Sitzbälle - Merkmale, Vorteile und Einsatzgebiete

Sitzbälle erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie werden als gesundheitsfördernde Sitzgelegenheit genutzt - der Körper wird dabei dazu gezwungen, sich selbst zu stabilisieren, sodass auch die Tiefenmuskulatur angesprochen wird. Kinder nutzen den Ball hingegen eher als Spielgerät. Informieren Sie sich über die Merkmale, Vorteile und Einsatzgebiete des Sitzballs.

Von Kathrin Schramm

Sitzbällle - Merkmale und Vorzüge

Bei einem Sitzball handelt es sich um einen großen Ball zum Aufblasen bzw. Aufpumpen, und der als Sitzgelegenheit und Trainingsgerät - in diesem Fall spricht man auch von einem Gymnastikball - genutzt werden kann. Sitzbälle sind federnd und in unterschiedlichen Größen und Farben erhältlich.

Sowohl zuhause als auch im Arbeitsbereich kommen sie zur Anwendung. Auch sieht man sie häufig in Kinderzimmern.

Sind Sitzbälle gesünder für den Rücken als Stühle?

Die Frage, ob Sitzbälle für den Rücken gesünder sind als Stühle, kann nicht pauschal mit einem Ja oder mit einem Nein beantwortet werden. Richtig ist aber auf jeden Fall, dass sich die Sitzhaltung eines Menschen ganz direkt auf die Gesundheit seines Rückens auswirken kann. Gerade wer eine vorwiegend sitzende Tätigkeit ausübt, der sollte besonders auf seinen Rücken acht geben.

Das A und O: eine aufrechte Sitzhaltung

Bei einer gebeugten und spannungsarmen Sitzhaltung müssen die Rückenmuskeln keine Arbeit leisten. Das ganze Körpergewicht des Rumpfes ruht nun nicht mehr auf der Muskulatur, sondern direkt auf der Wirbelsäule des Rückens.

Ist die Sitzhaltung gebeugt, so wird die Wirbelsäule nach vorn gebogen. Die Muskulatur erschlafft mit der Zeit. Übrigens erschlaffen auf diese Weise auch die Bauchmuskeln, was zu unansehnlichen Entwicklungen und einem weichen, untrainierten Bauch führen kann.

Wer dagegen aufrecht sitzt, der beansprucht und stärkt seine Bauch- und Rückenmuskeln. Sie arbeiten, sind aktiv und bleiben über viele Jahre hinweg straff und geschmeidig. Auf diese Weise bleiben Haltungsschäden aus, die oft auch die Ursache für Rückenbeschwerden sind.

Schwangere Frau mit dickem Babybauch macht Übungen auf einem grünen Gymnastikball
Schwangere Frau mit dickem Babybauch macht Übungen auf einem grünen Gymnastikball

Die Vorzüge eines Sitzballs

Auf die Art der Sitzgelegenheit sollte deshalb besonderer Wert gelegt werden, denn sie hat einen direkten Einfluss auf die Sitzhaltung. Der Sitzball bietet dabei wesentliche Vorteile: Er verfügt über keine Rückenlehne. Ein nachlässiges und unbewusstes Anlehnen, das häufig der erste Schritt zu einer schlaffen Sitzhaltung ist, kann also schon einmal gar nicht stattfinden.

Zudem muss die Muskulatur in Bewegung bleiben, damit der Körper das Gleichgewicht auf dem Ball halten kann. Dazu werden die Füße flach und sicher auf dem Boden aufgesetzt. Der Oberkörper richtet sich automatisch auf, und die Muskulatur bleibt in ständiger Aktivität.

Wird auf dem Sitzball eine schlaffe und fehlerhafte Haltung eingenommen, so gerät der Körper aus seinem stabilen Gleichgewicht und muss korrigiert werden. Allein auf diese Weise wird die korrekte Sitzposition auf dem Sitzball so gut wie aufgezwungen.

Auch das Sitzen auf dem Stuhl kann gesundheitsfördernd sein

Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass es ungesünder wäre, auf einem herkömmlichen Stuhl zu sitzen. Neben der Abstufung in ergonomisch besonders gesundheitsfördernde und eher weniger gesunde Modelle muss ganz klar festgestellt werden, dass es nicht nur der Aufbau des Stuhls ist, sondern vielmehr die eingenommene Sitzhaltung, die über die Auswirkungen auf den Rücken entscheidet.

Schlechte Sitzgewohnheiten sind auch auf dem besten Stuhl noch möglich. Ebenso wichtig wie die Wahl der besten Sitzgelegenheit ist also auch hier die bewusste Einstellung.

Kritik und mögliche Alternative

Besonders als Sitzmöbel im Büro hatten Sitzbälle ihre Hochzeit. Die Tatsache, dass man aktiv darauf sitzt und seinem Rücken etwas Gutes tut, fand bei vielen Menschen Anklang.

