Gymnastikreifen - Merkmale und Einsatzgebiete

Gymnastikreifen lassen nicht nur die beliebten Hula-Hoop-Übungen zu. Sie eignen sich als vielfältiges Profisportgerät ebenso wie als Trainingsgerät im privaten Freizeitbereich und begeistern Kinder ebenso wie Erwachsene. Zu den gängigen Materialen zählen Holz sowie Kunststoff. Lesen Sie über die Vielfalt der Gymnastikreifen und informieren Sie sich über mögliche Einsatzgebiete.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Gymnastikreifen - Merkmale und Nutzen

Bei einem Gymnastikreifen handelt es sich um einen Reifen bzw. Ring mit einem großen Durchmesser, welcher sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen für unterschiedliche Übungen im sportlichen Bereich eingesetzt werden kann. Bekannter dürfte ein solcher Reifen unter der Bezeichnung des Hula-Hoop-Reifens sein.

Hula-Hoop ist auch heute noch die bekannteste Übung, die sich mit dem Gymnastikreifen durchführen lässt. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht erinnert, in seiner Kindheit mit so einem Reifen um die Hüften über die Wiese geturnt zu sein.

In den 50er und 60er Jahren gab es einen regelrechten Hula-Hoop-Boom. Dann wurde es einige Jahre still um dieses Sportgerät, bis es vor einiger Zeit wieder zu neuem Leben erwachte. Inzwischen ist der Gymnastikreifen ein Trainingsutensil für Abnehmwillige und wird im Fachhandel sogar in der Kategorie "Bauchtrainer" angeboten.

Vielfältige Anwendungsgebiete

Dabei kann ein Hula-Hoop-Reifen mehr, als nur den Bauch trainieren. Gymnastikreifen werden auch im medizinischen, pädagogischen und pflegerischen Bereich eingesetzt. Sie sollen

  • Beweglichkeit
  • Disziplin
  • Ausdauer und
  • Motorik

schulen und stärken.

In Kindergärten

In Kindergärten gehört der Gymnastikreifen sowohl in den Übungsbereich während der Sportstunden als auch in den Spaßbereich während des Aufenthaltes im Freien. Dort können Kinder ihrem Bewegungsdrang ungehindert nachgehen und selbst die traditionelle Sportart des Reifenschlagens neu entdecken.

Außerdem fasziniert es Kinder, den kreisenden Bewegungen eines Reifens zuzusehen und auf unterschiedlichen Bodenbelägen zuzuhören. Das Spielen und Üben mit dem Gymnastikreifen spricht also alle Sinne an.

In der Altenpflege

Im Altenpflegebereich nutzt man Gymnastikreifen ebenfalls für Übungen. In Einzelstunden genauso wie in der Gruppe.

Um Gelenkversteifungen zu vermeiden, ist es wichtig, alle Extremitäten regelmäßig durchzutrainieren. Ein Gymnastikreifen ist dabei ein Hilfsmittel, das auch alten Menschen diese Übungsstunden erleichtert.

Er ist ein ideales Gerät, das man sich gegenseitig zureichen beziehungsweise zurollen kann. Der Reifen kann über Kopf gehalten werden, vor den Körper oder seitlich von ihm gestreckt.

Die Übungen lassen sich so abwechslungsreich gestalten, dass Senioren an dem eigentlichen Kinderspiel großen Gefallen finden, zumal sich viele dabei an ihre eigene Kindheit zurück erinnern können. Und nicht wenige von ihnen werden ausprobieren, ob ihnen der Hula-Hoop wohl noch gelingt.

Mann und Frau beim Seniorensport in einem Park, machen Übungen mit einem Hula-Hoop-Reifen
Mann und Frau beim Seniorensport in einem Park, machen Übungen mit einem Hula-Hoop-Reifen

In der Sportgymnastik

In der rhythmischen Sportgymnastik ist der Gymnastikreifen ein bis heute unerlässliches Sportgerät. Ebenso wie das Gymnastikband und die Keule dient er als Hilfsmittel, das akrobatische Sprung- und Tanzübungen noch attraktiver erscheinen lässt.

Effektive Übungen zur Kräftigung und Mobilisation

Der Gymnastikreifen lässt sich für viele unterschiedliche Übungen zur Kräftigung und Mobilisation einsetzen. Im Folgenden geben wir ein paar Beispiele.

