Lowrider - Merkmale, Modelle sowie Vor- und Nachteile

Lowrider sind Fahrräder für Individualisten. Deswegen lässt ein Lowrider sich nicht pauschal beschreiben, jedes Modell sieht anders aus. Typisch sind die niedrige Sitzposition sowie ein bananenförmiger Sattel. Der Lenker sticht im Design oft besonders hervor. Informieren Sie sich über Merkmale, Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Modelle eines Lowriders.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Lowrider: Generelle Merkmale

Der Lowrider ist ein Fahrrad mit extrem niedriger Sitzposition. Diese besitzt das Liegerad allerdings auch.

Wer den Unterschied zwischen beiden Bauarten erkennen will, sollte sich darauf besinnen, was die Konstrukteure des Lowriders ausdrücken wollen: Lebensfreude, Kreativität, alles also, was normalen Fahrrädern fern ist. Und alles, was an Individualismus erinnern lässt.

Baumerkmale

Bezeichnend für Lowrider sind ihre bananenförmigen Sättel; ähnliche findet man auch bei Bonanzafahrrädern. Hinzu kommen

  • Schutzbleche
  • Stoßstangen
  • Auspuffrohre,

wobei Letztere natürlich nur Imitationen sind. Lenker und Pedale werden gern durch auffälligere Bauteile ersetzt, teilweise ist eine Abwandlung aufgrund der langgestreckten Rahmenkonstruktion nötig. Spezielle Räder besitzen eine Größe zwischen 20 und 26 Zoll, dafür aber extrem viele Speichen.

Chrom und Gold auf Anbauteilen sind ein Muss, sonst würde der Individualismus leiden. Und damit der Lowrider nach all den erfolgten Bastelarbeiten noch auffälliger wird, erhält er von seinem Konstrukteur eine individuelle Lackierung.

Technisches Know-how ist ein Muss

Damit Lowrider-Konstruktionen langlebig sind, muss der "Bastler" einiges technische Wissen besitzen. Beispielsweise ziehen Verlegungen von Tretlagern und Achsen Veränderungen an den Pedalen oder Rädern nach sich.

Werden die Tretlager extrem tief gelegt, sind Verkürzungen von Tretkurbeln nötig. Werden Tretlager nach oben verlegt, müssen sie auch nach vorn verlegt werden, damit der Lowrider fahrbar bleibt. Ansonsten wird lediglich ein Showbike produziert.

Showbikes sind etwas für das Auge. Sie dienen lediglich als Ausstellungsstücke, sind technisch allerdings nicht fahrbereit.

Auch wenn es widersinnig erscheinen mag, solche Gefährte zu konstruieren, gibt es in der Lowrider-Szene etliche Anhänger dieser Showbikes. Sie organisieren spezielle Veranstaltungen, auf denen sie den Interessierten ihre Modelle vorführen. Ein Showbike ist ein typischer Lowrider.

Lackierungstechniken

Beliebt sind Airbrushtechniken, die Professionalität beweisen. Dazu werden wird den Lowridern zunächst eine Farbgebung mittels Spritzpistole verpasst, die anschließend mit einem Klarlack überzogen wird. Durch die bei dieser Technik entstehenden Farbverläufe kann eine sehr naturgetreue Nachbildung erreicht werden, die an Fotos erinnert.

Aber auch das Custompainting, eine andere Form des Bemalens, ist bei der Gestaltung des Lowriders üblich. Eine spezielle Maltechnik ist das Dekorieren des Rahmens im Nadelstreifendesign, das so genannte Pinstriping, mit dem besondere Konturen hervorgehoben werden sollen.

Verschiedene Lowrider-Modelle

Lowrider sind Fahrräder, die eine extrem niedrige Sitzposition aufweisen. Bei vielen Modellen ist diese durch individuelle Umbauten von Bastlern entstanden, einige Lowrider-Modelle werden auch in Serie gefertigt.

Lowrider sind ebensolche Individualisten wie dessen Fahrer, beide besitzen bestimmte Vorbilder. Beispielsweise handelt es sich dabei um originelle Motorrad- oder Autotypen.

Diese Vorbilder inspirieren Hersteller und Bastler zu Rahmenkonstruktionen und -umbauten, die gar nicht mehr so viel mit einem Fahrrad gemein haben. Tank- und Auspuffnachbauten oder Stoßstangen beispielsweise. Fast alle Lowrider präsentieren sich mit Chrom- und Goldanbauteilen.