Allerdings eignet sich der Ball nicht, um acht Stunden, also einen ganzen Arbeitstag lang, darauf zu sitzen. Die ständige Forderung des Körpers ist ermüdend und wirkt sich auch negativ auf die Arbeitsleistung aus.

Wichtig ist daher der gezielte Einsatz des Balls. Mehr bzw. öfter als zwei bis drei mal für 20 Minuten darauf sitzen, wird nicht empfohlen.

Das macht den Sitzball zu einem gelegentlichen Trainingsgerät, welches dafür jedoch recht sperrig ausfällt. Als gute Alternative hat sich das Ballkissen erwiesen.

Dabei handelt es sich um eine Sitzscheibe, die mit Luft gefüllt ist, und die man auf den Bürostuhl legen kann. Auch hier ist die Notwendigkeit gegeben, dass sich der Körper selbst stabilisieren muss.

Auch auf dem Ballkissen sollte man nicht länger/öfter sitzen als oben beschrieben. Allerdings hat man hier den Vorteil, dass man das Kissen einfacher verstauen kann.

Einsatzgebiete

Sitzbälle sind bei Kindern und bei Erwachsenen inzwischen gleichermaßen beliebt, auch wenn die Gründe dafür ganz unterschiedliche sein können.

Sitzbälle für Kinder

Kinder lieben vor allem das spielerische und dynamische Sitzen auf dem Sitzball. Sie nutzen ihn gerne als Spielgerät, mit dem sich die Körperbeherrschung und die Beweglichkeit gleichermaßen trainieren lassen.

Als Stuhlersatz am Schreibtisch eignen sich Sitzbälle für Kinder nur bedingt. Sie lassen sich zu leicht ablenken und beginnen mit dem Turnen und Spielen, anstatt sich auf die anstehenden Arbeiten zu konzentrieren.

Im Kindersport oder Kinderturnen jedoch finden Sitzbälle viele sehr gute Anwendungen. Hier können sie als beliebte Übungen für Balancespiele und Fortbewegungsspiele eingesetzt werden.

Schon die kleinsten Kinder erfreuen sich daran, auf dem Sitzball zu schweben und unter Hilfestellung mit ihm herumzutollen und herumzurollen. Auch das Vertrauensverhältnis zwischen dem Kind und der betreuenden Person wird durch solche Spiele gestärkt. Im Turnen mit größeren Kindern werden die Sitzbälle sehr gut zu kräftigenden Gymnastikübungen eingesetzt, bei denen gleichzeitig auch der Gleichgewichtssinn gestärkt wird.

Gelber Hüpfball auf weißem Hintergrund
Gelber Hüpfball auf weißem Hintergrund

Lustige Sitzbälle mit Tiermotiven

Sitzbälle haben nicht mehr das angestaubte Gesundheitsimage, sondern kokettieren vielmehr inzwischen fröhlich mit ihrem gesundheitsfördernden Faktor. Mit der Zeit wurden sie moderner, peppiger und bunter gestaltet.

So sind sie heute in Büros, Praxen und Privaträumen in allen nur erdenklichen Farben zu finden. Auch gemusterte Sitzbälle tauchen immer häufiger auf, die sich optimal zum individuellen Einrichtungsstil kombinieren lassen.

Sitzbälle fürs Kinderzimmer

Auch in den Kinderzimmern haben sich Sitzbälle inzwischen einen festen Platz erobert. Hier werden sie nicht nur zum Sitzen, sondern auch zum Turnen und zum Toben verwendet und sind bei den Kindern sehr beliebt. Noch besser werden sie angenommen, wenn sie mit Motiven verziert sind, die die Kinder ganz besonders ansprechen.

Die größten Verkaufsschlager sind dabei die Sitzbälle, die mit Tiermotiven ausgestattet sind. Sehr beliebt sind Welpen und junge Tiere, aber auch große Streicheltiere und andere Sympathieträger. Bekannte Tierfiguren aus Filmen oder Comics werden ebenso gern genommen wie Tiere mit einem besonders lustigen Gesichtsausdruck.

Auf etwas weniger Akzeptanz - vor allem bei jüngeren Kindern - stoßen jedoch Tiermotive, die gefährliche oder aggressive Tiere darstellen. Ein Löwe, Tiger oder eine Schlange spricht das Kleinkind nicht wirklich an, wird jedoch im Bereich der Jugendlichen als "cool" eingestuft und eher akzeptiert als ein zu kindliches Motiv.

Sitzbälle in Arztpraxen

Gerade in Arztpraxen oder Räumen der Physiotherapie sind die bunten Sitzbälle mit hübschen Tiermotiven bei den Kindern sehr beliebt und werden sehr gut angenommen. Häufig können sie bei neuen kleinen Patienten auch als Türöffner für erste Gespräche und vertrauensbildende Maßnahmen eingesetzt werden. Viele Kinder wünschen sich einen solchen bunten und lustigen Sitzball dann auch für zuhause.