Der Reifen sollte einen Durchmesser von einem Meter aufweisen. Wichtig ist, dass keinerlei Beschädigungen, insbesondere Risse in Holzreifen, vorhanden sind.

  • Reifenroller im Stehen: Man stellt den Reifen vor dem Körper auf und fasst ihn mit beiden Händen; nun rollt man ihn zur rechten Seite und verlagert entsprechend auch das Gewicht dorthin. Nun rollt man zurück und wechselt die Seite.

  • Reifen-fenster: Man steht in leichter Seitgrätsche und hält den Reifen mit zwei Händen auf Höhe der Schultern. Nun dreht man ihn, bis ein Arm nach oben gestreckt wird. Der Körper sollte dadurch seitlich gestreckt werden; diese Position hält man einige Sekunden.

  • Reifenbeuge: Man steht in breitem Stand und hält den Reifen mit beiden Händen über dem Kopf fest; die Knie sind leicht gebeugt. Nun führt man einige Kniebeugen durch.

  • Reifenwaage: Man steht in einer leichten Schrittstellung und hält den Reifen senkrecht vor dem Körper; die Arme sind leicht gebeugt. Nun neigt man den Oberkörper gerade nach vorne - das hintere Bein wird dabei angehoben. Der Reifen wird zum Körper herangezogen und wieder weggestreckt.

  • Bauchübung mit Reifen: Man liegt auf dem Rücken und hat die Beine angewinkelt; den Reifen hält man mit beiden Händen und führt ihn Richtugn Decke über den Kopf. Die Ellbogen sind leicht gebeugt; nun baut man Spannung auf und zieht den Reifen "auseinander". Die Beine werden zu einer Seite und wieder zurückgekippt, ohne den Boden zu berühren.

Gängige Materialien und Größen von Gymnastikreifen

Aktuelle Gymnastikreifen zeichnen sich durch ein geringes Gewicht und Farbvielfalt aus, was sie zu handlichen und attraktiven Sportgeräten macht. Doch das war nicht immer so. Frühere Gymnastikreifen hätte man genauso gut im Kraftsport einsetzen können.

Erst Ende der 50er Jahre entwickelte man Kunststoffe für die Verwendung in Gymnastikreifen. Zuvor nutzte man unterschiedliche Bauteile, die an anderen Stellen nicht mehr benötigt wurden.

Eisenringe, die als Halterungen von Holzfässern dienten beispielsweise. Und diese gaben dem Hula-Hoop-Reifen auch seinen Namen, Hoop bedeutet im Englischen "Fass".

Hula hingegen hat seinen Ursprung in einem Tanz aus Hawaii. Wer so einen Fassrahmen um seine Hüften kreisen lassen konnte, musste schon über eine gewisse Kondition verfügen.

Die leichtere Variante dieser Metallreifen bildeten ausgediente Stahlfelgen von Fahrrädern, aus denen Speiche und Nabe entfernt waren. Und auch Bandreißer aus Weiden- oder anderen Weichhölzern wurden gern zu Gymnastikreifen umfunktioniert.

Junge Frau im Sportoutfit hält Hula-Hoop-Reifen
Junge Frau im Sportoutfit hält Hula-Hoop-Reifen

Gymnastikreifen aus Holz

Holz ist immer noch ein beliebter Ausgangsstoff zur Herstellung von Gymnastikreifen, zumal er ökologisch und hautsympathisch ist. Aus einem Stück werden sie schon lang nicht mehr gefertigt. Mehrfach verleimte und geschliffene Hölzer sind gebräuchlich.

Holzreifen gibt es in den unterschiedlichsten Größen und Holzarten. Die größten Gymnastikreifen besitzen einen Durchmesser von 90 Zentimetern, kleinere einen Durchmesser von 60, 70 oder 80 Zentimetern. Die Größe des Gymnastikreifens lässt sich also der Größe des Sportlers anpassen.

Bei einer Körpergröße von etwa 1,70 Metern wird ein Gymnastikreifen mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern empfohlen. Individuelle Vorlieben und das zu absolvierende Übungsprogramm haben ebenfalls einen Einfluss auf die Reifengröße.