Beachcruiser

Um über die Bauart des Lowriders zu entscheiden, spielt es eine Rolle, welches Fahrzeug er imitieren soll, aber auch, wo sein Einsatzgebiet liegt. Der Beachcruiser, der hauptsächlich am Strand gefahren wird, besitzt sehr breite Reifen und einen breiten, nach hinten gezogenen Lenker.

In Abwandlung lässt sich die Sitzposition des Beachcruisers so konstruieren, dass ein Lowrider entsteht. Dem besonders auffälligen Cruisen im Sand steht dann nichts mehr im Wege.

Stretchcruiser

Andere Lowrider weisen neben ihrer tiefen Sitzposition eine extreme Länge aus. Sie sind den Stretchcruisern nachempfunden und lassen sich nur in äußerst gestreckter Körperhaltung fahren. Längen über 2,20 Metern sind keine Seltenheit.

Um zusätzliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, werden einige dieser ohnehin extravaganten Erscheinungen noch mit einem Anhänger verlängert. Dieser sorgt immerhin für ein gewisses Maß Alltagstauglichkeit.

Chopper-Fahrräder

Chopper-Fahrräder lassen sich ebenfalls so umbauen, dass ihre Rahmenkonstruktion in Straßennähe liegt. Mit ihren langen Doppelbrückengabeln und dem extrem hohen Lenker erinnern diese Lowrider bereits auf den ersten Blick an die gleichnamigen Motorräder. Das Verbauen von Chromteilen ist bei dieser Art Lowrider ebenso ein Muss wie die Anwendung spezieller Bemalungs- oder Lackierungstechniken.

Wo sonst, wenn nicht auf dem angedeuteten Tank, ließe sich das kreative Design so optimal hervorheben? Das sehr breite Hinterrad verleiht den Chopper-Lowridern ein ruhiges Fahrgefühl.

Soft-Cruiser

Die gemäßigte Form des Cruisers stellt der Soft-Cruiser dar. Sein Aussehen lässt sich fast mit dem eines normalen Fahrrades vergleichen. Und doch ist er ein Mix unterschiedlicher Cruiser-Modelle.

  • Seine Bereifung fällt schmaler als beim Beach-Cruiser aus,
  • die Tretlager sind denen von Tourenrädern ähnlich,
  • der breite Lenker erinnert an den Chopper.

Um ihn als Lowrider fahren zu lassen, fehlt also nur noch die tiefere Sitzposition.

Vor- und Nachteile eines Lowriders

Lowrider gehören zu den Ausnahmeerscheinungen unter den Fahrrädern. Sie überzeugen allein durch ihre beeindruckende Erscheinung, alltagstauglich sind sie aufgrund ihrer speziellen Konstruktion nur bedingt.

Vorteile

Lowrider sind Fahrräder, die durch ihr Design auffallen. Und das sollen sie auch. Ihre Alltagstauglichkeit spielt bei Lowrider-Liebhabern eher eine nebensächliche Rolle.

Wer auf dem Lowrider unterwegs ist, möchte vor allem bestaunt, bewundert werden. Ein Lowrider lohnt sich also für Menschen, die von anderen Menschen gesehen werden wollen.

Einen Lowrider zu fahren bedeutet aber auch eine gewisse Portion Spaß. Selbst wenn längere Fahrten Kniegelenke, Rücken und Gesäß strapazieren, kann es als Erlebnis bezeichnet werden, einmal auf solch außergewöhnlichem Gefährt durch die Straßen zu cruisen. Eben, weil das Fahrgefühl ein ganz ungewöhnliches ist.

Wer auf seiner Tour ein wenig Gepäck mitnehmen möchte, kann sich hierfür spezielle Transportmöglichkeiten konstruieren, die sich bevorzugt auf der Vorderachse anbringen lassen. Käuflich erwerben lassen sie sich natürlich auch, aber welcher Individualist möchte schon Anbauteile von der Stange?

Nachteile

Besonders ergonomisch ist ein Lowrider allerdings nicht. Wie bereits erwähnt, leiden unter anderem die Kniegelenke. Die Ursache hierfür ist im extrem kurzen Abstand zwischen Tretlager und Sattelmitte zu suchen, der durch die Tieferlegung des Rahmens nicht zu vermeiden ist.