Sitzbälle für Erwachsene

Erwachsene dagegen nutzen Sitzbälle häufig in ihrer ursprünglichen Eigenschaft, nämlich als komfortable und gesundheitsfördernde Sitzgeräte. Gerade Menschen mit chronischen Rückenschmerzen suchen Hilfe oft beim Sitzball. Die dynamische Position verhilft zu einer aufrechten und bewussten Sitzhaltung.

Wer den Sitzball nutzt, der kann dies nur schwer mit rundem Rücken tun. Schon die Füße stehen angewinkelt auf dem Boden, und der Oberkörper muss sich aufrichten, um die Balance auf dem Ball zu halten. Eine Kräftigung der Rücken- und der Lendenmuskulatur ist die Folge, die sich insgesamt sehr positiv auf den Bewegungsapparat auswirkt.

Auch im Bereich der Kranken- und Reha-Gymnastik werden Sitzbälle angewendet. Sie eignen sich sehr gut auch für Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, denen sie einen Teil des verlorenen Körpergefühls zurück geben. Diese Übungen sollten jedoch nur unter Aufsicht durchgeführt werden.

Sitzbälle werden im therapeutischen Bereich vielfach für Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur eingesetzt. Doch auch andere körperstabilisierende Übungen können mit ihnen durchgeführt werden.

Doch auch Leistungs- und Kraftsportler nutzen Sitzbälle für ein ganz gezieltes Aufbauprogramm. Sie dienen als Unterlage und sind deshalb besonders interessant, da zusätzliche Kräfte zur Stabilisierung dieser Unterlage aufgebracht werden müssen. So werden zum Beispiel Liegestütze ausgeführt, bei denen die Füße auf dem Sitzball aufliegen.

Der Sitzball gegen Rückenschmerzen

Ist es möglich, Rückenschmerzen mit dem Sitzball effektiv zu begegnen? Diese Frage interessiert viele Menschen, die häufig seit Jahren Probleme mit dem Rücken haben. Leider lässt sie sich jedoch nicht ganz so pauschal beantworten.

Manche Rückenbeschwerden, Rückenschmerzen und Rückenprobleme können tatsächlich durch die aktive Nutzung des Sitzballs gemildert oder ganz kuriert werden. Andere dagegen sind möglicherweise bereits chronisch oder haben medizinische Ursachen, die nicht ganz so einfach zu beheben sind, sondern einer intensiveren Therapie bedürfen.

Diagnose stellen lassen

Wer seine Rückenprobleme mit dem Sitzball selbst therapieren möchte, der sollte also in jedem Fall vorab einen Orthopäden oder seinen Hausarzt aufsuchen, um sich eine genaue Diagnose stellen zu lassen. Der Facharzt, häufig auch der Physiotherapeut, können meist eindeutige Auskunft geben, ob die Anwendung des Sitzballs sinnvoll ist und eine Besserung verspricht.

Rückenschmerzen durch Fehlbelastung

In der Tat ist es richtig, dass sehr viele Rückenschmerzen aus einer Fehlbelastung des Bewegungsapparats resultieren. Durch eine ständig sitzende Tätigkeit in leider meist oft zu schlaffer Sitzposition wird die Muskulatur des Rumpfs zu wenig aktiv genutzt und beginnt daher zu verkümmern. Haltungsschäden, Verspannungen und Rückenschmerzen können die Folge sein.

Linderung durch den Sitzball

Bei Rückenschmerzen, die also nachweislich auf eine schlechte und zu passive Sitzhaltung zurück zu führen sind, kann der Einsatz eines Sitzballs tatsächlich Abhilfe oder Linderung verschaffen. Das Geheimnis des Erfolgs ist ganz einfach und schnell erklärt: Der Sitzball zwingt den Sitzenden ganz automatisch in eine aktive und aufrechte Sitzposition.

Es ist keine Rückenlehne vorhanden; der Körper muss sich selbst aufrecht halten. Zudem nimmt der runde Sitzball selbst kleine Bewegungen so auf, dass er die Sitzposition ins Ungleichgewicht bringt. Selbst beim vergleichsweise ruhigen Sitzen muss der Mensch also ständig an seinem Gleichgewicht arbeiten, und dies gelingt in einer aufrechten Haltung wesentlich besser als in einer schlaffen, zusammen gesunkenen Haltung.

Auf diese Weise werden die Rückenmuskeln, aber auch die Bauchmuskeln benötigt, bewegt und dauerhaft gestärkt. Diese gestärkten Muskeln entlasten das Knochengerüst, auf dem nun weniger Eigengewicht ruht. Zugleich werden durch die sanften und leichten Bewegungen lange bestehende Verspannungen und Verkrampfungen gelöst.

Die beste Ausgangsposition für ein entspanntes und aktives Sitzen ist so, dass die Füße fest neben dem Körperschwerpunkt auf dem Boden stehen. Die Knie sind rechtwinklig angewinkelt.