln und natürlich wissen, wo und wie sie den Täter am besten anpacken. Es werden

  • Selbstvertrauen
  • Fairness und
  • Disziplin

vermittelt. Wichtig bei einem solchen Training ist auch der gegenseitige Respekt. Die Vorzüge eines solchen Trainings:

  • Aufbau von Durchhaltevermögen
  • Aufbau von Frustrationstoleranz
  • Lernen einer sinnvollen Verteidigung
  • Lernen der Unterordnung von Gruppenregeln
  • Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Steigerung der Konzentrationsfähigkeit

  • John Lofty Wiseman City Survival: Das Handbuch zur Selbstverteidigung, Pietsch Verlag, 2007, ISBN 3613503360
  • Michael Korn Selbstverteidigung für Kinder und Jugendliche, Pietsch Verlag, 2006, ISBN 3613505193
  • Christian Braun Selbstverteidigung gegen Messerangriffe, Meyer & Meyer Sport, 2005, ISBN 3898991296
  • Christoph Delp Selbstverteidigung verständlich gemacht: Herkunft, Hintergrund, Vermeidung, Notwehr, Kampfsport, Technik, Copress, 2005, ISBN 3767905647
  • Robert F Glener Selbstverteidigung von A bis Z, Kubayamashi-Do Fachbuchverlag, ISBN 3980837564
  • Janet Rodgers Selbstverteidigung. Der lebenswichtige Ratgeber - nicht nur für Frauen, Bassermann, 2004, ISBN 3809415774
  • Christian Braun Selbstverteidigung. Techniken die wirklich helfen, Meyer & Meyer Verlag, 2007, ISBN 3898993620
  • Andre Karkalis und Keith R. Kernspecht Verteidige Dich: Selbstverteidigung für Frauen. Grenzen ziehen. Grenzen bewachen. Grenzen verteidigen, Heel, 2003, ISBN 3893659641

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.