Selbstverteidigung und Kampfkunst: Grundlagen, Regeln und Gürtelgrade im Ju Jutsu

Ju Jutsu fällt in den Bereich der Selbstverteidigung. Die Kampfkunst stellt dabei ein wichtiges Element dar. Der Ursprung liegt in unterschiedlichen asiatischen Kampfdisziplinen, wie Karate, Judo und Aikido. Zum Einsatz kommen diverse Wurf-, Tritt- und Schlagtechniken. Informieren Sie sich über die Grundlagen, die Regeln sowie die Gürtelgrade im Ju Jutsu.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Worum geht es beim Ju Jutsu?

Ju Jutsu ist ein praktisches Selbstverteidigungssystem, das sich für das tägliche Leben und für jedermann, unabhängig vom Alter des Ausführenden, eignet. Um erfolgreich zu sein, müssen bestimmte Bewegungsabläufe und Techniken bis zum Automatismus eingeübt werden, die eine effektive Wirkung auf den Angreifer erzielen.

Verwendet werden kann Ju Jutsu gegen unterschiedliche Arten des Angriffs. Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Verteidigungstechniken zu erlernen. Vielmehr geht es darum, die trainierten Formen zu perfektionieren, bis sie in jeder Lebenslage abrufbar sind. Dann erst wird die Vielfalt der Techniken langsam erweitert.

Entstehung

Entstanden ist Ju Jutsu aus den asiatischen Kampfsportarten

wobei verschiedene Techniken ausgewählt und miteinander kombiniert wurden. Hier kommen insbesondere

  • Wurf- und Hebeltechniken
  • Fall- und Bodentechniken sowie
  • Schlag- und Tritttechniken

zum Einsatz. Diese werden lediglich in Grundzügen ihren Ursprüngen entnommen und sodann individuell abgewandelt.

Silhouetten zweier Aikido-Kämpfer im Sonnenuntergang
Silhouetten zweier Aikido-Kämpfer im Sonnenuntergang

Regeln und Elemente

Allerdings bedeutet dies nicht, dass Ju Jutsu ohne Einschränkungen ausgeübt werden darf. Der Dachverband DJJV entwickelte ein Reglement, das erlaubte von unerlaubten Techniken abgrenzt. Zuletzt wurde dieses im Jahr 2000 reformiert, wodurch der Einsatz von Elementen aus anderen Kampfsportarten erweitert wurde. Beispielsweise ist nun auch die Abwehr mit Stöcken und Messern erlaubt.

Insgesamt gibt es 12 unterschiedliche Elemente des Ju Jutsu, wobei Nervendruckpunkttechniken eine besondere Rolle spielen. Bekannt sind diese unter anderem aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, wo sie zum Beispiel zu Akupressurzwecken angewendet werden. Hinzu kommen Falltechniken, die dazu geeignet sind, möglichst unbeschadet aus dem Stand in die Bodenlage zu gelangen.

Ju Jutsu heißt übersetzt "sanfte Kunst". Es geht also nicht nur um die reine Verteidigung, sondern auch um entsprechendes Nachgeben.

  • Einerseits lässt geschicktes Ausweichen die Energie des Angreifers ins Leere gehen,
  • andererseits ist es möglich, diese ausgesandte Energie in eigene Energie umzuwandeln.

Zu unterscheiden sind also harte und weiche Methoden der Verteidigung. Die Kunst im Ju Jutsu besteht darin, die jeweils richtige Art der Verteidigung in perfekter Ausführung zum entsprechend notwendigen Zeitpunkt einzusetzen.

Die Gürtelgrade

Die Gürtelgrade: Unterteilt wird beim Ju Jutsu in Schülerund Meistergrade mit verschiedenen Gürtelfarben!

  • Schülergrade = Kyu
  • Meistergrade = Dan

Im Ju Jutsu wird das Können durch die Farbe des Gürtels angezeigt, der über der Kleidung getragen wird. Der Gürtel symbolisiert einen so genannten Grad, wobei Schülergrade Kyu und Meistergrade Dan genannt werden. Unter welchen Voraussetzungen diese erlangt werden können, regeln die Vorschriften des Dachverbandes DJJV.