Gymnastikreifen aus Kunststoff

Leichter, farbenfroher und zudem mit einigen Zusatzfunktionen ausgestattet sind Gymnastikreifen aus Kunststoff. Besonders Kinder setzen auf sie. Metalliclackierungen machen Gymnastikreifen zu einem echten Highlight.

Spezielle Flexi-Reifen besitzen einen besonders stabilen Aufbau, der sich im Querschnitt des Reifens erkennen lässt. In seinem Inneren befinden sich zusätzliche Kunststoffverbindungen. Mit Noppen ausgestattete Modelle versprechen eine zusätzliche Massage von "Problemzonen" und sprechen daher besonders abnehmwillige Personenkreise an.

Andere Reifen lassen sich aus einzelnen Elementen zusammenstecken und im Bedarfsfall wieder auseinander nehmen. Dadurch ist der Platzbedarf solcher Gymnastikreifen besonders gering.

Gymnastikreifen, die für Wettkämpfe benutzt werden sollen, müssen bestimmten Vorschriften entsprechen, damit sie zugelassen werden. Solche Gymnastikreifen sind am Siegel "F.-I.-G.-zertifiziert" erkennbar.

Die Geschichte der Gymnastikreifen

Gymnastikreifen, auch unter dem Namen Hula-Hoop-Reifen bekannt, sind Sportgeräte, die sich nicht nur bei Kindern großer Beliebtheit erfreuen. Ob in Sport- oder Tanzgruppen oder im Freizeitbereich angewandt, sie fördern Beweglichkeit und Koordinationsvermögen des Benutzers.

Die Übermittlung einer frohen Botschaft

Dem Reifen mit seiner kreisrunden Form kam schon immer eine besondere Bedeutung zu. Nicht umsonst schmücken noch heute ringförmige Gestecke die unterschiedlichsten Festtafeln. Sie dienen als Adventskranz oder als letzter Gruß an den Verstorbenen bei Begräbnissen.

Ein Kreis bedeutet Vollkommenheit, Unendlichkeit, oft auch Sonne oder Himmelsgewölbe. Eine Botschaft, die übermittelt werden soll. Diese Erkenntnis dürfte auch den berühmten Arzt Hippokrates im 4. Jh. v. Chr. veranlasst haben, gerade einen Reifen, damals noch Reif genannt, für verschiedene medizinische Anwendungen zu nutzen.

Er empfahl Menschen, die unter zartem Gemüt und schwacher Verfassung litten, das Reifentreiben, das sich im 19. Jahrhundert sogar zu einem Wettkampfspiel unter Kindern und Jugendlichen entwickelte. Dabei musste der Reifen mit Hilfe eines Stockes vorwärts getrieben werden, ohne dass er umkippte.

In anderen Kulturen ging es darum, mit dem Reifen auf spielerische Weise überlebenswichtige Jagdtechniken zu erlernen. Bei den Indianern beispielsweise diente die Reifenöffnung als Ziel, das es mit dem Pfeil zu treffen galt. Und auch heutzutage noch wird der Kreis, auch in seiner Form als Scheibe, gern als Ziel für sportliche Wettkämpfe genutzt.

Der Trend des Hula-Hoops

Einige Übungen mit dem Gymnastikreifen können als eine Art Modeerscheinung betrachtet werden. Während der Reifen in der rhythmischen Sportgymnastik zu keiner Zeit weg zu denken war, erlebte er in den 60er Jahren eine Revolution als Hula-Hoop-Reifen, der besonders den sportbegeisterten jungen Frauen um die Hüften kreiste.

Aber auch Kinder konditionierten ihren Körper mit solcherlei Übungen, wobei sie diese als unterhaltsames Spiel betrachteten. Natürlich fanden im Dauerhulahoop auch Wettkämpfe statt.

Es ging darum, den Reifen möglichst lange kreisen zu lassen, ohne dass er den Boden berührte. Sei es

Akrobatische Kunststücke mit dem Gymnastikreifen

Im Zirkus oder im Varieté sah man Artisten, mit dutzenden Gymnastikreifen bestückt, die akrobatischsten Kunststücke vorführen. Aktuell ist der Gymnastikreifen immer noch Sportgerät in Gymnastikgruppen. Und außerdem ist er ein kostengünstiges und zudem noch gesundes Hilfsmittel, wenn jemand überschüssige Kalorien verbrennen möchte.