Durch die niedrige Sitzposition ist es dem Fahrer nicht möglich, den Körper bei Unebenheiten aus dem Sattel zu heben, wodurch die Bandscheiben trotz guter Federung extremen Belastungen ausgesetzt sind. Sind Gefahrensituationen absehbar, ist es dem Fahrer kaum möglich, noch rechtzeitig von seinem Gefährt abzusteigen. Dies erhöht natürlich das Verletzungsrisiko.

Die relativ kleinen Laufräder am Lowrider lassen nur langsam Tempo aufkommen. Die unergonomische Positionierung von Beinen und Füßen verlangt obendrein einen höheren Kraftaufwand, um den Lowrider zu bewegen.

Wer sportlich unterwegs sein möchte, wird wohl eher auf ein anderes Fahrrad zurückgreifen, für Rennen ist er nicht konstruiert. Beachtenswert ist auch das relativ hohe Gesamtgewicht des Lowriders, welches seinen Transport schwierig gestaltet. Eben mal schnell auf die Schulter nehmen lässt er sich nicht.

Zusammenfassend kann der Lowrider als ein Liebhaberstück bezeichnet werden. Nicht umsonst liegt vielen Fans gar nichts daran, ihr Fahrrad zu bewegen. So genannte Showbikes dienen ausschließlich als Ausstellungsstücke und werden auf Veranstaltungen einem ausgewählten Publikum präsentiert.

Die Geschichte der Lowrider

Der Lowrider gehört durch seine spezielle Konstruktion zu den Auffälligsten unter den Fahrrädern. Er entstand zu einer Zeit, als es darauf ankam, sich von der Masse abzuheben. Ein Lowrider ist Lebensfreude pur.

Lowrider sind relativ schwere Fahrräder mit extrem niedriger Sitzposition. Spezielle Rahmenkonstruktionen, durch Umbauten entstanden, die Verlegung von Tretlagern und Vorderachsen sind nur einige Voraussetzungen, damit ein Fahrrad die Bezeichnung Lowrider verdient.

Der Lowrider ist ein Gefährt für Bastler. Man könnte behaupten: Wer nichts anderes zu tun hat, baut sich einen Lowrider. Und so ähnlich entwickelte er sich auch.

Der Drang nach purem Lebensgefühl

Nachgesagt wird jugendlichen mexikanischen Einwanderern, dass sie in den 60er Jahren den Lowrider erfunden hätten. Mit viel Ausdauer, mit viel Aufwand und mit dem Drang nach echtem Lebensgefühl. Realisten werden sich fragen, was diese Gefährte für einen Sinn machen, zumal einige von ihnen nicht einmal fahrtüchtig sind.

Doch den Jugendlichen ging es nicht darum, etwas Sinnvolles zu schaffen, sondern Kreativität und Lebensfreude auszudrücken. Und ihren eigenen Stil. Immerhin wurden sie durch diese Beschäftigung davon abgehalten, Straftaten zu begehen.

Eine Weiterentwicklung des Cruisers

Dabei ist der Lowrider nichts anderes als die Weiterentwicklung des Cruisers. Dieser entstand in seiner ursprünglichen Form bereits im Jahre 1891 und wurde durch den Deutschen Ignaz Schwinn in Amerika präsentiert. Grund für dessen Auswanderung war das sture Festhalten der Deutschen an herkömmlichen Fahrradmodellen, während die Amerikaner sich offen für Neuerungen zeigten.

Es dauerte nicht lange, da cruisten sie. Wörtlich übersetzen lässt sich dieser Ausdruck nicht, denn im eigentlichen Sinne ist das gemütliche Promenieren gemeint. Eine Art Lebensgefühl also.

Abgrenzung von der Masse

Bis in die 50er Jahre entwickelten sich einige Sonderformen des Cruisers, beispielsweise der Chopper oder der Softcruiser. In den 60er Jahren, als der Cruiser schon fast aus der Mode war, trumpfte der Lowrider auf. Typisch für seine Bauform ist der Bananensattel, angedeutete Auspuffrohre, verchromte oder vergoldete Anbauteile.

Im Grunde genommen wurde das Design namensgleichen Motorrädern oder Autos nachempfunden, welche die Jugendlichen sich aus finanziellen Gründen nicht leisten konnten. Mit ihren auffälligen Fahrrädern bildeten sie jedoch eine eigene Szene und grenzten sich von der Masse ab. Dieser Szene sind viele Anhänger treu geblieben, so dass es auch heute noch interessante Lowrider zu sehen gibt.