Die Einführung von Gürtelgraden geht auf das Jahr 1895 zurück. Sie sind angelehnt an das deutsche Schulsystem, wobei mit dem 9. Kyu begonnen wird. Nach einer bestandenen Prüfung wird dem Schüler der 8. Grad verliehen. Der höchste Gürtelgrad für Schüler ist der 1. Kyu.

Die nachfolgenden Grade sind Meistergrade und beginnen aufsteigend mit dem 1. Dan und enden mit dem 10. Dan. Alle Grade bis zum 3. können innerhalb des Ju-Jutsu-Vereins erworben werden, wobei die ersten 5 nach einer erfolgreich abgelegten Prüfung erlangt werden. Die Prüfungsvorschriften für den 2. und 1. Grad sind differenziert nach Bundesland geregelt.

Alle weiteren Grade werden durch Verleihung erteilt. Wer noch keinen Meistergrad besitzt, wird als Mudansha bezeichnet. Ab dem 6. Dan darf man sich Großmeister nennen.

Schülergrade

Junge im Judoanzug knotet grünen Judogurt zusammen
Junge im Judoanzug knotet grünen Judogurt zusammen

Die Schülergrade unterscheiden sich aufsteigend in die Farben

  • weiß
  • gelb
  • orange
  • grün
  • blau und
  • braun.

Wer unter 14 Jahre alt ist, kann eine Kinderprüfung ablegen, bei der die Grade weiter unterteilt werden. Die Farbgebung ist wie folgt festgelegt:

  1. Begonnen wird mit dem weißen Gurt.
  2. Wer den Grad 6.1 erlangt hat, trägt einen weißen Gurt mit gelbem Aufnäher. Das Mindestalter hierfür wird mit 7 Jahren festgelegt.
  3. Der Gurt 6.2 ist weiß-gelb gefärbt. Er steht Kindern ab einem Aber von 8 Jahren zur Verfügung.
  4. Neunjährige, die den 5. Kyu erreicht haben, tragen Gelb.
  5. Der gelbe Gurt wird mit einem orangenfarbenem Aufnäher versehen, wenn die Prüfung zum 5.1 bestanden ist. Auf diesen folgt der gelb-orange Gurt.
  6. Unifarben orange ist er beim 4. Kyu. Dazu muss das Kind mindestens 11 Jahre alt sein.
  7. An diesen Gurt schließen sich der orange-grüne und der grüne an.

Meistergrade

Die Meistergrade beginnen mit dem 1. Dan und werden fortlaufend bis zum 10. Dan verliehen.

  • Die Farbgebung der Gürtel ist bis zum 5. Grad schwarz.
  • Besitzer des 6. bis 8. Dans tragen rot-weiß.
  • Ab dem 9. Grad darf ein roter Gürtel getragen werden.

  • Marc Walder Brazilian Jiu-Jitsu: Techniken, Training, Wettkampf, Pietsch Verlag, 2008, ISBN 361350586X
  • Heribert Czerwenka-Wenkstetten Canon des Nippon Jujitsu I: Begriffe, Grundlagen, Geschichte, Basistechniken, Tyrolia Verlaganstalt, 1993, ISBN 3702218157
  • Claus Wiehle Jiu Jitsu: Geschichte und Begriffe, Books on Demand, 2007, ISBN 3837000354
  • Werner Heim und Franz Josef Gresch Ju - Jutsu I. Grundtechniken. Moderne Selbstverteidiung, Falken-Vlg., Niedernhein, 1995, ISBN 3806802769
  • Georg Kulot und Elke Kulot Ju-Jutsu Basistechniken. Mit dem aktuellen Gürtelprüfungsprogramm, Falken-Vlg., Niedernhein, 1997, ISBN 3806815062
  • Dieter Rast und Jürgen Wedding Ju-Jutsu-Kampf: Grundlagen - Technik - Taktik, Boorberg, 2003, ISBN 3415031950

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